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Geschichtsbücher, Buchgeschichten<br />
Vorgestellt von Matthias Dohmen<br />
Pirat und Apotheker.<br />
Die Story über Rob und Ben erinnert<br />
an „Max und Moritz“ und stammt aus<br />
der Feder von Robert Louis Stevenson.<br />
Robin zieht es aufs Meer, wo er als Pirat<br />
reich wird. Sein Freund Ben bevorzugt<br />
eine bürgerliche Karriere, wird Apotheker<br />
und verkauft Leitungswasser gegen<br />
echtes Gold. Seiner Geldgier verdankt<br />
die Mutter eines kleinen Mädchens den<br />
frühen Tod. Als nun die alten Kameraden<br />
ihr Leben vergleichen, empört sich<br />
der Raubritter über seinen alten Kumpanen<br />
und erschlägt ihn in einer biblischen<br />
Zornesaufwallung.<br />
Mit wunderschönen oft ganzseitigen<br />
Bildern hat Henning Wagenbreth<br />
Stevensons Ballade von 1882 illustriert.<br />
Der international bekannte Zeichner<br />
gründete 1989 mit Freunden die Berliner<br />
Künstlergruppe „PGH Glühende<br />
Zukunft“ (www.wagenbreth.de). Der<br />
von ihm auch übersetzte „Pirat“ schaffte<br />
es auf die „Hotlist der unabhängigen<br />
Verlage“ und errang den „Melusine-<br />
Huss-Preis“ des deutschen Buchhandels.<br />
Robert Louis Stevenson, Der Pirat und der<br />
Apotheker. Eine lehrreiche Geschichte, illustriert<br />
von Henning Wagenbreth, Wuppertal:<br />
Peter Hammer 2012. 40 S., 26,00 Euro<br />
Gewagt und gewonnen.<br />
Das schier Unmögliche unternommen<br />
und zu Ende geführt: Auf über eineinhalbtausend<br />
Seiten unterbreitet der in<br />
Wipperfürth geborene Historiker Jürgen<br />
Osterhammel das Panorama des vorvorigen<br />
Jahrhunderts, in dem er den „frühen<br />
Spuren“ der Globalisierung nachgeht,<br />
wozu auch die Konstituierung der Kritik<br />
der noch kolonial geprägten Weltordnung<br />
gehören: der Arbeiter-, der Frauen-, der<br />
Friedens- und der (neudeutsch formuliert)<br />
Dritte-Welt-Bewegung.<br />
Rezensenten von der FAZ bis zur<br />
„Tageszeitung“ haben die Souveränität<br />
hervorgehoben, mit der der Inhaber<br />
des Lehrstuhls für Neuere und Neueste<br />
Geschichte an der Universität Konstanz<br />
die Forschungsergebnisse anderer Historiker<br />
auf den Punkt bringt und in sein<br />
Panorama einfügt. Vor- und Nachwort<br />
sowie umfangreiche Register ermöglichen<br />
vielfältige Zugänge zu dem Opus. Da ist<br />
es schon fast tröstlich, dass man jemanden<br />
vergeblich sucht, der ebenfalls zu diesem<br />
„langen Jahrhundert“ Maßgebliches beigetragen<br />
hat wie der Sozialist Moses Hess<br />
(auch Heß geschrieben).<br />
Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der<br />
Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts,<br />
München: Beck 2013. 1568 S., 24,00 Euro<br />
SPD und Pershing II.<br />
Wieder ein Rahmenthema im AfS, das es in<br />
sich hat: 25 Autoren befassen sich in Einzelaufsätzen<br />
mit dem „Wandel des Politischen:<br />
Die Bundesrepublik Deutschland während<br />
der 1980er Jahre“. Themen sind Finanzen,<br />
Telekommunikation, Aids und neue soziale<br />
Bewegungen, der private Rundfunk und das<br />
Aufkommen der Grünen sowie der Nachrüstungsstreit<br />
in der SPD, für die Sozialdemokratie<br />
eine Kontroverse „zwischen Staat<br />
und Straße“. Jan Hansen erinnert daran,<br />
dass Willy Brandt die Nordsüdproblematik<br />
in eine erbittert geführte Diskussion einführte,<br />
die die Republik umgekrempelt hat.<br />
Ein Plakat der Jungsozialisten aus dem Jahr<br />
1983 zeigt einen hilflosen, einen mageren<br />
Schatten werfenden Menschen im Angesicht<br />
der drohenden Raketen aus Ost und<br />
West, der SS 20 und der Pershings (S. 535).<br />
Sammelrezensionen des mit 1732 Gramm<br />
schwergewichtigen Bandes gelten dem<br />
rheinischen Kapitalismus, der Psychoanalyse-<br />
und der Völkerrechtsgeschichte beziehungsweise<br />
dem „neuen Menschen in der<br />
Sowjetunion“. Kurzum: Mit seinen rund<br />
300 (teilweise übers Internet verfügbaren)<br />
Buchbesprechungen ein kolossales Werk.<br />
Archiv für Sozialgeschichte. Bd. 52 (2012),<br />
Bonn: J. H. W. Dietz 2012. 913 S., 68,00<br />
Euro<br />
80