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Klänge aus einer anderen, besseren Welt Das Duo Anja Lechner und Franç ois Couturier verzaubert zum Start der Musikreihe KlangArt den Skulpturenpark „Wenn Gram an dem Herzen nagt, wenn trübe Laune unsere einsamen Stunden vergiftet, wenn uns Welt und Geschäfte anekeln, wenn tausend Lasten unsre Seelen drücken und unsre Reizbarkeit unter Arbeiten des Berufs zu ersticken droht, so empfängt uns die Bühne – in dieser künstlichen Welt träumen wir die wirkliche hinweg, wir werden uns selbst wiedergegeben, unsere Empfindung erwacht, heilsame Leidenschaften erschüttern unsere schlummernde Natur.“ So beschreibt Friedrich Schiller vor fast 230 Jahren seinen Traum vom Theater. Doch ebenso wie das Theater, ja vielleicht mehr noch als dieses, vermag Musik uns in solch glückliche Gefilde zu entrücken. Leider sind diese Momente im Meer des musikalischen Mainstreams selten zu finden. 38
Umso schöner, wenn uns solche Zeiten geschenkt werden, wie beim Auftaktkonzert zur Musikreihe KlangArt im Skulpturenpark Waldfrieden. Die Cellistin Anja Lechner und der Pianist Franç ois Couturier entführten das Publikum auf eine Reise, die einen weiten musikalischen Bogen vom Okzident zum Orient spannte. Sie präsentierten Stücke von Georges I. Gurdjieff, Frederic Mompou und Anouar Brahem, aber auch eigene Kompositionen Couturiers. So unterschiedlich diese Komponisten sind, so eint sie doch ihr Bestreben zum inneren Kern des musikalischen Ausdrucks vorzudringen: Der Katalane Mompou etwa ließ sich vom französischen Impressionismus inspirieren, ebenso aber auch von den Klängen der Natur und der mystischen Dichtung San Juan de la Cruz’, der im Gefängnis sein Cántico espiritual, seine spirituellen Gesänge schrieb. Der griechischarmenische Philosoph, geistige Lehrer und Komponist Gurdjieff komponierte Musik unter dem Einfluss seiner Reisen durch den Kaukasus und Kleinasien, indem er althergebrachtes Gedankengut aus den unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen in seinen Adaptionen weltlicher Musik und sakraler Tänze einfließen ließ. Anouar Brahem ist ein Meister der tunesischen Oud, dessen musikalische Ideen sich sowohl aus westlichen und östlichen Quellen schöpfen. Selbst Grenzgänger zwischen musikalischen Kulturen, setzen sich Anja Lechner und Franç ois Couturier mit Komponisten auseinander, die ihrerseits einen Brückenschlag zwischen musikalischen und weltanschaulichen Kulturen versucht haben und die ihr Bestreben eint, Musik als Ausdruck spiritueller Erfahrung zu verstehen und zu gestalten. Das alles ist in den Interpretationen von Lechner und Couturier zu hören. Und doch: Charakteristisch für die Spielweise des Duos ist, dass sie den Kompositionen dieser doch so sehr verschiedenen Tonkünstler eine ganz eigene unverwechselbare Färbung verleihen und einen inneren Zusammenhang zwischen den Stücken erkennen lassen. Dazu gehört, dass sie die Zuhörer ausgiebig in die jeweilige musikalische Welt eintauchen lassen, die Themen und Motive der Stücke ausführlich vorstellen, um sie dann improvisierend weiter zu entwickeln. Ihre Musik schwingt dabei zwischen den Polen arabesker Rhythmik und impressionistisch oder gar seriell inspirierter europäischer Kunstmusik. Dabei bewegen sie sich zwar zumeist innerhalb der Grenzen der Tonalität und führen dennoch das musikalische Ausgangsmaterial zu ganz neuen Ufern musikalischen Ausdrucks. Dabei nehmen sie das Publikum mit, das an einen Ort geführt wird, der ihm zugleich vertraut und doch fremd vorkommt. Denn der Ort, an den wir geführt werden, ist wohl zuletzt unser eigenes Selbst: Anja Lechner und Franç ois Couturier lassen 39
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Umso schöner, wenn uns solche Zeiten<br />
geschenkt werden, wie beim Auftaktkonzert<br />
zur Musikreihe KlangArt im<br />
Skulpturenpark Waldfrieden. Die<br />
Cellistin Anja Lechner und der Pianist<br />
Franç ois Couturier entführten das Publikum<br />
auf eine Reise, die einen weiten<br />
musikalischen Bogen vom Okzident<br />
zum Orient spannte. Sie präsentierten<br />
Stücke von Georges I. Gurdjieff, Frederic<br />
Mompou und Anouar Brahem, aber<br />
auch eigene Kompositionen Couturiers.<br />
So unterschiedlich diese Komponisten<br />
sind, so eint sie doch ihr Bestreben<br />
zum inneren Kern des musikalischen<br />
Ausdrucks vorzudringen: Der Katalane<br />
Mompou etwa ließ sich vom französischen<br />
Impressionismus inspirieren,<br />
ebenso aber auch von den Klängen der<br />
Natur und der mystischen Dichtung<br />
San Juan de la Cruz’, der im Gefängnis<br />
sein Cántico espiritual, seine spirituellen<br />
Gesänge schrieb. Der griechischarmenische<br />
Philosoph, geistige Lehrer<br />
und Komponist Gurdjieff komponierte<br />
Musik unter dem Einfluss seiner Reisen<br />
durch den Kaukasus und Kleinasien,<br />
indem er althergebrachtes Gedankengut<br />
aus den unterschiedlichen Religionen<br />
und Weltanschauungen in seinen Adaptionen<br />
weltlicher Musik und sakraler<br />
Tänze einfließen ließ. Anouar Brahem<br />
ist ein Meister der tunesischen Oud,<br />
dessen musikalische Ideen sich sowohl<br />
aus westlichen und östlichen Quellen<br />
schöpfen. Selbst Grenzgänger zwischen<br />
musikalischen Kulturen, setzen sich<br />
Anja Lechner und Franç ois Couturier<br />
mit Komponisten auseinander, die<br />
ihrerseits einen Brückenschlag zwischen<br />
musikalischen und weltanschaulichen<br />
Kulturen versucht haben und die ihr<br />
Bestreben eint, Musik als Ausdruck<br />
spiritueller Erfahrung zu verstehen und<br />
zu gestalten.<br />
Das alles ist in den Interpretationen von<br />
Lechner und Couturier zu hören. Und<br />
doch: Charakteristisch für die Spielweise<br />
des Duos ist, dass sie den Kompositionen<br />
dieser doch so sehr verschiedenen<br />
Tonkünstler eine ganz eigene unverwechselbare<br />
Färbung verleihen und<br />
einen inneren Zusammenhang zwischen<br />
den Stücken erkennen lassen. Dazu<br />
gehört, dass sie die Zuhörer ausgiebig in<br />
die jeweilige musikalische Welt eintauchen<br />
lassen, die Themen und Motive<br />
der Stücke ausführlich vorstellen, um<br />
sie dann improvisierend weiter zu<br />
entwickeln. Ihre Musik schwingt dabei<br />
zwischen den Polen arabesker Rhythmik<br />
und impressionistisch oder gar seriell<br />
inspirierter europäischer Kunstmusik.<br />
Dabei bewegen sie sich zwar zumeist<br />
innerhalb der Grenzen der Tonalität<br />
und führen dennoch das musikalische<br />
Ausgangsmaterial zu ganz neuen Ufern<br />
musikalischen Ausdrucks. Dabei nehmen<br />
sie das Publikum mit, das an einen<br />
Ort geführt wird, der ihm zugleich vertraut<br />
und doch fremd vorkommt. Denn<br />
der Ort, an den wir geführt werden, ist<br />
wohl zuletzt unser eigenes Selbst: Anja<br />
Lechner und Franç ois Couturier lassen<br />
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