Teil C
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C.8.4<br />
weil Patricks Mutter eine Begleitung für sich selber hatte (durch Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe), die wirklich auf die Mutter geschaut hat, die mit der<br />
Mutter Gespräche geführt hat, die für die Mutter da war. Und die war auch bei<br />
den Besuchskontakten mal dabei und die hat halt sehr viel gesehen. Und die hat<br />
dann solche Dinge mit der Mutter besprochen, bearbeitet. Da ist wirklich was<br />
passiert, also da hat sich jemand gekümmert und hat auch ein Stück Veränderung<br />
bewirken können. Also da habe ich gemerkt, das tut gut. Das hat auch uns<br />
gut getan, dass die dabei war« (I E, 390-397).<br />
Eine Unterstützung von Umgangskontakten, die mehr ist, als dass eine<br />
Fachkraft beim Besuch im Raum anwesend ist, braucht Zeit: Zu den Beteiligten<br />
muss Vertrauen aufgebaut werden, es braucht getrennte Vorgespräche<br />
mit den Pflegeeltern und den Herkunftseltern. Gerade in Situationen, in<br />
denen die Herkunftseltern und Pflegeeltern miteinander emotional verstrickt<br />
sind, sollte eine neutrale Person, die zu keinerlei Loyalitäten gegenüber den<br />
Eltern verpflichtet ist, die Besuche begleiten. Diese darf sich von keiner der<br />
Parteien instrumentalisieren lassen oder mit einer der Parteien eine Koalition<br />
eingehen. Ihre Hauptaufgabe ist es, das Wohlergehen des Kindes mit einem<br />
systemischen Blick im Auge zu behalten.<br />
Gruppenarbeit oder therapeutische Arbeit mit Herkunftseltern, die auch<br />
die Qualität ihrer Kontakte zu ihren Kindern erhöht, gibt es in Deutschland<br />
nur sehr selten (vgl. C.7.2). Auch in der Betreuung psychisch kranker<br />
Eltern, in der Sucht- oder in der Gefangenenhilfe wird das Eltern-Sein der<br />
KlientInnen oft nur am Rande thematisiert. Die Gruppenarbeit mit Herkunftseltern,<br />
die momentan in einigen Kommunen stattfindet, hat zudem im<br />
Fokus eher die so genannte »Trauerarbeit« von Herkunftseltern; dabei geht es<br />
weniger um konkrete Übung des Verhaltens bei Umgangskontakten bspw. in<br />
Form von Rollenspielen, sondern um die Akzeptanz der Trennung.<br />
Haight et al. (2005) empfehlen in ihrer qualitativen Studie zu Besuchskontakten,<br />
Müttern (und Vätern, d.Vf.) vor den Besuchen neben emotionaler Unterstützung<br />
konkrete Verhaltensstrategien an die Hand zu geben und haben<br />
einen konkreten Vorschlag für ein Training entwickelt und erprobt.<br />
Coaching für Mütter vor Besuchskontakten 70 – ein Praxisbeispiel<br />
Die von Haight et al. (2005) entwickelte Intervention wurde mit einem<br />
kleinen Sample von zehn Mutter-Kind-Dyaden erprobt und mit einer Kontrollgruppe<br />
von ebenfalls zehn Mutter-Kind-Dyaden verglichen. Alle wurden<br />
nach einem 60 Minuten dauernden Besuchskontakt interviewt. Im Fokus der<br />
Intervention standen Mütter, deren Kinder mindestens seit einem Monat bis<br />
maximal zwölf Monate bereits in einer Pflegefamilie lebten. Alle Mütter erzählten<br />
in den Interviews von eigenem Verlust oder Trauma in Kindheit oder<br />
Jugend; elf hatten selbst Vernachlässigung erlebt; sieben von ihnen waren<br />
deshalb selbst früher fremdplatziert.<br />
Die ca. einstündige Beratung hat zwei Bestandteile:<br />
• Emotionale Unterstützung: Diese besteht darin, dass eine Fachkraft den<br />
Müttern ein Gespräch anbietet, ihnen mit Interesse zuhört, die Schwierigkeiten<br />
ihrer Situation anerkennt und positive Aspekte des Verhaltens der<br />
70<br />
Übersetzte Zusammenfassung des Artikels von Haight u.a. (2005), d.Vf.<br />
43 Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie