21.11.2013 Aufrufe

Die Zauberflöte

Die Zauberflöte

Die Zauberflöte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> <strong>Zauberflöte</strong><br />

Oper in zwei Aufzügen<br />

Libretto: Emmanuel Schikaneder<br />

Musik: Wolfgang Amadeus Mozart<br />

(Text nach : http://opera.stanford.edu/iu/libretti/zauber1.html &<br />

http://opera.stanford.edu/iu/libretti/zauber2.html)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 1


Erster Aufzug<br />

Scene 1<br />

Drei Damen:<br />

Würd' ich mein Herz der Liebe weihn,<br />

Eine felsige Gegend, hie und da mit Bäumen überwachsen. Tamino kommt So müßt es dieser Jüngling sein.<br />

im Jagdkleide von einem Felsen herunter mit einem Bogen, aber ohne Pfeil. Laßt uns zu uns'rer Fürstin eilen,<br />

Eine Schlange verfolgt ihn.<br />

Ihr diese Nachricht zu erteilen.<br />

Vielleicht daß dieser schöne Mann<br />

1. Introduktion<br />

<strong>Die</strong> vor'ge Ruh' ihr geben kann.<br />

Tamino:<br />

Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren,<br />

Der listigen Schlange zum Opfer erkoren.<br />

Barmherzige Götter! Schon nahet sie sich!<br />

Ach, rettet mich! Ach, schützet mich!<br />

(Er fällt in Ohnmacht. <strong>Die</strong> Drei Damen verschleiert,<br />

mit silbernen Wurfspießen.)<br />

Drei Damen:<br />

Stirb, Ungeheu'r, durch unsre Macht!<br />

(Sie stossen die Schlange entzwei.)<br />

Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht,<br />

<strong>Die</strong> Heldentat! Er ist befreit<br />

Durch unsres Armes Tapferkeit.<br />

Erste Dame:<br />

Ein holder Jüngling, sanft und schön.<br />

Zweite Dame:<br />

So schön, als ich noch nie gesehn!<br />

Dritte Dame:<br />

Ja, ja, gewiß zum Malen schön!<br />

Erste Dame:<br />

So geht und sagt es ihr,<br />

Ich bleib indessen hier.<br />

Zweite Dame:<br />

Nein, nein, geht ihr nur hin,<br />

Ich wache hier für ihn!<br />

Dritte Dame:<br />

Nein, nein, das kann nicht sein!<br />

Ich schütze ihn allein.<br />

Erste Dame:<br />

Ich bleib' indessen hier!<br />

Zweite Dame:<br />

Ich wache hier für ihn!<br />

Dritte Dame:<br />

Ich schütze ihn allein!<br />

Erste Dame:<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 2


Ich bleibe!<br />

Zweite Dame:<br />

Ich wache!<br />

Dritte Dame:<br />

Ich schütze!<br />

Wie? - <strong>Die</strong> bösartige Schlange ist tot?<br />

(Man hört von fern ein Waldflötchen.)<br />

Was hör ich? - Ha, eine männliche Figur nähert<br />

sich!<br />

(Er versteckt sich hinter einem Baum.)<br />

Drei Damen:<br />

Ich! Ich! Ich!<br />

(Jede für sich)<br />

Ich sollte fort? Ei, ei, Wie fein!<br />

Sie wären gern bei ihm allein -<br />

Nein, nein! Das kann nicht sein!<br />

(Eine nach der andern, dann alle drei zugleich)<br />

Was wollte ich darum nicht geben,<br />

Könnt' ich mit diesem Jüngling leben!<br />

Hätt' ich ihn doch so ganz allein!<br />

Doch keine geht; es kann nicht sein,<br />

Am besten ist es nun, ich geh'.<br />

(Zu Tamino)<br />

Du Jüngling, schön und liebevoll,<br />

Du trauter Jüngling, lebe wohl,<br />

Bis ich dich wiederseh'.<br />

(Sie gehen)<br />

Dialog<br />

Tamino (erwacht, sieht furchtsam umher):<br />

Wo bin ich? Ist's Fantasie, daß ich noch lebe? Oder<br />

hat eine höhere Macht mich gerettet?<br />

(Er steht auf und sieht umher.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 3


Vokabular zu 1. Introduktion<br />

barmherzig = miséricordieux<br />

befreien = libérer<br />

Bogen, der = l'arc<br />

eilen = courir, hâter<br />

entzweistossen = couper en deux<br />

erkoren = élu<br />

erteilen = délivrer, donner<br />

fein = beau<br />

Fels, der = le rocher<br />

felsig = rocheux<br />

fortgehen = partir<br />

furchtsam = apeuré, craintif<br />

Fürstin, die = la princesse<br />

Gegend, die = la région<br />

gewiß = certainement<br />

Heldentat, die = l'exploit<br />

Herz, das = le coeur<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

hold = gracieux<br />

indessen = toutefois<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

listig = rusé<br />

Macht, die = le pouvoir<br />

Nachricht, die = la nouvelle<br />

nahen (sich) = s'approcher<br />

Ohnmacht, die = l'évanouissement, la défaillance<br />

Pfeil, der = la flèche<br />

retten = sauver<br />

sanft = doux<br />

Schlange, die = le serpent<br />

schützen = protéger<br />

sich nähern = s'approcher<br />

sterben = mourir<br />

Tapferkeit, die = la bravour<br />

traut = cher<br />

überwachsen = couvert de plantes<br />

Ungeheuer, das = le monstre<br />

verfolgen = poursuivre<br />

verlieren = perdre<br />

verschleiert = voilé<br />

vielleicht = peut-être<br />

vollbringen = accomplir<br />

vorig = précédent<br />

wachen = veiller<br />

weihen = dédier, consacrer<br />

Wurfspieß, der = la lance<br />

zugleich = à la fois<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 4


2. Arie<br />

(Papageno kommt einen Fußteig herunter, hat auf dem<br />

Rücken eine große Vogelsteige, worin Verschiedene<br />

Vögel sind. In der Hand hat er eine kleine<br />

Waldflöte.)<br />

Ich wiegte wie ein Kind sie ein.<br />

(Pfeift, will nach der Arie nach der Pforte<br />

gehen.)<br />

Dialog<br />

Papageno:<br />

Der Vogelfänger bin ich ja,<br />

Stets lustig, heisa, hopsassa!<br />

Ich Vogelfänger bin bekannt<br />

Bei Alt und Jung im ganzen Land.<br />

Weiß mit dem Locken umzugehn<br />

Und mich auf's Pfeifen zu verstehn.<br />

Drum kann ich froh und lustig sein,<br />

Denn alle Vögel sind ja mein.<br />

Der Vogelfänger bin ich ja,<br />

Stets lustig, heisa, hopsassa!<br />

Ich Vogelfänger bin bekannt<br />

Bei Alt und Jung im ganzen Land.<br />

Ein Netz für Mädchen möchte ich,<br />

Ich fing sie dutzendweis für mich;<br />

Dann sperrte ich sie bei mir ein,<br />

Und alle Mädchen wären mein.<br />

Wenn alle Mädchen wären mein,<br />

So tauschte ich brav Zucker ein.<br />

<strong>Die</strong>, welche mir am liebsten wär',<br />

Der gäb' ich gleich den Zucker her.<br />

Und küßte sie mich zärtlich dann,<br />

Wär' sie mein Weib und ich ihr Mann,<br />

Sie schlief' an meiner Seite ein,<br />

Tamino:<br />

He da!<br />

Papageno:<br />

Was da?<br />

Tamino:<br />

Sag mir, du lustiger Freund, wer du seist?<br />

Papageno:<br />

Wer ich bin? Dumme Frage! Ein Mensch, wie du.<br />

Und wenn ich dich nun fragte, wer du bist?<br />

Tamino:<br />

So würde ich dir antworten, daß ich aus<br />

fürstlichem Geblüte bin.<br />

Papageno:<br />

Das ist mir zu hoch. Mußt dich deutlicher<br />

erklären, wenn ich dich verstehen soll!<br />

Tamino:<br />

Mein Vater ist ein Fürst, der über viele<br />

Länder und Menschen herrscht; darum nennt man<br />

mich Prinz.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 5


Papageno:<br />

Länder? Menschen? Prinz? Sagst du mir zuvor: gibt's Tamino:<br />

außer diesen Bergen auch noch Länder und Menschen? Wodurch erhältst du das?<br />

Tamino:<br />

Viele Tausende!<br />

Papageno:<br />

Da ließe sich ja eine Spekulation mit meinen Vögeln<br />

machen.<br />

Tamino:<br />

Aber wie nennt man eigentlich diese Gegend? Und wer<br />

beherrscht sie?<br />

Papageno:<br />

Das kann ich dir ebensowenig beantworten, als ich<br />

weiß, wie ich auf die Welt gekommen bin.<br />

Tamino (lacht):<br />

Wie? Du wüßtest nicht, wo du geboren, oder wer<br />

deine Eltern waren?<br />

Papageno:<br />

Königin, von der mein Vater mir so oft<br />

Kein Wort! Ich weiß nur so viel, daß nicht weit von erzählte. Unfehlbar ist auch dieser Mann kein<br />

hier meine Strohhütte steht, die mich vor Regen und gewöhnlicher Mensch.<br />

Kälte schützt.<br />

Tamino:<br />

Aber wie lebst du?<br />

Papageno:<br />

Na, von Essen und Trinken, wie alle Menschen.<br />

Papageno:<br />

Durch Tausch - ich fange für die<br />

sternflammende Königin und ihre Jungfrauen<br />

verschiedene Vögel; dafür erhalte ich täglich<br />

Speise und Trank von ihr.<br />

Tamino:<br />

Sternflammende Königin? Wenn es etwa gar die<br />

mächtige Herrscherin der Nacht wäre! - Sag<br />

mir, guter Freund, warst du schon so<br />

glücklich, diese Göttin der Nacht zu sehen?<br />

Papageno:<br />

Sehen? <strong>Die</strong> sternflammende Königin sehen?<br />

Welcher Sterbliche könnte sich rühmen, die je<br />

gesehn zu haben?<br />

Tamino (für sich):<br />

Nun ist's klar; es ist eben diese nächtliche<br />

Papageno (für sich):<br />

Wie er mich so starr anblickt! Bald fang' ich<br />

an, mich vor ihm zu fürchten. (laut) Warum<br />

siehst du so verdächtig und schelmisch nach<br />

mir?<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 6


Tamino:<br />

Weil... weil ich zweifle. ob du ein Mensch bist.<br />

Papageno:<br />

Wie war das?<br />

Tamino:<br />

Nach deinen Federn, die dich bedecken, halt' ich<br />

dich-<br />

(Er geht auf ihn zu)<br />

Papageno:<br />

Doch für keinen Vogel? Du, bleib zurück, sag' ich,<br />

und traue mir nicht; denn ich habe Riesenkraft.<br />

(für sich) Wenn er sich nicht bald von mir<br />

schrecken lässt, so lauf ich davon.<br />

Tamino:<br />

Riesenkraft? (Er sieht auf die Schlange) Also warst<br />

du wohl gar mein Erretter, der diese giftige<br />

Schlange bekämpfte?<br />

Papageno:<br />

Papageno:<br />

Wer sie eigentlich sind, weiß ich selbst<br />

Schlange! (Er sieht sich um, weicht zitternd einige nicht. Ich weiß nur so viel, daß sie mir<br />

Schritte zurück) Ah! Ah! Ist sie tot oder lebendig? täglich meine Vögel abnehmen, und mir dafür<br />

Wein, Zuckerbrot und süße Feigen bringen.<br />

Tamino:<br />

Aber um alles in der Welt, Freund, wie hast du Tamino:<br />

dieses Ungeheuer bekämpft? Du bist ohne Waffen. Sie sind vermutlich sehr schön?<br />

Papageno:<br />

Papageno:<br />

Brauch keine! Bei mir ist ein starker Druck mit der<br />

Hand mehr als Waffen.<br />

Tamino:<br />

Du hast sie also erdrosselt?<br />

Papageno:<br />

Erdrosselt!<br />

(für sich)<br />

Bin in meinem Leben nicht so stark gewesen,<br />

als heute.<br />

(<strong>Die</strong> Drei Damen erscheinen verschleiert.)<br />

Drei Damen (drohen und rufen zugleich):<br />

Papageno!<br />

Papageno:<br />

Aha, das geht mich an!<br />

Tamino:<br />

Wer sind diese Damen?<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 7


Ich denke nicht! Denn wann die schön wären, dann<br />

würden die noch nicht ihre Gesichter bedecken.<br />

Drei Damen (drohend):<br />

Papageno!<br />

Papageno (beiseite zu Tamino):<br />

Sei still! Sie drohen mir schon. (laut) Ah, du<br />

fragst, ob sie schön sind, da kann ich dir nichts<br />

anderes darauf antworten, als daß ich in meinem<br />

Leben nichts Reizenderes gesehen habe. (für sich)<br />

Jetzt werd ich gleich wieder gut sein.<br />

Drei Damen (noch näher tretend, drohend):<br />

Papageno!<br />

Dritte Dame:<br />

Und statt der süßen Feigen, hab' ich die Ehre,<br />

dir dies goldene Schloß vor den Mund zu<br />

schlagen.<br />

(Sie schlägt ihm das Schloß vor. Papageno hat<br />

seinen<br />

Scherz durch Gebärden.)<br />

Erste Dame:<br />

Du willst vermutlich wissen, warum die Fürstin<br />

dich heute so wunderbar bestraft?<br />

(Papageno bejaht es durch Nicken mit dem<br />

Kopf.)<br />

Papageno:<br />

Was hab ich bloß heute verbrochen, daß die so<br />

aufgebracht wider mich sind? - Hier, meine Schönen,<br />

übergeb ich euch meine Vögel.<br />

Erste Dame (reicht ihm ein Gefäß mit Wasser):<br />

Dafür schickt dir unsere Fürstin heute zum ersten<br />

Mal statt Wein reines, helles Wasser.<br />

Zweite Dame:<br />

Und mir befahl sie, daß ich, statt Zuckerbrot,<br />

diesen Stein dir überbringen soll. Ich wünsche, daß<br />

er dir wohl bekommen möge.<br />

Papageno:<br />

Was? Steine soll ich fressen?<br />

Zweite Dame:<br />

Damit du künftig nie mehr Fremde belügst.<br />

Dritte Dame:<br />

Und daß du nie dich der Heldentaten rühmst,<br />

die andre vollzogen haben.<br />

Erste Dame:<br />

Sag an! Hast du diese Schlange bekämpft?<br />

(Papageno verneint es, durch Schütteln mit dem<br />

Kopf.)<br />

Zweite Dame:<br />

Wer denn also?<br />

(Papageno deutet an, daß er es nicht weiß.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 8


Dritte Dame (zu Tamino):<br />

Wir waren's, Jüngling, die dich befreiten. Hier,<br />

dies Gemälde schickt dir die große Fürstin; es ist<br />

das Bildnis ihrer Tochter. "Findest du," sagte sie,<br />

"daß diese Züge dir nicht gleichgültig sind, dann<br />

ist Glück, Ehr' und Ruhm dein Los!" Auf<br />

Wiedersehen.(Geht ab.)<br />

Zweite Dame:<br />

Adieu, Monsieur Papageno! (Geht ab.)<br />

Erste Dame:<br />

Fein nicht zu hastig getrunken!<br />

(Sie geht lachend ab. Papageno hat immer sein<br />

stummes Spiel gehabt; Tamino ist gleich beim<br />

Empfang des Bildnisses aufmerksam geworden; seine<br />

Liebe nimmt zu, ob er gleich für alle diese Reden<br />

taub schein.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 9


Vokabular zu 2. Arie<br />

andeuten = indiquer<br />

angehen = concerner<br />

aufgebracht = en colère<br />

aufmerksam = attentif<br />

außer = hors<br />

befehlen = ordonner<br />

bekämpfen = combattre<br />

belügen, lügen = mentir<br />

bestrafen = punir<br />

Bildnis, das = le portrait<br />

brav = gentil, gentilement<br />

davonlaufen = s'enfuir<br />

deutlich = distinct, distinctement<br />

die Gegend = la région<br />

die Schlange = le serpent<br />

drohen = menacer<br />

Druck, der = la pression<br />

dutzendweis = par douzaine<br />

ebenso ... als (wie) = tout aussi ... que<br />

Ehre, die = l'honneur<br />

eigentlich = à vrai dire, au fond<br />

einsperren = enfermer<br />

Empfang, der = la réception<br />

erdrosseln = étrangler<br />

erhalten = bekommen = recevoir<br />

Erretter, Retter, der = le sauveur<br />

erscheinen = apparaître<br />

fangen = attraper<br />

Federn, die (PL) = les plumes<br />

froh = content, heureux<br />

fürchten = craindre<br />

Fürst, der = le prince<br />

Fürstin, die = la princesse<br />

fürstlich = princier, noble<br />

Fußsteig, der = le sentier<br />

Gebärde, die = le geste<br />

Geblüt, das = la lignée<br />

Gefäß, das = le récipient<br />

Gemälde, das = le tableau<br />

gewöhnlich = habituel, ordinaire<br />

gleich = égal<br />

gleichgültig = indifférent<br />

halten für = tenir pour<br />

hastig = hâtif<br />

herrschen = régner<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

Land, das = le pays<br />

locken = attirer<br />

Mund, der = la bouche<br />

nennen (sich) = (s') appeler<br />

Netz, das = le filet<br />

nicken = hocher<br />

pfeifen = siffler<br />

reizend = charmand, ravissant<br />

Riesenkraft, die = la force immense, géante<br />

Ruhm, der = la gloire<br />

rühmen = vanter<br />

schelmisch = malicieux, espiègle<br />

Scherz, der = la plaisanterie<br />

schlagen = battre<br />

Schloß, das = la serrure, le chateau<br />

schrecken = effrayer<br />

schütteln = secouer<br />

schützen = protéger<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 10


sich verstehen auf = être doué pour<br />

Speise, die = la nourriture<br />

Spiel, das = le jeu<br />

starr = fixe (regard)<br />

statt = au lieu de<br />

Sterbliche, der = le mortel<br />

sternflammend = brillant comme une étoile<br />

Strohhütte, die = la paillote<br />

stumm = muet<br />

Tausch, der = l'échange<br />

tauschen, eintauschen = échanger<br />

Trank, der = la boisson<br />

trauen, vertrauen = faire confiance<br />

umgehen können mit = savoir s'y prendre avec<br />

unfehlbar = infaillible, sans aucun doute<br />

verdächtig = suspect<br />

vermutlich = probablement<br />

verschleiert = voilé<br />

Vogelfänger, der = l'oiseleur<br />

Vogelsteige = Vogelkäfig, der = Le cage à oiseaux<br />

vollziehen = accomplir<br />

Waffe, die = l'arme<br />

weichen = cédér, reculer<br />

weit = loin<br />

wiegen, einwiegen = bercer<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

wünschen = souhaiter<br />

zärtlich = tendre, tendrement<br />

zitternd = tremblant<br />

Zug, der = le trait<br />

zugleich = à la fois<br />

zunehmen = accroître<br />

zweifeln = douter<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 11


3. Arie<br />

Tamino (blickt das Bildnis an):<br />

<strong>Die</strong>s Bildnis ist bezaubernd schön,<br />

Wie noch kein Auge je gesehn!<br />

Ich fühl es, wie dies Götterbild<br />

Mein Herz mit neuer Regung füllt.<br />

<strong>Die</strong>s Etwas kann ich zwar nicht nennen,<br />

Doch fühl' ich's hier wie Feuer brennen.<br />

Soll die Empfindung Liebe sein?<br />

Ja, ja die Liebe ist's allein.<br />

O wenn ich sie nur finden könnte!<br />

O wenn sie doch schon vor mir stände!<br />

Ich würde, würde, warm und rein,<br />

Was würde ich?<br />

Ich würde sie voll Entzücken<br />

An diesen heißen Busen drücken,<br />

Und ewig wäre sie dann mein!<br />

(Tamino will abgehen. <strong>Die</strong> Drei Damen treten auf.)<br />

Dialog<br />

Erste Dame:<br />

Rüste dich mit Mut und Standhaftigkeit, schöner<br />

Jüngling! <strong>Die</strong> Fürstin -<br />

Daß der Weg zu deinem künftigen Glücke nunmehr<br />

gebahnt sei.<br />

Erste Dame:<br />

Sie hat jedes deiner Worte gehört; Sie hat...<br />

Zweite Dame:<br />

Jeden Zug in deinem Gesichte gelesen...<br />

Dritte Dame:<br />

...hat beschlossen, dich ganz glücklich zu<br />

machen.<br />

Erste Dame:<br />

"Hat dieser Jüngling," sprach sie, "auch so<br />

viel Mut und Tapferkeit, als er zärtlich ist,<br />

O, so ist meine Tochter ganz gewiß gerettet."<br />

Tamino:<br />

Gerettet?<br />

Erste Dame:<br />

Ein mächtiger, böser Dämon hat sie ihr<br />

entrissen.<br />

Tamino:<br />

Entrissen? Sagt, sagt, wo ist des Tyrannen<br />

Aufenthalt?<br />

Zweite Dame:<br />

... hat mir aufgetragen, dir zu sagen...<br />

Dritte Dame:<br />

Zweite Dame:<br />

Sehr nahe an unsern Bergen. Seine Burg ist<br />

sorgsam bewacht.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 12


Tamino:<br />

Pamina sei gerettet! Das schwör' ich bei meiner<br />

Liebe, bei meinem Herzen. (Kurzer starker Donner.)<br />

Ihr Götter, was ist das? (Es wird dunkel.)<br />

<strong>Die</strong> Drei Damen:<br />

Fasse dich!<br />

Erste Dame:<br />

Es verkündigt die Ankunft unserer Königin.<br />

(Donner.)<br />

Drei Damen:<br />

Sie kommt! (Donner. ) Sie kommt! (Donner. ) Sie<br />

kommt!<br />

(<strong>Die</strong> Berge teilen sich auseinander und das Theater<br />

verwandelt sich in ein prächtiges Gemach.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 13


Vokabular zu 3. Arie<br />

Aufenthalt, der = le séjour<br />

auftragen = charger<br />

Auge, das = l'oeil<br />

bahnen = frayer<br />

beschliessen = décider<br />

bewachen = garder<br />

bezaubernd = ravissant, ensorceleur<br />

Bildnis, das = le portrait<br />

brennen = brûler<br />

Burg, die = le château fort<br />

Busen, der = le sein<br />

die Tapferkeit = la bravoure<br />

drücken = presser<br />

Empfindung, die = la sensation<br />

entreissen = arracher<br />

Entzücken, das = le ravissement<br />

ewig = éternel, éternellement<br />

Feuer, das = le feu<br />

fühlen = sentir<br />

füllen = remplir<br />

Fürstin, die = la princesse<br />

Gemach, das = la pièce<br />

gewiß = certainement<br />

Herz, das = le coeur<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

Mut, der = le courage<br />

nennen = désigner, nommer<br />

prächtig = magnifique<br />

Regung, die = le mouvement<br />

rein = pur<br />

rüsten = armer<br />

schwören = jurer<br />

fassen (sich) = (se) ressaisir<br />

sorgsam = soigneux, soigneusement<br />

Standhaftigkeit, die = la fermeté<br />

verwandeln = transformer<br />

warm = chaud<br />

Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />

zärtlich = tendre, tendrement<br />

Zug, der = le cortège<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 14


4. Arie<br />

Königin der Nacht:<br />

O zittre nicht, mein lieber Sohn!<br />

Du bist unschuldig, weise, fromm;<br />

Ein Jüngling so wie du vermag am besten,<br />

<strong>Die</strong>s tiefbetrübte Mutterherz zu trösten.<br />

Zum Leiden bin ich auserkoren,<br />

Denn meine Tochter fehlet mir;<br />

Durch sie ging all mein Glück verloren,<br />

Ein Bösewicht entfloh mit ihr.<br />

Noch seh' ich ihr Zittern<br />

Mit bangem Erschüttern,<br />

Ihr ängstliches Beben,<br />

Ihr schüchternes Streben.<br />

Ich mußte sie mir rauben sehen,<br />

Ach helft! ach helft! war alles, was sie sprach.<br />

Allein vergebens war ihr Flehen,<br />

Denn meine Hilfe war zu schwach.<br />

Du, du, du wirst sie zu befreien gehen,<br />

Du wirst der Tochter Retter sein.<br />

Und werd' ich dich als Sieger sehen,<br />

So sei sie dann auf ewig dein.<br />

(Mit den Drei Damen ab. Das Theater verwandelt sich<br />

wieder, so wie es vorher war.)<br />

Dialog<br />

Tamino (nach einer Pause):<br />

Ist's denn auch Wirklichkeit, was ich sah? O<br />

ihr guten Götter, täuscht mich nicht!<br />

Vokabular zu 4. Arie<br />

auserkoren = être élu<br />

bang = angoissant<br />

befreien = libérer<br />

entfliehen, fliehen = s'enfuir<br />

Erschüttern, das = le bouleversement<br />

ewig = éternel, éternellement<br />

Flehen, das = la supplication<br />

fromm = pieux<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

leiden = souffrir<br />

rauben = dérober, ravir<br />

schüchtern = timide<br />

Sieger, der = le vainceur<br />

streben = aspirer<br />

täuschen = tromper<br />

tiefbetrübt = profondément attristé<br />

trösten = consoler<br />

unschuldig = innocent<br />

vergebens = inutile<br />

verlieren = perdre<br />

vermögen = être capable<br />

verwandeln = transformer<br />

weise = sage<br />

Wirklichkeit, die = la réalité<br />

zittern = trembler<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 15


5. Quintett<br />

Papageno (deutet traurig auf das Schloß am Munde):<br />

Hm, hm, hm, hm, hm!<br />

Tamino:<br />

Der Arme kann von Strafe sagen,<br />

Denn seine Sprache ist dahin.<br />

Papageno:<br />

Hm, hm, hm, hm, hm, hm!<br />

Tamino:<br />

Ich kann nichts tun, als dich beklagen,<br />

Weil ich zu schwach zu helfen bin.<br />

(<strong>Die</strong> Drei Damen erscheinen, und treten zwischen<br />

Tamino<br />

und Papageno.)<br />

Erste Dame:<br />

<strong>Die</strong> Königin begnadigt dich,<br />

Erläßt die Strafe dir durch mich.<br />

(Sie nimmt ihm das Schloß vom Munde.)<br />

Papageno:<br />

Nun plaudert Papageno wieder!<br />

Zweite Dame:<br />

Ja, plaudre! Lüge nur nicht wieder!<br />

Drei Damen:<br />

<strong>Die</strong>s Schloß soll deine Warnung sein.<br />

Papageno:<br />

<strong>Die</strong>s Schloß meine Warnung sein.<br />

Alle:<br />

Bekämen doch die Lügner alle<br />

Ein solches Schloß vor ihren Mund;<br />

Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle,<br />

Bestünden Lieb' und Bruderbund.<br />

Erste Dame (gibt Tamino eine goldene Flöte):<br />

O Prinz, nimm dies Geschenk von mir!<br />

<strong>Die</strong>s sendet uns're Fürstin dir.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Zauberflöte</strong> wird dich schützen,<br />

Im größten Unglück unterstützen.<br />

Drei Damen:<br />

Hiermit kannst du allmächtig handeln,<br />

Der Menschen Leidenschaft verwandeln:<br />

Der Traurige wird freudig sein,<br />

Den Hagestolz nimmt Liebe ein.<br />

Alle:<br />

O so eine Flöte ist mehr<br />

Als Gold und Kronen wert,<br />

Denn durch sie wird Menschenglück<br />

Und Zufriedenheit vermehrt.<br />

Papageno:<br />

Ich lüge nimmermehr, nein, nein!<br />

Papageno:<br />

Nun, ihr schönen Frauenzimmer,<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 16


Darf ich, so empfehl' ich mich.<br />

Drei Damen:<br />

Dich empfehlen kannst du immer,<br />

Doch bestimmt die Fürstin dich,<br />

Mit dem Prinzen ohn' Velweilen<br />

Nach Sarastros Burg zu eilen.<br />

Papageno:<br />

Nein, dafür bedank' ich mich!<br />

Von euch selbsten hörte ich,<br />

Daß er wie ein Tigertier.<br />

Sicher ließ' ohn' alle Gnaden<br />

Mich Sarastro rupfen, braten,<br />

Setzte mich den Hunden für.<br />

Drei Damen:<br />

Dich schützt der Prinz, trau' ihm allein.<br />

Dafür sollst du sein <strong>Die</strong>ner sein.<br />

Papageno (für sich):<br />

Daß doch der Prinz beim Teufel wäre!<br />

Mein Leben ist mir lieb;<br />

Am Ende schleicht, bei meiner Ehre,<br />

Er von mir wie ein <strong>Die</strong>b.<br />

Erste Dame (gibt Papageno ein Kätschen mit einem<br />

Glockenspiele):<br />

Hier, nimm dies Kleinod, es ist dein.<br />

Drei Damen:<br />

Darinnen hörst du Glöckchen tönen.<br />

Papageno:<br />

Werd' ich sie auch wohl spielen können?<br />

Drei Damen:<br />

O ganz gewiß! Ja, ja, gewiß!<br />

Alle fünf:<br />

Silberglöckchen, <strong>Zauberflöte</strong>n<br />

Sind zu eurem/unserm Schutz vonnöten.<br />

Lebet wohl! Wir wollen gehn,<br />

Lebet wohl, auf Wiedersehn!<br />

Tamino:<br />

Doch, schöne Damen, saget an -<br />

Papageno:<br />

Wie man die Burg wohl finden kann?<br />

Beide:<br />

Wie man die Burg wohl finden kann?<br />

Drei Damen:<br />

Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise,<br />

Umschweben euch auf eurer Reise.<br />

Sie werden eure Führer sein,<br />

Folgt ihrem Rate ganz allein.<br />

Papageno:<br />

Ei, ei! Was mag darinnen sein?<br />

Tamino, Papageno:<br />

Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise,<br />

Umschweben euch auf eurer Reise.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 17


Drei Damen:<br />

Sie werden eure Führer sein,<br />

Folgt ihrem Rate ganz allein.<br />

Sklave:<br />

Fesseln? Doch nicht für Pamina? Der<br />

unbarmherzige Teufel, wie der sie bei den<br />

Händen faßt. Das halt ich nicht aus.<br />

Alle:<br />

So lebet wohl! Wir wollen gehn,<br />

Lebt wohl, lebt wohl, auf Wiederseh'n!<br />

(Alle ab.)<br />

Scene 2<br />

Ein prächtiges ägyptisches Zimmer.<br />

Monostatos tritt auf.<br />

Pamina wird von Sklaven hereingeführt.<br />

Sklave:<br />

Ha, ha, ha! Unser Peiniger, der alles belauschende<br />

Mohr, wird morgen sicherlich gehangen oder<br />

gespießt! Pamina entfloh vor seinen Augen. So ist<br />

der Mohr nichts mehr zu retten, auch wenn Pamina<br />

von Sarastros Gefolge wieder eingefangen würde.<br />

Monostatos:<br />

He, Sklaven! Schafft Fesseln herbei!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 18


Vokabular zu 5. Quintett<br />

allmächtig = tout-puissant<br />

andeuten = indiquer<br />

begnadigen = gracier<br />

beklagen = plaindre<br />

bestimmen = décider, désigner<br />

braten = rôtir<br />

Bruderbund, der = la fraternité<br />

Burg, die = le château fort<br />

dahin sein = ètre perdu<br />

<strong>Die</strong>b, der = le voleur<br />

<strong>Die</strong>ner, der = le serviteur<br />

Ehre, die = l'honneur<br />

eilen = courir, hâter<br />

einfangen = prendre, capturer<br />

empfehlen (sich) = prendre congé<br />

Ende, das = la fin<br />

entfliehen, fliehen = s'enfuir<br />

entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />

erlaßen = faire grâce (d'une punition)<br />

erscheinen = apparaître<br />

faßen = saisir<br />

Fessel, die = le lien, la chaîne pour attacher<br />

Flöte, die = la flûte<br />

folgen = suivre<br />

Frauenzimmer, das = la personne de sexe féminin<br />

Führer, der = le guide<br />

fürsetzen = vorsetzen = servir<br />

Fürstin, die = la princesse<br />

Galle, die = la bile (Symbole d'amertume)<br />

Gefolge, das = l'escorte<br />

gewiß = certainement<br />

Glöckchen, das = la petite cloche<br />

Glockenspiel, das = le carillon<br />

Gnade, die = l'indulgence, la grâce<br />

Hagestolz, der = le barbon<br />

handeln = agir<br />

hängen = pendre<br />

Haß, der = la haine<br />

herbeischaffen = amener<br />

hold = gracieux<br />

Kätschen, das = la petite boîte<br />

Kleinod, das = le bijou<br />

Knäbchen, das = le petit garçon<br />

Krone, die = la couronne<br />

Leidenschaft, die = la passin, l'émotion<br />

lügen = mentir<br />

Lügner, der = le menteur<br />

Mohr, der = le nègre<br />

Mund, der = la bouche<br />

nimmermehr = nie mehr = ne plus jamais<br />

ohn' Verweilen = sans tarder<br />

Peiniger, der = le tortionnaire<br />

plaudern = bavarder<br />

prächtig = magnifique<br />

Rat, der = le conseil<br />

retten = sauver<br />

rupfen = plumer<br />

schleichen = se déplacer furtivement<br />

Schloß, das = la serrure, le chateau<br />

Schutz, der = la protection<br />

schützen = protéger<br />

spießen = aufspiessen = transpercer avec une<br />

épée)<br />

Strafe, die = la punition<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 19


Teufel, der = le diable<br />

tönen = résonner<br />

trauen = faire confiance<br />

traurig = triste<br />

umschweben = tournoyer<br />

unbarmherzig = impitoyable<br />

Unglück, das = le malheur<br />

unterstützen = soutenir<br />

Verleumdung, die = la calomnie<br />

vermehren = accroître, multiplier<br />

verwandeln = transformer<br />

vonnöten = nötig = nécessaire<br />

Warnung, die = l'avertissement<br />

Warnung, die l'avertissement<br />

weise = sage<br />

Zufriedenheit, die = la satisfaction<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 20


6. Terzett<br />

Monostatos:<br />

Du feines Täubchen, nur herein!<br />

Pamina:<br />

O welche Marter, welche Pein!<br />

Monostatos:<br />

Verloren ist dein Leben!<br />

Pamina:<br />

Der Tod macht mich nicht beben,<br />

Nur meine Mutter dauert mich;<br />

Sie stirbt vor Gram ganz sicherlich.<br />

Monostatos:<br />

He, Sklaven, legt ihr Fesseln an!<br />

(Sklaven legen ihr Fesseln an.)<br />

Mein Haß soll dich verderben!<br />

Pamina:<br />

O laßt mich lieber sterben,<br />

Weil nichts, Barbar, dich rühren kann!<br />

(Sie sinkt ohnmächtig auf ein Sofa.)<br />

Wo bin ich wohl? Wo mag ich sein?<br />

Aha! da find' ich Leute.<br />

Gewagt, ich geh' hinein.<br />

(Geht herein)<br />

Schön Mädchen, jung und rein,<br />

Viel weißer noch als Kreide.<br />

Monostatos und Papageno (besehen sich -<br />

erschrecken<br />

einer über den andern):<br />

Hu!<br />

Das ist der Teufel sicherlich!<br />

Hab' Mitleid! Verschone mich!<br />

Hu, hu, hu!<br />

(Laufen beide ab.)<br />

Dialog<br />

Pamina (spricht wie im Traum):<br />

Mutter - Mutter - Mutter! (Sie erholt sich,<br />

sieht sich um) Wie? Noch schlägt dieses Herz?<br />

Zu neuen Qualen erwacht? O das ist hart, sehr<br />

hart! Mir bitterer, als der Tod.<br />

Monostatos:<br />

Nun fort! Laßt mich bei ihr allein!<br />

(<strong>Die</strong> Sklaven gehen ab. Papageno kommt.)<br />

Papageno (tritt ein):<br />

Bin ich nicht ein Narr, daß ich mich schrecken<br />

ließ? Es gibt doch auch schwarze Vögel auf der<br />

Welt, warum denn nicht auch schwarze Menschen?<br />

Papageno (von außen am Fenster, ohne gleich gesehen - Ah, da ist ja das schöne Fräuleinbild noch.<br />

zu<br />

- Du Tochter der nächtlichen Königin -<br />

werden):<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 21


Pamina:<br />

Nächtlichen Königin? Wer bist du?<br />

Papageno:<br />

Ein Abgesandter der sternflammenden Königin.<br />

Pamina (freudig):<br />

Meiner Mutter? O Wonne! - Dein Name?<br />

blonde Haare. Alles trifft ein, bis auf Hände<br />

und Füße. Nach dem Gemälde zu schließen,<br />

sollst du weder Hände noch Füße haben; denn<br />

hier sind keine angezeigt.<br />

Pamina:<br />

Erlaube mir - Ja, ich bin's! Wie kam es in<br />

deine Hände?<br />

Papageno:<br />

Papageno.<br />

Pamina:<br />

Papageno? - Papageno - ich erinnere mich, den Namen<br />

oft gehört zu haben, dich selbst aber sah ich nie.<br />

Papageno:<br />

Ich dich ebensowenig.<br />

Pamina:<br />

Du kennst also meine gute, zärtliche Mutter?<br />

Papageno:<br />

Wenn du die Tochter der nächtlichen Königin bist -<br />

ja!<br />

Pamina:<br />

O ich bin es.<br />

Papageno:<br />

Ich muß dir das umständlicher erzählen. Ich<br />

kam heute früh, wie gewöhnlich, zu deiner<br />

Mutter Palast mit meiner Lieferung -<br />

Pamina:<br />

Lieferung?<br />

Papageno:<br />

Ja, ich liefere deiner Mutter schon seit<br />

vielen Jahren alle die schönen Vögel in den<br />

Palast. Ja, und eben, als ich im Begriffe war,<br />

meine Vögel abzugeben, da seh ich einen<br />

Menschen vor mir, der sich Prinz nennen läßt,<br />

und dieser Prinz hat deine Mutter so von sich<br />

eingenommen, daß sie ihm dein Bildnis schenkte<br />

und ihm befahl, dich zu befreien. Sein<br />

Entschluß, der war ebenso rasch, als seine<br />

Liebe zu dir.<br />

Papageno:<br />

Pamina:<br />

Das will ich gleich erkennen. (Er sieht das Liebe? (freudig) Er liebt mich also? Oh! sage<br />

Portrait an.) <strong>Die</strong> Augen schwarz - richtig, schwarz. mir das noch einmal, ich höre das Wort Liebe<br />

<strong>Die</strong> Lippen rot - richtig, rot. Blonde Haare - gar zu gerne.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 22


Papageno:<br />

Das glaube ich dir. Bist ja auch ein Fräuleinbild -<br />

Kurz also, diese große Liebe zu dir war der<br />

Peitschenstreich, um unsre Füße im schnellen Gang<br />

zu bringen, und nun sind wir hier, dir tausend<br />

schöne und angenehme Sachen zu sagen.<br />

Pamina:<br />

Freund, wenn Sarastro dich hier erblicken sollte,<br />

dann -<br />

Papageno:<br />

So würde mir meine Rückreise erspart blieben - das<br />

kann ich mir denken.<br />

Pamina:<br />

Dein martervoller Tod würde ohne Grenzen sein.<br />

Papageno:<br />

Um diesem auszuweichen, gehn wir lieber beizeiten.<br />

Pamina:<br />

Wir haben keine Minute zu versäumen.<br />

Papageno:<br />

Ja, komm, du wirst Augen machen, wenn du den<br />

schönen Jüngling erblickst. (Sie gehen, Pamina<br />

kehrt um)<br />

Pamina:<br />

Aber wenn dies ein Fallstrick wäre - wenn dieser<br />

nun ein böser Geist von Sarastros Gefolge wäre?<br />

(Sieht ihn bedenklich an)<br />

Papageno:<br />

Was? Ich ein böser Geist? Wo denkst du hin?<br />

Ich bin der beste Geist von der Welt.<br />

Pamina:<br />

Vergib, vergib, wenn ich dich beleidigte! Du<br />

hast ein gefühlvolles Herz.<br />

Papageno:<br />

Ja, freilich habe ich ein gefühlvolles Herz!<br />

Aber was nutzt mir denn das alles? - Ich<br />

möcht' mir doch oft alle meine Federn<br />

ausrupfen, wenn ich bedenk', daß Papageno noch<br />

keine Papagena hat.<br />

Pamina:<br />

Armer Mann! Du hast also noch kein Weib?<br />

Papageno:<br />

Noch nicht einmal ein Mädchen, geschweige denn<br />

ein Weib! Und unsereiner hat eben auch so<br />

seine lustigen Stunden, wo man so richtig so<br />

gesellschaftliche Unterhaltung haben möcht'.<br />

Pamina:<br />

Geduld, Freund! Der Himmel wird auch für dich<br />

sorgen; er wird dir eine Freundin schicken,<br />

ehe du dir's vermutest.<br />

Papageno:<br />

Wenn er's nur bald schickte.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 23


Collège de Candolle – AL DF 4e 24


Vokabular zu 6. Terzett<br />

angenehm = agréable<br />

anzeigen = indiquer<br />

ausrupfen = arracher<br />

ausweichen = éviter, esquiver<br />

beben = trembler<br />

bedenken = considérer<br />

bedenklich = de manière préoccupée<br />

befehlen = ordonner<br />

befreien = libérer<br />

beizeiten = à temps<br />

beleidigen = offenser , insulter<br />

Bildnis, das = le portrait<br />

bitter = amer, douloureux<br />

dauern = bedauern = faire de la peine<br />

einnehmen (für [von] sich) = conquérir quelqu'un<br />

entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />

Entschluß, der = la décision, la résolution<br />

erblicken = apercevoir<br />

erholen (sich) = se rétablir<br />

erkennen = apercevoir<br />

erlauben = permettre<br />

erschrecken = effrayer<br />

Fallstrick, der = le piège<br />

Federn, die (PL) = les plumes<br />

Fessel, die = le lien, la chaîne pour attacher<br />

fortgehen = partir<br />

Gang, der = la marche<br />

Geduld, die = la patience<br />

Gefolge, das = l'escorte<br />

gefühlvoll = sensible<br />

gefühlvoll = sensible, généreux<br />

Geist, der = l'esprit<br />

Gemälde, das = le tableau<br />

gesellschaftlich = social<br />

gleich = égal<br />

Gram, der = le chagrin<br />

Grenze, die = la limite, la frontière<br />

Haß, der = la haine<br />

Herz, das = le coeur<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

im Begriffe sein = être sur le point de<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

liefern = livrer<br />

Lieferung, die = la livraison<br />

Marter, dei = le martyre<br />

martervoll = qualvoll = atroce<br />

Mitleid, das = la pitié<br />

nächtlich = de nuit<br />

Narr, der = le sot<br />

nennen = désigner, nommer<br />

nutzen = nützen = servir<br />

ohnmächtig = sans conscience, impuissant<br />

Pein, die = la douleur<br />

Peitschenstreich, der = le coup de fouet<br />

Qual, die = le supplice<br />

rein = pur<br />

rühren = émouvoir<br />

Sache, die = la chose<br />

schlagen = battre<br />

schließen = conclure, fermer<br />

schrecken = effrayer<br />

sorgen (für) = pourvoir quelqu'un<br />

sterben = mourir<br />

Täubchen, das = le petit pigeon<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 25


Teufel, der = le diable<br />

Tod, der = la mort<br />

umsehen (sich) = regarder autour de soi<br />

umständlich = ausführlich = circonstancié, détaillé<br />

unsereiner = nous autres<br />

Unterhaltung, die = le divertissement, la<br />

conversation<br />

verderben = gâcher<br />

verlieren = perdre<br />

vermuten = supposer<br />

versäumen = manquer<br />

verschonen = épargner quelqu'un<br />

wagen = oser<br />

weder ... noch = ni ... ni<br />

wie gewöhnlich = comme d'habitude<br />

Wonne, die = le délice<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

zärtlich = tendre<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 26


7. Duett<br />

Pamina:<br />

Bei Männern, welche Liebe fühlen,<br />

Fehlt auch ein gutes Herze nicht.<br />

Papageno:<br />

<strong>Die</strong> süßen Triebe mitzufühlen,<br />

Ist dann der Weiber erste Pflicht.<br />

Beide:<br />

Wir wollen uns der Liebe freun,<br />

Wir leben durch die Lieb' allein.<br />

Pamina:<br />

<strong>Die</strong> Lieb' versüßet jede Plage,<br />

Ihr opfert jede Kreatur.<br />

Vokabular zu 7. Duett<br />

anreichen an = s'approcher de<br />

anzeigen = indiquer<br />

fehlen = manquer<br />

freuen (sich) = (se) réjouir<br />

fühlen = sentir, ressentir<br />

Kreis, der = le cercle<br />

opfern = sacrifier, donner quelquechose en<br />

offrande<br />

Pflicht, die = le devoir<br />

Plage, die = le tourment<br />

Trieb, der = la pulsion<br />

versüßen = rendre moins amer, adoucir<br />

Zweck, der = la fin, le but<br />

Papageno:<br />

Sie würzet unsre Lebenstage,<br />

Sie wirkt im Kreise der Natur.<br />

Beide:<br />

Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an,<br />

Nichts Edler's sei, als Weib und Mann.<br />

Mann und Weib, und Weib und Mann<br />

Reichen an die Gottheit an.<br />

(Beide ab.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 27


Scene 3<br />

Das Theater verwandelt sich in einen Hain. Ganz im<br />

Hintergrunde der Bühne ist ein schöner Tempel,<br />

worauf diese Worte stehen: Tempel der Weisheit.<br />

<strong>Die</strong>ser Tempel führt mit Säulen zu zwei anderen<br />

Tempeln, rechts auf dem einen steht: Tempel der<br />

Vernuft. Links steht: Tempel der Natur.<br />

Drei Knaben führen Tamino herein.<br />

8. Finale<br />

Drei Knaben:<br />

Zum Ziele führt dich diese Bahn,<br />

Doch mußt du, Jüngling, männlich siegen.<br />

Drum höre unsre Lehre an:<br />

Sei standhaft, duldsam und verschwiegen!<br />

Wo bin ich nun? Was wird mit mir?<br />

Ist dies der Sitz der Götter hier?<br />

Doch zeigen die Pforten, es zeigen die Säulen,<br />

Daß Klugheit und Arbeit und Künste hier<br />

weilen.<br />

Wo Tätigkeit thronet und Müßiggang weicht.<br />

Erhält seine Herrschaft das Laster nicht<br />

leicht.<br />

Ich wage mich mutig zur Pforte hinein,<br />

<strong>Die</strong> Absicht ist edel und lauter und rein.<br />

Erzitt're, feiger Bösewicht!<br />

Pamina retten ist mir Pflicht.<br />

(Er geht an die Pforte zur rechten Seite,<br />

macht sie auf, und als er hinein will, hört<br />

man unfern Stimmen)<br />

Stimmen:<br />

Zurück!<br />

Tamino:<br />

Ihr holden Kleinen, sagt mir an,<br />

Ob ich Pamina retten kann?<br />

Drei Knaben:<br />

<strong>Die</strong>s kundzutun, steht uns nicht an:<br />

Sei standhaft, duldsam und verschwiegen!<br />

Bedenke dies; kurz, sei ein Mann,<br />

Dann, Jüngling, wirst du männlich siegen.<br />

(Gehen ab.)<br />

Tamino:<br />

<strong>Die</strong> Weisheitslehre dieser Knaben<br />

Sei ewig mir ins Herz gegraben.<br />

Tamino:<br />

Zurück? Zurück? So wag' ich hier mein Glück!<br />

(Er geht zur linken Pforte. Stimmen von<br />

innen.)<br />

Stimmen:<br />

Zurück!<br />

Tamino:<br />

Auch hier ruft man: Zurück! (Sieht sich um) Da<br />

seh' ich noch eine Tür, vielleicht find' ich<br />

den Eingang hier. (Er klopft an der mittleren<br />

Pforte, der Sprecher erscheint.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 28


Der Sprecher:<br />

Wo willst du, kühner Fremdling, hin?<br />

Was suchst du hier im Heiligtum?<br />

Tamino:<br />

Der Lieb' und Tugend Eigentum.<br />

Der Sprecher:<br />

<strong>Die</strong> Worte sind von hohem Sinn!<br />

Allein wie willst du diese finden?<br />

Dich leitet Lieb' und Tugend nicht,<br />

Weil Tod und Rache dich entzünden.<br />

Tamino:<br />

Nur Rache für den Bösewicht.<br />

Der Sprecher:<br />

Den wirst du wohl bei uns nicht finden.<br />

Tamino:<br />

Sarastro herrscht in diesen Gründen?<br />

Der Sprecher:<br />

Ja, ja! Sarastro herrschet hier.<br />

Tamino:<br />

Doch in dem Weisheitstempel nicht?<br />

Der Sprecher:<br />

Er herrscht im Weisheitstempel hier!<br />

(will gehen)<br />

Der Sprecher:<br />

Willst du schon wieder gehn?<br />

Tamino:<br />

Ja, ich will gehen, froh und frei,<br />

Nie euren Tempel seh'n!<br />

Der Sprecher:<br />

Erklär dich näher mir,<br />

Dich täuschet ein Betrug.<br />

Tamino:<br />

Sarastro wohnet hier,<br />

Das ist mir schon genug!<br />

Der Sprecher:<br />

Wenn du dein Leben liebst,<br />

So rede, bleibe da!<br />

Sarastro hassest du?<br />

Tamino:<br />

Ich haß ihn ewig, ja!<br />

Der Sprecher:<br />

Nun gib mir deine Gründe an.<br />

Tamino:<br />

Er ist ein Unmensch, ein Tyrann!<br />

Tamino:<br />

So ist denn alles Heuchelei!<br />

Der Sprecher:<br />

Ist das, was du gesagt, erwiesen?<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 29


Tamino:<br />

Durch ein unglücklich Weib bewiesen,<br />

Das Gram und Jammer niederdrückt.<br />

Der Sprecher:<br />

Ein Weib hat also dich berückt?<br />

Ein Weib tut wenig, plaudert viel.<br />

Du, Jüngling, glaubst dem Zungenspiel?<br />

O legte doch Sarastro dir<br />

<strong>Die</strong> Absicht seiner Handlung für!<br />

Tamino:<br />

<strong>Die</strong> Absicht ist nur allzu klar!<br />

Riß nicht der Räuber ohn' Erbarmen,<br />

Pamina aus der Mutter Armen?<br />

Der Sprecher:<br />

<strong>Die</strong> Zunge bindet Eid und Pflicht.<br />

Tamino:<br />

Wann also wird die Decke schwinden?<br />

Der Sprecher:<br />

Sobald dich führt der Freundschaft Hand<br />

In's Heiligtum zum ew'gen Band. (Geht ab.)<br />

Tamino (allein):<br />

O ew'ge Nacht! Wann wirst du schwinden?<br />

Wann wird das Licht mein Auge finden?<br />

Stimmen:<br />

Bald, Jüngling, oder nie!<br />

Der Sprecher:<br />

Ja, Jüngling, was du sagst, ist wahr.<br />

Tamino:<br />

Wo ist sie, die er uns geraubt?<br />

Man opferte vielleicht sie schon?<br />

Der Sprecher:<br />

Dir dies zu sagen, teurer Sohn,<br />

Ist jetzt und mir noch nicht erlaubt.<br />

Tamino:<br />

Erklär dies Rätsel, täusch' mich nicht!<br />

Tamino:<br />

Bald, sagt ihr, oder nie?<br />

Ihr Unsichtbaren, saget mir,<br />

Lebt denn Pamina noch?<br />

Stimmen:<br />

Pamina lebet noch!<br />

Tamino (freudig):<br />

Sie lebt! Ich danke euch dafür.<br />

(Er nimmt seine Flöte heraus)<br />

O wenn ich doch imstande wäre,<br />

Allmächtige, zu eurer Ehre.<br />

Mit jedem Tone meinen Dank<br />

Zu schildern, wie er hier, entsprang.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 30


(Aufs Herz deutend. Er spielt, sogleich kommen<br />

Tiere von allen Arten hervor, ihm zuzuhören. Er<br />

hört auf, und sie fliehen. <strong>Die</strong> Vögel pfeifen dazu.)<br />

Wie stark ist nicht dein Zauberton,<br />

Weil, holde Flöte, durch dein Spielen<br />

Selbst wilde Tiere Freude fühlen.<br />

Doch Pamina, nur Pamina bleibt davon!<br />

(Er spielt)<br />

Pamina! Pamina! Höre, höre mich!<br />

Umsonst!<br />

(Er spielt)<br />

Wo? Ach, wo find' ich dich?<br />

(Er spielt, Papageno antwortet von innen mit seinem<br />

Flötchen.)<br />

Ha, das ist Papagenos Ton!<br />

(Er spielt. Papageno antwortet)<br />

Vielleicht sah er Pamina schon,<br />

Vielleicht eilt sie mit ihm zu mir!<br />

Vielleicht führt mich der Ton zu ihr.<br />

(Er eilt ab. Papageno und Pamina eilen herbei.)<br />

(Pfeift.)<br />

Beide:<br />

Welche Freude ist wohl größer?<br />

Freund Tamino hört uns schon;<br />

Hierher kam der Flötenton.<br />

Welch ein Glück, wenn ich ihn finde.<br />

Nur geschwinde! Nur geschwinde!<br />

(Wollen hineingehen. Monostatos tritt auf.)<br />

Monostatos (ihrer spottend):<br />

Nur geschwinde! Nur geschwinde!<br />

Ha, hab' ich euch noch erwischt?<br />

Nur herbei mit Stahl und Eisen;<br />

Wart', ich will euch Mores weisen.<br />

Den Monostatos berücken!<br />

Nur herbei mit Band und Stricken,<br />

He, ihr Sklaven, kommt herbei!<br />

(Sklaven kommen, mit Fesseln.)<br />

Pamina, Papageno:<br />

Schnelle Füße, rascher Mut<br />

Schützt vor Feindes List und Wut.<br />

Fänden wir Tamino doch,<br />

Sonst erwischen sie uns noch.<br />

Pamina:<br />

Holder Jüngling!<br />

Papageno:<br />

Stille, stille, ich kann's besser!<br />

Pamina, Papageno:<br />

Ach, nun ist's mit uns vorbei!<br />

Monostatos:<br />

He, ihr Sklaven, kommt herbei!<br />

Papageno:<br />

Wer viel wagt, gewinnt oft viel!<br />

Komm, du schönes Glockenspiel,<br />

Laß die Glöckchen klingen, klingen,<br />

Daß die Ohren ihnen singen.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 31


(Er spielt auf seinem Glockenspiel. Sogleich tanzen<br />

und singen<br />

Monostatos und die Sklaven.)<br />

Monostatos, Sklaven:<br />

Das klinget so herrlich,<br />

Das klinget so schön!<br />

Larala la la larala la la larala!<br />

Nie hab' ich so etwas<br />

Gehört und geseh'n!<br />

Larala la la larala la la larala!<br />

(Sie gehen tanzend ab)<br />

Pamina, Papageno:<br />

Könnte jeder brave Mann<br />

Solche Glöckchen finden!<br />

Seine Feinde würden dann<br />

Ohne Mühe schwinden,<br />

Und er lebte ohne sie<br />

In der besten Harmonie!<br />

Nur der Freundschaft Harmonie<br />

Mildert die Beschwerden;<br />

Ohne diese Sympathie<br />

Ist kein Glück auf Erden.<br />

(Ein starker Marsch mit Trompeten und Pauken fällt<br />

ein)<br />

Was soll das bedeuten? Ich zittre, ich bebe!<br />

Pamina:<br />

O Freund, nun ist's um uns getan,<br />

<strong>Die</strong>s kündigt den Sarastro an!<br />

Papagbno:<br />

O wär ich eine Maus,<br />

Wie wollt' ich mich verstecken!<br />

Wär ich so klein wie Schnecken,<br />

So kröch' ich in mein Haus!<br />

Mein Kind, was werden wir nun sprechen?<br />

Pamina:<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit! <strong>Die</strong> Wahrheit,<br />

Sei sie auch Verbrechen.<br />

(Zug von Gefolge; zuletzt fährt Sarastro auf<br />

einem<br />

Triumphwagen heraus, der von sechs Löwen<br />

gezogen wird.)<br />

Chor:<br />

Es lebe Sarastro! Sarastro soll leben!<br />

Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben!<br />

Stets mög' er des Lebens als Weiser sich<br />

freun,<br />

Er ist unser Abgott, dem alle sich weihn.<br />

Chor (von innen):<br />

Es lebe Sarastro! Sarastro lebe!<br />

Papageno:<br />

Pamina (kniet):<br />

Herr, ich bin zwar Verbrecherin,<br />

Ich wollte deiner Macht entfliehn,<br />

Allein die Schuld ist nicht an mir -<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 32


Der böse Mohr verlangte Liebe;<br />

Darum, o Herr, entfloh ich dir.<br />

Sarastro:<br />

Steh auf, erheitre dich, o Liebe!<br />

Denn ohne erst in dich zu dringen,<br />

Weiß ich von deinem Herzen mehr:<br />

Du liebest einen andern sehr.<br />

Zur Liebe will ich dich nicht zwingen,<br />

Doch geb' ich dir die Freiheit nicht.<br />

Pamina:<br />

Mich rufet ja die Kindespflicht,<br />

Denn meine Mutter -<br />

Sarastro:<br />

Steht in meiner Macht.<br />

Du würdest um dein Glück gebracht,<br />

Wenn ich dich ihren Händen ließe.<br />

Pamina:<br />

Mir klingt der Muttername süße;<br />

Sie ist es -<br />

Sarastro:<br />

Und ein stolzes Weib!<br />

Ein Mann muß eure Herzen leiten,<br />

Denn ohne ihn pflegt jedes Weib<br />

Aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.<br />

(Monostatos führt Tamino herein.)<br />

Nun stolzer Jüngling, nur hierher!<br />

Hier ist Sarastro, unser Herr.<br />

Pamina (sieht Tamino):<br />

Er ist's!<br />

Tamino (sieht Pamina):<br />

Sie ist's!<br />

Pamina:<br />

Ich glaub' es kaum!<br />

Tamino:<br />

Sie ist's!<br />

Pamina:<br />

Er ist's!<br />

Tamino:<br />

Es ist kein Traum!<br />

Pamina:<br />

Es schling' mein Arm sich um ihn her!<br />

Tamino:<br />

Es schling' mein Arm sich um sie her!<br />

Beide:<br />

Und wenn es auch mein Ende wär!<br />

(Sie umarmen sich.)<br />

Monostatos:<br />

Alle:<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 33


Was soll das heißen?<br />

Monostatos:<br />

Welch eine Dreistigkeit!<br />

Gleich auseinander! Das geht zu weit!<br />

(Er trennt sie; kniet dann vor Sarastro nieder.)<br />

Dein Sklave liegt zu deinen Füßen,<br />

Laß den verwegnen Frevler büßen!<br />

Bedenk, wie frech der Knabe ist:<br />

Durch dieses seltnen Vogels List<br />

Wollt er Pamina dir entführen.<br />

Allein ich wußt' ihn auszuspüren.<br />

Du kennst mich! Meine Wachsamkeit-<br />

Sarastro:<br />

Verdient, daß man ihr Lorbeer streut!<br />

He, gebt dem Ehrenmann sogleich -<br />

Monostatos:<br />

Schon deine Gnade macht mich reich.<br />

Es lebe Sarastro, der göttliche Weise!<br />

Er lohnet und strafet in ähnlichem Kreise.<br />

Sarastro:<br />

Führt diese beiden Fremdlinge<br />

In unsern Prüfungstempel ein;<br />

Bedecket ihre Häupter dann,<br />

Sie müssen erst gereinigt sein.<br />

(Der Sprecher und zwei Priester bringen eine<br />

Art Sack und bedecken die Häupter der beiden<br />

Fremden)<br />

Schlußchor:<br />

Wenn Tugend und Gerechtigkeit<br />

Den großen Pfad mit Ruhm bestreut,<br />

Dann ist die Erd' ein Himmelreich,<br />

Und Sterbliche den Göttern gleich.<br />

Sarastro:<br />

Nur siebenundsiebenzig Sohlenstreich!<br />

Monostatos:<br />

Ach Herr, den Lohn verhofft' ich nicht!<br />

Sarastro:<br />

Nicht Dank, es ist ja meine Pfticht!<br />

(Monostatos wird abgeführt)<br />

Alle:<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 34


Vokabular zu 8. Finale<br />

abführen = conduire, éloigner<br />

Abgott, der = l'idole<br />

Absicht, die = l'intention<br />

angeben = indiquer<br />

ankündigen = annoncer<br />

Art, die = l'espèce, la manière<br />

aufstehen = se lever<br />

Auge, das = l'oeil<br />

auseinander (gehen) = séparer<br />

ausspüren = finden = touver<br />

Bahn, die = la voie<br />

Band, das = le lien<br />

bedecken = couvrir<br />

bedeuten = signifier<br />

berücken = ravir<br />

Beschwerde, die = la douleur<br />

bestreuen = couvrir, parsemer<br />

Betrug, der = la fraude, l'imposture<br />

beweisen = démontrer<br />

bringen (jemanden um etwas bringen) = dérober<br />

quelqu'un de quelque chose<br />

büßen = expier, payer<br />

Chor, der = le choeur<br />

Decke, die = la couverture<br />

deuten = indiquer<br />

die Macht = le pouvoir<br />

Dreistigkeit, die = la hardiesse<br />

dringen (in) = pénétrer (dans)<br />

duldsam = tolérant<br />

Ehre, die = l'honneur<br />

Eid, der = le serment<br />

Eigentum, das = la propriété<br />

eilen = courir, hâter<br />

Eingang, der = l'entrée<br />

Eisen, das = le fer<br />

Ende, das = la fin<br />

entfliehen, fliehen = s'enfuir<br />

entführen = enlever, détourner<br />

entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />

entspringen = naître, provenir<br />

entzünden = enflammer<br />

Erbarmen, das = la pitié<br />

Erde, die = la terre<br />

ergeben = adonner, se rendre<br />

erhalten = conserver, obtenir<br />

erheitern = egayer<br />

erklären = expliquer<br />

erweisen = démontrer<br />

erwischen = attraper<br />

erzittern = frémir, trembler<br />

ewig = éternel, éternellement<br />

feig = lâche<br />

Feind, der = l'ennemi<br />

Fessel, die = le lien, la chaîne pour attacher<br />

fliehen = enfuir<br />

Flöte, die = la flûte<br />

frech = effronté, insolent<br />

Freiheit, die = la liberté<br />

Fremdling, der = l'étranger<br />

Freude, die = la joie<br />

freuen (sich) = (se) réjouir<br />

Freundschaft, die = l'amitié<br />

froh = content, heureux<br />

fühlen = sentir, ressentir<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 35


fürlegen = vorlegen = présenter<br />

Gefolge, das = l'escorte<br />

geschwind = vite<br />

gleich = égal<br />

Glöckchen, das = la petite cloche<br />

graben = creuser<br />

Gram, der = le chagrin<br />

Grund, der = la raison<br />

Hain, der = le bosquet<br />

hassen = haïr<br />

Haupt, das = la tête<br />

Heiligtum, das = le sanctuaire<br />

Herrschaft, die = le règne<br />

herrschen = régner<br />

Herz, das = le coeur<br />

Heuchelei, die = l'hypocrisie, le mensonge<br />

Himmelreich, das Le royaume des cieux, le paradis<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

Hintergrund, der = l'arrière-plan<br />

imstand sein = être capable<br />

in diesen Gründen = dans ces lieux<br />

Jammer, der = la misère<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

klingen = sonner<br />

Klugheit, die = la prudence, l'intelligence<br />

Kreis, der = le cercle<br />

kühn = audacieux, hardi, téméraire<br />

kundtun = révéler<br />

Kunst, die = l'art<br />

Laster, das = le vice<br />

lauter = sincère<br />

Lehre, die = l'enseignement, la leçon<br />

leiten = guider, conduire<br />

Licht, das = la lumière<br />

List, die = la ruse<br />

Lohn, der = le salaire<br />

Lorbeer, der = le laurier<br />

Löwe, der = le lion<br />

männlich = de manière virile, courageusement<br />

Maus, die = la souris<br />

mittlere = du milieu<br />

Mohr, der = le nègre<br />

Mores weisen = donner une leçon (montrer les<br />

moeurs)<br />

Mühe, die = la peine<br />

Müßiggang, der = la fainéantise, l'oisiveté<br />

Mut, der = le courage<br />

mutig = courageusement<br />

niederdrücken = opprimer<br />

Pauke, die = la timbale<br />

Pfad, der = le sentier<br />

pfeifen (Vögel) = chanter<br />

pfeifen = siffler<br />

pflegen zu = avoir la tendance de<br />

Pflicht, die = le devoir<br />

Pforte, die = le portail<br />

plaudern = bavarder<br />

Prüfungstempel, der Le temple des épreuves<br />

Rache, die = la vengeance<br />

Rätsel, das = l'énigme, le mystère<br />

rauben = ravir, voler<br />

Räuber, der = le brigand<br />

rein = pur<br />

reinigen = purifier<br />

reißen = arracher<br />

retten = sauver<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 36


ufen = appeler<br />

Ruhm, der = la gloire<br />

Säule, die = la colonne<br />

schildern = décrire<br />

schlingen (um) = enlacer<br />

Schnecke, die = l'escargot<br />

schreiten = marcher, procéder<br />

Schuld, die = la faute, la responsabilité<br />

schwinden = disparaître<br />

siegen = vaincre<br />

Sinn, der = le sens<br />

Sitz, der = le siège<br />

Sohlenstreich, der = le coup de fouet sur la plante<br />

du pied<br />

Stahl, der = l'acier,7<br />

standhaft = ferme<br />

Sterbliche, der = le mortel<br />

Stille, die = le silence<br />

Strick, der = la corde<br />

Tätigkeit, die = l'action, l'activité<br />

täuschen = tromper<br />

thronen = trôner<br />

Tier, das = l'animal<br />

Tod, der = la mort<br />

Ton, der = le son, la note<br />

trennen = séparer<br />

Triumphwagen, der = le chariot de triomphe<br />

Tugend, die = la vertu<br />

umarmen = se serrer dans les bras<br />

umsonst = en vain<br />

Unmensch, der = le barbare, le monstre<br />

unsichtbar = invisible<br />

Verbrechen, das = le crime<br />

Verbrecher(in), der (die) = le (la)<br />

criminel(le)<br />

verdienen = mériter<br />

verhoffen = erhoffen = espérer<br />

verlangen = demander, exiger<br />

verschwiegen = discret<br />

verstecken = cacher<br />

verwandeln = transformer<br />

verwegen = audacieux<br />

vielleicht = peut-être<br />

Wachsamkeit, die = la vigilance<br />

wahr = vrai<br />

Wahrheit, die = la vérité<br />

weichen = cédéer, reculer<br />

weihen = dédier, consacrer<br />

weilen = séjourner<br />

Weisheit, die = la sagesse<br />

Weisheitslehre, die = la doctrine de la<br />

sagesse<br />

weit = loin<br />

wild = sauvage<br />

Wirkungskreis, der = le cercle de l'activité<br />

Wut, die = la colère, la rage<br />

Zauberton, der = le son magique<br />

ziehen = tirer<br />

Ziel, das = le but, la destination<br />

zittern = trembler<br />

Zug, der = le cortège<br />

zuhören = écouter<br />

Zunge, die = la langue<br />

zurück (bleiben) = rester en deça<br />

zwingen = forcer, contraindre<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 37


Scene 1<br />

Zweiter Aufzug<br />

Das Theater ist ein Palmenwald, alle Bäume sind<br />

silberartig, die Blätter von Gold, 18 Sitze von<br />

Blättern. Auf einem jeden Sitze steht eine Pyramide<br />

und ein großes, schwarzes Horn mit Gold gefaßt. In<br />

der Mitte die größte Pyramide, auch dir größten<br />

Bäume.<br />

(Sarastro nebst anderen Priestern kommen in<br />

feierlichen Schritten, jeder mit einem Palmenzweig<br />

in der Hand. Ein Marsch mit Blasinstrumenten<br />

begleitet den Zug.)<br />

9. Marsch der Priester<br />

Sarastro (nach einer Pause):<br />

Ihr, in dem Weisheitstempel eingeweihten <strong>Die</strong>ner der<br />

großen Götter Osiris und Isis! Mit reiner Seele<br />

erklär' ich euch, daß unsre heutige Versammlung<br />

eine der wichtigsten unsrer Zeit ist. Tamino, ein<br />

Königssohn, will ins Heiligtum des größten Lichtes<br />

blicken. <strong>Die</strong>sen Tugendhaften zu bewachten, ihm<br />

freundschaftlich die Hand zu bieten, sei heute eine<br />

unsrer wichtigsten Pflichten.<br />

Erster Priester (steht auf):<br />

Er besitzt Tugend?<br />

Sarastro:<br />

Tugend!<br />

Zweiter Priester:<br />

Auch Verschwiegenheit?<br />

Sarastro:<br />

Verschwiegenheit!<br />

Dritter Priester:<br />

Ist wohltätig?<br />

Sarastro:<br />

Wohltätig! Haltet ihr ihn für würdig, so folgt<br />

meinem Beispiele.<br />

(Sie blasen dreimal in die Hörner.)<br />

Gerührt über die Einigkeit eurer Herzen, dankt<br />

Sarastro euch im Namen der Menschheit. Mag<br />

immer das Vorurteil seinen Tadel über uns<br />

Eingeweihte auslassen! Jedoch, das böse<br />

Vorurteil soll schwinden; und es wird<br />

schwinden, sobald Tamino selbst die Größe<br />

unserer schweren Kunst besitzen wird. Pamina<br />

haben die Götter dem holden Jüngling bestimmt;<br />

dies ist der Grund, warum ich sie der stolzen<br />

Mutter entriß. Das Weib dünkt sich groß zu<br />

sein; hofft durch Blendwerk und Aberglauben<br />

das Volk zu berücken und unsern festen<br />

Tempelblau zu zerstören. Allein, das soll sie<br />

nicht. Tamino, der holde Jüngling, soll ihn<br />

mit uns befestigen und als Eingeweihter der<br />

Tugend Lohn, dem Laster aber Strafe sein.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 38


(Der dreimalige Akkord in den Hörnern wird von<br />

allen<br />

wiederholt.)<br />

Sprecher:<br />

Großer Sarastro, wird Tamino auch die harten<br />

Prüfungen, die seiner warten, bekämpfen? - Verzeih,<br />

daß ich so frei bin, dir meinen Zweifel zu<br />

eröffnen! Mich bangt es um den Jüngling - Er ist<br />

Prinz!<br />

Sarastro:<br />

Noch mehr! Er ist Mensch!<br />

Sprecher:<br />

Wenn es nur aber in seiner frühen Jugend leblos<br />

erblaßte?<br />

Sarastro:<br />

Dann ist er Osiris und Isis gegeben und wird der<br />

Götter Freuden früher fühlen als wir.<br />

(Der dreimalige Akkord wird wiederholt)<br />

Man führe Tamino mit seinem Reisegefährten in den<br />

Vorhof des Tempels ein.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 39


Vokabular zu 9. Marsch der Priester<br />

Aberglauben, der = la supersitition<br />

auslassen (Tadel, Wut) = passer (son blâme, sa<br />

colère)<br />

bangen (mich bangt es) = avoir peur (j'ai peur)<br />

befestigen (Gebäude) = fortifier, renforcer<br />

(bâtiment)<br />

Beispiel, das = l'exemple<br />

bekämpfen = combattre<br />

berücken = ravir<br />

besitzen = posséder<br />

bieten (die Hand) = tendre (la main)<br />

Blasinstrument, das = l'instrument à vent<br />

Blendwerk, das = la tromperie, l'imposture<br />

<strong>Die</strong>ner, der = le serviteur<br />

dünken (sich) = (se) croire, sembler (à quelqu'un)<br />

Eingeweihte, der = l'initié<br />

Einigkeit, die = l'unité, l'unanimité<br />

erblaßen = pâlir<br />

eröffnen = révéler<br />

feierlich = solennel<br />

fest = ferme, solide<br />

frei = libre<br />

fühlen = sentir, ressentir<br />

gerührt = ému<br />

Grund, der = la raison<br />

hart = dur, difficile<br />

Heiligtum, das = le sanctuaire<br />

hoffen = espérer<br />

Horn, das = la corne, le cor<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

Kunst, die = l'art<br />

Laster, das = le vice<br />

leblos = inanimé, sans vie<br />

Lohn, der = le salaire<br />

Menschheit, die = l'humanité<br />

Priester, der = le prêtre<br />

Prüfung, die = l'épreuve<br />

Reisegefährte, der = le compagnon de voyage<br />

schwinden = disparaître<br />

silberartig = argenté, ressemblant à l'argent<br />

Strafe, die = la punition<br />

Tadel, der = le blâme<br />

Tugend, die = la vertu<br />

Versammlung, die = la réunion, l'assemblée,<br />

Verschwiegenheit, die = la discrétion<br />

Vorhof, der = l'avant-cour<br />

Vorurteil, das = le préjugé<br />

wohltätig = bienfaisant<br />

würdig = digne<br />

zerstören = détruire<br />

Zug, der = le cortège<br />

Zweifel, der = le doute<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 40


10. Arie mit Chor<br />

Sarastro:<br />

O Isis und Osiris, schenket<br />

Der Weisheit Geist dem neuen Paarl<br />

<strong>Die</strong> ihr der Wand'rer Schritte lenket.<br />

Stärkt mit Geduld sie in Gefahr.<br />

Chor:<br />

Stärkt mit Geduld sie in Gefahr!<br />

Sarastro:<br />

Laßt sie der Prüfung Früchte sehen;<br />

Doch sollten sie zu Grabe gehen,<br />

So lohnt der Tugend kühnen Lauf,<br />

Nehmt sie in euren Wohnsitz auf.<br />

Chor:<br />

Nehmt sie in euren Wohnsitz auf.<br />

(Sarastro geht voraus, dann alle ihm nach - ab.)<br />

Scene 2<br />

Tamino:<br />

Nacht. Der Donner rollt von weitem. Das Theater Was ist's?<br />

verwandelt sich in einen kurzen Vorhof des Tempels,<br />

wo man Reste von eingefallenen Säulen und Pyramiden Papageno:<br />

sieht, nebst einigen Dornbüschen. An beiden Seiten<br />

stehen praktikable hohe, altägyptische Türen,<br />

welche mehr Seitengebäude vorstellen.<br />

(Tamino und Papageno werden vom Sprecher und<br />

dem andern Priester hereingeführt. <strong>Die</strong><br />

Priester lösen ihnen die Säcke ab und<br />

entfernen sich damit.)<br />

Dialog<br />

Tamino:<br />

Eine schreckliche Nacht! - Papageno, bist du<br />

noch bei mir?<br />

Papageno:<br />

Ja, freilich!<br />

Tamino:<br />

Wo denkst du, dass wir uns nun befinden?<br />

Papageno:<br />

Wo? Ja, wenn's nicht so finster wär, wollt'<br />

ich dir das schon sagen, aber so... Oh!<br />

(Donnerschlag.) O weh!<br />

Mir wird nicht wohl bei der Sache! Ich glaube,<br />

ich bekomme ein kleines Fieber.<br />

Tamino:<br />

Pfui, Papageno! Sei ein Mann!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 41


Papageno:<br />

Aber ich wollt', ich wär ein Mädchen! (Ein sehr<br />

starker Donnerschlag.) O! o! o! Das ist mein<br />

letzter Augenblick!<br />

(Der Sprecher und der Zweite Priester erscheinen<br />

mit Fackeln.)<br />

Sprecher:<br />

Du unterziehst dich jeder Prüfung dich?<br />

Tamino:<br />

Jeder!<br />

Sprecher:<br />

Reiche deine Hand mir!<br />

Sprecher:<br />

Ihr Fremdlinge, was sucht oder fordert ihr von uns?<br />

Was treibt euch an, in unsere Mauern zu dringen?<br />

Tamino:<br />

Freundschaft und Liebe.<br />

Sprecher:<br />

Bist du bereit, sie mit deinem Leben zu erkämpfen?<br />

Tamino:<br />

Ja!<br />

(Sie reichen sich die Hände)<br />

Zweiter Priester (zu Papageno):<br />

Willst auch du dir Weisheitsliebe erkämpfen?<br />

Papageno:<br />

Kämpfen ist meine Sache nicht. Ich verlang ja<br />

im Grunde auch gar keine Weisheit. Ich bin so<br />

ein Naturmensch, der sich mit Schlaf, Speise<br />

und Trank zufriedengibt. Und wenn es einmal<br />

sein könnte, daß ich mir ein hübsches Weibchen<br />

fange...<br />

Sprecher:<br />

Prinz, noch ist's Zeit zu weichen - einen Schritt<br />

weiter, und es ist zu spät.<br />

Tamino:<br />

Weisheitslehre sei mein Sieg; Pamina, das holde<br />

Mädchen, mein Lohn!<br />

Zweiter Priester:<br />

<strong>Die</strong> wirst du nie erhalten, wenn du dich nicht<br />

unseren Prüfungen unterziehst.<br />

Papageno:<br />

Und worin bestehen diese Prüfungen?<br />

Zweiter Priester:<br />

Dich allen unseren Gesetzen zu unterwerfen,<br />

selbst den Tod nicht zu scheuen.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 42


Papageno:<br />

Ich bleibe ledig!<br />

Zweiter Priester:<br />

Aber wenn du dir ein tugenhaftes, schönes Mädchen<br />

erwerben könntest?<br />

Papageno:<br />

Ich bleibe ledig!<br />

Zweiter Priester:<br />

Wenn nun aber Sarastro dir ein Mädchen aufbewahrt<br />

hätte, das an Farbe und Kleidung dir ganz gleich<br />

wäre?<br />

Papageno:<br />

Mir ganz gleich? Ist sie jung?<br />

Zweiter Priester:<br />

Jung und schön!<br />

Papageno:<br />

Und heißt?<br />

Zweiter Priester:<br />

Papagena.<br />

Papageno:<br />

Wie? Papa-<br />

Papageno:<br />

Papagena? - Haha, die möcht ich aus bloßer<br />

Neugierde schon sehen.<br />

Zweiter Priester:<br />

Sehen kannst du sie!<br />

Papageno:<br />

Aber wenn ich sie gesehen habe, hernach muß<br />

ich sterben?<br />

Zweiter Priester:<br />

Hmmmmmm...<br />

(Macht eine zweideutige Pantomime.)<br />

Papageno:<br />

Ich bleibe ledig!<br />

Zweiter Priester:<br />

Sehen kannst du sie, aber bis zur verlaufenen<br />

Zeit kein Wort mit ihr sprechen; wird dein<br />

Geist so viel Standhaftigkeit besitzen, deine<br />

Zunge in Schranken zu halten?<br />

Papageno:<br />

O ja!<br />

Zweiter Priester:<br />

Deine Hand! Du sollst sie sehen.<br />

Zweiter Priester:<br />

Papagena.<br />

Sprecher (zu Tamino):<br />

Auch dir, Prinz, legen die Götter ein<br />

heilsames Stillschweigen auf; ohne dieses seid<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 43


ihr beide verloren. Du wirst Pamina sehen, aber nie<br />

sie sprechen dürfen; dies ist der Anfang eurer<br />

Prüfungszeit.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 44


Vokabular zu 10. Arie und Chor<br />

ablösen = détacher<br />

Anfang, der = le début<br />

antreiben = faire avancer, inciter<br />

aufbewahren = réserver, garder, conserver<br />

aufnehmen = accueillir<br />

Augenblick, der = l'instant, le moment<br />

befinden (sich) = (se) trouver<br />

bereit = prêt<br />

bestehen (in) = consister (en)<br />

bloß = simple, seule<br />

Chor, der = le choeur<br />

die Macht = le pouvoir<br />

Donnerschlag, der = le coup de tonnerre<br />

Dornbusch, der = l'arbuste à épines<br />

dringen = pénétrer<br />

dürfen = avoir le droit, avair la permission<br />

einfallen = effondrer<br />

erhalten = recevoir<br />

erkämpfen = conquérir<br />

erscheinen = apparaître<br />

erwerben = acquérir, gagner<br />

Fackel, die = la torche<br />

fangen = attraper<br />

Farbe, die = la couleur<br />

Fieber, das = le fièvre,<br />

finster = sombre<br />

fordern = exiger<br />

Freundschaft, die = l'amitié<br />

Geduld, die = la patience<br />

Gefahr, die = le danger<br />

Geist, der = l'esprit<br />

gleich = égal<br />

Grab, das = la tombe<br />

Grund, der (im Grund) = le fond (au fond)<br />

heilsam = salutaire<br />

kämpfen = combattre<br />

kühn = audacieux, hardi, téméraire<br />

Lauf, der = le cours, la course<br />

ledig = célibataire<br />

lenken = conduire, diriger<br />

Lohn, der = le salaire<br />

lohnen (belohnen) = récomenser<br />

Mauer, die = le mur<br />

Neugierde, die = la curiosité<br />

o weh! = aïe!<br />

pfui = beurk (tu n'as pas honte?)<br />

Prüfung, die = l'épreuve<br />

reichen = donner<br />

Sache, die = la chose, l'affaire<br />

Säule, die = la colonne<br />

scheuen = craindre<br />

Schlaf, der = le sommeil<br />

Schranke, die (in Schranken halten) = la<br />

barre, la barrièrre (contrôler, maîtriser)<br />

Sieg, der = la victoire<br />

Speise, die = la nourriture<br />

Standhaftigkeit, die = la fermeté<br />

sterben = mourir<br />

Tod, der = la mort<br />

Trank, der = la boisson<br />

Tugend, die = la vertu<br />

unterwerfen = assujettir<br />

unterziehen (sich) = (se) soumettre, subir<br />

verlangen = demander<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 45


verlaufen = abgelaufen = écoulé<br />

verlieren = perdre<br />

verwandeln = transformer<br />

Vorhof, der = l'avant-cour<br />

Wanderer, der = le migrant<br />

weichen = céder<br />

Weisheit, die = la sagesse<br />

Weisheitslehre, die = la doctrine de la sagesse<br />

wohl (sein) = (être) à l'aise<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

zufriedengeben (sich) = (se) contenter<br />

Zunge, die = la langue<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 46


11. Duett<br />

Vokabular zu 11. Duett<br />

Beide Priester:<br />

Bewahret euch vor Weibertücken:<br />

<strong>Die</strong>s ist des Bundes erste Pflicht.<br />

Manch weiser Mann ließ sich berücken,<br />

Er fehlte und versah sich's nicht.<br />

Verlassen sah er sich am Ende,<br />

Vergolten seine Treu' mit Hohn.<br />

Vergebens rang er seine Hände,<br />

Tod und Verzweiflung war sein Lohn.<br />

(Beide Priester ab. Plötzlich ist es dunkel.)<br />

Dialog<br />

Papageno:<br />

He, Lichter her! Lichter her! - Das ist doch<br />

wunderlich, so oft einen die Herrn verlassen, sieht<br />

man mit offenen Augen nichts.<br />

Tamino:<br />

Ertrag es mit Geduld, und denke, es ist der Götter<br />

Wille.<br />

(<strong>Die</strong> Drei Damen kommen aus der Versenkung.)<br />

berücken = ravir<br />

bewahren (vor) = préserver (de)<br />

Ende, das = la fin<br />

ertragen = supporter<br />

fehlen = manquer, faire une erreur<br />

Geduld, die = la patience<br />

Hohn, der = les railleries, les sarcasmes<br />

Licht, das = la lumière<br />

Lohn, der = le salaire<br />

Pflicht, die = le devoir<br />

ringen (die Hände ringen) = (essayer de se<br />

reprendre)<br />

Tod, der = la mort<br />

Treue, die = la fidélité, (la bonne foi)<br />

vergebens = en vain<br />

vergelten = recompenser, rendre<br />

verlassen = abandonner, quitter<br />

versehen (er versieht sich's nicht) = (il ne<br />

s'est pas rendu compte)<br />

Verzweiflung, die = le désarroi, le désespoir<br />

Weibertücke, die = la perfidie des femmes<br />

weise = sage<br />

Wille, der = la volonté<br />

wunderlich = bizarre<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 47


12. Quintett<br />

Drei Damen:<br />

Wie, wie, wie?<br />

Ihr an diesem Schreckensort?<br />

Nie, nie, nie<br />

Kommt ihr wieder glücklich fort!<br />

Tamino, dir ist Tod geschworen!<br />

Du, Papageno, bist verloren!<br />

Papageno:<br />

Nein, nein, das wär' zu viel.<br />

Tamino:<br />

Papageno, schweige still!<br />

Willst du dein Gelübde brechen,<br />

Nicht mit Weibern hier zu sprechen?<br />

Papageno:<br />

Du hörst ja, wir sind beide hin.<br />

Tamino:<br />

Stille, sag ich, schweige still!<br />

Papageno:<br />

Immer still, und immer still!<br />

Drei Damen:<br />

Ganz nah' ist euch die Königin!<br />

Sie drang im Tempel heimlich ein.<br />

Papageno:<br />

Wie? Was? Sie soll im Tempel sein?<br />

Tamino:<br />

Stille, sag' ich, schweige still!<br />

Wirst du immer so vermessen<br />

Deiner Eidespflicht vergessen?<br />

Drei Damen:<br />

Tamino, hör'! Du bist verloren!<br />

Gedenke an die Königin!<br />

Man zischelt viel sich in die Ohren<br />

Von dieser Priester falschem Sinn.<br />

Tamino (für sich):<br />

Ein Weiser prüft und achtet nicht,<br />

Was der gemeine Pöbel spricht.<br />

Drei Damen:<br />

Man zischelt viel sich in die Ohren<br />

Von dieser Priester falschem Sinn.<br />

Man sagt, wer ihrem Bunde schwört,<br />

Der fährt zur Höll' mit Haut und Haar.<br />

Papageno:<br />

Das wär', beim Teufel, unerhört!<br />

Sag' an, Tamino, ist das wahr?<br />

Tamino:<br />

Geschwätz, von Weibern nachgesagt,<br />

Von Heuchlern aber ausgedacht.<br />

Papageno:<br />

Doch sagt es auch die Königin.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 48


Tamino:<br />

Sie ist ein Weib, hat Weibersinn.<br />

Sei still, mein Wort sei dir genug:<br />

Denk' deiner Pflicht und handle klug.<br />

Drei Damen (zu Tamino):<br />

Warum bist du mit uns so spröde?<br />

(Tamino deutet bescheiden, daß er nicht sprechen<br />

darf.)<br />

Auch Papageno schweigt - so rede!<br />

Papageno:<br />

Ich möchte gerne - woll...<br />

Tamino:<br />

Still!<br />

Papageno:<br />

Ihr seht, daß ich nicht kann das Plaudern lassen,<br />

Ist wahrlich eine Schand' für mich!<br />

Tamino:<br />

Daß du nicht kannst das Plaudern lassen,<br />

Ist wahrlich eine Schand' für dich!<br />

innen.)<br />

Priester:<br />

Entweiht ist die heilige Schwelle!<br />

Hinab mit den Weibern zur Hölle!<br />

(Ein schrecklicher Akkord mit allen<br />

Instrumenten, Donner, Blitz und Schlag,<br />

zugleich zwei starke Donner.)<br />

Drei Damen:<br />

O weh! O weh! O weh!<br />

(Sie stürzen in die Versenkung.)<br />

Papageno (fällt vor Schrecken zu Boden):<br />

O weh, o weh, o weh!<br />

(Der Sprecher und Priester treten mit Fackelnb<br />

ein.)<br />

Dialog<br />

Alle fünf:<br />

Wir/Sie müßen sie/uns mit Scham verlassen,<br />

Es plaudert keiner sicherlich.<br />

Von festem Geiste ist ein Mann,<br />

Er denket, was er sprechen kann.<br />

(<strong>Die</strong> Drei Damen wollen gehen, die Eingeweihten<br />

rufen von<br />

Sprecher:<br />

Jüngling! Dein standhaft männliches Betragen<br />

hat gesiegt. Wir wollen also mit reinem Herzen<br />

unsere Wanderschaft weiter fortsetzen.<br />

(Er gibt ihm den Sack um.)<br />

So! Nun komm!<br />

(Er geht mit Tamino ab.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 49


Zweiter Priester:<br />

Was seh ich, Freund! Stehe auf! Wie ist dir?<br />

Papageno:<br />

Ich lieg' in einer Ohnmacht!<br />

Zweiter Priester:<br />

Auf! Sammle dich, und sei ein Mann!<br />

Papageno (steht auf):<br />

Aber sagt mir nur, meine lieben Herren, warum muß<br />

ich denn alle diese Qualen und Schrecken empfinden?<br />

Wenn mir ja die Götter eine Papagena bestimmten,<br />

warum denn mit so viel Gefahren sie erringen?<br />

Zweiter Priester:<br />

<strong>Die</strong>se neugierige Frage mag deine Vernunft dir<br />

beantworten. Komm! Meine Pflicht ist allein, dich<br />

weiterzuführen.<br />

(Er gibt ihm den Sack um.)<br />

Papageno:<br />

Bei so einer ewigen Wanderschaft, da möcht' einem<br />

wohl die Liebe auf immer vergehen.<br />

(Der Zweiter Priester geht mit ihm ab.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 50


Vokabular zu 12. Quintett<br />

achten = prêter attention, respecter<br />

andeuten = indiquer<br />

ausdenken = inventer, cogiter<br />

Betragen, das = le comportement<br />

Blitz, der = l'éclair<br />

brechen = rompre, casser<br />

Bund, der = la confédération<br />

die Ohnmacht = l'évanouissement, la défaillance<br />

Eidespflicht, die = le devoir qui découle du<br />

serment<br />

eindringen = pénétrer<br />

empfinden = éprouver, sentir<br />

entweihen = profaner<br />

erringen = remporter<br />

ewig = éternel<br />

fortgehen = partir<br />

fortsetzen = continuer<br />

Gefahr, die = le danger<br />

Gelübde, das = le voeu<br />

gemein = ordinaire, vulgaire<br />

Geschwätz, das = le bavardage<br />

Haar, das = le cheveux, la chevelure<br />

Haut, die = la peau<br />

heimlich = en secret, en cachette<br />

Heuchler, der = l'hypocrite, le menteur<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

Hölle, die = l'enfer<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

mit Haut und Haar = corps et âme<br />

nachsagen = répéter<br />

nahe = proche<br />

neugierig = curieux<br />

o weh! = aïe!<br />

Pflicht, die = le devoir<br />

plaudern = bavarder<br />

Pöbel, der = la populace<br />

prüfen = examiner<br />

Qual, die = la supplice<br />

sammeln (sich) = (se) recueillir<br />

Scham, die = la honte, la pudeur<br />

Schande, die = la honte<br />

Schreck, der = la peur, l'horreur<br />

Schreckensort, der = le lieu terrible<br />

schweigen = se taire<br />

Schwelle, die = le seuil<br />

schwören = vouer, jurer<br />

spröde = sec, revêche<br />

standhaft = ferme<br />

Stille, die = le silence<br />

Teufel, der = le diable<br />

Tod, der = la mort<br />

unerhört = effarant, inouï<br />

vergehen = passer, s'enfuir<br />

verlassen = abandonner<br />

verlieren = perdre<br />

vermessen = présomptueux, présomptueusement<br />

Vernunft, die = la raison<br />

wahr = vrai<br />

wahrlich = vraiment<br />

Wanderschaft, die = le tour<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

zischeln = chuchoter<br />

zugleich = à la fois<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 51


Scene 3<br />

Das Theater verwandelt sich in einen angenehmen<br />

Garten; Bäume, die nach Art eines Hufeisens gesetzt<br />

sind; in der Mitte steht eine Laube von Blumen und<br />

Rosen, worin Pamina schläft. Der Mond beleuchtet<br />

ihr Gesicht. Ganz vor steht eine Rasenbank.<br />

(Monostatos kommt, setzt sich nach einer Pause.)<br />

Monostatos:<br />

Ha, da find' ich ja die spröde Schöne! Welcher<br />

Mensch würde bei so einem Anblick kalt und<br />

unempfindlich bleiben? Das Feuer, das in mir<br />

glimmt, wird mich noch verzehren! Wenn ich wüßte -<br />

daß ich so ganz allein und unbelauscht wäre - ich<br />

wagte es noch einmal. (Er macht sich Wind mit<br />

beiden Händen.) Das Mädchen wird noch um meinen<br />

Verstand mich bringen. (Er sieht sich allenthalben<br />

um.) Es ist doch eine verdammte närrische Sache um<br />

die Liebe! Ein Küßchen, dächte ich, ließe sich<br />

entschuldigen.<br />

Immer ohne Weibchen leben,<br />

Wäre wahrlich Höllenglut!<br />

Drum so will ich, weil ich lebe,<br />

Schnäbeln, küssen, zärtlich sein!<br />

Lieber guter Mond, vergebe,<br />

Eine Weiße nahm mich ein.<br />

Weiß ist schön! Ich muß sie küssen;<br />

Mond, verstecke dich dazu!<br />

Sollt' es dich zu sehr verdrießen,<br />

O so mach' die Augen zu!<br />

(Er schleicht langsam und leise hin. <strong>Die</strong><br />

Königin der Nacht kommt unter Donner aus der<br />

mittleren Versenkung, und so, daß sie gerade<br />

vor Pamina zu stehen kommt.)<br />

Dialog<br />

Königin:<br />

Zurücke!<br />

13. Arie<br />

Monostatos:<br />

Alles fühlt der Liebe Freuden,<br />

Schnäbelt, tändelt, herzt und küßt;<br />

Und ich sollt' die Liebe meiden,<br />

Weil ein Schwarzer häßlich ist!<br />

Ist mir denn kein Herz gegeben?<br />

Bin ich nicht von Fleisch und Blut?<br />

Pamina (erwacht):<br />

Ihr Götter!<br />

Monostatos (prallt zurück):<br />

O weh! Das ist - die Göttin der Nacht! (steht<br />

ganz still)<br />

Pamina:<br />

Mutter! (Sie fällt ihr in die Arme)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 52


Monostatos:<br />

Mutter? Hm, das muß man von weitem belauschen. (Er<br />

schleicht ab.)<br />

Königin:<br />

Wo ist der Jüngling, den ich an dich sandte?<br />

Pamina:<br />

Er hat sich den Eingeweihten gewidmet.<br />

Königin:<br />

Unglückliche Tochter, nun bist du auf ewig mir<br />

entrissen.<br />

Pamina:<br />

Entrissen? O fliehen wir, liebe Mutter! Unter<br />

deinem Schutz trotz' ich jeder Gefahr.<br />

Königin:<br />

Schutz? Liebes Kind, deine Mutter kann dich nicht<br />

mehr schützen. Mit deines Vaters Tod ging meine<br />

Macht zu Grabe. Übergab freiwillig den siebenfachen<br />

Sonnenkreis den Eingeweihten; diesen mächtigen<br />

Sonnenkreis trägt Sarastro auf seiner Brust. (zieht<br />

einen Dolch hervor) Siehst du hier diesen Stahl? Er<br />

ist für Sarastro geschliffen. Du wirst ihn töten<br />

und den mächtigen Sonnenkreis mir überliefern. (Sie<br />

dringt ihr den Dolch auf.)<br />

Pamina:<br />

Aber, liebste Mutter! -<br />

Königin:<br />

Kein Wort!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 53


Vokabular zu 13. Arie<br />

Anblick, der = le spectacle, la vue<br />

angenehm = agréable<br />

Art, die = l'espèce, la manière<br />

aufdrängen = imposer<br />

belauschen = épier<br />

bleiben = rester<br />

Blume, die = la fleur<br />

Blut, das = le sang<br />

bringen (m den Verstand bringen) = (rendre fou)<br />

Brust, die = la poitrine<br />

denken = penser<br />

die Macht = le pouvoir<br />

Dolch, der = le poignard<br />

einnehmen = conquérir<br />

entreissen = arracher<br />

ewig = éternel, éternellement<br />

Feuer, das = le feu<br />

Fleisch, das = la chaire, la viande<br />

fliehen = enfuir<br />

Gefahr, die = le danger<br />

Gesicht, das = le visage<br />

Grab, das = la tombe<br />

häßlich = laid<br />

Herz, das = le coeur<br />

herzen = cajoler<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

Höllenglut, die = la braise de l'enfer<br />

Hufeisen, das = le fer à cheval<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

Laube, die = la tonnelle<br />

mächtig = puissant<br />

meiden = éviter<br />

mittlere = du milieu<br />

närrisch = fou<br />

o weh! = aïe!<br />

Sache, die = la chose, l'affaire<br />

schleifen = aiguiser<br />

schnäbeln = se frotter le bec<br />

Schutz, der = la protection<br />

schützen = protéger<br />

senden = envoyer<br />

siebenfach = septuple<br />

Sonnenkreis, der = le cercle solaire<br />

spröde = sec, revêche<br />

Stahl, der = l'acier<br />

tändeln = badiner<br />

Tod, der = la mort<br />

töten = tuer<br />

trotzen = affronter, défier, bouder<br />

unbelauscht = non-épié<br />

unempfindlich = insensible<br />

verdammt = fichu, foutu<br />

verdrießen = contrarier, fâcher<br />

vergeben = pardonner<br />

verstecken = cacher<br />

verwandeln = transformer<br />

verzehren = consumer, dévorer<br />

wagen = oser<br />

wahrlich = vraiment<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

zärtlich = tendre, tendrement<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 54


14. Arie<br />

Königin:<br />

Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen,<br />

Tod und Verzweiflung flammet um mich her!<br />

Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen,<br />

So bist du meine Tochter nimmermehr.<br />

Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig.<br />

Zertrümmert sei'n auf ewig alle Bande der Natur,<br />

Wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen!<br />

Hört, Rachegötter, hört der Mutter Schwur!<br />

(Sie versinkt mitten in Donner und Blitz.)<br />

Pamina:<br />

Der wäre?<br />

Monostatos:<br />

Mich zu lieben! Ja oder nein?<br />

Pamina (entschlossen):<br />

Nein!<br />

Monostatos (voll Zorn):<br />

Nein? Liebe oder Tod!<br />

Pamina (mit dem Dolch in der Hand):<br />

Morden soll ich? - Götter, das kann ich nicht!<br />

Götter, was soll ich tun?<br />

Monostatos (kommt schnell, heimlich und freudig):<br />

Dich mir anvertrauen.<br />

Pamina:<br />

Ha!<br />

Monostatos:<br />

Warum zitterst du? Vor meiner schwarzen Farbe, oder<br />

vor dem ausgedachten Mord?<br />

Pamina (schüchtern):<br />

Du weißt also? -<br />

Monostatos:<br />

Alles. - Du hast also nur einen Weg, dich und deine<br />

Mutter zu retten.<br />

Pamina (entschlossen):<br />

Nie!<br />

(Sarastro tritt auf.)<br />

Monostatos (erhebt den Dolch):<br />

So fahre denn hin!<br />

Sarastro (hält ihn schnell ab):<br />

Monostatos!<br />

Monostatos:<br />

Herr, man hat deinen Tod geschworen, darum<br />

wollt' ich dich rächen.<br />

Sarastro:<br />

Ich weiß nur allzuviel. Ich weiß, daß deine<br />

Seele ebenso schwarz als dein Gesicht ist.<br />

Geh!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 55


Monostatos (im Abgehen):<br />

Jetzt such' ich die Mutter auf, weil mir die<br />

Tochter nicht beschieden ist. (Geht ab.)<br />

Pamina:<br />

Herr, strafe meine Mutter nicht! Der Schmerz über<br />

meine<br />

Abwesenheit...<br />

Sarastro:<br />

Ich weiß alles. - Weiß, daß sie in unterirdischen<br />

Gemächern des Tempels herumirrt und Rache über mich<br />

und die Menschheit kocht; allein, du sollst sehen,<br />

wie ich mich an deiner Mutter räche.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 56


Vokabular zu 14. Arie<br />

abhalten = empêcher<br />

Abwesenheit, die = l'absence<br />

anvertrauen = confier, s'en remettre à la<br />

protection de quelqu'un<br />

aufsuchen = rendre visite<br />

ausdenken = cogiter, méditer<br />

Bande, die (der Natur) = le lien (naturel de<br />

parenté)<br />

bescheiden (sie ist mir beschieden) = (elle m'est<br />

donnée)<br />

Blitz, der = l'éclair<br />

Dolch, der = le poignard<br />

entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />

entschliessen = décider<br />

ewig = éternel, éternellement<br />

Farbe, die = la couleur<br />

flammen = produire des flammes<br />

Gemach, das = la pièce<br />

Gesicht, das = le visage<br />

heimlich = en secret, en cachette<br />

herumirren = errer<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

kochen = bouillir<br />

Menschheit, die = l'humanité<br />

morden = assassiner<br />

nimmermehr = nie mehr = ne plus jamais<br />

Rache, die = la vengeance<br />

retten = sauver<br />

Schmerz, der = la douleur<br />

schüchtern = timide<br />

Schwur, der = le serment<br />

strafen = punir<br />

Tod, der = la mort<br />

unterirdisch = souterrain<br />

verlassen = abandonner<br />

verstoßen (sein Kind) = répudier (son enfant)<br />

Verzweiflung, die = le désarroi, le désespoir<br />

Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />

zertrümmern = démolir, détruire<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 57


15. Arie<br />

Sarastro:<br />

In diesen heil'gen Hallen<br />

Kennt man die Rache nicht,<br />

Und ist ein Mensch gefallen,<br />

Führt Liebe ihn zur Pflicht.<br />

Dann wandelt er an Freundes Hand<br />

Vergnügt und froh in's bess're Land.<br />

In diesen heil'gen Mauern,<br />

Wo Mensch den Menschen liebt,<br />

Kann kein Verräter lauern,<br />

Weil man dem Feind vergibt.<br />

Wen solche Lehren nicht erfreun,<br />

Verdienet nicht ein Mensch zu sein.<br />

(Gehen beide ab.)<br />

Scene 4<br />

Sprecher:<br />

Hier seid ihr euch beide allein überlassen.<br />

Sobald die Posaune tönt, dann nehmt ihr euren<br />

Weg dahin. Prinz, lebt wohl! Noch einmal,<br />

vergeßt das Wort nicht: Schweigen.<br />

(Geht ab.)<br />

Zweiter Priester:<br />

Papageno, wer an diesem Ort sein<br />

Stillschweigen bricht, den strafen die Götter<br />

durch Donner und Blitz. Leb wohl!<br />

(Geht ab.)<br />

(Tamino setzt sich auf eine Rasenbank.)<br />

Papageno (nach einer Pause):<br />

Tamino!<br />

Tamino (verweisend):<br />

St!<br />

Das Theater verwandelt sich in eine Halle, wo das Papageno:<br />

Flugwerk gehen kann. Das Flugwerk ist mit Rosen und Das ist ein lustiges Leben! Wär' ich lieber in<br />

Blumen umgeben, wo sich sodann eine Türe öffnet. meiner Strohhütte, oder im Wald, da hör ich<br />

Ganz vorne sind zwei Rasenbänke.<br />

doch noch manchmal einen Vogel pfeifen.<br />

(Tamino und Papageno werden ohne Säcke von den zwei<br />

Priestern hereingeführt.)<br />

Tamino (verweisend):<br />

St!<br />

Dialog<br />

Papageno:<br />

Also, mit mir selber werd ich ja vielleicht<br />

noch reden dürfen; und auch wir zwei, wir<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 58


können miteinander sprechen, wir sind ja Männer. La<br />

la la-la la la!<br />

Tamino (verweisend):<br />

St!<br />

Papageno (pfeift):<br />

Nicht einmal einen Tropfen Wasser bekommt man bei<br />

diesen Leuten; viel weniger sonst was.<br />

(Ein altes häßliches Weib kommt aus der Versenkung,<br />

hält auf einer Tasse einen großen Becher Wasser.)<br />

Papageno:<br />

Das kann ich mir denken. Geh, komm, Alte,<br />

setze dich ein bisserl her zu mir, mir ist die<br />

Zeit verdammt lang. Sag du mir, wie alt bist<br />

denn du?<br />

Altes Weib:<br />

Wie alt?<br />

Papageno:<br />

Ja!<br />

Papageno (sieht sie lang an):<br />

Ist das für mich?<br />

Altes Weib:<br />

Ja, mein Engel!<br />

Altes Weib:<br />

Achtzehn Jahr und zwei Minuten.<br />

Papageno:<br />

Achtzig Jahr?<br />

Papageno (sieht sie wieder an, trinkt):<br />

Wasser! Nicht mehr und nicht weniger als Wasser. -<br />

Sag du mir, du unbekannte Schöne, werden alle<br />

fremden Gäste auf diese Art bewirtet?<br />

Altes Weib:<br />

Freilich, mein Engel!<br />

Papageno:<br />

So, so! - Auf diese Art werden die Fremden auch<br />

nicht gar zu häufig kommen.<br />

Altes Weib:<br />

Sehr wenig.<br />

Altes Weib:<br />

Achtzehn Jahr und zwei Minuten.<br />

Papageno:<br />

Achtzehn Jahr und zwei Minuten?<br />

Altes Weib:<br />

Ja!<br />

Papageno:<br />

Ha ha ha! - Ei, du junger Engel! Sag mal, hast<br />

du auch einen Geliebten?<br />

Altes Weib:<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 59


Ei, freilich, mein Engel!<br />

Papageno:<br />

Ist er auch so jung wie du?<br />

Altes Weib:<br />

Nicht gar, er ist um zehn Jahre älter.<br />

Papageno:<br />

Was, um zehn Jahre ist der noch älter als du? Das<br />

muß ja eine feurige Liebe sein! Und wie nennt sich<br />

denn dein Liebhaber?<br />

Altes Weib:<br />

Papageno!<br />

Papageno:<br />

Papageno? Wo ist er denn, dieser Papageno?<br />

Altes Weib:<br />

Da sitzt er, mein Engel!<br />

Papageno:<br />

Was, ich wär dein Geliebter?<br />

Altes Weib:<br />

Ja, mein Engel!<br />

Papageno (nimmt schnell das Wasser und spritzt sie<br />

ins<br />

Gesicht):<br />

Sag du mir, wie heißt du denn?<br />

Altes Weib:<br />

Ich heiße -<br />

(<strong>Die</strong> Alte schnell ab)<br />

Papageno:<br />

Oh!<br />

(Tamino steht auf, droht ihm mit dem Finger.)<br />

Nun sprech' ich aber kein Wort mehr!<br />

(<strong>Die</strong> Drei Knaben kommen in einem mit Rosen<br />

bedeckten Flugwerk. In der Mitte steht ein<br />

schön gedeckter Tisch. Der eine hat die Flöte,<br />

der andere das Kätschen mit Glöckchen.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 60


Vokabular zu 15. Arie<br />

Art, die = l'espèce, la manière<br />

Becher, der = le gobelet<br />

bewirten = régaler, servir<br />

Blitz, der = l'éclair<br />

Blume, die = la fleur<br />

drohen = menacer<br />

dürfen = avoir le droit, avair la permission<br />

ein bisserl = ein bisschen = ein wenig = un peu<br />

Engel, der = l'ange<br />

erfreuen = réjouir<br />

Feind, der = l'ennemi<br />

feurig = ardant<br />

Flöte, die = la flûte<br />

Flugwerk, das = l'engin volant<br />

freilich = bien sûr<br />

froh = content, heureux<br />

gedeckt (Tisch) = (table) mise<br />

gefallen = plaire<br />

Geliebte, der (die) = l'amant(e)<br />

Gesicht, das = le visage<br />

Glöckchen, das = la petite cloche<br />

häufig = féquent, fréquemment<br />

Kätschen, das = la petite boîte<br />

Land, das = le pays<br />

lauern = guetter<br />

Lehre, die = la doctrine<br />

Leute, die (tj. PL) = les gens<br />

lustig = amusant, drôle<br />

Mauer, die = le mur<br />

miteinander = l'un avec l'autre<br />

nennen (sich) = (s') appeler<br />

Pflicht, die = le devoir<br />

Posaune, die = la trombone<br />

Rache, die = la vengeance<br />

Rasenbank, der = Le bout de gazon<br />

reden = parler<br />

sitzen = être assis<br />

sonst was = etwas anderes = autre chose<br />

Strohhütte, die = la paillote<br />

Tropfen, der = la goutte<br />

überlassen (sich selbst überlassen sein) =<br />

(être livré à soi-même)<br />

vergnügt = joyeux<br />

Verräter, der = le traitre<br />

verwandeln = transformer<br />

verweisend = en blâmant<br />

Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 61


16. Terzett<br />

Drei Knaben:<br />

Seid uns zum zweitenmal willkommen,<br />

Ihr Männer, in Sarastros Reich,<br />

Er schickt, was man euch abgenommen,<br />

<strong>Die</strong> Flöte und die Glöckchen euch.<br />

Wollt ihr die Speisen nicht verschmähen,<br />

So esset, trinket froh davon.<br />

Wenn wir zum drittenmal uns sehen,<br />

Ist Freude eures Mutes Lohn.<br />

Tamino, Mut! Nah ist das Ziel.<br />

Du, Papageno, schweige still!<br />

(Unter dem Terzett setzen sie den Tisch in die<br />

Mitte und fliegen auf.)<br />

Pamina (freudig eintretend):<br />

Du hier? Gütige Götter! Dank euch! Ich hörte<br />

deine Flöte - und so lief ich pfeilschnell dem<br />

Tone nach. Aber du bist traurig? Sprichst<br />

nicht eine Silbe mit deiner<br />

Tamino (seufzt)<br />

Ah!<br />

(Winkt ihr fortzugehen.)<br />

Pamina:<br />

Ich soll dich meiden? Ich soll dich fliehen,<br />

ohne zu wissen, warum? Tamino, liebst du mich<br />

nicht mehr? - Papageno, sage du mir, sag, was<br />

ist meinem Freund?<br />

Dialog<br />

Papageno:<br />

Tamino, wollen wir nicht speisen?<br />

(Tamino bläst auf seiner Flöte)<br />

Blase du nur fort auf deiner Flöte, ich will meine<br />

Brocken blasen. Herr Sarastro führt eine gute<br />

Küche. Auf die Art, ja, da will ich schon<br />

schweigen, wenn ich immer solche gute Bissen<br />

bekomme. Nun, ich will sehen, ob auch der Keller so<br />

gut bestellt ist.<br />

(Er trinkt.)<br />

Ha! Das ist Götterwein!<br />

(<strong>Die</strong> Flöte schweigt.)<br />

(Papageno hat einen Brocken in dem Mund, hält<br />

mit<br />

beiden Händen die Speisen zu, winkt<br />

fortzugehen.)<br />

Pamina:<br />

Wie? Auch du schweigst? O, das ist mehr als<br />

Tod! Liebster, einziger Tamino!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 62


Vokabular zu 16. Terzett<br />

abnehmen = enlever<br />

Art, die = l'espèce, la manière<br />

bestellt sein = être équipé<br />

blasen (die Flöte blasen) = souffler (jouer la<br />

flûte)<br />

Brocken, der = le morceau<br />

fliehen = enfuir<br />

Flöte, die = la flûte<br />

fortgehen = partir<br />

Freude, die = la joie<br />

froh = content, heureux<br />

Glöckchen, das = la petite cloche<br />

Keller, der = la cave<br />

Küche, die = la cuisine<br />

Lohn, der = le salaire<br />

meiden = éviter<br />

Mund, der = la bouche<br />

Mut, der = le courage<br />

pfeilschnell = vite (comme une flèche)<br />

Reich, das = l'empire<br />

schweigen = se taire<br />

seufzen = soupirer<br />

Silbe, die = la syllabe<br />

speisen = essen = manger<br />

Tod, der = la mort<br />

Ton, der = le son, la note<br />

traurig = triste<br />

verschmähen = dédaigner<br />

willkommen = bienvenu<br />

winken = faire signe<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 63


17. Arie<br />

Pamina:<br />

Ach, ich fühl's, es ist verschwunden,<br />

Ewig hin der Liebe Glück!<br />

Nimmer kommt ihr Wonnestunden<br />

Meinem Herzen mehr zurück!<br />

Sieh', Tamino, diese Tränen,<br />

Fließen, Trauter, dir allein!<br />

Fühlst du nicht der Liebe Sehnen,<br />

So wird Ruh' im Tode sein!<br />

(Sie geht traurig ab.)<br />

Papageno (ißt hastig):<br />

Nicht wahr, Tamino, ich kann auch schweigen, wenn's<br />

sein muß. - Ja; bei so einem Unternehmen, da bin<br />

ich ein Mann. (Er trinkt.) Der Koch und der<br />

Kellermeister sollen leben. (Dreimaliger<br />

Posaunenton. Tamino winkt Papageno, daß<br />

er gehen soll.) Geh du nur voraus, ich komm dann<br />

schon nach.<br />

(Tamino will ihn mit Gewalt fortführen.) Nein! Der<br />

Stärkere bleibt da! (dreimaliger Posaunenton) Aha,<br />

das geht uns an. (ruft) Wir kommen schon! - Aber<br />

hör mal, Tamino, was wird denn noch alles mit uns<br />

werden?<br />

(Tamino deutet gen Himmel.)<br />

Ach, du meinst, die Götter soll ich fragen?<br />

(Tamino deutet ja.)<br />

Ja, die könnten uns freilich mehr sagen, als wir<br />

wissen!<br />

(Dreimaliger Posaunenton. Tamino reißt ihn mit<br />

Gewalt<br />

fort.) Eile nur nicht so, wir kommen noch<br />

immer zeitlich genug, um uns braten zu lassen.<br />

(Ab.)<br />

Vokabualar zu 17. Arie<br />

andeuten = indiquer<br />

braten = rôtir<br />

eilen = courir, hâter<br />

fließen = s'écouler<br />

fortgehen = partir<br />

fühlen = sentir<br />

hastig = hâtif<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

Kellermeister, der = le caviste<br />

Koch, der = le cuisinier<br />

rufen = appeler<br />

Sehnen, das = l'aspiration, la nostalgie<br />

Träne, die = la larme<br />

traurig = triste<br />

Unternehmen, das = l'entreprise<br />

wahr = vrai<br />

Wonnestunde, die = le moment délicieux<br />

zeitlich = à temps<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 64


Scene 5<br />

Das Theater verwandelt sich in das Gewölbe von<br />

Pyramiden.<br />

(Der Sprecher und einige Priester treten auf. Zwei<br />

Priester tragen eine erleuchtete Pyramide auf den<br />

Schultern; jeder Priester hat eine transparente<br />

Pyramide in der Größe einer Laterne in der Hand.<br />

Achtzehn Priester in Form eines Dreiecks zu je 6<br />

aufgestellt.)<br />

18. Chor<br />

zu regieren, so mögen die Götter dich ferner<br />

begleiten. - Deine Hand. - Man bringe Pamina!<br />

(Eine Stille herrscht bei allen Priestern;<br />

Pamina wird mit<br />

eben diesem Sack, welcher die Eingeweihten<br />

bedeckt,<br />

hereingeführt; Sarastro löst die Bande am<br />

Sacke<br />

auf.)<br />

Pamina:<br />

Wo bin ich? - Welch eine fürchterliche Stille!<br />

- Wo ist Tamino?<br />

Chor der Priester:<br />

O Isis und Osiris, welche Wonne!<br />

<strong>Die</strong> düst're Nacht verscheucht der Glanz der Sonne.<br />

Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben:<br />

Bald ist er unserm <strong>Die</strong>nste ganz ergeben.<br />

Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein,<br />

Bald wird er unser würdig sein.<br />

(Tamino wird hereingeführt.)<br />

Sarastro:<br />

Er wartet deiner, um dir das letzte Lebewohl<br />

zu sagen.<br />

Pamina:<br />

Das letzte Lebewohl? O wo ist er?<br />

Sarastro:<br />

Hier!<br />

Dialog<br />

Pamina:<br />

Tamino!<br />

Sarastro:<br />

Tamino:<br />

Prinz, dein Betragen war bis hierher männlich und Zurück!<br />

gelassen; nun hast du noch zwei gefährliche Wege zu<br />

wandern. Schlägt dein Herz noch ebenso warm für<br />

Pamina, und wünschest du einst als ein weiser Fürst<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 65


Vokabular zu 18. Chor<br />

aufstellen = aligner, disposer<br />

Betragen, das = le comportement<br />

Chor, der = le choeur<br />

<strong>Die</strong>nst, der = le service<br />

ergeben = adonner, se rendre<br />

erleuchtet = illuminé<br />

fürchterlich = effrayant, terrible<br />

Fürst, der = le prince<br />

Geist, der = l'esprit<br />

gelassen = décontracté<br />

Glanz, der = l'éclat, la luisance, la splendeur<br />

herrschen = régner<br />

Herz, das = le coeur<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

Lebewohl, das = l'adieu<br />

letzt = dernier<br />

männlich = de manière virile, courageusement<br />

regieren = gouverner, régner<br />

rein = pur<br />

schlagen = battre<br />

Schulter, die = l'épaule<br />

Stille, die = le silence<br />

verscheuchen = chasser, effaroucher<br />

verwandeln = transformer<br />

warm = chaud<br />

weise = sage<br />

Wonne, die = le délice<br />

wünschen = souhaiter<br />

würdig = digne<br />

zurück (bleiben) = rester en deça<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 66


19. Terzett<br />

Pamina:<br />

Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh'n?<br />

Sarastro:<br />

Ihr werdet froh euch wiedersehn!<br />

Pamina:<br />

Dein warten tödliche Gefahren!<br />

Tamino:<br />

<strong>Die</strong> Götter mögen mich bewahren!<br />

Pamina:<br />

Dein warten tödliche Gefahren!<br />

Tamino, Sarastro:<br />

<strong>Die</strong> Götter mögen mich/ihn bewahren!<br />

Pamina:<br />

Du wirst dem Tode nicht entgehen,<br />

Mir flüstert dieses Ahnung ein.<br />

Glaub mir, ich/er fühle/fühlet gleiche Triebe,<br />

Werd'/Wird ewig dein Getreuer sein.<br />

Sarastro:<br />

<strong>Die</strong> Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden!<br />

Pamina, Tamino:<br />

Wie bitter sind der Trennung Leiden!<br />

Sarastro:<br />

Tamino muß nun wieder fort.<br />

Tamino:<br />

Pamina, ich muß wirklich fort!<br />

Pamina:<br />

Tamino muß nun wirklich fort?<br />

Sarastro:<br />

Nun muß er fort!<br />

Tamino:<br />

Nun muß ich fort.<br />

Tamino, Sarastro:<br />

Der Götter Wille mag geschehen,<br />

Ihr Wink soll mir/ihm Gesetze sein!<br />

Pamina:<br />

O liebtest du, wie ich dich liebe,<br />

Du würdest nicht so ruhig sein.<br />

Tamino, Sarastro:<br />

Pamina:<br />

So mußt du fort!<br />

Tamino:<br />

Pamina, lebe wohl!<br />

Pamina:<br />

Tamino, lebe wohl!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 67


Sarastro:<br />

Nun eile fort. Dich ruft dein Wort.<br />

<strong>Die</strong> Stunde schlägt, wir sehn uns wieder!<br />

Tamino, Pamina:<br />

Ach, gold'ne Ruhe, kehre wieder!<br />

Lebe wohl! Lebe wohl!<br />

(Entfernen sich)<br />

Scene 6<br />

Das Theater verwandelt sich in einen Saal mit<br />

vielen Türen.<br />

Barmherzige Götter! Wo wend' ich mich hin!<br />

Wenn ich nur wüßte, wo ich hereinkam. Tamino!<br />

(Er kommt an die Türe, wo er hereinkam)<br />

<strong>Die</strong> Stimme:<br />

Zurück!<br />

Papageno:<br />

Nun kann ich weder vorwärts noch zurück!<br />

(weint) Und muß am Ende gar verhungern. -<br />

Geschieht mir schon recht! - Warum bin ich<br />

denn auch mitgereist?<br />

(Der Sprecher tritt ihm entgegen)<br />

Dialog<br />

Papageno (von aussen):<br />

Tamino! Tamino! Willst du mich denn gänzlich<br />

verlassen? (Er sucht herein.) Wenn ich nur<br />

wenigstens wüßte, wo ich wäre. - Tamino! Tamino,<br />

solang ich lebe, geh' ich nicht mehr von dir! Aber<br />

dies einmal verlaß mich armen Reisegefährten nicht!<br />

(Er kommt an die Türe, wo Tamino abgeführt worden<br />

ist.)<br />

Eine Stimme (ruft):<br />

Zurück!<br />

Papageno:<br />

Sprecher:<br />

Mensch! Du hättest verdient, auf immer in<br />

finsteren Klüften der Erde zu wandern; die<br />

gütigen Götter aber entlassen dich der Strafe<br />

dich. Dafür aber wirst du das himmlische<br />

Vergnügen der Eingeweihten nie fühlen.<br />

Papageno:<br />

Je nun, es gibt ja noch andere Leute<br />

meinesgleichen! - Mir wäre jetzt ein gutes<br />

Glas Wein das größte Vergnügen.<br />

Der Sprecher:<br />

Sonst hast du keinen Wunsch in dieser Welt?<br />

Papageno:<br />

Bis jetzt nicht.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 68


Der Sprecher:<br />

Man wird dich damit bedienen!<br />

(Ab. Sogleich kommt ein großer Becher, mit rotem<br />

Wein angefüllt, aus der Erde.)<br />

Papageno:<br />

Ach! Da ist er ja schon!<br />

(trinkt)<br />

Herrlich! Himmlisch! Göttlich! - Ha! Ich bin jetzt<br />

so vergnügt, daß ich bis zur Sonne fliegen könnte,<br />

wenn ich Flügel hätte! Ha! Mir wird so wunderlich<br />

ums Herz! Ich möchte - ich wünschte - ja, was denn?<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 69


Vokabular zu 19. Terzett<br />

abführen = conduire, éloigner<br />

Ahnung, die = le pressentiment<br />

anfüllen = füllen = remplir<br />

barmherzig = miséricordieux<br />

Becher, der = le gobelet<br />

bedienen = servir<br />

bewahren = conserver, garder, protéger<br />

einflüstern = souffler<br />

Ende, das = la fin<br />

entfernen (sich) = (s') éloigner<br />

entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />

entgehen = échapper<br />

entlassen (Strafe) = décharger (d'une punition)<br />

ewig = éternel, éternellement<br />

Flügel, der = l'aile<br />

fortgehen = partir<br />

froh = content, heureux<br />

fühlen = sentir, ressentir<br />

gänzlich = ganz = entier, entièrement<br />

Gefahr, die = le danger<br />

geschehen = advenir, arriver, se passer<br />

geschieht mir (dir, etc.) schon recht = bien fait<br />

pour moi (toi, etc.)<br />

Gesetz, das = la loi<br />

golden = en or, doré, précieux<br />

göttlich = divin<br />

herrlich = magnifique<br />

Herz, das = le coeur<br />

himmlisch = céleste<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

hinwenden (sich) = (se) tourner vers qn.<br />

Kluft, die = l'abîme<br />

leiden = souffrir<br />

meinesgleichen (Leute) = (des gens qui sont<br />

comme moi)<br />

(mit)reisen = voyager, partir (avec)<br />

Reisegefährte, der = le compagnon de voyage<br />

rufen = appeler<br />

ruhig = calme<br />

scheiden (sich) = (se) quitter, séparer<br />

schlagen = battre<br />

Strafe, die = la punition<br />

Stunde, die = l'heure<br />

Trennung, die = la séparation<br />

Trieb, der = la pulsion<br />

Vergnügen, das = le plaisir<br />

verhungern = mourir de faim<br />

verlassen = abandonner<br />

verwandeln = transformer<br />

vorwärts = en avant<br />

wenigstens = du moins<br />

wiederkehren = wiederkommen = revenir<br />

wiedersehen (sich) = (se) revoir<br />

Wille, der = la volonté<br />

Wink, der = l'indication<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

wunderlich = bizarre<br />

Wunsch, der = le souhait<br />

zurück (bleiben) = rester en deça<br />

zurück = en arrière<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 70


20. Arie<br />

Papageno (schlägt sein Glockenspiel):<br />

Ein Mädchen oder Weibchen<br />

Wünscht Papageno sich!<br />

O so ein sanftes Täubchen<br />

Wär' Seligkeit für mich!<br />

Dann schmeckte mir Trinken und Essen,<br />

Dann könnt' ich mit Fürsten mich messen,<br />

Des Lebens als Weiser mich freun,<br />

Und wie im Elysium sein!<br />

(<strong>Die</strong> Alte, tanzend und auf ihren Stock dabei<br />

sich stützend, kommt herein.)<br />

Dialog<br />

Altes Weib:<br />

Da bin ich schon, mein Engel!<br />

Papageno:<br />

Was, du hast dich meiner erbarmt?<br />

Ein Mädchen oder Weibchen<br />

Wünscht Papageno sich!<br />

O so ein sanftes Täubchen<br />

Wär' Seligkeit für mich!<br />

Ach, kann ich denn keiner von allen<br />

Den reizenden Mädchen gefallen?<br />

Helf' eine mir nur aus der Not,<br />

Sonst gräm' ich mich wahrlich zu Tod!<br />

Ein Mädchen oder Weibchen<br />

Wünscht Papageno sich!<br />

O so ein sanftes Täubchen<br />

Wär' Seligkeit für mich!<br />

Wird keine mir Liebe gewähren,<br />

So muß mich die Flamme verzehren!<br />

Doch küßt mich ein weiblicher Mund,<br />

So bin ich schon wieder gesund!<br />

Altes Weib:<br />

Ja, mein Engel!<br />

Papageno:<br />

Na, das ist ein Glück!<br />

Altes Weib:<br />

Und wenn du mir versprichst, mir ewig treu zu<br />

bleiben, dann sollst du sehen, wie zärtlich<br />

dein Weibchen dich lieben wird.<br />

Papageno:<br />

Ei, du zärtliches Närrchen!<br />

Altes Weib:<br />

Oh, wie will ich dich umarmen, dich liebkosen,<br />

dich an mein Herz drücken!<br />

Papageno:<br />

Auch ans Herz drücken?<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 71


(Das Weib verwandelt sich in ein junges Weib,<br />

Altes Weib:<br />

welches ebenso gekleidet ist, wie Papageno).<br />

Komm, reich mir zum Pfand unsers Bundes deine Hand!<br />

Papagena:<br />

Papageno!<br />

Papageno:<br />

Nur nicht so hastig, mein lieber Engel! So ein<br />

Bündnis braucht doch auch seine Überlegung.<br />

Altes Weib:<br />

Papageno, ich rate dir, zaudre nicht! - Deine Hand,<br />

oder du bist auf immer hier eingekerkert.<br />

Papageno:<br />

Eingekerkert?<br />

Altes Weib:<br />

Wasser und Brot wird deine tägliche Kost sein. Ohne<br />

Freund, ohne Freundin mußt du leben, und der Welt<br />

auf immer entsagen.<br />

Papageno:<br />

Wasser trinken? Der Welt entsagen? Nein, da will<br />

ich doch lieber eine Alte nehmen, als gar keine. -<br />

Also gut, da hast du meine Hand mit der<br />

Versicherung, daß ich dir immer getreu bleibe. (für<br />

sich) solang ich keine Schönere sehe.<br />

Altes Weib:<br />

Das schwörst du?<br />

Papageno:<br />

Ja, das schwör' ich!<br />

Papageno:<br />

Papagena! -<br />

(Er will sie umarmen.)<br />

Sprecher (kommt und nimmt sie hastig bei der<br />

Hand):<br />

Fort mit dir, junges Weib! Er ist deiner noch<br />

nicht würdig! Zurück! sag ich.<br />

Papageno:<br />

Was heißt, bitte...<br />

Sprecher (Er schleppt sie hinein, Papageno<br />

will ihr nach)<br />

Zurück, sag ich! Oder zittre!<br />

Papageno:<br />

So ich mich zurückziehe, soll mich doch die<br />

Erde verschlingen. (Er sinkt hinab.) Oh!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 72


Vokabular zu 20. Arie<br />

bleiben = rester<br />

brauchen = avoir besoin<br />

drücken = presser<br />

einkerkern = incarcérer<br />

Elysium, das = la demeure des bienheureux (myth.<br />

antique), l'état d'un bonheur parfait<br />

Engel, der = l'ange<br />

entsagen = renoncer<br />

erbarmen = avoir pitié<br />

ewig = éternel, éternellement<br />

freuen (sich) = (se) réjouir<br />

gefallen = plaire<br />

getreu = treu = fidèle<br />

gewähren = accorder, consentir<br />

grämen (sich) = (s') affliger<br />

hastig = hâtif<br />

helfen = aider<br />

Herz, das = le coeur<br />

kleiden = vêtir, habiller<br />

Kost, die = la nourriture<br />

liebkosen = cajoler, câliner, caresser<br />

messen (sich) = (se) mesurer<br />

Mund, der = la bouche<br />

Närrchen, das = le petit fou (la petite folle)<br />

nehmen = prendre<br />

Not, die = la détresse, la misère<br />

Pfand, das = le gage<br />

raten = conseiller<br />

reizend = ravissant, charmant<br />

schlagen = battre<br />

schmecken = avoir bon goût, plaire culinairement<br />

schwören = jurer<br />

Seligkeit, die = la béatitude, le bonheur<br />

Stock, der = la canne, le bâton<br />

stützen (sich) = (s') appuyer<br />

Täubchen, das = le petit pigeon<br />

Tod, der = la mort<br />

Überlegung, die = la considération, la<br />

réflexion<br />

umarmen = se serrer dans les bras<br />

verschlingen = avaler, dévorer<br />

Versicherung, die = l'assurance<br />

versprechen = promettre<br />

verwandeln = transformer<br />

verzehren = consumer, dévorer<br />

wahrlich = vraiment<br />

würdig = digne<br />

zärtlich = tendre, tendrement<br />

zaudern = hésiter, tergiverser<br />

zittern = trembler<br />

zurück (bleiben) = rester en deça<br />

zurückziehen = retirer<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 73


Scene 7<br />

Sie kommt, laßt uns beiseite gehn,<br />

Damit wir, was sie mache, sehn.<br />

Das Theater verwandelt sich in einen kurzen Garten. (Sie gehen beiseite. Pamina kommt, halb<br />

wahnwitzig, mit einem Dolch in der Hand.)<br />

(<strong>Die</strong> Drei Knaben fahren herunter.)<br />

Pamina (zum Dolch):<br />

Du also bist mein Bräutigam?<br />

21. Finale<br />

Durch dich vollend' ich meinen Gram.<br />

Drei Knaben:<br />

Bald prangt, den Morgen zu verkünden,<br />

<strong>Die</strong> Sonn auf goldner Bahn.<br />

Bald soll der Aberglaube schwinden,<br />

Bald siegt der weise Mann.<br />

O holde Ruhe, steig' hernieder,<br />

Kehr' in der Menschen Herzen wieder;<br />

Dann ist die Erd' ein Himmelreich,<br />

Und Sterbliche den Göttern gleich.<br />

Erster Knabe:<br />

Doch seht, Verzweiflung quält Paminen!<br />

Zweiter Knabe, Dritter Knabe:<br />

Wo ist sie denn?<br />

Erster Knabe:<br />

Sie ist von Sinnen!<br />

Drei Knaben:<br />

Sie quält verschmähter Liebe Leiden.<br />

Laßt uns der Armen Trost bereiten!<br />

Fürwahr, ihr Schicksal geht uns nah!<br />

O wäre nur ihr Jüngling da!<br />

Drei Knaben (beiseite):<br />

Welch dunkle Worte sprach sie da?<br />

<strong>Die</strong> Arme ist dem Wahnsinn nah.<br />

Pamina:<br />

Geduld, mein Trauter, ich bin dein;<br />

Bald werden wir vermählet sein.<br />

Drei Knaben:<br />

Wahnsinn tobt ihr im Gehirne;<br />

Selbstmord steht auf ihrer Stirne.<br />

(zu Pamina)<br />

Holdes Mädchen, sieh uns an!<br />

Pamina:<br />

Sterben will ich, weil der Mann,<br />

Den ich nimmermehr kann hassen,<br />

Sein Traute kann verlassen.<br />

(auf den Dolch zeigend)<br />

<strong>Die</strong>s gab meine Mutter mir.<br />

Drei Knaben:<br />

Selbstmord strafet Gott an dir!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 74


Pamina:<br />

Lieber durch dies Eisen sterben,<br />

Als durch Liebesgram verderben!<br />

Mutter, durch dich leide ich,<br />

Und dein Fluch verfolget mich!<br />

Drei Knaben:<br />

Mädchen, willst du mit uns gehn?<br />

Pamina:<br />

Ha, des Jammers Maß ist voll!<br />

Falscher Jüngling, lebe wohl!<br />

Sieh, Pamina, ach! stirbt durch dich,<br />

<strong>Die</strong>ses Eisen töte mich!<br />

Daß er dir sein Herz geweiht,<br />

Und den Tod für dich nicht scheut.<br />

Komm, wir wollen zu ihm gehen.<br />

Pamina:<br />

Führt mich hin, ich möcht' ihn seh'n!<br />

Alle:<br />

Zwei Herzen, die von Liebe brennen,<br />

Kann Menschenohnmacht niemals trennen.<br />

Verloren ist der Feinde Müh',<br />

<strong>Die</strong> Götter selbst schützen sie.<br />

(Gehen alle ab.)<br />

(Sie holt mit der Hand aus, um sich zu erstechen.)<br />

Drei Knaben (halten ihr den Arm):<br />

Ha, Unglückliche, halt ein!<br />

Sollte dies dein Jüngling sehen,<br />

Würde er vor Gram vergehen;<br />

Denn er liebet dich allein.<br />

Pamina (erholt sich):<br />

Was? Er fühlte Gegenliebe,<br />

Und verbarg mir seine Triebe,<br />

Wandte sein Gesicht vor mir?<br />

Warum sprach er nicht mit mir?<br />

Drei Knaben:<br />

<strong>Die</strong>ses müßen wir verschweigen,<br />

Doch wir wollen dir ihn zeigen!<br />

Und du wirst mit Staunen sehn,<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 75


Vokabular zu 21. Finale<br />

Bahn, die = la voie<br />

beiseite (gehen) = s'écarter<br />

bereiten = préparer<br />

Bräutigam, der = le fiancé<br />

brennen = bruler<br />

Dolch, der = le poignard<br />

Eisen, das = le fer<br />

Erde, die = la terre<br />

Feind, der = l'ennemi<br />

Fluch, der = la malédiction<br />

Geduld, die = la patience<br />

Gehirn, das = le cerveau<br />

Gesicht, das = le visage<br />

gleich = égal<br />

Gram, der = le chagrin<br />

halb = à moitié<br />

Herz, das = le coeur<br />

Himmelreich, das Le royaume des cieux, le paradis<br />

hin (sein) = (être) perdu<br />

Jammer, der = la misère<br />

Jüngling, der = l'adolescent<br />

leiden = souffrir<br />

Liebesgram, der = der Liebeskummer = le chagrin<br />

d'amour<br />

Maß, das = la mesure<br />

Menschenohnmacht, die = l'impuissance des hommes<br />

Mühe, die = l'effort, la peine<br />

nimmermehr = nie mehr = ne plus jamais<br />

prangen = resplendir<br />

quälen = assaillir, tourmenter<br />

Schicksal, das = le sort, le destin<br />

schützen = protéger<br />

schwinden = disparaître<br />

Selbstmord, der = le suicide<br />

Staunen, das = l'étonnement<br />

sterben = mourir<br />

Sterbliche, der = le mortel<br />

Stirne, die = le front<br />

Tod, der = la mort<br />

Trieb, der = la pulsion<br />

Trost, der = la consolation<br />

verbergen = verstecken = cacher<br />

verderben = corrompre, abîmer, périr<br />

verfolgen = persécuter, poursuivre<br />

vergehen = passer, faillir mourir<br />

verkünden = annoncer<br />

verlassen = abandonner<br />

verlieren = perdre<br />

vermählen = marier<br />

verwandeln = transformer<br />

Verzweiflung, die = le désarroi, le désespoir<br />

vollenden = accomplir, achever<br />

von Sinnen (sein) = avoir perdu la tête<br />

Wahnsinn, der = la folie<br />

wahnwitzig = déraisonnable, fou<br />

weise = sage<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 76


Scene 8<br />

Das Theater verwandelt sich in zwei große Berge; in<br />

dem einen ein Wasserfall, worin man Sausen und<br />

Brausen hört; der andere speit Feuer aus; jeder<br />

Berg hat ein durchbrochenes Gegitter, worin man<br />

Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt,<br />

muß der Horizont hellrot sein, und wo das Wasser<br />

ist, liegt schwarzer Nebel. <strong>Die</strong> Szenen sind Felsen,<br />

jede Szene schließt sich mit einer eisernen Tür.<br />

(Tamino ist leicht angezogen, ohne Sandalen. Zwei<br />

schwarzgeharnischte Männer führen Tamino herein.<br />

Auf ihren Helmen brennt Feuer; sie lesen ihm die<br />

transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide<br />

geschrieben steht, diese Pyramide steht in der<br />

Mitte ganz in der Höhe, nahe dem Gitter.)<br />

[22. Duett]<br />

<strong>Die</strong> zwei Geharnischten:<br />

Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden,<br />

Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;<br />

Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,<br />

Schwingt er sich aus der Erde himmelan.<br />

Erleuchtet wird er dann im Stande sein,<br />

Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih'n.<br />

Tamino:<br />

Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln,<br />

Den Weg der Tugend fortzuwandeln.<br />

Schließt mir die Schreckenspforten auf,<br />

Ich wage froh den kühnen Lauf.<br />

Pamina (von innen):<br />

Tamino, halt! Ich muß dich sehn.<br />

Tamino:<br />

Was hör ich? Paminens Stimme?<br />

<strong>Die</strong> Geharnischten:<br />

Ja, ja, das ist Paminens Stimme.<br />

Alle:<br />

Wohl mir/dir, nun kann sie mit mir/dir geh'n,<br />

Nun trennet uns/euch kein Schicksal mehr,<br />

Wenn auch der Tod beschieden wär!<br />

Tamino:<br />

Ist mir erlaubt, mit ihr zu sprechen?<br />

<strong>Die</strong> Geharnischten:<br />

Dir ist erlaubt, mit ihr zu sprechen.<br />

Alle:<br />

Welch Glück, wenn wir uns/euch wiederseh'n.<br />

Froh Hand in Hand in Tempel geh'n!<br />

Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,<br />

Ist würdig und wird eingeweiht.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 77


(<strong>Die</strong> Tür wird aufgemacht; Tamino und Pamina umarmen<br />

sich.)<br />

Pamina:<br />

Tamino mein! O welch ein Glück!<br />

Tamino:<br />

Pamina mein! O welch ein Glück!<br />

Hier sind die Schreckenspforten,<br />

<strong>Die</strong> Not und Tod mir dräu'n.<br />

Pamina:<br />

Ich werde aller Orten<br />

An deiner Seite sein;<br />

Ich selbsten führe dich,<br />

<strong>Die</strong> Liebe leitet mich!<br />

(Sie nimmt ihn bei der Hand.)<br />

Sie mag den Weg mit Rosen streun,<br />

Weil Rosen stets bei Dornen sein.<br />

Spiel du die <strong>Zauberflöte</strong> an;<br />

Sie schütze uns auf uns'rer Bahn.<br />

Es schnitt in einer Zauberstunde<br />

Mein Vater sie aus tiefstem Grunde<br />

Der tausendjähr'gen Eiche aus,<br />

Bei Blitz und Donner, Sturm und Braus.<br />

Nun komm und spiel' die Flöte an,<br />

Sie leite uns auf grauser Bahn.<br />

Alle:<br />

Wir wandeln (Ihr wandelt) durch des Tones Macht<br />

Froh durch des Todes düstre Nacht.<br />

(<strong>Die</strong> Türen werden nach ihnen zugeschlagen; man<br />

sieht Tamino und Pamina wandern; man hört<br />

Feuergeprassel und Windgeheul, manchmal auch<br />

den Ton dumpfen Donners und Wassergeräusch.<br />

Tamino bläst seine Flöte; gedämpfte Pauken<br />

akkompagnieren manchmal darunter. Sobald sie<br />

vom Feuer herauskommen, umarmen sie sich und<br />

bleiben in der Mitte.)<br />

Pamina, Tamino:<br />

Wir wandelten durch Feuersgluten,<br />

Bekämpften mutig die Gefahr.<br />

Dein Ton sei Schutz in Wasserfluten,<br />

So wie er es im Feuer war.<br />

(Tamino bläst; man sieht sie hinuntersteigen<br />

und nach einiger Zeit wieder heraufkommen;<br />

sogleich öffnet sich eine Türe; man sieht<br />

einen Eingang in einen Tempel, welcher hell<br />

beleuchtet ist. Eine feierliche Stille. <strong>Die</strong>ser<br />

Anblick muß den vollkommensten Glanz<br />

darstellen. Sogleich fällt der Chor mit<br />

Pauken und Trompeten ein. Zuvor aber Tamino<br />

und Pamina.)<br />

Pamina, Tamino:<br />

Ihr Götter, welch ein Augenblick!<br />

Gewähret ist uns Isis' Glück!<br />

Chor (von innen):<br />

Triumph! Triumph! Du edles Paar!<br />

Besieget hast du die Gefahr!<br />

Der Isis Weihe ist nun dein!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 78


Kommt, tretet in den Tempel ein!<br />

(Alle ab.)<br />

Scene 9<br />

Das Theater verwandelt sich wieder in den vorigen<br />

Garten.<br />

(Papageno kommt, dann die drei Knaben, zuletzt<br />

Papagena.)<br />

Papageno:<br />

Papagena! Papagena! Papagena!<br />

Weibchen! Täubchen! meine Schöne!<br />

Vergebens! Ach, sie ist verloren!<br />

Ich bin zum Unglück schon geboren!<br />

Ich plauderte - und das war schlecht,<br />

Und drum geschieht es mir schon recht!<br />

Seit ich gekostet diesen Wein,<br />

Seit ich das schöne Weibchen sah,<br />

So brennt's im Herzenskämmerlein,<br />

So zwickt's hier, so zwickt's da.<br />

Papagena! Herzensweibchen!<br />

Papagena, liebes Täubchen!<br />

's ist umsonst, es ist vergebens!<br />

Müde bin ich meines Lebens!<br />

Sterben macht der Lieb' ein End',<br />

Wenn's im Herzen noch so brennt.<br />

(Er den Strick von seiner Mitte)<br />

<strong>Die</strong>sen Baum da will ich zieren,<br />

Mir an ihm den Hals zuschnüren,<br />

Weil das Leben mir mißfällt;<br />

Gute Nacht, du falsche Welt.<br />

Weil du böse an mir handelst,<br />

Mir kein schönes Kind zubandelst,<br />

So ist's aus, so sterbe ich;<br />

Schöne Mädchen, denkt an mich,<br />

- Will sich eine um mich Armen,<br />

Eh' ich hänge, noch erbarmen,<br />

Nun, so laß ich's diesmal sein!<br />

Rufet nur, ja oder nein. -<br />

(Sieht sich um.)<br />

Keine hört mich; alles stille!<br />

Also ist es euer Wille?<br />

Papageno, frisch hinauf!<br />

Ende deinen Lebenslauf!<br />

(Sieht sich um.)<br />

Nun, ich warte noch, es sei,<br />

Bis man zählet: eins, zwei, drei.<br />

(Pfeift.)<br />

Eins!<br />

(Sieht sich um, pfeift)<br />

Zwei!<br />

(Sieht sich um, pfeift)<br />

Drei!<br />

(Sieht sich um)<br />

Nun, wohlan, es bleibt dabei,<br />

Weil mich nichts zurücke hält,<br />

Gute Nacht, du falsche Welt!<br />

(Will sich hängen.)<br />

Drei Knaben (fahren herunter):<br />

Halt ein, o Papageno! und sei klug,<br />

Man lebt nur einmal, dies sei dir genug!<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 79


Papageno:<br />

Ihr habt gut reden, habt gut scherzen;<br />

Doch brennt' es euch, wie mich im Herzen,<br />

Ihr würdet auch nach Mädchen gehn.<br />

Drei Knaben:<br />

So lasse deine Glöckchen klingen,<br />

<strong>Die</strong>s wird dein Weibchen zu dir bringen.<br />

Papageno:<br />

Ich Narr vergaß der Zauberdinge!<br />

Erklinge, Glockenspiel, erklinge!<br />

Ich muß mein liebes Mädchen seh'n.<br />

Klinget, Glöckchen, klinget,<br />

Schafft mein Mädchen her!<br />

Klinget, Glöckchen, klinget!<br />

Bringt mein Weibchen her.<br />

(Unter diesem Schlagen laufen die Drei Knaben zu<br />

ihrem<br />

Flugwerk und bringen das Weib heraus.)<br />

Drei Knaben:<br />

Nun, Papageno, sieh dich um!<br />

(Papageno sieht sich um; beide haben unter dem<br />

Ritornell<br />

komisches Spiel.)<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 80


Vokabular zu 22. Duett<br />

Anblick, der = le spectacle, la vue<br />

Augenblick, der = l'instant, le moment<br />

Bahn, die = la voie<br />

beschieden (der Tod ist uns beschieden) = (la mort<br />

est notre destin<br />

Beschwerde, die = la douleur<br />

bleiben = rester<br />

Blitz, der = l'éclair<br />

brausen = mugir<br />

Chor, der = le choeur<br />

die Macht = le pouvoir<br />

Dorn, der = l'épine<br />

dräuen = drohen = menacer<br />

drum = darum = pour cela, pour cette raison<br />

eh' = ehe = bevor = avant que<br />

Eiche, die = le chêne<br />

Eingang, der = l'entrée<br />

einhalten = arrêter<br />

eisern = en fer<br />

Ende, das = la fin<br />

enden = finir<br />

erbarmen = avoir pitié<br />

erlauben = permettre<br />

Fels, der = le rocher<br />

Feuer, das = le feu<br />

Feuergeprassel, das = le crépitement du feu<br />

Feuersglut, die = la braise du feu<br />

Flöte, die = la flûte<br />

Flugwerk, das = l'engin volant<br />

froh = content, heureux<br />

gedämpft = retenu<br />

Gefahr, die = le danger<br />

Gegitter, das = das Gitter = le grillage<br />

geharnischt = portant des armures<br />

Glanz, der = l'éclat, la luisance, la<br />

splendeur<br />

Glöckchen, das = la petite cloche<br />

graus = grausig = cauchemardeux, horrible<br />

handeln = agir<br />

hängen = pendre<br />

Helm, der = le casque, le heaume<br />

Herzkämmerlein = la chambrette du coeur, la<br />

ventricule<br />

himmelan = en direction du ciel<br />

Horizont, der = l'horizon<br />

im Stande (sein) = (être) en mesure<br />

klingen = sonner<br />

kosten = goûter<br />

kühn = audacieux, hardi, téméraire<br />

Lauf, der = le cours, la course<br />

Lebenslauf, der = l'histoire de la vie (le<br />

curriculum vitae)<br />

mißfallen = déplaire<br />

mutig = courageusement<br />

Narr, der = le sot<br />

Nebel, der = le brouillard<br />

Not, die = la détresse, la misère<br />

Pauke, die = la timbale<br />

pfeifen = siffler<br />

reden = parler<br />

rein = pur<br />

Ritornell, das = le refrain<br />

rufen = appeler<br />

sausen = mugir<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 81


scherzen = plaisanter<br />

Schicksal, das = le sort, le destin<br />

schneiden = couper<br />

Schreck, der = la peur, l'horreur<br />

Schrift, die = l'écriture<br />

Schutz, der = la protection<br />

schwarzgeharnischt = portant des armures noires<br />

schwingen = lancer<br />

speien = spucken = cracher<br />

Spiel, das = le jeu<br />

Stille, die = le silence<br />

streuen = disséminer, répandre<br />

Sturm, der = la tempête<br />

Täubchen, das = le petit pigeon<br />

tief = profond<br />

Tod, der = la mort<br />

Tugend, die = la vertu<br />

überwinden = franchir, surmonter<br />

umarmen = se serrer dans les bras<br />

umsehen (sich) = regarder autour de soi<br />

Unglück, das = le malheur<br />

vergebens = en vain, inutile<br />

verlieren = perdre<br />

verwandeln = transformer<br />

Wasserfall, der = la cascade<br />

Wasserfluten, die (tj. PL) = les flots d'eau<br />

Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />

Weihe, die = la consécration<br />

Wille, der = la volonté<br />

Windgeheul, das = le hurlement du vent<br />

würdig = digne<br />

Zauberding, das = la chose (ou l'outil) magique<br />

Zauberstunde, die = l'heure magique, miraculeurs<br />

zieren = décorer<br />

zubandeln = désigner, "attacher à qn."<br />

zuschnüren = ficeler<br />

zwicken = pincer<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 82


[23. Duett]<br />

Papageno:<br />

Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papagena!<br />

Papagena:<br />

Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papageno!<br />

Papageno:<br />

Bist du mir nun ganz gegeben?<br />

Papagena:<br />

Nun, bin ich dir ganz gegeben!<br />

Papageno:<br />

Nun, so sei mein liebes Weibchen!<br />

Papagena:<br />

Nun, so sei mein Herzenstäubchen!<br />

Beide:<br />

Welche Freude wird das sein,<br />

Wenn die Götter uns bedenken,<br />

Unsrer Liebe Kinder schenken,<br />

So liebe, kleine Kinderlein!<br />

Papageno:<br />

Erst einen kleinen Papageno-<br />

Papagena:<br />

Dann eine kleine Papagena-<br />

Papageno:<br />

Dann wieder einen Papageno-<br />

Papagena:<br />

Dann wieder eine Papagena-<br />

Papageno:<br />

Papageno!<br />

Papagena:<br />

Papagena!<br />

Papageno:<br />

Es ist das höchste der Gefühle,<br />

Wenn viele, viele Papageno,<br />

Der Eltern Segen werden sein.<br />

Papagena:<br />

Es ist das höchste der Gefühle,<br />

Wenn viele, viele Papagena,<br />

Der Eltern Segen werden sein.<br />

(Sie gehen ab.)<br />

Scene 10<br />

(Monostatos kommt. <strong>Die</strong> Königin und die Drei<br />

Damen kommen von beiden Versenkungen; sie<br />

tragen schwarze Fackeln in der Hand.)<br />

Monostatos:<br />

Nur stille, stille, stille,<br />

Bald dringen wir im Tempel ein.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 83


Alle:<br />

Nur stille, stille, stille,<br />

Bald dringen wir im Tempel ein.<br />

Monostatos:<br />

Doch, Fürstin, halte Wort!<br />

Erfülle - dein Kind muß meine Gattin sein.<br />

Königin:<br />

Ich halte Wort; es ist mein Wille,<br />

Mein Kind soll deine Gattin sein.<br />

Drei Damen:<br />

Ihr Kind soll deine Gattin sein.<br />

(Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser.)<br />

Monostatos:<br />

Doch still, ich höre schrecklich Rauschen,<br />

Wie Donnerton und Wasserfall.<br />

Königin, die Damen:<br />

Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen,<br />

Wie fernen Donners Widerhall!<br />

Monostatos:<br />

Nun sind sie in des Tempels Hallen.<br />

Alle:<br />

Dort wollen wir sie überfallen -<br />

die Frömmler tilgen von der Erd'<br />

Mit Feuersglut und mächt'gem Schwert.<br />

Drei Damen, Monostatos:<br />

Dir, große Königin der Nacht,<br />

sei uns'rer Rache Opfer gebracht.<br />

(Man hört der stärksten Akkord, Donner, Blitz,<br />

Sturm.)<br />

Alle:<br />

Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,<br />

Wir alle gestürzt in ewige Nacht!<br />

(Sie versinken. Sogleich verwandelt sich das<br />

ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht<br />

erhöht; Tamino, Pamina, beide in<br />

priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die<br />

ägyptischen Priester auf beiden Seiten. <strong>Die</strong><br />

Drei Knaben halten Blumen.)<br />

Sarastro:<br />

<strong>Die</strong> Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,<br />

Zernichten der Heuchler erschlichene Macht.<br />

Chor:<br />

Heil sei euch Geweihten!<br />

Ihr dränget durch Nacht.<br />

Dank sei dir, Osiris,<br />

Dank dir, Isis, gebracht!<br />

Es siegte die Stärke<br />

Und krönet zum Lohn<br />

<strong>Die</strong> Schönheit und Weisheit<br />

Mit ewiger Kron'.<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 84


Vokabular zu 23. Duett<br />

Blitz, der = l'éclair<br />

Blume, die = la fleur<br />

Chor, der = le choeur<br />

die Macht = le pouvoir<br />

dringen = pénétrer<br />

Ende, das = la fin<br />

Erde, die = la terre<br />

erfüllen = accomplir, exaucer, réaliser<br />

erschleichen = usurper<br />

Fackel, die = la torche<br />

Freude, die = la joie<br />

Frömmler, der = le bigot, le faux dévot<br />

fürchterlich = effrayant, terrible<br />

Fürstin, die = la princesse<br />

Gattin, die = l'épouse<br />

Krone, die = la couronne<br />

Lohn, der = le salaire<br />

mächtig = puissant<br />

Rache, die = la vengeance<br />

Rauschen, das = le bruissement, le bruit<br />

Schwert, das = l'épée<br />

Segen, der = la bénédiction, le boheur<br />

Strahl, der = le rayon<br />

Sturm, der = la tempête<br />

stürzen = tomber, renverser<br />

tilgen = éliminer<br />

überfallen = agresser<br />

vertreiben = chasser<br />

verwandeln = transformer<br />

Wasserfall, der = la cascade<br />

Weisheit, die = la sagesse<br />

Widerhall, der = l'écho, le retentissement<br />

Wille, der = la volonté<br />

Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />

zernichten = vernichten = anéantir<br />

zerschmettern = briser, écraser, fracasser<br />

Collège de Candolle – AL DF 4e 85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!