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Teil C

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C.8.3<br />

massives Essproblem, die will jetzt plötzlich nimmer schlucken (…). Und solche<br />

Besuche von mir, die tun den Kindern nicht gut, sagt sie« – so eine Mutter<br />

über ihren letzten Umgangskontakt mit ihren Töchtern (ebd., 526-532).<br />

• Angst, abgelehnt, nicht akzeptiert zu werden von den Pflegeeltern: »Ich<br />

weiß nicht, ich kann auch nicht sprechen mit ihr (der Pflegemutter) irgendwie.<br />

Vielleicht denkt sie immer: ›Was willst du jetzt überhaupt hier? Wir haben<br />

deinen Sohn groß gezogen, du kannst doch verschwinden‹. Sie sagt zwar<br />

immer, ich kann kommen und so. Aber wenn man dann da ist, dann (…),<br />

also wenn man jetzt fragen würde, was macht der Junge (Sohn), wie war die<br />

Schule oder so – da kommt nichts rüber« (I AG, 177-183).<br />

Und dennoch schildern die Befragten auch befriedigende Umgangskontakte,<br />

was vor allem zu tun hat mit ihrer grundlegenden Akzeptanz, dass ihre Kinder<br />

in einer Pflegefamilie leben. Drei Faktoren spielten u.a. eine Rolle dabei,<br />

diese Akzeptanz zu entwickeln:<br />

1. Die Qualität der Beziehung zu den Pflegemüttern, da es zumeist diese<br />

sind, denen sie näher begegnen;<br />

2. Beratungs-/Unterstützungsangebote von Fachkräften;<br />

3. Wahrnehmung, dass es den Kindern gut geht, deren Chancen sehen.<br />

Zu Punkt 1: Alle Befragten – bis auf eine Mutter und bis auf den Vater – fühlen<br />

sich vor allem dadurch akzeptiert und beteiligt am Leben der Kinder,<br />

dass die Pflegemütter ohne Vorwurf mit ihnen sprechen und von den Kindern<br />

erzählen. Sympathie spielt eine Rolle. Manche erzählen auch von einer<br />

gewissen Bewunderung für die Pflegemütter. Betont wird vor allem deren<br />

Fähigkeit zu Wärme und konsequentem Verhalten den Kindern gegenüber;<br />

man kann sich etwas »abgucken«. Gerade für die jüngeren Frauen können<br />

die älteren Pflegemütter manchmal zu einer Art »Mutterersatz« werden. Die<br />

große, demütigende Asymmetrie in der Beziehung und die konkrete Machtlosigkeit<br />

ist leichter zu ertragen, wenn sie sich Pflegeeltern gegenübersehen,<br />

die nichts vorwerfen, die mit Klarheit von den Kindern erzählen können, die<br />

ihre faktische Überlegenheit nicht in impliziter oder expliziter Vorwurfshaltung<br />

ausleben. Dann ist es den Herkunftseltern auch möglich, die Pflegeeltern<br />

anzuerkennen in dem, was sie für die Kinder tun.<br />

Zu Punkt 2: Insbesondere betonen sie aber auch, dass konkrete Unterstützungs-<br />

und Beratungsangebote durch das Jugendamt oder Gespräche mit<br />

TherapeutInnen geholfen haben, mit der Situation fertig zu werden. Gruppentreffen<br />

mit anderen Herkunftseltern in der gleichen Situation scheinen<br />

ebenfalls eine große Hilfe, nicht in Traurigkeit und Bitterkeit unterzugehen.<br />

»Ja, zu Anfang hatte ich immer das Gefühl, du bist eine schlechte Mutter und du<br />

hast es nicht hingekriegt, du kannst nichts, hast versagt als Mutter. Ja, und Frau<br />

B. (Fachkraft im Pflegekinderdienst) musste manchmal auch wirklich auf mich<br />

einprügeln und immer wieder sagen: ›Nein, das ist nicht so‹. Und das Gefühl<br />

habe ich jetzt nicht mehr, dass ich versagt habe. Und wenn das Gefühl wieder<br />

auftaucht, sage ich mir: ›Hey, du wolltest nur das Beste für dein Kind und das<br />

hast du gemacht‹. Und dann geht es mir wieder besser« (I AM, 642-647).<br />

Zu Punkt 3: Die Wahrnehmung, dass es den Kindern in der Pflegefamilie<br />

gut geht, erleichtert die Akzeptanz der Trennung ebenfalls in hohem Maß:<br />

»Ich habe ein gutes Gefühl, weil ich sehe einfach jedes Mal, es geht ihr gut, sie<br />

lacht und strahlt, macht und tut, es geht ihr einfach gut da. Das gibt mir wiederum<br />

ein gutes Gefühl« (I AM, 581-583). Selbst Frau A., die von sich sagt,<br />

32 Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie

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