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Teil C

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C.8.3<br />

Arme gestreckt und wollte auf den Schoß, dann hat Frau S. gesagt: ›Ja, jetzt heut<br />

ist doch die Mama mal da, jetzt musst du halt mal mit deiner Mama heut mal!‹«<br />

(I N, 352-358).<br />

Was den Besuch der Eltern in der Wohnung bzw. im Haus der Pflegeeltern<br />

angeht, wird dies sehr unterschiedlich wahrgenommen: Von manchen<br />

Pflegeeltern wird es in hohem Maße grundsätzlich abgelehnt, um die Privatsphäre<br />

zu erhalten. Anderen sind solche Besuche kein Problem, vor allem<br />

dann nicht, wenn bspw. Mütter nicht an den Kindern zerren, sondern selbst<br />

mit Klarheit ihr Einverständnis gegeben haben, dass die Kinder in der Pflegefamilie<br />

leben. <strong>Teil</strong>weise wird auch eine Verunsicherung von leiblichen Eltern<br />

wahrgenommen, in die oft wesentlich besser situierten Familien zu kommen,<br />

wie es eine Pflegemutter beschreibt: »Ich habe gemerkt, dass es auch für Michaels<br />

Mutter wahnsinnig schwierig war, den Kontakt hier bei uns zu machen. Weil<br />

ich mein, die hat ne Sozialwohnung, die hat wahrscheinlich gerade mal das Nötigste.<br />

Und dann kommt die hierher, kommt in dieses Riesenhaus, sieht, der Michael<br />

hat ein tolles Kinderzimmer und was halt da alles auch noch so rumsteht.<br />

Und ich denke mal, das tut der schon auch weh, wenn die das alles jetzt hier<br />

noch so vorgehalten kriegt. Die war total unsicher, als sie hier war, die wusste gar<br />

nicht recht, wie sie sich verhalten soll. (…) Daraufhin haben wir dann gesagt,<br />

das können wir nicht machen. Das können wir dem Kind nicht antun, und für<br />

die Mutter war es auch wahnsinnig schwierig. Ich mache nur noch Besuchskontakte<br />

an neutralen Orten, ich mache es nicht mehr anders«<br />

(I E, 430-438; 445-448).<br />

Besuche der Kinder in der Wohnung der leiblichen Eltern werden insbesondere<br />

dann als problematisch angesehen, wenn der Schutz der Kinder<br />

nicht gewährleistet scheint, etwa im Fall von alkoholabhängigen und/oder<br />

psychisch kranken Eltern. Älteren Kindern wird aber dennoch manchmal zugetraut,<br />

dass sie sich selbst schützen können, auch wenn die Pflegeeltern diese<br />

Besuche mit Sorge sehen. Viele Umgangskontakte finden jedoch in kindgerechten<br />

öffentlichen Räumen statt, auf Spielplätzen, in Schwimmbädern, im<br />

Zoo usw.<br />

Umgangskontakte aus Sicht von Pflegeeltern<br />

Inzwischen beziehen sich Pflegeeltern im Großen und Ganzen auf gedankliche<br />

Konzepte, in denen die Geburtseltern im Interesse des Wohls der<br />

Kinder einen Platz haben: Sie wollen gute Eltern sein, die Herkunftseltern<br />

aber als solche nicht ersetzen (vgl. B.4). Sie akzeptieren im Allgemeinen deren<br />

moralisches – oder zumindest ihr gesetzliches – Recht, einbezogen zu werden<br />

und damit die Zugehörigkeit der Kinder zu beiden Familiensystemen;<br />

so kann das generelle Fazit der Auswertung der Interviews mit Pflegeeltern<br />

zusammengefasst werden. Auch die Studie von Rock u.a. (2008) zur Pflegekinderhilfe<br />

in Rheinland-Pfalz zeigt, dass die Mehrzahl der Pflegeeltern eine<br />

grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Besuchskontakten angibt: 43%<br />

kommt der Verpflichtung, die Kontakte zu fördern und zu unterstützen, in<br />

hohem Maße nach und weitere 31% tut dies zumindest teilweise (ebd., S. 139).<br />

Mehr als die Hälfte der Beteiligten (57%) in dieser Studie stuft die Kontakte<br />

als wichtig bzw. teilweise wichtig ein. Dieser in Deutschland momentan<br />

vorherrschende, die Herkunftseltern einbeziehende Diskurs 48 ist vor allem<br />

dann leichter in die Praxis umsetzbar, wenn Pflegeeltern den Wert der Kon-<br />

24 Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie

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