Magazin 196212
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VON lUGEN SCHNELL<br />
Oben: Brennender Phosphor in einer Berliner<br />
Straße in der Nacht xum 23. 11. 1943. Unten:<br />
Die ausgebrannte I1Wolkenburg" in Köln. Oie<br />
eigenen l öschkröfte waren an anderer Stelle<br />
tätig, auswärtige kamen zu spät xum Einsatx.<br />
ieser Aufsatz versud1t eine sehr wichtige<br />
Frage zu beantworten: Hatten<br />
die Haltung und das Verhalten der<br />
Bevölkerung einen EinrIuß auf die<br />
Höhe der Verluste während der Luftangriffe<br />
auf das ehemalige Reichsgebiet?<br />
Dem Verfasser standen die Angaben<br />
des Statistischen Bundesamtes in<br />
Wiesbaden (siehe hierzu ZB Nr. 6/62<br />
S. 28) und der Bericht Uni ted Stat.s<br />
Bombing Survey zur Verfügung.<br />
Das Statistische Bundesamt errechnete<br />
die Gesamtzahl der Luftkriegstoten mit<br />
fast 600000 und die der zerstörten<br />
Häuser mit 403000. In einer Tabelle<br />
wurden sed1s Phasen der Luftangriffe<br />
und in einer zweiten die Verteilung auf<br />
neun Angri1Isräume deutlich gemacht.<br />
Die USA dagegen haben in ihrem Bericht<br />
die Schwankungen der Zahl der<br />
Lurtkriegstoten in Deutschland in den<br />
einzelnen Kriegsjahren, umgerechnet<br />
auf je 1000 kg abgeworfene Munition,<br />
bestimmt.<br />
Kritisches lahr 1943<br />
Im Jahre 1940 waren 1000 kg notwendig,<br />
um 0,03 Menschen zu töten; 1941<br />
stieg der prozentuale Anteil der Verluste<br />
auf 0,1, hielt sich im folgenden<br />
Jahr auf dieser Höhe und schnellte<br />
1943 plötzlich auf 0,9. Trotz der 1944<br />
einsetzenden Taktik der Bombenteppiche<br />
gingen die Verluste aut 0,3 zurück<br />
und 1945 sogar auf 0,2. Die Gegenüberstellung<br />
beider Berichtc läßt durch<br />
Vergleich und untcr Berücksichtigung<br />
weiterer Faktcn gewisse Schlußfolgerungen<br />
über das luftschutzmäßige Verhalten<br />
der Bevölkerung zu.<br />
Alle, die aus dem grauenhaften Ge-<br />
sd1ehen Lehren für die Zukunil gewinnen<br />
wollen, müssen sich vor allem mit<br />
dem kritisd1en Jahr 1943 beschäftigen.<br />
Es ist richtig, daß in diesem Jahr die<br />
britisd1e LuIlwaffe ihre Angriffe auf<br />
die großen Städte konzentrierte, daß<br />
verbesserte Ortung durch die Radarted1nik<br />
und erhöhterBegleitschutzdurch<br />
J agdflieger ihre Angriffe wirkungsvoller<br />
werden ließen, aber die eingetretenen<br />
hohen Verluste können nicht allein<br />
mit der unmittelbaren Wirkung der<br />
abgeworfenen Munition erklärt werden.<br />
Schlagwort "Phosphor vom Himmel"<br />
Die Auswirkungen der massierten Angriffe<br />
waren verheerend. Flächenbrände,<br />
Feuerstürme, einstürzende Mauern<br />
verursachten furd1tbare Verluste unter<br />
der Bevölkerung der betroffenen<br />
Städte. Aber es muß in diesem Zusammenhang<br />
auf eine weitere Tatsache<br />
hingewiesen werden. Die neu eingesetzten<br />
Phosphorbrandbomben hatten<br />
einen wahren Schock ausgelöst! übcrall<br />
verbreitete sich schnell die Auffassung,<br />
daß man sich gegen den "vom<br />
Himmel fallenden brennenden Phosphor"<br />
nicht schützen könne.<br />
Die örtlichen Luftschutzleiter und ihre<br />
Einsatzkräfte dagegen hatten rasch die<br />
tatsächliche Wirkung der neuen Bombe<br />
erkannt und eine Taktik zu ihrer Bekämpfung<br />
entwickelt. Wenn also die<br />
"moralische Wirkung" der Phosphorbombe<br />
- ganz im Sinne der psychologischen<br />
Kriegführung der anderen Seite<br />
- der Mehrheit der Bevölkerung<br />
einen lähmenden Schock versetzt haUe,<br />
so mußte diese neue Waffe in a llen<br />
Einzelheiten vorgeführt werden!<br />
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