Teil C
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C.8.2<br />
Beteiligter vielfältige Verlaufsmuster beschrieben, 26 die ebenfalls auf unterschiedliche<br />
Wirkungen in verschiedenen Fällen hindeuten.<br />
Besuchskontakte, Rückführung und Integration in die Pflegefamilie<br />
Die Notwendigkeit von Besuchskontakten bei einer bestehenden Rückführungsoption<br />
ist in der Fachdiskussion weitgehend unumstritten. Besuchskontakte<br />
dienen hierbei der Aufrechterhaltung von Bindungen, sichern psychisch<br />
und räumlich den Platz des Kindes in der Herkunftsfamilie und ermöglichen<br />
in manchen Fällen den Herkunftseltern die Erprobung von Erziehungsfähigkeiten,<br />
die sie im Rahmen von Hilfen zur Erziehung neu erworben haben.<br />
Werden vereinbarte Besuchskontakte von den Herkunftseltern allerdings<br />
nicht wahrgenommen, so sinkt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen<br />
Rückführung in der Regel deutlich. 27<br />
Auch ohne Rückführung scheinen positiv gestaltete und regelmäßige<br />
Besuchskontakte wenigstens teilweise darin erfolgreich zu sein, beteiligten<br />
Pflegekindern die Aufrechterhaltung einer emotionalen Verbindung zur Herkunftsfamilie<br />
zu ermöglichen. 28 Hieraus wurde die Frage abgeleitet, ob eine<br />
durch Besuchskontakte aufrecht erhaltene emotionale Verbindung zur Herkunftsfamilie<br />
die Integration von Pflegekindern in die Pflegefamilie regelhaft<br />
behindern könnte. Besonders eindrücklich wurde diese Frage im Hinblick<br />
auf misshandelte und vernachlässigte Kinder gestellt, von denen angenommen<br />
werden muss, dass sie teilweise besondere Schwierigkeiten haben, sich<br />
auf neue Vertrauensbeziehungen einzulassen, 29 die zugleich aber korrigierende<br />
positive Beziehungserfahrungen besonders dringend benötigen. Die<br />
zu dieser Thematik vorliegenden Befunde deuten grundlegend darauf hin,<br />
dass sich die Mehrzahl aller Pflegekinder, mit und ohne Besuchskontakte,<br />
gut in die Pflegefamilie zu integrieren vermag und hier emotionale Geborgenheit<br />
findet. 30 Obgleich nur eine Minderheit an Pflegekindern betreffend,<br />
gehen Besuchskontakte in einigen Studien aber doch mit erhöhten Raten an<br />
Loyalitätskonflikten, emotionalen Belastungen und Schwierigkeiten bei der<br />
Integration in die Pflegefamilie einher. In einer deutschen Untersuchung an<br />
etwas mehr als fünfzig Pflegefamilien fand sich etwa ein statistisch schwacher<br />
Zusammenhang zwischen Besuchskontakten und von den Pflegeeltern wahrgenommenen<br />
Loyalitätskonflikten des Pflegekindes. Für die Mehrzahl der<br />
Kinder mit Besuchskontakten wurden zumindest gelegentliche Loyalitätskonflikte<br />
von den Pflegeeltern berichtet. Eine vollständige Integration in die<br />
Pflegefamilie wurde bei etwa einem Drittel der Kinder mit Besuchskontakten<br />
wahrgenommen und war damit gegenüber Kindern ohne Besuchskontakte<br />
um etwa 50% seltener. 31 Auch andere Studien, bei denen teilweise mehrere<br />
Informationsquellen einbezogen und ein längsschnittlicher Ansatz gewählt<br />
wurde, berichten von statistisch schwachen bis moderaten Zusammenhängen<br />
zwischen Besuchskontakten und Loyalitätskonflikten des Kindes. 32 Soweit<br />
26<br />
Z.B. Cleaver (2001).<br />
27<br />
Vgl. etwa Leathers (2002), S. 595; Cleaver (2001); Bullock/Little/Millham (1993).<br />
28<br />
Vgl. etwa McWey/Mullis (2004, S. 293); Kötter (1994); Poulin (1992, S. 65).<br />
29<br />
Empirische Studien zu diesem Thema, die gegenüber schwer kontrollierbaren klinischen Eindrucksberichten<br />
einen wichtigen Fortschritt darstellen, stammen etwa von Howes/Siegal (1993, S. 71); Dance/<br />
Rushton/Quinton (2002, S. 395).<br />
30<br />
Für eine Forschungsübersicht siehe Kapitel B.3.2.<br />
31<br />
Vgl. Kötter (1994).<br />
16 Umgangskontakte und die Gestaltung von Beziehungen zur Herkunftsfamilie