Teil C
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C.8.3<br />
• Pflegeeltern haben manchmal auch Schuldgefühle gegenüber den Herkunftseltern<br />
über ihr bessergestelltes Leben, fragen sich, ob sie diesen die<br />
Kinder nicht auch irgendwie »weggenommen« haben und vermeiden deshalb<br />
Kontakte, um nicht mit dem Leid von Herkunftseltern konfrontiert<br />
zu werden.<br />
Umgangskontakte stellen die Beziehung zum Pflegekind auf die Probe – zumindest<br />
in der Wahrnehmung der Pflegeeltern:<br />
• Die Freude der Kinder über Besuche und Geschenke der Herkunftseltern<br />
kann Pflegeeltern verunsichern, wenn sie ihre Mühe, Arbeit und Beziehung<br />
dadurch abgewertet sehen: »Und wenn Sara (das Pflegekind) so die<br />
Treffen hat – sie freut sich! Sie freut sich auch komischerweise. Obwohl sie ihr<br />
so wehgetan haben, aber sie freut sich! Weil sie immer was geschenkt kriegt.<br />
Sie schenken ihr immer was, sie bringen immer was mit, und ich hab jetzt<br />
schon paar Mal gesagt: ›Mensch, Monika (leibliche Mutter), muss es denn<br />
sein, du musst doch nicht immer wieder was mitbringen!‹ – ›Jo, die soll doch<br />
wissen, wer wir sind!‹ (…) Und wenn die Sara von der Omi kommt, ist sie<br />
aufmüpfig, ist sie frech, richtig frech, und daher denk ich mir mal, ich hab<br />
nichts dagegen, sie soll weiterhin zu der Omi gehen, pff, werden wir nicht<br />
schaffen, dass wir das einstellen können«(I H, 1061-1066; 843-846).<br />
• Pflegeeltern äußern Ängste: Ist das Kind bei mir wirklich zufrieden und<br />
glücklich – wenn es einen guten Kontakt zu den leiblichen Eltern hat? Bin<br />
ich als Mutter/Vater gut genug? Will es vielleicht zurück? »Meine Angst<br />
ist natürlich, dass es jetzt im September zu mehr Kontakt kommt zwischen<br />
Jenny und leiblichen Eltern, das ist so meine Angst, und meine Angst ist auch,<br />
dass die Jenny dann noch verstörter wird und dass wir dann diese Regelung,<br />
dass dann doch irgendwann einmal kommt: ›Wenn du mir das und das nicht<br />
gibst, dann geh ich halt zur Anne und zum Rudi (leibliche Eltern).‹ Dass das<br />
einmal kommt, ne? Das wäre so meine Angst« (I H, 1495-1500).<br />
Es wird ein Mangel an Einflussnahme auf die Gestaltung und Häufigkeit der<br />
Umgangskontakte erlebt:<br />
• Pflegeeltern fühlen sich möglicherweise nicht gewürdigt durch eine<br />
zwiespältige Haltung des Jugendamtes gegenüber den Herkunftseltern und<br />
vermissen diesen gegenüber eine klare Haltung des Jugendamtes gerade in<br />
Bezug auf Umgangskontakte: »Und da fehlt mir so die klare Haltung. Also<br />
wir haben viel das Gefühl, es wird versucht, den leiblichen Eltern schönzureden<br />
und zu beschwichtigen, und: ›Ja wir tun ja alles!‹, und uns aber genauso«<br />
(I A, 1545-1548).<br />
• Zu viele Kontakte können das Alltagsleben der Pflegefamilien stören;<br />
insbesondere wenn es Umgangskontakte von mehreren Pflegekindern gibt,<br />
die alle organisiert und durchgeführt werden müssen.<br />
Eine Pflegemutter, die bereits viele Kinder betreut hat, bringt ihre Ambivalenz<br />
folgendermaßen auf den Punkt: »Also es ist immer schwierig. Also einerseits<br />
ist es schön, dass die Kinder Kontakt zu den Eltern haben, weil sie denn auch die<br />
Realität überprüfen können. (…) Ja, generell sage ich mal so über diese 20 Jahre<br />
hinweg, am einfachsten hatte ichs mit denen, wo die Eltern gar keinen Kontakt<br />
wollten, oder nicht da waren oder auch nicht möglich war oder so. Da konnte ich<br />
mit den Kindern am meisten anfangen, weil keine Störgeschichten da waren«(I<br />
26 Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie