21.11.2013 Aufrufe

Teil C

Teil C

Teil C

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

C.8.2<br />

wiesen, um die Integration eines Kindes in die Pflegefamilie zu fördern. 41 Es<br />

wird angenommen, dass diese Wirkung vor allem dann eintritt, wenn Kinder<br />

ein kooperatives Zusammenwirken von Herkunfts- und Pflegeeltern erleben<br />

und dadurch psychische Entlastung erfahren.<br />

Unterschiedliche Phasen eines Pflegeverhältnisses beeinflussen die Kontaktgestaltung<br />

bzw. die damit verbundenen Ziele:<br />

• Vorbereitung des Pflegeverhältnisses /Anbahnung des ersten Kontaktes zu<br />

den Pflegeeltern; Inobhutnahme, Bereitschaftspflege, Perspektive;<br />

• die ersten Wochen in der Pflegefamilie – Kennenlernen der Familienmitglieder,<br />

der Regeln, des sozialen Umfeldes – Verarbeiten der Situation,<br />

nicht mehr in der eigenen Familie zu leben: Erleichterung und Entlastung<br />

einerseits, Schuldgefühle und Sehnsucht andererseits;<br />

• Stabilisierung des Pflegeverhältnisses – Normalisierung der Situation, erste<br />

Perspektivklärung;<br />

• Etablierung des Pflegeverhältnisses – weitere Normalisierung und Perspektivklärung:<br />

befristet (Rückkehroption) oder auf Dauer (Verbleib in der<br />

Pflegefamilie, Adoption, Wechsel der Pflegefamilie oder der Unterbringungsform<br />

(betreutes Wohnen, Heim usw.);<br />

• Beendigung des Pflegeverhältnisses – Rückkehr in die Herkunftsfamilie,<br />

Wechsel der Pflegefamilie, Wechsel der Fremdplatzierungsform: Heim.<br />

Gerade in der Anfangsphase benötigen die Kinder ohne Kontakte möglicherweise<br />

viel Energie für ihre Besorgnis, Zweifel und Phantasien über die leiblichen<br />

Eltern. »Diese Energie ist so nicht verfügbar für die sich neu entwickelnden<br />

Beziehungen in der Pflegefamilie oder die aktuellen Entwicklungsaufgaben<br />

des Kindes. Obwohl das Kind jetzt in einer Umgebung lebt, die besser auf seine<br />

Bedürfnisse eingehen kann, kann das trauernde Kind sich vielleicht psychisch<br />

nicht darauf einstellen. Kinder können, ob zu Recht oder Unrecht, Pflegeeltern<br />

und Sozialarbeiter als Personen wahrnehmen, die sich verschworen haben, um sie<br />

von ihren leiblichen Eltern fernzuhalten« (Fahlberg 1994, S. 171f, Übersetzung<br />

d.Vf.).<br />

Kontakte nach der Unterbringung können Gefühle von verringertem<br />

Selbstwert der Kinder dämpfen: Kinder, die wenig oder keinen Kontakt zu<br />

den leiblichen Eltern haben, wundern sich möglicherweise, weshalb die Eltern<br />

sie nicht mehr sehen wollen. Dies wird z. B. geschildert von einer Pflegemutter<br />

mit mehreren Pflegekindern und unterschiedlichen Herkunftseltern:<br />

»Ich finde es schon wichtig, dass die anderen Kinder Umgangskontakte haben, ich<br />

find‹ es auch schade für die Paula! 42 Weil man merkt jetzt einfach, wo sie es von<br />

den anderen sieht, 43 dass es ihr fehlt, dass sie da einfach eine Lücke hat und niemand<br />

da ist. Sie hat auch nicht unseren Namen und trotzdem kommt keiner, der<br />

sie besucht. Und ich glaub, der Paula geht‹s gar nicht um Geschenke, sondern das<br />

ist einfach so ein Gefühl. Und jetzt versuchen wir grad für sie ein Foto zu kriegen,<br />

aber das ist schwierig. Weil sie hat nur Fotos, wie sie als Baby auf dem Arm<br />

41<br />

In einer englischen Untersuchung wurden auf der Grundlage von Jugendhilfeakten beispielsweise vier<br />

Fünftel der Kinder mit Kontakt zur leiblichen Mutter als gut an das Leben in der Pflegefamilie angepasst<br />

eingeschätzt, im Verhältnis zu etwa drei Fünftel der Kinder ohne Kontakt (Cleaver 2001).<br />

42<br />

Pflegekind, das keinen Kontakt zur drogenabhängigen Mutter hat, Vater ist unbekannt.<br />

43<br />

Die drei anderen Pflegekinder haben regelmäßigen Umgangskontakt.<br />

19 Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!