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21.11.2013 Aufrufe

Die Straßen von Damaskus Das arabische Auge sieht mich an. Mit jedem Lidschlag zeigt es mir eine Moschee, ein Mosaik, eine Einlegearbeit, ein Haus mit Innenhof, in seiner Mitte einen plätschernden Brunnen. Die Muezzine in Damaskus rufen fünfmal am Tag zum Gebet und das Auge schließt sich für kurze Zeit, besinnt sich, um erneut den Blick auf eine der ältesten bewohnten Stadt der Welt zu richten. Das Gefäß aus Perlmutt, aus dem ich täglich trinke, schimmert wie ein Versprechen. Der Innenhof legt sich schützend um mich. Der Brunnen entwirft Formen und Farben. Sie bereiten mich vor auf die orientalische Begegnung. Eines der sieben Tore von Damaskus, das Tor Bab Kissan, erinnert an Saulus. Wie Schuppen fiel die Blindheit von seinen Augen. Er wurde sehend. Ich bin trunken von Licht und Farbe dieser Stadt. Ein typisches vornehmes Damaszener Haus: Es liegt mitten in einem Hain von Palmen, Zedern und Eukalyptusbäumen, im Rawda Stadtteil der Ärzte- und Anwaltspraxen. Direkt am Fuß des Hausberges Qassiun, an dem die Gebäude der danebenliegenden Viertel hochklettern wie Ziegen. Hier steht die Zeit still. Ich höre keine Schreie der Melonenverkäufer oder Gemüsehändler, die noch mit zweirädrigen Karren durch die Straßen ziehen, höre nicht das metallene Klicken der aneinander stoßenden Gasflaschen auf den flinken, ständig hupenden Transportern oder den Ruf des Trinkwasserverkäufers, wie er täglich im Stadtteil Jaramana zu hören ist, wo ich vorübergehend wohne. Im Rawda Viertel kommt das Trinkwasser aus einer Quelle des Flusses Barada. Es ist klar und gekühlt so erfrischend wie verdünnter Granatapfelsaft. Hinter den dicken Mauern des Hauses reichen die Türen bis zur Decke. Durch architektonisch klug entworfene Luftschächte weht ständig Kühle. Im Empfangsraum sind die Sofas und Stühle mit weißen Tüchern abgedeckt. Ein Zeichen eines längeren Unbewohntseins. Im Midan Viertel nebenan, wo eine rege Geschäftstätigkeit herrscht, wo der Geruch des frisch gerösteten Kaffees in den Ritzen der Häuser nistet, laden die vielen nebeneinander lie- genden Läden in den Straßen zum Kaufen ein. Doch hier ist es still und ruht sich gut abseits der Hitze der Mittagsglut. Alte Ventilatoren erzeugen zusätzliche Kühle. Ihr Surren verscheucht die Stille. Das alte Haus ächzt vor Vergangenheit. Das Haus erzählt Geschichten aus einer Damaszener Kindheit. Fast so wie Rafik Schami in seinem Buch „Der Fliegenmelker“: „Und wenn es uns im Sommer heiß wurde, so bat er Großmutter höflich, sie möge frischen Wind machen. Großmutter klopfte an die Wand und ein alter Propeller an der Decke zauberte geräuschvoll eine frische Brise hervor. Großvater lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Göttlich, flüsterte er genussvoll und schlief ein“. An der Wand des Empfangsraumes hängt eine Kalligraphie. Die Worte tönen bildhaft verschlungen, ähnlich dem Laut der Marktschreier oder dem Murmeln der Männerrunden in den Suqs, die auf Plastikstühlen vor den Geschäften sitzen und süßen Tee schlürfen. Der Kaffee ist ebenfalls süß und sehr schwarz. Der Kardamomgeschmack liegt noch lange auf der Zunge. Meine Zunge tut sich schwer mit der arabischen Sprache. Der Gruß marhaba im Teehaus Noufara hat bereits lange vor mir Platz genommen. Wenn die traditionelle Wasserpfeife bereitet wird, die Kohle glüht und Tabakrauch durch das reinigende Wasser in die Lunge strömt, werden unzählige Worte gewechselt. Manchmal schwimmen Eiswürfel oder eine Zitronenschale im Wasser. Sie geben dem Raucher zusätzlichen Genuss. Wenn das Schweigen sich mit dem würzigen, kühlen Rauch verzieht, ist wieder das Reden angebracht. Es herrschte in reges Kommen und Gehen. Männer mit weißen, arabischen Gewändern, verschleierte Frauen, Frauen mit oder ohne Kopftuch, mit dunkel geschminkten Augen, die ihre Schönheit unterstreichen, werden zuvorkommend von den Kellnern und einem Abu Nara bedient, dem Vater des Feuers. In einem Gefäß schwenkt er die glühende Kohle. Immer wieder legt er mit einer Zange frische Glut in die Tabakbehälter, streift die Asche mit einer schnellen Bewegung einfach auf den Boden. Während er die Zange mit dem Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger hält, spreizt er den Ringfinger und kleinen Finger, so wie die sandfarbene Damaszener Taube ihre Flügel. Sie baut auf dem Fenstersims meines Schlafzimmers im Haus in Jaramana ihr Nest. Mit ihrem gebogenen Schnabel legt sie vorsichtig Halm auf Halm. Ein paar Tage später liegen Eier im Nest. Auch in der brütenden Mittagshitze sitzen Taube und Täuberich abwechselnd im Nest. Das Schlüpfen der Jungen und ihr Flüggewerden erlebe ich noch, bevor ich Damaskus verlasse. Eine Taube entfernt sich nie mehr als sieben Steinwürfe von einer Oase, denn sie muss täglich trinken, sagte der alte Taxifahrer, der mich ins Zentrum gefahren hatte. Damaskus ist übervoll mit vogelgelben Taxis, die ständig hupen. Sie steuern mit untrüglichem Gespür für einen Abstand von ein paar Millimetern durch den mörderischen Verkehr. Auch bei einer Temperatur von fast vierzig Grad schwitzen die Fahrer nicht. Ihre Gebetsketten hängen vom Rückspiegel oder baumeln vom Lenkrad. Unter dem Lenkrad gibt es eine Abstellplatte für das Teeglas, das sie bei einem Blitzaufenthalt am Straßenrand beim Teehändler schnell auffüllen. Sie kennen sich alle, die die Straße bevölkern, von ihr leben. Der schon von weitem ausbalancierte Strahl aus der Teekanne in der Hand des eifrigen Händlers kommt dem Taxi entgegen. Der Taxifahrer wirft zugleich ein fünfundzwanzig Lirastück mit hohem Bogen in die Büchse. Es ist wie ein Spiel, das schon lange geübt wurde. Das Straßenchaos hat Methode und folgt dem Gesetz der Bedürfnisse. Dieses Gesetz ist unergründlich und man muss hier leben um es zu verstehen. Die Palmen nicken unbeugsam von den alten in die neuen Tage. Friederike Zelesko 50

Patrick Stanke inszeniert „Hairspray“ im Wuppertaler TiC-Theater Inszenierung: Patrick Stanke Musikalische Leitung: Stefan Hüfner Choreographie: Dana Großmann Ausstattung: Kerstin Faber Maske: Heike Kehrwisch Chortraining: Jana Konietzki Besetzung: (Vorstellung am 17. 5. 2013): Kristina Molzberger (Tracy Turnblad) / Kristof Stößel (Edna) / D. Schulz (Motormouth) / Robert Pfl anze (Corny Collins; Wilbur) / Jennifer Pahlke (‚Penny Pingleton) / Isabelle Rotter (Velma; Prudy) / Christopher Geiß (Link Larkin) / Sophie Schwerter (Amber) / Tarik Dafi (Seaweed) / Kerstin Trand (Inez) v. l. Sophie Schwerter, Dimitri Wassiliadis, Isabelle Rotter From Bobby Sox to Stockings Seit Mitte April hat das Wuppertaler TiC- Theater ein neues Zugpferd im Programm, das herrlich bunte, amüsant kitschige und köstlich klischeereiche Musical „Hairspray“ von Mark O´Donnell & Thomas Meehan mit der mitreißenden Musik von Marc Shaiman. Von Patrick Stanke (der auch schon „Hair“ im TiC zu einem Dauerbrenner gemacht hatte) perfekt besetzt, ideenreich und punktgenau inszeniert und von Dana Großmann kongenial choreographiert, präsentiert sich auf der Bühne des Ateliers Unterkirchen ein zweieinhalb Stunden ohne Längen blendend unterhaltendes Spektakel im Zeitkolorit der frühen 60er Jahre im amerikanischen Baltimore. Die Geschichte Die Geschichte: 1962, Baltimore ist noch stockkonservativ, die braven Bürger von Vorurteilen geprägt. Schwarze, Unterschicht und Einwanderer haben es schwer. Traum aller Mädchen von Baltimore und vor allem der Patterson Park High School ist, einmal in der Corny Collins Show des regionalen TV-Senders zu tanzen und an der Seite des angeschwärmten Pop-Sängers Link Larkin (überzeugend: Christopher Geiß) zu stehen. Dessen augenblickliche Favoritin ist Amber, Teenage Queen der Patterson High, blond, schlank, hübsch und verdammt zickig (brillant Sophie Schwerter in einer schwierigsten Rollen des Stücks). Da hat wohl ein übergewichtiges Pummelchen wir Tracy Turnblad (perfekt und für die Rolle wie „gebacken“: Kristina Molzberger) keine Chance. Doch weil sie Selbstbewußsein und Chuzpe hat, nimmt sie den Kampf gegen die Intimfeindin und das Establishment auf, um zu beweisen, daß alle gleich sind und die selben Chancen verdienen, zur „Miss Teenage Hairspray“ 1962 gekürt zu werden. Diese Krone nämlich ist mit dem Abschneiden beim Tanzwettbewerb verbunden. An Tracys Seite ihre Freundin Penny Pingleton (zauberhaft und für mich neben Sophie Schwerter heimlicher Star der Inszenierung: Jennifer Pahlke), der von ihr angeschwärmte Seaweed (Tarik Dafi) und seine Adoptivschwester Inez (Kerstin Trand). Songs und Charaktere Aber auch andere, recht kuriose Charaktere bevölkern die Szene. Da sind Tracys Eltern Edna (handfest: Kristof Stößel) 51

Patrick Stanke inszeniert<br />

„Hairspray“ im Wuppertaler<br />

TiC-Theater<br />

Inszenierung: Patrick Stanke<br />

Musikalische Leitung: Stefan Hüfner Choreographie:<br />

Dana Großmann<br />

Ausstattung: Kerstin Faber<br />

Maske: Heike Kehrwisch<br />

Chortraining: Jana Konietzki<br />

Besetzung: (Vorstellung am 17. 5. 2013):<br />

Kristina Molzberger (Tracy Turnblad) /<br />

Kristof Stößel (Edna) / D. Schulz (Motormouth)<br />

/ Robert Pfl anze (Corny Collins;<br />

Wilbur) / Jennifer Pahlke (‚Penny Pingleton)<br />

/ Isabelle Rotter (Velma; Prudy) /<br />

Christopher Geiß (Link Larkin) / Sophie<br />

Schwerter (Amber) / Tarik Dafi (Seaweed) /<br />

Kerstin Trand (Inez)<br />

v. l. Sophie Schwerter, Dimitri Wassiliadis,<br />

Isabelle Rotter<br />

From Bobby Sox to Stockings<br />

Seit Mitte April hat das Wuppertaler TiC-<br />

Theater ein neues Zugpferd im Programm,<br />

das herrlich bunte, amüsant kitschige und<br />

köstlich klischeereiche Musical „Hairspray“<br />

von Mark O´Donnell & Thomas Meehan<br />

mit der mitreißenden Musik von Marc<br />

Shaiman. Von Patrick Stanke (der auch<br />

schon „Hair“ im TiC zu einem Dauerbrenner<br />

gemacht hatte) perfekt besetzt,<br />

ideenreich und punktgenau inszeniert und<br />

von Dana Großmann kongenial choreographiert,<br />

präsentiert sich auf der Bühne<br />

des Ateliers Unterkirchen ein zweieinhalb<br />

Stunden ohne Längen blendend unterhaltendes<br />

Spektakel im Zeitkolorit der frühen<br />

60er Jahre im amerikanischen Baltimore.<br />

Die Geschichte<br />

Die Geschichte: 1962, Baltimore ist noch<br />

stockkonservativ, die braven Bürger von<br />

Vorurteilen geprägt. Schwarze, Unterschicht<br />

und Einwanderer haben es schwer.<br />

Traum aller Mädchen von Baltimore und<br />

vor allem der Patterson Park High School<br />

ist, einmal in der Corny Collins Show des<br />

regionalen TV-Senders zu tanzen und an<br />

der Seite des angeschwärmten Pop-Sängers<br />

Link Larkin (überzeugend: Christopher<br />

Geiß) zu stehen. Dessen augenblickliche<br />

Favoritin ist Amber, Teenage Queen der<br />

Patterson High, blond, schlank, hübsch<br />

und verdammt zickig (brillant Sophie<br />

Schwerter in einer schwierigsten Rollen des<br />

Stücks). Da hat wohl ein übergewichtiges<br />

Pummelchen wir Tracy Turnblad (perfekt<br />

und für die Rolle wie „gebacken“: Kristina<br />

Molzberger) keine Chance. Doch weil sie<br />

Selbstbewußsein und Chuzpe hat, nimmt<br />

sie den Kampf gegen die Intimfeindin und<br />

das Establishment auf, um zu beweisen,<br />

daß alle gleich sind und die selben<br />

Chancen verdienen, zur „Miss Teenage<br />

Hairspray“ 1962 gekürt zu werden. Diese<br />

Krone nämlich ist mit dem Abschneiden<br />

beim Tanzwettbewerb verbunden. An<br />

Tracys Seite ihre Freundin Penny Pingleton<br />

(zauberhaft und für mich neben Sophie<br />

Schwerter heimlicher Star der Inszenierung:<br />

Jennifer Pahlke), der von ihr angeschwärmte<br />

Seaweed (Tarik Dafi) und seine<br />

Adoptivschwester Inez (Kerstin Trand).<br />

Songs und Charaktere<br />

Aber auch andere, recht kuriose Charaktere<br />

bevölkern die Szene. Da sind Tracys<br />

Eltern Edna (handfest: Kristof Stößel)<br />

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