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21.11.2013 Aufrufe

den Etat verantwortlich. „Ich habe den schönsten Beruf der Welt,“ ist das erste, was Elisabeth von Blumenthal sagt, bevor sie das Wesen eines Theaterkostüms und seinen Werdegang vorstellt: Natürlich ist das Arbeitsethos ganz wichtig und selbstverständlich, denn „alle Kostüme werden wie Maßarbeit behandelt, egal, ob es Neuanfertigungen sind, Teile aus dem Fundus oder ein Anzug von C&A. Sowohl die Darsteller als auch das Publikum spüren sofort, ob ein Kleidungsstück mit Liebe und Sorgfalt gearbeitet ist oder nicht. Das Kostüm soll den Schauspieler in seiner Rolle unterstützen, ja, es charakterisiert ihn schon, bevor er zu sprechen und zu agieren beginnt. Steckt man jemanden in ein Kostüm, ist er sofort ein anderer.“ Es ist also noch immer wie im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Frau Droste ist Meisterin und verantwortlich für die Auszubildenden. Auch für sie steht die Freude an der Arbeit an erster Stelle, „an dem, was unsere Hände schaffen. Unser Ziel ist das fertige Kostüm, das seinen Bühnenzweck erfüllt, auch, wenn es uns einmal nicht gefällt. Wir machen Haute Couture ebenso wie Lumpen, wir dürfen uns für nichts zu schade sein, und das ist gerade das Spannende.“ Soeben hat sie diese Gratwanderung geschafft: Ein Overall soll alt und schmuddelig aussehen und trotzdem so sauber sein, dass der Darsteller sich darin wohl fühlt. Stolz weist sie darauf hin, dass junge Schneiderinnen und Schneider, die an den Wuppertaler Bühnen ausgebildet wurden, an anderen Theatern besonders gefragt sind. Zurück zum Werdegang eines Kostüms von der Figurine bis in den Fundus: Der Weg vom Konzept zur Aufführung ist lang, er kann sich über ein ganzes Jahr erstrecken. Nach intensiven Vorgesprächen mit dem Regisseur und dem Bühnenbildner über das Konzept der Aufführung liefert der Kostümbildner seine Entwürfe, die Figurinen, in der 24

Kostümabteilung ab. Je nach Anzahl und Art der benötigten Kleidungsstücke heißt es, den Fundus inspizieren, kaufen oder anfertigen. Jedes Kostüm muss historisch korrekt sein, dazu wird sorgfältig recherchiert. So sollen in dem Musical „Evita“ deren Liebhaber Schlafanzüge in den Farben der argentinischen Flagge tragen – sogar mit kleinen Sonnen auf den Brusttaschen! Der Arbeitsaufwand für ein Stück kann gewaltig sein, etwa wenn über 100 Darsteller auf der Bühne stehen mit Chorgästen und Kindern, und jeder verschiedene Kostüme samt Accessoires für mehrere Szenen benötigt. Wie viel Freiheit die Gewandmeisterinnen im Detail haben, hängt von den jeweiligen Kostümbildnern ab – Elisabeth von Blumenthal empfindet es immer als „Beglückung, für einen besonderen Kostümbildner arbeiten zu dürfen.“ Das ergänzt sich mit einer Bemerkung der Schneidermeisterin Frau Droste: „Es macht Freude, jemandem in die Hand zu arbeiten.“ Spannend wird es bei der ersten Hauptprobe, wenn die Darsteller zum ersten Mal im Originalkostüm auftreten. Zuweilen gibt es dann Probleme: Der Regisseur hatte neue Einfälle, es fehlt z.B. eine Tasche für ein Requisit, oder ein Schauspieler hat während der Proben zuoder abgenommen. Alle Kostüme sind ohnehin für den Fall von Umbesetzungen auf leichte Änderbarkeit gefertigt. Oder es soll plötzlich Blut fließen. Weiß man das vorher, so kann man entsprechend leicht waschbare Stoffe wählen und Tests mit verschiedenen Qualitäten von Theaterblut machen, „wenn nicht, stöhnt die Reinigungsfirma, die morgens Kostüme abholt und abends gesäubert wieder abliefert. Oder der weiße Anzugskragen ist nach jeder Vorstellung voller Makeup, und die Handschminke hinterlässt Spuren auf der Hose – da können dann abnehmbare Revers oder Handschuhe helfen.“ 25

Kostümabteilung ab. Je nach Anzahl und<br />

Art der benötigten Kleidungsstücke heißt<br />

es, den Fundus inspizieren, kaufen oder<br />

anfertigen. Jedes Kostüm muss historisch<br />

korrekt sein, dazu wird sorgfältig<br />

recherchiert. So sollen in dem Musical<br />

„Evita“ deren Liebhaber Schlafanzüge<br />

in den Farben der argentinischen Flagge<br />

tragen – sogar mit kleinen Sonnen auf<br />

den Brusttaschen!<br />

Der Arbeitsaufwand für ein Stück kann<br />

gewaltig sein, etwa wenn über 100 Darsteller<br />

auf der Bühne stehen mit Chorgästen<br />

und Kindern, und jeder verschiedene<br />

Kostüme samt Accessoires für mehrere<br />

Szenen benötigt.<br />

Wie viel Freiheit die Gewandmeisterinnen<br />

im Detail haben, hängt von den<br />

jeweiligen Kostümbildnern ab – Elisabeth<br />

von Blumenthal empfindet es immer<br />

als „Beglückung, für einen besonderen<br />

Kostümbildner arbeiten zu dürfen.“ Das<br />

ergänzt sich mit einer Bemerkung der<br />

Schneidermeisterin Frau Droste: „Es<br />

macht Freude, jemandem in die Hand zu<br />

arbeiten.“<br />

Spannend wird es bei der ersten Hauptprobe,<br />

wenn die Darsteller zum ersten<br />

Mal im Originalkostüm auftreten.<br />

Zuweilen gibt es dann Probleme: Der<br />

Regisseur hatte neue Einfälle, es fehlt<br />

z.B. eine Tasche für ein Requisit, oder ein<br />

Schauspieler hat während der Proben zuoder<br />

abgenommen. Alle Kostüme sind<br />

ohnehin für den Fall von Umbesetzungen<br />

auf leichte Änderbarkeit gefertigt. Oder es<br />

soll plötzlich Blut fließen. Weiß man das<br />

vorher, so kann man entsprechend leicht<br />

waschbare Stoffe wählen und Tests mit<br />

verschiedenen Qualitäten von Theaterblut<br />

machen, „wenn nicht, stöhnt die Reinigungsfirma,<br />

die morgens Kostüme abholt<br />

und abends gesäubert wieder abliefert.<br />

Oder der weiße Anzugskragen ist nach<br />

jeder Vorstellung voller Makeup, und die<br />

Handschminke hinterlässt Spuren auf<br />

der Hose – da können dann abnehmbare<br />

Revers oder Handschuhe helfen.“<br />

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