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Tübingen tätigen Absolventin der Universität<br />
Wien und des Queens College in New<br />
York die Überschriften nach ihrer Berufung<br />
in der FAZ („Kleintheater“) oder in<br />
der Süddeutschen („Wuppertal kürt seine<br />
Spar-Intendantin“) nur marginal getroffen<br />
haben. Die Situation ist auch völlig anders<br />
als in der Phase der Berufung von Christian<br />
von Treskow, dem bis Ende der Spielzeit<br />
2013/2014 tätigen Intendanten.<br />
Der vom Wohnsitz in Aachen nach<br />
Wuppertal ziehende Regisseur hat damals<br />
von vielen Wuppertaler Theater-<br />
Interessierten sehr wohl vernommen, das<br />
Schauspielhaus würde mit großer Sicherheit<br />
geschlossen. Zu den Überbringern dieser<br />
Nachricht zählte (auf dem Parkplatz des<br />
Schauspielhauses) auch der Verfasser dieses<br />
Textes. Was der Oberbürgermeister ihm<br />
dann später unter vier Augen gesagt hat,<br />
dass wissen nur diese beiden Herren. Aber<br />
von Susanne Abbrederis und Christian von<br />
Treskow wird in diesem Text später noch<br />
die Rede sein.<br />
Schaut man auf das Geburtsjahr<br />
von Susanne Abbrederis, dann liegen die<br />
Motive für gerade diesen Wechsel doch<br />
auf der Hand: sie wird Intendantin nach<br />
vielen Jahren in Tübingen, Mannheim,<br />
Essen, Stuttgart und Wien in sicherlich<br />
spannenden Bereichen. Aber eben nie als<br />
Intendantin. Sie wird diese neue Rollenspiel<br />
zielorientiert übernehmen: „Regie ist<br />
nicht mein Ding. Dabei habe ich mich<br />
auch schon verhoben,“ berichtete sie und<br />
Das imposante Wiener Volkstheater, noch<br />
der Arbeitsplatz von Susanne Abbrederis<br />
bediente Peter Jung mit einem Traumpass:<br />
„Da fehlt man ja für andere Arbeiten immer<br />
länger“. Und jeder wusste, wen Peter Jung<br />
damit meinte: Christian von Treskow, den<br />
fähigen, phantasievollen und auch mutigen<br />
Regisseur, den sein Vorgänger Gerd Leo<br />
Kuck schließlich als Intendanten empfohlen<br />
hat. Susanne Abbrederis punktete weiter<br />
mächtig auf den Blöcken der Damen und<br />
Herren im Rund des Kronleuchter-Foyers:<br />
„Die kleine Spielstätte soll ein vitaler, neuer<br />
Ort der Stadt werden.“ Und sie ergänzte<br />
es perfekt: “Ich neige dazu, für Zuschauer<br />
zu arbeiten.“ Wenn ihr das gelingt, würde<br />
sich Susanne Abbrederis nicht nur wohltuend,<br />
sondern markant von Künstlern<br />
vieler Bereiche, aber auch von Journalisten<br />
abheben, die bei der Planung ihrer<br />
Arbeit vor allem um die Anerkennung von<br />
Kollegen und Experten buhlen. Puristen<br />
unter sich. Susanne Abbrederis wird<br />
am Wiener Volkstheater (immerhin die<br />
zweitgrößte Bühne des Landes) ihre Arbeit<br />
zu Ende bringen. Dann folgt der Umzug<br />
nach Wuppertal. Ohne Familie, einfach so.<br />
Macht es auch leichter. Ein bisschen Wien<br />
begegnete ihr noch bei einer Kaffepause im<br />
Cafe des Barmer Bahnhofs gegenüber dem<br />
Opernhaus. Sie wunderte sich, warum dort<br />
Bilder, Bücher und CDs des Opernsängers<br />
Kurt Rydl zu sehen sind. Sie wurde darüber<br />
aufgeklärt, dass dem weltreisenden Bass und<br />
Schwager des Cafe-und Buchhandlungsbetreibers<br />
Thomas Leipoldt der Barmer<br />
Bahnhof gehört. Was sie amüsierte. Sie hat<br />
auch erzählt, was ihr Chef am Volkstheater<br />
zur Wuppertaler Bewerbung gesagt hat: „Sie<br />
wuppen das…“<br />
Im Grunde befindet sich die „Spar-<br />
Intendantin“ Susanne Abbrederis am<br />
„Kleintheater Wuppertal“ in einer komfortablen<br />
Lage. Trotz der knappen Kasse und<br />
dem Wegfall des großen Schauspielhauses<br />
wird man sie aufgrund ihrer gewinnenden<br />
Art in dieser oft so knöttrigen Stadt freudig<br />
aufnehmen. Immer mit dem bedeutenden<br />
Satz des großen Heinrich Böll bei der Eröffnung<br />
des Schauspielhauses im Jahre 1966<br />
im Hinterkopf: „Wuppertal schminkt sich<br />
nicht.“<br />
Völlig ungeschminkt ging dann am<br />
Ende der Präsentation von Susanne Abbrederis<br />
eine Szene über die Bühne, mit der<br />
niemand vorher rechnete. Die neue Intendantin<br />
war noch im Gespräch mit Andreas<br />
Boller von der WZ und dem Schreiber<br />
dieser Zeilen, als plötzlich Christian von<br />
Treskow die Treppe zum Kronleuchter-<br />
Foyer herunterschritt. Ein Ausweichen war<br />
ausgeschlossen, aber auch nicht gewollt. So<br />
also lernte er seine Nachfolgerin kennen.<br />
Man ging sehr nett miteinander um,<br />
verabredete sich zu späteren Gesprächen<br />
und der interessierte Betrachter wird<br />
diesen Moment so schnell nicht vergessen.<br />
Möglicherweise Susanne Abbrederis und<br />
Christian von Treskow auch nicht.<br />
Klaus Göntzsche<br />
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