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Teil C

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C.8.3<br />

dass sie mit den Pflegeeltern ihrer Tochter »von Grund auf ein ganz schlechtes<br />

Verhältnis« hat, sieht, dass es ihrer Tochter gut geht, und dass sie dort bleiben<br />

sollte: »Auch wenn ich da mal absolut kooperativ bin da und wirklich sehe, und<br />

auch wahrnehme, dass es für die Andrea ein gutes Umfeld ist, dass es ihr gut tut<br />

und so, aber mein persönliches Verhältnis zur Pflegefamilie ist miserabel. Da sind<br />

Hochspannungen immer da, und es ist einfach ganz schlecht. (…) Aber ich sehe<br />

trotzdem, dass es ihr gut geht. (…) Deswegen war der Entschluss ja auch, (…)<br />

dass ich sie dort einfach nicht rausreißen kann, schon wegen ihren vier ›Geschwistern‹<br />

in Anführungszeichen« (I AD, 476-479; 890; 395-397).<br />

Die Chance zu sehen, die die Kinder möglicherweise in der Pflegefamilie<br />

haben, ein besseres Leben zu leben, als sie selbst es durchlitten haben und immer<br />

noch durchleiden mit Arbeitslosigkeit, wenig Bildung, vielen Brüchen in<br />

Beziehungen, Abhängigkeit von Drogen, materieller Armut, gesellschaftlicher<br />

Abwertung, macht es auch leichter zu ertragen, in der sozialen Hierarchie so<br />

weit unten zu stehen im Vergleich zu den Pflegeeltern – materiell, bildungsmäßig,<br />

beruflich. Alle zehn Herkunftseltern formulierten auf die Frage, was<br />

sie sich für ihre Kinder wünschen, ganz ähnlich: »Dass es ihnen besser geht<br />

wie uns. Auf alle Fälle. Auch wenn man eine schwere Kindheit hatte, dass man<br />

als Erwachsener fest im Leben steht. Mit beiden Füßen im Leben stehen und<br />

nicht irgendwann rumliegen und Feierabend. Job kriegen und so«(I AG, 742-<br />

746). Frau T., deren Mutter alkoholabhängig war und Selbstmord begangen<br />

hat, als Frau T. dreizehn Jahre alt war, sagt ähnlich: »Ein besseres Leben als<br />

ich, eine bessere Kindheit, als ich sie hatte. Dass sie, wie soll ich sagen, gefestigter<br />

aufwächst«(I AM, 491-492). Vor allem wünschen sie ihren Kindern »Normalität«<br />

in Beruf, Arbeit und Familie – und letztlich auch für sich selbst.<br />

Herkunftseltern können gerade in der Pubertät wieder eine Rolle spielen<br />

als Sanktionsinstanz bspw., die von den Pflegeeltern in bestimmten, heftigen<br />

Konflikten angerufen wird, oder die selbst eine solche Rolle übernehmen, was<br />

sie sehr stolz machen und die große Wunde des Verlustes der Kinder mildern<br />

kann. Frau V. erzählt, dass ihr 15jähriger Sohn in das Alter kommt, »wo<br />

er sagt, die (Pflegeeltern) haben mir sowieso nichts zu sagen. (…) Er sagt das<br />

zwar nicht so, aber ich weiß, dass er das denkt. Dann habe ich gesagt: ›Mit dem<br />

Spruch brauchst du nicht kommen. Du bist bei ihnen, seit du ein Kind bist, du<br />

warst noch nicht mal ein gutes Jahr alt, wo du von mir weggekommen bist. (…)<br />

Die (Pflegemutter) hat bis jetzt alles für dich gemacht, also bitte rede mit der<br />

nicht so, sag nicht ›du blöde Kuh‹ oder sonst was‹. Der spricht die schon auch so<br />

an, also, wenn es ihm zu viel wird. Oder wenn er manche Sachen nicht einsehen<br />

will oder er sein Zimmer nicht aufräumen will, egal, was. Und dann mit dem<br />

Peter (Pflegevater) kommt er halt dann manchmal auch nicht zurecht« (I AK,<br />

1360- 1370).<br />

Unterstützung von Umgangskontakten durch die Pflegekinderhilfe<br />

Aus Sicht der Fachkräfte in den vier untersuchten Jugendämtern der DJI-<br />

Fallerhebung (Thrum 2007) gelingt die Kontaktgestaltung überwiegend<br />

gut: Nur ein geringer Anteil von Kontakten zwischen den Herkunftseltern<br />

und Pflegeeltern wird als belastet bzw. sehr belastet eingeschätzt. Bestand<br />

zwischen Herkunftsmutter und Pflegemutter Kontakt, so wurde er in 16%<br />

der Fälle als belastet/negativ bewertet. Insgesamt kann man sagen, dass der<br />

Anteil belasteter Kontakte des Pflegekindes zur Herkunftsfamilie eher gering<br />

33 Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie

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