Konzentration im Energiesektor - Bund
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176 Handelsteilnehmer eingetragen. Von diesen Handelsteilnehmern<br />
handelten 153 am Spotmarkt und 94<br />
am Terminmarkt.“ 18<br />
Während die Liberalisierung des Stromsektors vorangetrieben<br />
wurde, gab es <strong>im</strong> Gassektor kaum Ansätze.<br />
Sowohl die Verbändevereinbarung I vom 4.7.2000,<br />
als auch die Verbändevereinbarung II vom 1.10.2002<br />
brachten kaum Wettbewerbsfortschritte. Im Juni<br />
2001 drohte die Europäische Kommission Deutschland<br />
wegen mangelnder Umsetzung der Gasrichtlinie<br />
mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.<br />
Seit 2006 unterliegt auch der Zugang zum Gasnetz<br />
staatlicher Regulierung. Allerdings sind die Ferngasnetzbetreiber<br />
weiterhin von der Anreizregulierung<br />
freigestellt. Der Netzzugang soll künftig mit dem<br />
Zweivertragsmodell 19 erleichtert werden.<br />
3.3. Fusionsprozesse und Aufkäufe bei den<br />
Verbundunternehmen<br />
umfassende Privatisierung eines vormals staatlichen<br />
Sektors. Die Energieversorgung in Deutschland war,<br />
wie oben beschrieben, bereits vor der Liberalisierung<br />
privatwirtschaftlich organisiert, mit unterschiedlich<br />
hohen Unternehmensanteilen, in öffentlicher Hand.<br />
Waren die Jahre zuvor geprägt von der Diversifizierung<br />
der großen Stromkonzerne zu riesigen Mischkonzernen,<br />
bot die Liberalisierung die Chance, das lukrative<br />
Kerngeschäft in nationalem und europäischem Maßstab<br />
auszuweiten. Im Zuge der Restrukturierung und<br />
Konzentrierung auf das Kerngeschäft wurden auch rentable<br />
Tochterunternehmen verkauft, bei denen jedoch<br />
die Renditeerwartung geringer als <strong>im</strong> <strong>Energiesektor</strong><br />
ausfielen. Waren bis dahin nur die Stadtwerke sowohl<br />
<strong>im</strong> Strom, als auch <strong>im</strong> Gas- und Wassergeschäft aktiv,<br />
wurde nun das Stammgeschäft der großen Stromkonzerne<br />
auf den Gasbereich ausgedehnt. Das Engagement<br />
<strong>im</strong> Wasserbereich (siehe RWE / Thameswater)<br />
wird dagegen nur von vorübergehender Dauer sein.<br />
3.3.1. Energie Baden-Württemberg AG (EnBW)<br />
Im Vorfeld der Liberalisierung fusionierten als<br />
erstes die Badenwerk AG und die Energie-Versorgung<br />
Schwaben AG (EVS) 1997 zur EnBW. Der neue Konzern<br />
wurde ganz auf den liberalisierten Binnenmarkt<br />
ausgerichtet und war der erste, der seinen Strom<br />
bundesweit anbot.<br />
Mit Beginn der Liberalisierung wurde ein starker <strong>Konzentration</strong>sprozess<br />
in Gang gesetzt. Durch Fusionen<br />
und Aufkäufe haben sich die Verbundunternehmen<br />
nach der Liberalisierung von acht auf vier reduziert.<br />
Im Zuge dieser Prozesse wurden und werden auch<br />
öffentliche Anteile an den Energieversorgungsunternehmen<br />
verkauft. Siehe z.B. den Verkauf der Anteile<br />
Baden-Württembergs an der EnBW oder dem Verkauf<br />
diverser Stadtwerksanteile an die Energiekonzerne.<br />
Das Prägende der deutschen Liberalisierung des Energiemarktes<br />
ist jedoch nicht, wie in Großbritannien, die<br />
18<br />
Sondergutachten der Monopolkommission gemäß § 62 Abs. 1 des<br />
Energiewirtschaftsgesetzes – Strom und Gas 2007: Wettbewerbsdefizite<br />
und zögerliche Regulierung, <strong>Bund</strong>estags-Drucksache 16/7087,<br />
S. 61.<br />
19<br />
Es sind innerhalb eines Marktgebietes nur noch 2 Verträge notwendig,<br />
einer für die Einspeisung, einer für die Ausspeisung, siehe auch<br />
Kapitel 4.1.4..<br />
Im Januar 2000 verkaufte das Land Baden-Württemberg<br />
seine Anteile an EnBW in Höhe von 25,01 % an<br />
den französischen Staatskonzern Electricité de France<br />
(EdF). Inzwischen besitzt EdF 45,01 % an EnBW.<br />
Ebenfalls 45,01 % hält der Zweckverband Oberschwäbische<br />
Elektrizitätswerke, wobei die beiden Großaktionäre<br />
vereinbart haben, einheitlich vorzugehen und<br />
sich gegenseitig Vorkaufsrechte zugesichert haben.<br />
Im April 2001 stieg EnBW be<strong>im</strong> spanischen Versorger<br />
Hidrocantabrico ein. Es gelang aber nicht, wie<br />
geplant, Mehrheitsaktionär zu werden. 2004 zog sich<br />
EnBW mit Verlusten wieder von der iberischen Halbinsel<br />
zurück und verkaufte seine Anteile an die portugiesische<br />
EDP. So wirbt die EnBW weiterhin damit,<br />
dass sie fest in Baden-Württemberg verwurzelt wäre<br />
und beschränkt ihre Auslandsambitionen derzeit auf<br />
Österreich, Schweiz und die MOE-Länder Tschechien,<br />
Polen und Ungarn.<br />
15