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<strong>Die</strong> <strong>Zauberflöte</strong><br />
Oper in zwei Aufzügen<br />
Libretto: Emmanuel Schikaneder<br />
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart<br />
(Text nach : http://opera.stanford.edu/iu/libretti/zauber1.html &<br />
http://opera.stanford.edu/iu/libretti/zauber2.html)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 1
Erster Aufzug<br />
Scene 1<br />
Drei Damen:<br />
Würd' ich mein Herz der Liebe weihn,<br />
Eine felsige Gegend, hie und da mit Bäumen überwachsen. Tamino kommt So müßt es dieser Jüngling sein.<br />
im Jagdkleide von einem Felsen herunter mit einem Bogen, aber ohne Pfeil. Laßt uns zu uns'rer Fürstin eilen,<br />
Eine Schlange verfolgt ihn.<br />
Ihr diese Nachricht zu erteilen.<br />
Vielleicht daß dieser schöne Mann<br />
1. Introduktion<br />
<strong>Die</strong> vor'ge Ruh' ihr geben kann.<br />
Tamino:<br />
Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren,<br />
Der listigen Schlange zum Opfer erkoren.<br />
Barmherzige Götter! Schon nahet sie sich!<br />
Ach, rettet mich! Ach, schützet mich!<br />
(Er fällt in Ohnmacht. <strong>Die</strong> Drei Damen verschleiert,<br />
mit silbernen Wurfspießen.)<br />
Drei Damen:<br />
Stirb, Ungeheu'r, durch unsre Macht!<br />
(Sie stossen die Schlange entzwei.)<br />
Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht,<br />
<strong>Die</strong> Heldentat! Er ist befreit<br />
Durch unsres Armes Tapferkeit.<br />
Erste Dame:<br />
Ein holder Jüngling, sanft und schön.<br />
Zweite Dame:<br />
So schön, als ich noch nie gesehn!<br />
Dritte Dame:<br />
Ja, ja, gewiß zum Malen schön!<br />
Erste Dame:<br />
So geht und sagt es ihr,<br />
Ich bleib indessen hier.<br />
Zweite Dame:<br />
Nein, nein, geht ihr nur hin,<br />
Ich wache hier für ihn!<br />
Dritte Dame:<br />
Nein, nein, das kann nicht sein!<br />
Ich schütze ihn allein.<br />
Erste Dame:<br />
Ich bleib' indessen hier!<br />
Zweite Dame:<br />
Ich wache hier für ihn!<br />
Dritte Dame:<br />
Ich schütze ihn allein!<br />
Erste Dame:<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 2
Ich bleibe!<br />
Zweite Dame:<br />
Ich wache!<br />
Dritte Dame:<br />
Ich schütze!<br />
Wie? - <strong>Die</strong> bösartige Schlange ist tot?<br />
(Man hört von fern ein Waldflötchen.)<br />
Was hör ich? - Ha, eine männliche Figur nähert<br />
sich!<br />
(Er versteckt sich hinter einem Baum.)<br />
Drei Damen:<br />
Ich! Ich! Ich!<br />
(Jede für sich)<br />
Ich sollte fort? Ei, ei, Wie fein!<br />
Sie wären gern bei ihm allein -<br />
Nein, nein! Das kann nicht sein!<br />
(Eine nach der andern, dann alle drei zugleich)<br />
Was wollte ich darum nicht geben,<br />
Könnt' ich mit diesem Jüngling leben!<br />
Hätt' ich ihn doch so ganz allein!<br />
Doch keine geht; es kann nicht sein,<br />
Am besten ist es nun, ich geh'.<br />
(Zu Tamino)<br />
Du Jüngling, schön und liebevoll,<br />
Du trauter Jüngling, lebe wohl,<br />
Bis ich dich wiederseh'.<br />
(Sie gehen)<br />
Dialog<br />
Tamino (erwacht, sieht furchtsam umher):<br />
Wo bin ich? Ist's Fantasie, daß ich noch lebe? Oder<br />
hat eine höhere Macht mich gerettet?<br />
(Er steht auf und sieht umher.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 3
Vokabular zu 1. Introduktion<br />
barmherzig = miséricordieux<br />
befreien = libérer<br />
Bogen, der = l'arc<br />
eilen = courir, hâter<br />
entzweistossen = couper en deux<br />
erkoren = élu<br />
erteilen = délivrer, donner<br />
fein = beau<br />
Fels, der = le rocher<br />
felsig = rocheux<br />
fortgehen = partir<br />
furchtsam = apeuré, craintif<br />
Fürstin, die = la princesse<br />
Gegend, die = la région<br />
gewiß = certainement<br />
Heldentat, die = l'exploit<br />
Herz, das = le coeur<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
hold = gracieux<br />
indessen = toutefois<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
listig = rusé<br />
Macht, die = le pouvoir<br />
Nachricht, die = la nouvelle<br />
nahen (sich) = s'approcher<br />
Ohnmacht, die = l'évanouissement, la défaillance<br />
Pfeil, der = la flèche<br />
retten = sauver<br />
sanft = doux<br />
Schlange, die = le serpent<br />
schützen = protéger<br />
sich nähern = s'approcher<br />
sterben = mourir<br />
Tapferkeit, die = la bravour<br />
traut = cher<br />
überwachsen = couvert de plantes<br />
Ungeheuer, das = le monstre<br />
verfolgen = poursuivre<br />
verlieren = perdre<br />
verschleiert = voilé<br />
vielleicht = peut-être<br />
vollbringen = accomplir<br />
vorig = précédent<br />
wachen = veiller<br />
weihen = dédier, consacrer<br />
Wurfspieß, der = la lance<br />
zugleich = à la fois<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 4
2. Arie<br />
(Papageno kommt einen Fußteig herunter, hat auf dem<br />
Rücken eine große Vogelsteige, worin Verschiedene<br />
Vögel sind. In der Hand hat er eine kleine<br />
Waldflöte.)<br />
Ich wiegte wie ein Kind sie ein.<br />
(Pfeift, will nach der Arie nach der Pforte<br />
gehen.)<br />
Dialog<br />
Papageno:<br />
Der Vogelfänger bin ich ja,<br />
Stets lustig, heisa, hopsassa!<br />
Ich Vogelfänger bin bekannt<br />
Bei Alt und Jung im ganzen Land.<br />
Weiß mit dem Locken umzugehn<br />
Und mich auf's Pfeifen zu verstehn.<br />
Drum kann ich froh und lustig sein,<br />
Denn alle Vögel sind ja mein.<br />
Der Vogelfänger bin ich ja,<br />
Stets lustig, heisa, hopsassa!<br />
Ich Vogelfänger bin bekannt<br />
Bei Alt und Jung im ganzen Land.<br />
Ein Netz für Mädchen möchte ich,<br />
Ich fing sie dutzendweis für mich;<br />
Dann sperrte ich sie bei mir ein,<br />
Und alle Mädchen wären mein.<br />
Wenn alle Mädchen wären mein,<br />
So tauschte ich brav Zucker ein.<br />
<strong>Die</strong>, welche mir am liebsten wär',<br />
Der gäb' ich gleich den Zucker her.<br />
Und küßte sie mich zärtlich dann,<br />
Wär' sie mein Weib und ich ihr Mann,<br />
Sie schlief' an meiner Seite ein,<br />
Tamino:<br />
He da!<br />
Papageno:<br />
Was da?<br />
Tamino:<br />
Sag mir, du lustiger Freund, wer du seist?<br />
Papageno:<br />
Wer ich bin? Dumme Frage! Ein Mensch, wie du.<br />
Und wenn ich dich nun fragte, wer du bist?<br />
Tamino:<br />
So würde ich dir antworten, daß ich aus<br />
fürstlichem Geblüte bin.<br />
Papageno:<br />
Das ist mir zu hoch. Mußt dich deutlicher<br />
erklären, wenn ich dich verstehen soll!<br />
Tamino:<br />
Mein Vater ist ein Fürst, der über viele<br />
Länder und Menschen herrscht; darum nennt man<br />
mich Prinz.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 5
Papageno:<br />
Länder? Menschen? Prinz? Sagst du mir zuvor: gibt's Tamino:<br />
außer diesen Bergen auch noch Länder und Menschen? Wodurch erhältst du das?<br />
Tamino:<br />
Viele Tausende!<br />
Papageno:<br />
Da ließe sich ja eine Spekulation mit meinen Vögeln<br />
machen.<br />
Tamino:<br />
Aber wie nennt man eigentlich diese Gegend? Und wer<br />
beherrscht sie?<br />
Papageno:<br />
Das kann ich dir ebensowenig beantworten, als ich<br />
weiß, wie ich auf die Welt gekommen bin.<br />
Tamino (lacht):<br />
Wie? Du wüßtest nicht, wo du geboren, oder wer<br />
deine Eltern waren?<br />
Papageno:<br />
Königin, von der mein Vater mir so oft<br />
Kein Wort! Ich weiß nur so viel, daß nicht weit von erzählte. Unfehlbar ist auch dieser Mann kein<br />
hier meine Strohhütte steht, die mich vor Regen und gewöhnlicher Mensch.<br />
Kälte schützt.<br />
Tamino:<br />
Aber wie lebst du?<br />
Papageno:<br />
Na, von Essen und Trinken, wie alle Menschen.<br />
Papageno:<br />
Durch Tausch - ich fange für die<br />
sternflammende Königin und ihre Jungfrauen<br />
verschiedene Vögel; dafür erhalte ich täglich<br />
Speise und Trank von ihr.<br />
Tamino:<br />
Sternflammende Königin? Wenn es etwa gar die<br />
mächtige Herrscherin der Nacht wäre! - Sag<br />
mir, guter Freund, warst du schon so<br />
glücklich, diese Göttin der Nacht zu sehen?<br />
Papageno:<br />
Sehen? <strong>Die</strong> sternflammende Königin sehen?<br />
Welcher Sterbliche könnte sich rühmen, die je<br />
gesehn zu haben?<br />
Tamino (für sich):<br />
Nun ist's klar; es ist eben diese nächtliche<br />
Papageno (für sich):<br />
Wie er mich so starr anblickt! Bald fang' ich<br />
an, mich vor ihm zu fürchten. (laut) Warum<br />
siehst du so verdächtig und schelmisch nach<br />
mir?<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 6
Tamino:<br />
Weil... weil ich zweifle. ob du ein Mensch bist.<br />
Papageno:<br />
Wie war das?<br />
Tamino:<br />
Nach deinen Federn, die dich bedecken, halt' ich<br />
dich-<br />
(Er geht auf ihn zu)<br />
Papageno:<br />
Doch für keinen Vogel? Du, bleib zurück, sag' ich,<br />
und traue mir nicht; denn ich habe Riesenkraft.<br />
(für sich) Wenn er sich nicht bald von mir<br />
schrecken lässt, so lauf ich davon.<br />
Tamino:<br />
Riesenkraft? (Er sieht auf die Schlange) Also warst<br />
du wohl gar mein Erretter, der diese giftige<br />
Schlange bekämpfte?<br />
Papageno:<br />
Papageno:<br />
Wer sie eigentlich sind, weiß ich selbst<br />
Schlange! (Er sieht sich um, weicht zitternd einige nicht. Ich weiß nur so viel, daß sie mir<br />
Schritte zurück) Ah! Ah! Ist sie tot oder lebendig? täglich meine Vögel abnehmen, und mir dafür<br />
Wein, Zuckerbrot und süße Feigen bringen.<br />
Tamino:<br />
Aber um alles in der Welt, Freund, wie hast du Tamino:<br />
dieses Ungeheuer bekämpft? Du bist ohne Waffen. Sie sind vermutlich sehr schön?<br />
Papageno:<br />
Papageno:<br />
Brauch keine! Bei mir ist ein starker Druck mit der<br />
Hand mehr als Waffen.<br />
Tamino:<br />
Du hast sie also erdrosselt?<br />
Papageno:<br />
Erdrosselt!<br />
(für sich)<br />
Bin in meinem Leben nicht so stark gewesen,<br />
als heute.<br />
(<strong>Die</strong> Drei Damen erscheinen verschleiert.)<br />
Drei Damen (drohen und rufen zugleich):<br />
Papageno!<br />
Papageno:<br />
Aha, das geht mich an!<br />
Tamino:<br />
Wer sind diese Damen?<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 7
Ich denke nicht! Denn wann die schön wären, dann<br />
würden die noch nicht ihre Gesichter bedecken.<br />
Drei Damen (drohend):<br />
Papageno!<br />
Papageno (beiseite zu Tamino):<br />
Sei still! Sie drohen mir schon. (laut) Ah, du<br />
fragst, ob sie schön sind, da kann ich dir nichts<br />
anderes darauf antworten, als daß ich in meinem<br />
Leben nichts Reizenderes gesehen habe. (für sich)<br />
Jetzt werd ich gleich wieder gut sein.<br />
Drei Damen (noch näher tretend, drohend):<br />
Papageno!<br />
Dritte Dame:<br />
Und statt der süßen Feigen, hab' ich die Ehre,<br />
dir dies goldene Schloß vor den Mund zu<br />
schlagen.<br />
(Sie schlägt ihm das Schloß vor. Papageno hat<br />
seinen<br />
Scherz durch Gebärden.)<br />
Erste Dame:<br />
Du willst vermutlich wissen, warum die Fürstin<br />
dich heute so wunderbar bestraft?<br />
(Papageno bejaht es durch Nicken mit dem<br />
Kopf.)<br />
Papageno:<br />
Was hab ich bloß heute verbrochen, daß die so<br />
aufgebracht wider mich sind? - Hier, meine Schönen,<br />
übergeb ich euch meine Vögel.<br />
Erste Dame (reicht ihm ein Gefäß mit Wasser):<br />
Dafür schickt dir unsere Fürstin heute zum ersten<br />
Mal statt Wein reines, helles Wasser.<br />
Zweite Dame:<br />
Und mir befahl sie, daß ich, statt Zuckerbrot,<br />
diesen Stein dir überbringen soll. Ich wünsche, daß<br />
er dir wohl bekommen möge.<br />
Papageno:<br />
Was? Steine soll ich fressen?<br />
Zweite Dame:<br />
Damit du künftig nie mehr Fremde belügst.<br />
Dritte Dame:<br />
Und daß du nie dich der Heldentaten rühmst,<br />
die andre vollzogen haben.<br />
Erste Dame:<br />
Sag an! Hast du diese Schlange bekämpft?<br />
(Papageno verneint es, durch Schütteln mit dem<br />
Kopf.)<br />
Zweite Dame:<br />
Wer denn also?<br />
(Papageno deutet an, daß er es nicht weiß.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 8
Dritte Dame (zu Tamino):<br />
Wir waren's, Jüngling, die dich befreiten. Hier,<br />
dies Gemälde schickt dir die große Fürstin; es ist<br />
das Bildnis ihrer Tochter. "Findest du," sagte sie,<br />
"daß diese Züge dir nicht gleichgültig sind, dann<br />
ist Glück, Ehr' und Ruhm dein Los!" Auf<br />
Wiedersehen.(Geht ab.)<br />
Zweite Dame:<br />
Adieu, Monsieur Papageno! (Geht ab.)<br />
Erste Dame:<br />
Fein nicht zu hastig getrunken!<br />
(Sie geht lachend ab. Papageno hat immer sein<br />
stummes Spiel gehabt; Tamino ist gleich beim<br />
Empfang des Bildnisses aufmerksam geworden; seine<br />
Liebe nimmt zu, ob er gleich für alle diese Reden<br />
taub schein.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 9
Vokabular zu 2. Arie<br />
andeuten = indiquer<br />
angehen = concerner<br />
aufgebracht = en colère<br />
aufmerksam = attentif<br />
außer = hors<br />
befehlen = ordonner<br />
bekämpfen = combattre<br />
belügen, lügen = mentir<br />
bestrafen = punir<br />
Bildnis, das = le portrait<br />
brav = gentil, gentilement<br />
davonlaufen = s'enfuir<br />
deutlich = distinct, distinctement<br />
die Gegend = la région<br />
die Schlange = le serpent<br />
drohen = menacer<br />
Druck, der = la pression<br />
dutzendweis = par douzaine<br />
ebenso ... als (wie) = tout aussi ... que<br />
Ehre, die = l'honneur<br />
eigentlich = à vrai dire, au fond<br />
einsperren = enfermer<br />
Empfang, der = la réception<br />
erdrosseln = étrangler<br />
erhalten = bekommen = recevoir<br />
Erretter, Retter, der = le sauveur<br />
erscheinen = apparaître<br />
fangen = attraper<br />
Federn, die (PL) = les plumes<br />
froh = content, heureux<br />
fürchten = craindre<br />
Fürst, der = le prince<br />
Fürstin, die = la princesse<br />
fürstlich = princier, noble<br />
Fußsteig, der = le sentier<br />
Gebärde, die = le geste<br />
Geblüt, das = la lignée<br />
Gefäß, das = le récipient<br />
Gemälde, das = le tableau<br />
gewöhnlich = habituel, ordinaire<br />
gleich = égal<br />
gleichgültig = indifférent<br />
halten für = tenir pour<br />
hastig = hâtif<br />
herrschen = régner<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
Land, das = le pays<br />
locken = attirer<br />
Mund, der = la bouche<br />
nennen (sich) = (s') appeler<br />
Netz, das = le filet<br />
nicken = hocher<br />
pfeifen = siffler<br />
reizend = charmand, ravissant<br />
Riesenkraft, die = la force immense, géante<br />
Ruhm, der = la gloire<br />
rühmen = vanter<br />
schelmisch = malicieux, espiègle<br />
Scherz, der = la plaisanterie<br />
schlagen = battre<br />
Schloß, das = la serrure, le chateau<br />
schrecken = effrayer<br />
schütteln = secouer<br />
schützen = protéger<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 10
sich verstehen auf = être doué pour<br />
Speise, die = la nourriture<br />
Spiel, das = le jeu<br />
starr = fixe (regard)<br />
statt = au lieu de<br />
Sterbliche, der = le mortel<br />
sternflammend = brillant comme une étoile<br />
Strohhütte, die = la paillote<br />
stumm = muet<br />
Tausch, der = l'échange<br />
tauschen, eintauschen = échanger<br />
Trank, der = la boisson<br />
trauen, vertrauen = faire confiance<br />
umgehen können mit = savoir s'y prendre avec<br />
unfehlbar = infaillible, sans aucun doute<br />
verdächtig = suspect<br />
vermutlich = probablement<br />
verschleiert = voilé<br />
Vogelfänger, der = l'oiseleur<br />
Vogelsteige = Vogelkäfig, der = Le cage à oiseaux<br />
vollziehen = accomplir<br />
Waffe, die = l'arme<br />
weichen = cédér, reculer<br />
weit = loin<br />
wiegen, einwiegen = bercer<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
wünschen = souhaiter<br />
zärtlich = tendre, tendrement<br />
zitternd = tremblant<br />
Zug, der = le trait<br />
zugleich = à la fois<br />
zunehmen = accroître<br />
zweifeln = douter<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 11
3. Arie<br />
Tamino (blickt das Bildnis an):<br />
<strong>Die</strong>s Bildnis ist bezaubernd schön,<br />
Wie noch kein Auge je gesehn!<br />
Ich fühl es, wie dies Götterbild<br />
Mein Herz mit neuer Regung füllt.<br />
<strong>Die</strong>s Etwas kann ich zwar nicht nennen,<br />
Doch fühl' ich's hier wie Feuer brennen.<br />
Soll die Empfindung Liebe sein?<br />
Ja, ja die Liebe ist's allein.<br />
O wenn ich sie nur finden könnte!<br />
O wenn sie doch schon vor mir stände!<br />
Ich würde, würde, warm und rein,<br />
Was würde ich?<br />
Ich würde sie voll Entzücken<br />
An diesen heißen Busen drücken,<br />
Und ewig wäre sie dann mein!<br />
(Tamino will abgehen. <strong>Die</strong> Drei Damen treten auf.)<br />
Dialog<br />
Erste Dame:<br />
Rüste dich mit Mut und Standhaftigkeit, schöner<br />
Jüngling! <strong>Die</strong> Fürstin -<br />
Daß der Weg zu deinem künftigen Glücke nunmehr<br />
gebahnt sei.<br />
Erste Dame:<br />
Sie hat jedes deiner Worte gehört; Sie hat...<br />
Zweite Dame:<br />
Jeden Zug in deinem Gesichte gelesen...<br />
Dritte Dame:<br />
...hat beschlossen, dich ganz glücklich zu<br />
machen.<br />
Erste Dame:<br />
"Hat dieser Jüngling," sprach sie, "auch so<br />
viel Mut und Tapferkeit, als er zärtlich ist,<br />
O, so ist meine Tochter ganz gewiß gerettet."<br />
Tamino:<br />
Gerettet?<br />
Erste Dame:<br />
Ein mächtiger, böser Dämon hat sie ihr<br />
entrissen.<br />
Tamino:<br />
Entrissen? Sagt, sagt, wo ist des Tyrannen<br />
Aufenthalt?<br />
Zweite Dame:<br />
... hat mir aufgetragen, dir zu sagen...<br />
Dritte Dame:<br />
Zweite Dame:<br />
Sehr nahe an unsern Bergen. Seine Burg ist<br />
sorgsam bewacht.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 12
Tamino:<br />
Pamina sei gerettet! Das schwör' ich bei meiner<br />
Liebe, bei meinem Herzen. (Kurzer starker Donner.)<br />
Ihr Götter, was ist das? (Es wird dunkel.)<br />
<strong>Die</strong> Drei Damen:<br />
Fasse dich!<br />
Erste Dame:<br />
Es verkündigt die Ankunft unserer Königin.<br />
(Donner.)<br />
Drei Damen:<br />
Sie kommt! (Donner. ) Sie kommt! (Donner. ) Sie<br />
kommt!<br />
(<strong>Die</strong> Berge teilen sich auseinander und das Theater<br />
verwandelt sich in ein prächtiges Gemach.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 13
Vokabular zu 3. Arie<br />
Aufenthalt, der = le séjour<br />
auftragen = charger<br />
Auge, das = l'oeil<br />
bahnen = frayer<br />
beschliessen = décider<br />
bewachen = garder<br />
bezaubernd = ravissant, ensorceleur<br />
Bildnis, das = le portrait<br />
brennen = brûler<br />
Burg, die = le château fort<br />
Busen, der = le sein<br />
die Tapferkeit = la bravoure<br />
drücken = presser<br />
Empfindung, die = la sensation<br />
entreissen = arracher<br />
Entzücken, das = le ravissement<br />
ewig = éternel, éternellement<br />
Feuer, das = le feu<br />
fühlen = sentir<br />
füllen = remplir<br />
Fürstin, die = la princesse<br />
Gemach, das = la pièce<br />
gewiß = certainement<br />
Herz, das = le coeur<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
Mut, der = le courage<br />
nennen = désigner, nommer<br />
prächtig = magnifique<br />
Regung, die = le mouvement<br />
rein = pur<br />
rüsten = armer<br />
schwören = jurer<br />
fassen (sich) = (se) ressaisir<br />
sorgsam = soigneux, soigneusement<br />
Standhaftigkeit, die = la fermeté<br />
verwandeln = transformer<br />
warm = chaud<br />
Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />
zärtlich = tendre, tendrement<br />
Zug, der = le cortège<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 14
4. Arie<br />
Königin der Nacht:<br />
O zittre nicht, mein lieber Sohn!<br />
Du bist unschuldig, weise, fromm;<br />
Ein Jüngling so wie du vermag am besten,<br />
<strong>Die</strong>s tiefbetrübte Mutterherz zu trösten.<br />
Zum Leiden bin ich auserkoren,<br />
Denn meine Tochter fehlet mir;<br />
Durch sie ging all mein Glück verloren,<br />
Ein Bösewicht entfloh mit ihr.<br />
Noch seh' ich ihr Zittern<br />
Mit bangem Erschüttern,<br />
Ihr ängstliches Beben,<br />
Ihr schüchternes Streben.<br />
Ich mußte sie mir rauben sehen,<br />
Ach helft! ach helft! war alles, was sie sprach.<br />
Allein vergebens war ihr Flehen,<br />
Denn meine Hilfe war zu schwach.<br />
Du, du, du wirst sie zu befreien gehen,<br />
Du wirst der Tochter Retter sein.<br />
Und werd' ich dich als Sieger sehen,<br />
So sei sie dann auf ewig dein.<br />
(Mit den Drei Damen ab. Das Theater verwandelt sich<br />
wieder, so wie es vorher war.)<br />
Dialog<br />
Tamino (nach einer Pause):<br />
Ist's denn auch Wirklichkeit, was ich sah? O<br />
ihr guten Götter, täuscht mich nicht!<br />
Vokabular zu 4. Arie<br />
auserkoren = être élu<br />
bang = angoissant<br />
befreien = libérer<br />
entfliehen, fliehen = s'enfuir<br />
Erschüttern, das = le bouleversement<br />
ewig = éternel, éternellement<br />
Flehen, das = la supplication<br />
fromm = pieux<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
leiden = souffrir<br />
rauben = dérober, ravir<br />
schüchtern = timide<br />
Sieger, der = le vainceur<br />
streben = aspirer<br />
täuschen = tromper<br />
tiefbetrübt = profondément attristé<br />
trösten = consoler<br />
unschuldig = innocent<br />
vergebens = inutile<br />
verlieren = perdre<br />
vermögen = être capable<br />
verwandeln = transformer<br />
weise = sage<br />
Wirklichkeit, die = la réalité<br />
zittern = trembler<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 15
5. Quintett<br />
Papageno (deutet traurig auf das Schloß am Munde):<br />
Hm, hm, hm, hm, hm!<br />
Tamino:<br />
Der Arme kann von Strafe sagen,<br />
Denn seine Sprache ist dahin.<br />
Papageno:<br />
Hm, hm, hm, hm, hm, hm!<br />
Tamino:<br />
Ich kann nichts tun, als dich beklagen,<br />
Weil ich zu schwach zu helfen bin.<br />
(<strong>Die</strong> Drei Damen erscheinen, und treten zwischen<br />
Tamino<br />
und Papageno.)<br />
Erste Dame:<br />
<strong>Die</strong> Königin begnadigt dich,<br />
Erläßt die Strafe dir durch mich.<br />
(Sie nimmt ihm das Schloß vom Munde.)<br />
Papageno:<br />
Nun plaudert Papageno wieder!<br />
Zweite Dame:<br />
Ja, plaudre! Lüge nur nicht wieder!<br />
Drei Damen:<br />
<strong>Die</strong>s Schloß soll deine Warnung sein.<br />
Papageno:<br />
<strong>Die</strong>s Schloß meine Warnung sein.<br />
Alle:<br />
Bekämen doch die Lügner alle<br />
Ein solches Schloß vor ihren Mund;<br />
Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle,<br />
Bestünden Lieb' und Bruderbund.<br />
Erste Dame (gibt Tamino eine goldene Flöte):<br />
O Prinz, nimm dies Geschenk von mir!<br />
<strong>Die</strong>s sendet uns're Fürstin dir.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Zauberflöte</strong> wird dich schützen,<br />
Im größten Unglück unterstützen.<br />
Drei Damen:<br />
Hiermit kannst du allmächtig handeln,<br />
Der Menschen Leidenschaft verwandeln:<br />
Der Traurige wird freudig sein,<br />
Den Hagestolz nimmt Liebe ein.<br />
Alle:<br />
O so eine Flöte ist mehr<br />
Als Gold und Kronen wert,<br />
Denn durch sie wird Menschenglück<br />
Und Zufriedenheit vermehrt.<br />
Papageno:<br />
Ich lüge nimmermehr, nein, nein!<br />
Papageno:<br />
Nun, ihr schönen Frauenzimmer,<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 16
Darf ich, so empfehl' ich mich.<br />
Drei Damen:<br />
Dich empfehlen kannst du immer,<br />
Doch bestimmt die Fürstin dich,<br />
Mit dem Prinzen ohn' Velweilen<br />
Nach Sarastros Burg zu eilen.<br />
Papageno:<br />
Nein, dafür bedank' ich mich!<br />
Von euch selbsten hörte ich,<br />
Daß er wie ein Tigertier.<br />
Sicher ließ' ohn' alle Gnaden<br />
Mich Sarastro rupfen, braten,<br />
Setzte mich den Hunden für.<br />
Drei Damen:<br />
Dich schützt der Prinz, trau' ihm allein.<br />
Dafür sollst du sein <strong>Die</strong>ner sein.<br />
Papageno (für sich):<br />
Daß doch der Prinz beim Teufel wäre!<br />
Mein Leben ist mir lieb;<br />
Am Ende schleicht, bei meiner Ehre,<br />
Er von mir wie ein <strong>Die</strong>b.<br />
Erste Dame (gibt Papageno ein Kätschen mit einem<br />
Glockenspiele):<br />
Hier, nimm dies Kleinod, es ist dein.<br />
Drei Damen:<br />
Darinnen hörst du Glöckchen tönen.<br />
Papageno:<br />
Werd' ich sie auch wohl spielen können?<br />
Drei Damen:<br />
O ganz gewiß! Ja, ja, gewiß!<br />
Alle fünf:<br />
Silberglöckchen, <strong>Zauberflöte</strong>n<br />
Sind zu eurem/unserm Schutz vonnöten.<br />
Lebet wohl! Wir wollen gehn,<br />
Lebet wohl, auf Wiedersehn!<br />
Tamino:<br />
Doch, schöne Damen, saget an -<br />
Papageno:<br />
Wie man die Burg wohl finden kann?<br />
Beide:<br />
Wie man die Burg wohl finden kann?<br />
Drei Damen:<br />
Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise,<br />
Umschweben euch auf eurer Reise.<br />
Sie werden eure Führer sein,<br />
Folgt ihrem Rate ganz allein.<br />
Papageno:<br />
Ei, ei! Was mag darinnen sein?<br />
Tamino, Papageno:<br />
Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise,<br />
Umschweben euch auf eurer Reise.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 17
Drei Damen:<br />
Sie werden eure Führer sein,<br />
Folgt ihrem Rate ganz allein.<br />
Sklave:<br />
Fesseln? Doch nicht für Pamina? Der<br />
unbarmherzige Teufel, wie der sie bei den<br />
Händen faßt. Das halt ich nicht aus.<br />
Alle:<br />
So lebet wohl! Wir wollen gehn,<br />
Lebt wohl, lebt wohl, auf Wiederseh'n!<br />
(Alle ab.)<br />
Scene 2<br />
Ein prächtiges ägyptisches Zimmer.<br />
Monostatos tritt auf.<br />
Pamina wird von Sklaven hereingeführt.<br />
Sklave:<br />
Ha, ha, ha! Unser Peiniger, der alles belauschende<br />
Mohr, wird morgen sicherlich gehangen oder<br />
gespießt! Pamina entfloh vor seinen Augen. So ist<br />
der Mohr nichts mehr zu retten, auch wenn Pamina<br />
von Sarastros Gefolge wieder eingefangen würde.<br />
Monostatos:<br />
He, Sklaven! Schafft Fesseln herbei!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 18
Vokabular zu 5. Quintett<br />
allmächtig = tout-puissant<br />
andeuten = indiquer<br />
begnadigen = gracier<br />
beklagen = plaindre<br />
bestimmen = décider, désigner<br />
braten = rôtir<br />
Bruderbund, der = la fraternité<br />
Burg, die = le château fort<br />
dahin sein = ètre perdu<br />
<strong>Die</strong>b, der = le voleur<br />
<strong>Die</strong>ner, der = le serviteur<br />
Ehre, die = l'honneur<br />
eilen = courir, hâter<br />
einfangen = prendre, capturer<br />
empfehlen (sich) = prendre congé<br />
Ende, das = la fin<br />
entfliehen, fliehen = s'enfuir<br />
entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />
erlaßen = faire grâce (d'une punition)<br />
erscheinen = apparaître<br />
faßen = saisir<br />
Fessel, die = le lien, la chaîne pour attacher<br />
Flöte, die = la flûte<br />
folgen = suivre<br />
Frauenzimmer, das = la personne de sexe féminin<br />
Führer, der = le guide<br />
fürsetzen = vorsetzen = servir<br />
Fürstin, die = la princesse<br />
Galle, die = la bile (Symbole d'amertume)<br />
Gefolge, das = l'escorte<br />
gewiß = certainement<br />
Glöckchen, das = la petite cloche<br />
Glockenspiel, das = le carillon<br />
Gnade, die = l'indulgence, la grâce<br />
Hagestolz, der = le barbon<br />
handeln = agir<br />
hängen = pendre<br />
Haß, der = la haine<br />
herbeischaffen = amener<br />
hold = gracieux<br />
Kätschen, das = la petite boîte<br />
Kleinod, das = le bijou<br />
Knäbchen, das = le petit garçon<br />
Krone, die = la couronne<br />
Leidenschaft, die = la passin, l'émotion<br />
lügen = mentir<br />
Lügner, der = le menteur<br />
Mohr, der = le nègre<br />
Mund, der = la bouche<br />
nimmermehr = nie mehr = ne plus jamais<br />
ohn' Verweilen = sans tarder<br />
Peiniger, der = le tortionnaire<br />
plaudern = bavarder<br />
prächtig = magnifique<br />
Rat, der = le conseil<br />
retten = sauver<br />
rupfen = plumer<br />
schleichen = se déplacer furtivement<br />
Schloß, das = la serrure, le chateau<br />
Schutz, der = la protection<br />
schützen = protéger<br />
spießen = aufspiessen = transpercer avec une<br />
épée)<br />
Strafe, die = la punition<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 19
Teufel, der = le diable<br />
tönen = résonner<br />
trauen = faire confiance<br />
traurig = triste<br />
umschweben = tournoyer<br />
unbarmherzig = impitoyable<br />
Unglück, das = le malheur<br />
unterstützen = soutenir<br />
Verleumdung, die = la calomnie<br />
vermehren = accroître, multiplier<br />
verwandeln = transformer<br />
vonnöten = nötig = nécessaire<br />
Warnung, die = l'avertissement<br />
Warnung, die l'avertissement<br />
weise = sage<br />
Zufriedenheit, die = la satisfaction<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 20
6. Terzett<br />
Monostatos:<br />
Du feines Täubchen, nur herein!<br />
Pamina:<br />
O welche Marter, welche Pein!<br />
Monostatos:<br />
Verloren ist dein Leben!<br />
Pamina:<br />
Der Tod macht mich nicht beben,<br />
Nur meine Mutter dauert mich;<br />
Sie stirbt vor Gram ganz sicherlich.<br />
Monostatos:<br />
He, Sklaven, legt ihr Fesseln an!<br />
(Sklaven legen ihr Fesseln an.)<br />
Mein Haß soll dich verderben!<br />
Pamina:<br />
O laßt mich lieber sterben,<br />
Weil nichts, Barbar, dich rühren kann!<br />
(Sie sinkt ohnmächtig auf ein Sofa.)<br />
Wo bin ich wohl? Wo mag ich sein?<br />
Aha! da find' ich Leute.<br />
Gewagt, ich geh' hinein.<br />
(Geht herein)<br />
Schön Mädchen, jung und rein,<br />
Viel weißer noch als Kreide.<br />
Monostatos und Papageno (besehen sich -<br />
erschrecken<br />
einer über den andern):<br />
Hu!<br />
Das ist der Teufel sicherlich!<br />
Hab' Mitleid! Verschone mich!<br />
Hu, hu, hu!<br />
(Laufen beide ab.)<br />
Dialog<br />
Pamina (spricht wie im Traum):<br />
Mutter - Mutter - Mutter! (Sie erholt sich,<br />
sieht sich um) Wie? Noch schlägt dieses Herz?<br />
Zu neuen Qualen erwacht? O das ist hart, sehr<br />
hart! Mir bitterer, als der Tod.<br />
Monostatos:<br />
Nun fort! Laßt mich bei ihr allein!<br />
(<strong>Die</strong> Sklaven gehen ab. Papageno kommt.)<br />
Papageno (tritt ein):<br />
Bin ich nicht ein Narr, daß ich mich schrecken<br />
ließ? Es gibt doch auch schwarze Vögel auf der<br />
Welt, warum denn nicht auch schwarze Menschen?<br />
Papageno (von außen am Fenster, ohne gleich gesehen - Ah, da ist ja das schöne Fräuleinbild noch.<br />
zu<br />
- Du Tochter der nächtlichen Königin -<br />
werden):<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 21
Pamina:<br />
Nächtlichen Königin? Wer bist du?<br />
Papageno:<br />
Ein Abgesandter der sternflammenden Königin.<br />
Pamina (freudig):<br />
Meiner Mutter? O Wonne! - Dein Name?<br />
blonde Haare. Alles trifft ein, bis auf Hände<br />
und Füße. Nach dem Gemälde zu schließen,<br />
sollst du weder Hände noch Füße haben; denn<br />
hier sind keine angezeigt.<br />
Pamina:<br />
Erlaube mir - Ja, ich bin's! Wie kam es in<br />
deine Hände?<br />
Papageno:<br />
Papageno.<br />
Pamina:<br />
Papageno? - Papageno - ich erinnere mich, den Namen<br />
oft gehört zu haben, dich selbst aber sah ich nie.<br />
Papageno:<br />
Ich dich ebensowenig.<br />
Pamina:<br />
Du kennst also meine gute, zärtliche Mutter?<br />
Papageno:<br />
Wenn du die Tochter der nächtlichen Königin bist -<br />
ja!<br />
Pamina:<br />
O ich bin es.<br />
Papageno:<br />
Ich muß dir das umständlicher erzählen. Ich<br />
kam heute früh, wie gewöhnlich, zu deiner<br />
Mutter Palast mit meiner Lieferung -<br />
Pamina:<br />
Lieferung?<br />
Papageno:<br />
Ja, ich liefere deiner Mutter schon seit<br />
vielen Jahren alle die schönen Vögel in den<br />
Palast. Ja, und eben, als ich im Begriffe war,<br />
meine Vögel abzugeben, da seh ich einen<br />
Menschen vor mir, der sich Prinz nennen läßt,<br />
und dieser Prinz hat deine Mutter so von sich<br />
eingenommen, daß sie ihm dein Bildnis schenkte<br />
und ihm befahl, dich zu befreien. Sein<br />
Entschluß, der war ebenso rasch, als seine<br />
Liebe zu dir.<br />
Papageno:<br />
Pamina:<br />
Das will ich gleich erkennen. (Er sieht das Liebe? (freudig) Er liebt mich also? Oh! sage<br />
Portrait an.) <strong>Die</strong> Augen schwarz - richtig, schwarz. mir das noch einmal, ich höre das Wort Liebe<br />
<strong>Die</strong> Lippen rot - richtig, rot. Blonde Haare - gar zu gerne.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 22
Papageno:<br />
Das glaube ich dir. Bist ja auch ein Fräuleinbild -<br />
Kurz also, diese große Liebe zu dir war der<br />
Peitschenstreich, um unsre Füße im schnellen Gang<br />
zu bringen, und nun sind wir hier, dir tausend<br />
schöne und angenehme Sachen zu sagen.<br />
Pamina:<br />
Freund, wenn Sarastro dich hier erblicken sollte,<br />
dann -<br />
Papageno:<br />
So würde mir meine Rückreise erspart blieben - das<br />
kann ich mir denken.<br />
Pamina:<br />
Dein martervoller Tod würde ohne Grenzen sein.<br />
Papageno:<br />
Um diesem auszuweichen, gehn wir lieber beizeiten.<br />
Pamina:<br />
Wir haben keine Minute zu versäumen.<br />
Papageno:<br />
Ja, komm, du wirst Augen machen, wenn du den<br />
schönen Jüngling erblickst. (Sie gehen, Pamina<br />
kehrt um)<br />
Pamina:<br />
Aber wenn dies ein Fallstrick wäre - wenn dieser<br />
nun ein böser Geist von Sarastros Gefolge wäre?<br />
(Sieht ihn bedenklich an)<br />
Papageno:<br />
Was? Ich ein böser Geist? Wo denkst du hin?<br />
Ich bin der beste Geist von der Welt.<br />
Pamina:<br />
Vergib, vergib, wenn ich dich beleidigte! Du<br />
hast ein gefühlvolles Herz.<br />
Papageno:<br />
Ja, freilich habe ich ein gefühlvolles Herz!<br />
Aber was nutzt mir denn das alles? - Ich<br />
möcht' mir doch oft alle meine Federn<br />
ausrupfen, wenn ich bedenk', daß Papageno noch<br />
keine Papagena hat.<br />
Pamina:<br />
Armer Mann! Du hast also noch kein Weib?<br />
Papageno:<br />
Noch nicht einmal ein Mädchen, geschweige denn<br />
ein Weib! Und unsereiner hat eben auch so<br />
seine lustigen Stunden, wo man so richtig so<br />
gesellschaftliche Unterhaltung haben möcht'.<br />
Pamina:<br />
Geduld, Freund! Der Himmel wird auch für dich<br />
sorgen; er wird dir eine Freundin schicken,<br />
ehe du dir's vermutest.<br />
Papageno:<br />
Wenn er's nur bald schickte.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 23
Collège de Candolle – AL DF 4e 24
Vokabular zu 6. Terzett<br />
angenehm = agréable<br />
anzeigen = indiquer<br />
ausrupfen = arracher<br />
ausweichen = éviter, esquiver<br />
beben = trembler<br />
bedenken = considérer<br />
bedenklich = de manière préoccupée<br />
befehlen = ordonner<br />
befreien = libérer<br />
beizeiten = à temps<br />
beleidigen = offenser , insulter<br />
Bildnis, das = le portrait<br />
bitter = amer, douloureux<br />
dauern = bedauern = faire de la peine<br />
einnehmen (für [von] sich) = conquérir quelqu'un<br />
entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />
Entschluß, der = la décision, la résolution<br />
erblicken = apercevoir<br />
erholen (sich) = se rétablir<br />
erkennen = apercevoir<br />
erlauben = permettre<br />
erschrecken = effrayer<br />
Fallstrick, der = le piège<br />
Federn, die (PL) = les plumes<br />
Fessel, die = le lien, la chaîne pour attacher<br />
fortgehen = partir<br />
Gang, der = la marche<br />
Geduld, die = la patience<br />
Gefolge, das = l'escorte<br />
gefühlvoll = sensible<br />
gefühlvoll = sensible, généreux<br />
Geist, der = l'esprit<br />
Gemälde, das = le tableau<br />
gesellschaftlich = social<br />
gleich = égal<br />
Gram, der = le chagrin<br />
Grenze, die = la limite, la frontière<br />
Haß, der = la haine<br />
Herz, das = le coeur<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
im Begriffe sein = être sur le point de<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
liefern = livrer<br />
Lieferung, die = la livraison<br />
Marter, dei = le martyre<br />
martervoll = qualvoll = atroce<br />
Mitleid, das = la pitié<br />
nächtlich = de nuit<br />
Narr, der = le sot<br />
nennen = désigner, nommer<br />
nutzen = nützen = servir<br />
ohnmächtig = sans conscience, impuissant<br />
Pein, die = la douleur<br />
Peitschenstreich, der = le coup de fouet<br />
Qual, die = le supplice<br />
rein = pur<br />
rühren = émouvoir<br />
Sache, die = la chose<br />
schlagen = battre<br />
schließen = conclure, fermer<br />
schrecken = effrayer<br />
sorgen (für) = pourvoir quelqu'un<br />
sterben = mourir<br />
Täubchen, das = le petit pigeon<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 25
Teufel, der = le diable<br />
Tod, der = la mort<br />
umsehen (sich) = regarder autour de soi<br />
umständlich = ausführlich = circonstancié, détaillé<br />
unsereiner = nous autres<br />
Unterhaltung, die = le divertissement, la<br />
conversation<br />
verderben = gâcher<br />
verlieren = perdre<br />
vermuten = supposer<br />
versäumen = manquer<br />
verschonen = épargner quelqu'un<br />
wagen = oser<br />
weder ... noch = ni ... ni<br />
wie gewöhnlich = comme d'habitude<br />
Wonne, die = le délice<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
zärtlich = tendre<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 26
7. Duett<br />
Pamina:<br />
Bei Männern, welche Liebe fühlen,<br />
Fehlt auch ein gutes Herze nicht.<br />
Papageno:<br />
<strong>Die</strong> süßen Triebe mitzufühlen,<br />
Ist dann der Weiber erste Pflicht.<br />
Beide:<br />
Wir wollen uns der Liebe freun,<br />
Wir leben durch die Lieb' allein.<br />
Pamina:<br />
<strong>Die</strong> Lieb' versüßet jede Plage,<br />
Ihr opfert jede Kreatur.<br />
Vokabular zu 7. Duett<br />
anreichen an = s'approcher de<br />
anzeigen = indiquer<br />
fehlen = manquer<br />
freuen (sich) = (se) réjouir<br />
fühlen = sentir, ressentir<br />
Kreis, der = le cercle<br />
opfern = sacrifier, donner quelquechose en<br />
offrande<br />
Pflicht, die = le devoir<br />
Plage, die = le tourment<br />
Trieb, der = la pulsion<br />
versüßen = rendre moins amer, adoucir<br />
Zweck, der = la fin, le but<br />
Papageno:<br />
Sie würzet unsre Lebenstage,<br />
Sie wirkt im Kreise der Natur.<br />
Beide:<br />
Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an,<br />
Nichts Edler's sei, als Weib und Mann.<br />
Mann und Weib, und Weib und Mann<br />
Reichen an die Gottheit an.<br />
(Beide ab.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 27
Scene 3<br />
Das Theater verwandelt sich in einen Hain. Ganz im<br />
Hintergrunde der Bühne ist ein schöner Tempel,<br />
worauf diese Worte stehen: Tempel der Weisheit.<br />
<strong>Die</strong>ser Tempel führt mit Säulen zu zwei anderen<br />
Tempeln, rechts auf dem einen steht: Tempel der<br />
Vernuft. Links steht: Tempel der Natur.<br />
Drei Knaben führen Tamino herein.<br />
8. Finale<br />
Drei Knaben:<br />
Zum Ziele führt dich diese Bahn,<br />
Doch mußt du, Jüngling, männlich siegen.<br />
Drum höre unsre Lehre an:<br />
Sei standhaft, duldsam und verschwiegen!<br />
Wo bin ich nun? Was wird mit mir?<br />
Ist dies der Sitz der Götter hier?<br />
Doch zeigen die Pforten, es zeigen die Säulen,<br />
Daß Klugheit und Arbeit und Künste hier<br />
weilen.<br />
Wo Tätigkeit thronet und Müßiggang weicht.<br />
Erhält seine Herrschaft das Laster nicht<br />
leicht.<br />
Ich wage mich mutig zur Pforte hinein,<br />
<strong>Die</strong> Absicht ist edel und lauter und rein.<br />
Erzitt're, feiger Bösewicht!<br />
Pamina retten ist mir Pflicht.<br />
(Er geht an die Pforte zur rechten Seite,<br />
macht sie auf, und als er hinein will, hört<br />
man unfern Stimmen)<br />
Stimmen:<br />
Zurück!<br />
Tamino:<br />
Ihr holden Kleinen, sagt mir an,<br />
Ob ich Pamina retten kann?<br />
Drei Knaben:<br />
<strong>Die</strong>s kundzutun, steht uns nicht an:<br />
Sei standhaft, duldsam und verschwiegen!<br />
Bedenke dies; kurz, sei ein Mann,<br />
Dann, Jüngling, wirst du männlich siegen.<br />
(Gehen ab.)<br />
Tamino:<br />
<strong>Die</strong> Weisheitslehre dieser Knaben<br />
Sei ewig mir ins Herz gegraben.<br />
Tamino:<br />
Zurück? Zurück? So wag' ich hier mein Glück!<br />
(Er geht zur linken Pforte. Stimmen von<br />
innen.)<br />
Stimmen:<br />
Zurück!<br />
Tamino:<br />
Auch hier ruft man: Zurück! (Sieht sich um) Da<br />
seh' ich noch eine Tür, vielleicht find' ich<br />
den Eingang hier. (Er klopft an der mittleren<br />
Pforte, der Sprecher erscheint.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 28
Der Sprecher:<br />
Wo willst du, kühner Fremdling, hin?<br />
Was suchst du hier im Heiligtum?<br />
Tamino:<br />
Der Lieb' und Tugend Eigentum.<br />
Der Sprecher:<br />
<strong>Die</strong> Worte sind von hohem Sinn!<br />
Allein wie willst du diese finden?<br />
Dich leitet Lieb' und Tugend nicht,<br />
Weil Tod und Rache dich entzünden.<br />
Tamino:<br />
Nur Rache für den Bösewicht.<br />
Der Sprecher:<br />
Den wirst du wohl bei uns nicht finden.<br />
Tamino:<br />
Sarastro herrscht in diesen Gründen?<br />
Der Sprecher:<br />
Ja, ja! Sarastro herrschet hier.<br />
Tamino:<br />
Doch in dem Weisheitstempel nicht?<br />
Der Sprecher:<br />
Er herrscht im Weisheitstempel hier!<br />
(will gehen)<br />
Der Sprecher:<br />
Willst du schon wieder gehn?<br />
Tamino:<br />
Ja, ich will gehen, froh und frei,<br />
Nie euren Tempel seh'n!<br />
Der Sprecher:<br />
Erklär dich näher mir,<br />
Dich täuschet ein Betrug.<br />
Tamino:<br />
Sarastro wohnet hier,<br />
Das ist mir schon genug!<br />
Der Sprecher:<br />
Wenn du dein Leben liebst,<br />
So rede, bleibe da!<br />
Sarastro hassest du?<br />
Tamino:<br />
Ich haß ihn ewig, ja!<br />
Der Sprecher:<br />
Nun gib mir deine Gründe an.<br />
Tamino:<br />
Er ist ein Unmensch, ein Tyrann!<br />
Tamino:<br />
So ist denn alles Heuchelei!<br />
Der Sprecher:<br />
Ist das, was du gesagt, erwiesen?<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 29
Tamino:<br />
Durch ein unglücklich Weib bewiesen,<br />
Das Gram und Jammer niederdrückt.<br />
Der Sprecher:<br />
Ein Weib hat also dich berückt?<br />
Ein Weib tut wenig, plaudert viel.<br />
Du, Jüngling, glaubst dem Zungenspiel?<br />
O legte doch Sarastro dir<br />
<strong>Die</strong> Absicht seiner Handlung für!<br />
Tamino:<br />
<strong>Die</strong> Absicht ist nur allzu klar!<br />
Riß nicht der Räuber ohn' Erbarmen,<br />
Pamina aus der Mutter Armen?<br />
Der Sprecher:<br />
<strong>Die</strong> Zunge bindet Eid und Pflicht.<br />
Tamino:<br />
Wann also wird die Decke schwinden?<br />
Der Sprecher:<br />
Sobald dich führt der Freundschaft Hand<br />
In's Heiligtum zum ew'gen Band. (Geht ab.)<br />
Tamino (allein):<br />
O ew'ge Nacht! Wann wirst du schwinden?<br />
Wann wird das Licht mein Auge finden?<br />
Stimmen:<br />
Bald, Jüngling, oder nie!<br />
Der Sprecher:<br />
Ja, Jüngling, was du sagst, ist wahr.<br />
Tamino:<br />
Wo ist sie, die er uns geraubt?<br />
Man opferte vielleicht sie schon?<br />
Der Sprecher:<br />
Dir dies zu sagen, teurer Sohn,<br />
Ist jetzt und mir noch nicht erlaubt.<br />
Tamino:<br />
Erklär dies Rätsel, täusch' mich nicht!<br />
Tamino:<br />
Bald, sagt ihr, oder nie?<br />
Ihr Unsichtbaren, saget mir,<br />
Lebt denn Pamina noch?<br />
Stimmen:<br />
Pamina lebet noch!<br />
Tamino (freudig):<br />
Sie lebt! Ich danke euch dafür.<br />
(Er nimmt seine Flöte heraus)<br />
O wenn ich doch imstande wäre,<br />
Allmächtige, zu eurer Ehre.<br />
Mit jedem Tone meinen Dank<br />
Zu schildern, wie er hier, entsprang.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 30
(Aufs Herz deutend. Er spielt, sogleich kommen<br />
Tiere von allen Arten hervor, ihm zuzuhören. Er<br />
hört auf, und sie fliehen. <strong>Die</strong> Vögel pfeifen dazu.)<br />
Wie stark ist nicht dein Zauberton,<br />
Weil, holde Flöte, durch dein Spielen<br />
Selbst wilde Tiere Freude fühlen.<br />
Doch Pamina, nur Pamina bleibt davon!<br />
(Er spielt)<br />
Pamina! Pamina! Höre, höre mich!<br />
Umsonst!<br />
(Er spielt)<br />
Wo? Ach, wo find' ich dich?<br />
(Er spielt, Papageno antwortet von innen mit seinem<br />
Flötchen.)<br />
Ha, das ist Papagenos Ton!<br />
(Er spielt. Papageno antwortet)<br />
Vielleicht sah er Pamina schon,<br />
Vielleicht eilt sie mit ihm zu mir!<br />
Vielleicht führt mich der Ton zu ihr.<br />
(Er eilt ab. Papageno und Pamina eilen herbei.)<br />
(Pfeift.)<br />
Beide:<br />
Welche Freude ist wohl größer?<br />
Freund Tamino hört uns schon;<br />
Hierher kam der Flötenton.<br />
Welch ein Glück, wenn ich ihn finde.<br />
Nur geschwinde! Nur geschwinde!<br />
(Wollen hineingehen. Monostatos tritt auf.)<br />
Monostatos (ihrer spottend):<br />
Nur geschwinde! Nur geschwinde!<br />
Ha, hab' ich euch noch erwischt?<br />
Nur herbei mit Stahl und Eisen;<br />
Wart', ich will euch Mores weisen.<br />
Den Monostatos berücken!<br />
Nur herbei mit Band und Stricken,<br />
He, ihr Sklaven, kommt herbei!<br />
(Sklaven kommen, mit Fesseln.)<br />
Pamina, Papageno:<br />
Schnelle Füße, rascher Mut<br />
Schützt vor Feindes List und Wut.<br />
Fänden wir Tamino doch,<br />
Sonst erwischen sie uns noch.<br />
Pamina:<br />
Holder Jüngling!<br />
Papageno:<br />
Stille, stille, ich kann's besser!<br />
Pamina, Papageno:<br />
Ach, nun ist's mit uns vorbei!<br />
Monostatos:<br />
He, ihr Sklaven, kommt herbei!<br />
Papageno:<br />
Wer viel wagt, gewinnt oft viel!<br />
Komm, du schönes Glockenspiel,<br />
Laß die Glöckchen klingen, klingen,<br />
Daß die Ohren ihnen singen.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 31
(Er spielt auf seinem Glockenspiel. Sogleich tanzen<br />
und singen<br />
Monostatos und die Sklaven.)<br />
Monostatos, Sklaven:<br />
Das klinget so herrlich,<br />
Das klinget so schön!<br />
Larala la la larala la la larala!<br />
Nie hab' ich so etwas<br />
Gehört und geseh'n!<br />
Larala la la larala la la larala!<br />
(Sie gehen tanzend ab)<br />
Pamina, Papageno:<br />
Könnte jeder brave Mann<br />
Solche Glöckchen finden!<br />
Seine Feinde würden dann<br />
Ohne Mühe schwinden,<br />
Und er lebte ohne sie<br />
In der besten Harmonie!<br />
Nur der Freundschaft Harmonie<br />
Mildert die Beschwerden;<br />
Ohne diese Sympathie<br />
Ist kein Glück auf Erden.<br />
(Ein starker Marsch mit Trompeten und Pauken fällt<br />
ein)<br />
Was soll das bedeuten? Ich zittre, ich bebe!<br />
Pamina:<br />
O Freund, nun ist's um uns getan,<br />
<strong>Die</strong>s kündigt den Sarastro an!<br />
Papagbno:<br />
O wär ich eine Maus,<br />
Wie wollt' ich mich verstecken!<br />
Wär ich so klein wie Schnecken,<br />
So kröch' ich in mein Haus!<br />
Mein Kind, was werden wir nun sprechen?<br />
Pamina:<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit! <strong>Die</strong> Wahrheit,<br />
Sei sie auch Verbrechen.<br />
(Zug von Gefolge; zuletzt fährt Sarastro auf<br />
einem<br />
Triumphwagen heraus, der von sechs Löwen<br />
gezogen wird.)<br />
Chor:<br />
Es lebe Sarastro! Sarastro soll leben!<br />
Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben!<br />
Stets mög' er des Lebens als Weiser sich<br />
freun,<br />
Er ist unser Abgott, dem alle sich weihn.<br />
Chor (von innen):<br />
Es lebe Sarastro! Sarastro lebe!<br />
Papageno:<br />
Pamina (kniet):<br />
Herr, ich bin zwar Verbrecherin,<br />
Ich wollte deiner Macht entfliehn,<br />
Allein die Schuld ist nicht an mir -<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 32
Der böse Mohr verlangte Liebe;<br />
Darum, o Herr, entfloh ich dir.<br />
Sarastro:<br />
Steh auf, erheitre dich, o Liebe!<br />
Denn ohne erst in dich zu dringen,<br />
Weiß ich von deinem Herzen mehr:<br />
Du liebest einen andern sehr.<br />
Zur Liebe will ich dich nicht zwingen,<br />
Doch geb' ich dir die Freiheit nicht.<br />
Pamina:<br />
Mich rufet ja die Kindespflicht,<br />
Denn meine Mutter -<br />
Sarastro:<br />
Steht in meiner Macht.<br />
Du würdest um dein Glück gebracht,<br />
Wenn ich dich ihren Händen ließe.<br />
Pamina:<br />
Mir klingt der Muttername süße;<br />
Sie ist es -<br />
Sarastro:<br />
Und ein stolzes Weib!<br />
Ein Mann muß eure Herzen leiten,<br />
Denn ohne ihn pflegt jedes Weib<br />
Aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.<br />
(Monostatos führt Tamino herein.)<br />
Nun stolzer Jüngling, nur hierher!<br />
Hier ist Sarastro, unser Herr.<br />
Pamina (sieht Tamino):<br />
Er ist's!<br />
Tamino (sieht Pamina):<br />
Sie ist's!<br />
Pamina:<br />
Ich glaub' es kaum!<br />
Tamino:<br />
Sie ist's!<br />
Pamina:<br />
Er ist's!<br />
Tamino:<br />
Es ist kein Traum!<br />
Pamina:<br />
Es schling' mein Arm sich um ihn her!<br />
Tamino:<br />
Es schling' mein Arm sich um sie her!<br />
Beide:<br />
Und wenn es auch mein Ende wär!<br />
(Sie umarmen sich.)<br />
Monostatos:<br />
Alle:<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 33
Was soll das heißen?<br />
Monostatos:<br />
Welch eine Dreistigkeit!<br />
Gleich auseinander! Das geht zu weit!<br />
(Er trennt sie; kniet dann vor Sarastro nieder.)<br />
Dein Sklave liegt zu deinen Füßen,<br />
Laß den verwegnen Frevler büßen!<br />
Bedenk, wie frech der Knabe ist:<br />
Durch dieses seltnen Vogels List<br />
Wollt er Pamina dir entführen.<br />
Allein ich wußt' ihn auszuspüren.<br />
Du kennst mich! Meine Wachsamkeit-<br />
Sarastro:<br />
Verdient, daß man ihr Lorbeer streut!<br />
He, gebt dem Ehrenmann sogleich -<br />
Monostatos:<br />
Schon deine Gnade macht mich reich.<br />
Es lebe Sarastro, der göttliche Weise!<br />
Er lohnet und strafet in ähnlichem Kreise.<br />
Sarastro:<br />
Führt diese beiden Fremdlinge<br />
In unsern Prüfungstempel ein;<br />
Bedecket ihre Häupter dann,<br />
Sie müssen erst gereinigt sein.<br />
(Der Sprecher und zwei Priester bringen eine<br />
Art Sack und bedecken die Häupter der beiden<br />
Fremden)<br />
Schlußchor:<br />
Wenn Tugend und Gerechtigkeit<br />
Den großen Pfad mit Ruhm bestreut,<br />
Dann ist die Erd' ein Himmelreich,<br />
Und Sterbliche den Göttern gleich.<br />
Sarastro:<br />
Nur siebenundsiebenzig Sohlenstreich!<br />
Monostatos:<br />
Ach Herr, den Lohn verhofft' ich nicht!<br />
Sarastro:<br />
Nicht Dank, es ist ja meine Pfticht!<br />
(Monostatos wird abgeführt)<br />
Alle:<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 34
Vokabular zu 8. Finale<br />
abführen = conduire, éloigner<br />
Abgott, der = l'idole<br />
Absicht, die = l'intention<br />
angeben = indiquer<br />
ankündigen = annoncer<br />
Art, die = l'espèce, la manière<br />
aufstehen = se lever<br />
Auge, das = l'oeil<br />
auseinander (gehen) = séparer<br />
ausspüren = finden = touver<br />
Bahn, die = la voie<br />
Band, das = le lien<br />
bedecken = couvrir<br />
bedeuten = signifier<br />
berücken = ravir<br />
Beschwerde, die = la douleur<br />
bestreuen = couvrir, parsemer<br />
Betrug, der = la fraude, l'imposture<br />
beweisen = démontrer<br />
bringen (jemanden um etwas bringen) = dérober<br />
quelqu'un de quelque chose<br />
büßen = expier, payer<br />
Chor, der = le choeur<br />
Decke, die = la couverture<br />
deuten = indiquer<br />
die Macht = le pouvoir<br />
Dreistigkeit, die = la hardiesse<br />
dringen (in) = pénétrer (dans)<br />
duldsam = tolérant<br />
Ehre, die = l'honneur<br />
Eid, der = le serment<br />
Eigentum, das = la propriété<br />
eilen = courir, hâter<br />
Eingang, der = l'entrée<br />
Eisen, das = le fer<br />
Ende, das = la fin<br />
entfliehen, fliehen = s'enfuir<br />
entführen = enlever, détourner<br />
entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />
entspringen = naître, provenir<br />
entzünden = enflammer<br />
Erbarmen, das = la pitié<br />
Erde, die = la terre<br />
ergeben = adonner, se rendre<br />
erhalten = conserver, obtenir<br />
erheitern = egayer<br />
erklären = expliquer<br />
erweisen = démontrer<br />
erwischen = attraper<br />
erzittern = frémir, trembler<br />
ewig = éternel, éternellement<br />
feig = lâche<br />
Feind, der = l'ennemi<br />
Fessel, die = le lien, la chaîne pour attacher<br />
fliehen = enfuir<br />
Flöte, die = la flûte<br />
frech = effronté, insolent<br />
Freiheit, die = la liberté<br />
Fremdling, der = l'étranger<br />
Freude, die = la joie<br />
freuen (sich) = (se) réjouir<br />
Freundschaft, die = l'amitié<br />
froh = content, heureux<br />
fühlen = sentir, ressentir<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 35
fürlegen = vorlegen = présenter<br />
Gefolge, das = l'escorte<br />
geschwind = vite<br />
gleich = égal<br />
Glöckchen, das = la petite cloche<br />
graben = creuser<br />
Gram, der = le chagrin<br />
Grund, der = la raison<br />
Hain, der = le bosquet<br />
hassen = haïr<br />
Haupt, das = la tête<br />
Heiligtum, das = le sanctuaire<br />
Herrschaft, die = le règne<br />
herrschen = régner<br />
Herz, das = le coeur<br />
Heuchelei, die = l'hypocrisie, le mensonge<br />
Himmelreich, das Le royaume des cieux, le paradis<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
Hintergrund, der = l'arrière-plan<br />
imstand sein = être capable<br />
in diesen Gründen = dans ces lieux<br />
Jammer, der = la misère<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
klingen = sonner<br />
Klugheit, die = la prudence, l'intelligence<br />
Kreis, der = le cercle<br />
kühn = audacieux, hardi, téméraire<br />
kundtun = révéler<br />
Kunst, die = l'art<br />
Laster, das = le vice<br />
lauter = sincère<br />
Lehre, die = l'enseignement, la leçon<br />
leiten = guider, conduire<br />
Licht, das = la lumière<br />
List, die = la ruse<br />
Lohn, der = le salaire<br />
Lorbeer, der = le laurier<br />
Löwe, der = le lion<br />
männlich = de manière virile, courageusement<br />
Maus, die = la souris<br />
mittlere = du milieu<br />
Mohr, der = le nègre<br />
Mores weisen = donner une leçon (montrer les<br />
moeurs)<br />
Mühe, die = la peine<br />
Müßiggang, der = la fainéantise, l'oisiveté<br />
Mut, der = le courage<br />
mutig = courageusement<br />
niederdrücken = opprimer<br />
Pauke, die = la timbale<br />
Pfad, der = le sentier<br />
pfeifen (Vögel) = chanter<br />
pfeifen = siffler<br />
pflegen zu = avoir la tendance de<br />
Pflicht, die = le devoir<br />
Pforte, die = le portail<br />
plaudern = bavarder<br />
Prüfungstempel, der Le temple des épreuves<br />
Rache, die = la vengeance<br />
Rätsel, das = l'énigme, le mystère<br />
rauben = ravir, voler<br />
Räuber, der = le brigand<br />
rein = pur<br />
reinigen = purifier<br />
reißen = arracher<br />
retten = sauver<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 36
ufen = appeler<br />
Ruhm, der = la gloire<br />
Säule, die = la colonne<br />
schildern = décrire<br />
schlingen (um) = enlacer<br />
Schnecke, die = l'escargot<br />
schreiten = marcher, procéder<br />
Schuld, die = la faute, la responsabilité<br />
schwinden = disparaître<br />
siegen = vaincre<br />
Sinn, der = le sens<br />
Sitz, der = le siège<br />
Sohlenstreich, der = le coup de fouet sur la plante<br />
du pied<br />
Stahl, der = l'acier,7<br />
standhaft = ferme<br />
Sterbliche, der = le mortel<br />
Stille, die = le silence<br />
Strick, der = la corde<br />
Tätigkeit, die = l'action, l'activité<br />
täuschen = tromper<br />
thronen = trôner<br />
Tier, das = l'animal<br />
Tod, der = la mort<br />
Ton, der = le son, la note<br />
trennen = séparer<br />
Triumphwagen, der = le chariot de triomphe<br />
Tugend, die = la vertu<br />
umarmen = se serrer dans les bras<br />
umsonst = en vain<br />
Unmensch, der = le barbare, le monstre<br />
unsichtbar = invisible<br />
Verbrechen, das = le crime<br />
Verbrecher(in), der (die) = le (la)<br />
criminel(le)<br />
verdienen = mériter<br />
verhoffen = erhoffen = espérer<br />
verlangen = demander, exiger<br />
verschwiegen = discret<br />
verstecken = cacher<br />
verwandeln = transformer<br />
verwegen = audacieux<br />
vielleicht = peut-être<br />
Wachsamkeit, die = la vigilance<br />
wahr = vrai<br />
Wahrheit, die = la vérité<br />
weichen = cédéer, reculer<br />
weihen = dédier, consacrer<br />
weilen = séjourner<br />
Weisheit, die = la sagesse<br />
Weisheitslehre, die = la doctrine de la<br />
sagesse<br />
weit = loin<br />
wild = sauvage<br />
Wirkungskreis, der = le cercle de l'activité<br />
Wut, die = la colère, la rage<br />
Zauberton, der = le son magique<br />
ziehen = tirer<br />
Ziel, das = le but, la destination<br />
zittern = trembler<br />
Zug, der = le cortège<br />
zuhören = écouter<br />
Zunge, die = la langue<br />
zurück (bleiben) = rester en deça<br />
zwingen = forcer, contraindre<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 37
Scene 1<br />
Zweiter Aufzug<br />
Das Theater ist ein Palmenwald, alle Bäume sind<br />
silberartig, die Blätter von Gold, 18 Sitze von<br />
Blättern. Auf einem jeden Sitze steht eine Pyramide<br />
und ein großes, schwarzes Horn mit Gold gefaßt. In<br />
der Mitte die größte Pyramide, auch dir größten<br />
Bäume.<br />
(Sarastro nebst anderen Priestern kommen in<br />
feierlichen Schritten, jeder mit einem Palmenzweig<br />
in der Hand. Ein Marsch mit Blasinstrumenten<br />
begleitet den Zug.)<br />
9. Marsch der Priester<br />
Sarastro (nach einer Pause):<br />
Ihr, in dem Weisheitstempel eingeweihten <strong>Die</strong>ner der<br />
großen Götter Osiris und Isis! Mit reiner Seele<br />
erklär' ich euch, daß unsre heutige Versammlung<br />
eine der wichtigsten unsrer Zeit ist. Tamino, ein<br />
Königssohn, will ins Heiligtum des größten Lichtes<br />
blicken. <strong>Die</strong>sen Tugendhaften zu bewachten, ihm<br />
freundschaftlich die Hand zu bieten, sei heute eine<br />
unsrer wichtigsten Pflichten.<br />
Erster Priester (steht auf):<br />
Er besitzt Tugend?<br />
Sarastro:<br />
Tugend!<br />
Zweiter Priester:<br />
Auch Verschwiegenheit?<br />
Sarastro:<br />
Verschwiegenheit!<br />
Dritter Priester:<br />
Ist wohltätig?<br />
Sarastro:<br />
Wohltätig! Haltet ihr ihn für würdig, so folgt<br />
meinem Beispiele.<br />
(Sie blasen dreimal in die Hörner.)<br />
Gerührt über die Einigkeit eurer Herzen, dankt<br />
Sarastro euch im Namen der Menschheit. Mag<br />
immer das Vorurteil seinen Tadel über uns<br />
Eingeweihte auslassen! Jedoch, das böse<br />
Vorurteil soll schwinden; und es wird<br />
schwinden, sobald Tamino selbst die Größe<br />
unserer schweren Kunst besitzen wird. Pamina<br />
haben die Götter dem holden Jüngling bestimmt;<br />
dies ist der Grund, warum ich sie der stolzen<br />
Mutter entriß. Das Weib dünkt sich groß zu<br />
sein; hofft durch Blendwerk und Aberglauben<br />
das Volk zu berücken und unsern festen<br />
Tempelblau zu zerstören. Allein, das soll sie<br />
nicht. Tamino, der holde Jüngling, soll ihn<br />
mit uns befestigen und als Eingeweihter der<br />
Tugend Lohn, dem Laster aber Strafe sein.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 38
(Der dreimalige Akkord in den Hörnern wird von<br />
allen<br />
wiederholt.)<br />
Sprecher:<br />
Großer Sarastro, wird Tamino auch die harten<br />
Prüfungen, die seiner warten, bekämpfen? - Verzeih,<br />
daß ich so frei bin, dir meinen Zweifel zu<br />
eröffnen! Mich bangt es um den Jüngling - Er ist<br />
Prinz!<br />
Sarastro:<br />
Noch mehr! Er ist Mensch!<br />
Sprecher:<br />
Wenn es nur aber in seiner frühen Jugend leblos<br />
erblaßte?<br />
Sarastro:<br />
Dann ist er Osiris und Isis gegeben und wird der<br />
Götter Freuden früher fühlen als wir.<br />
(Der dreimalige Akkord wird wiederholt)<br />
Man führe Tamino mit seinem Reisegefährten in den<br />
Vorhof des Tempels ein.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 39
Vokabular zu 9. Marsch der Priester<br />
Aberglauben, der = la supersitition<br />
auslassen (Tadel, Wut) = passer (son blâme, sa<br />
colère)<br />
bangen (mich bangt es) = avoir peur (j'ai peur)<br />
befestigen (Gebäude) = fortifier, renforcer<br />
(bâtiment)<br />
Beispiel, das = l'exemple<br />
bekämpfen = combattre<br />
berücken = ravir<br />
besitzen = posséder<br />
bieten (die Hand) = tendre (la main)<br />
Blasinstrument, das = l'instrument à vent<br />
Blendwerk, das = la tromperie, l'imposture<br />
<strong>Die</strong>ner, der = le serviteur<br />
dünken (sich) = (se) croire, sembler (à quelqu'un)<br />
Eingeweihte, der = l'initié<br />
Einigkeit, die = l'unité, l'unanimité<br />
erblaßen = pâlir<br />
eröffnen = révéler<br />
feierlich = solennel<br />
fest = ferme, solide<br />
frei = libre<br />
fühlen = sentir, ressentir<br />
gerührt = ému<br />
Grund, der = la raison<br />
hart = dur, difficile<br />
Heiligtum, das = le sanctuaire<br />
hoffen = espérer<br />
Horn, das = la corne, le cor<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
Kunst, die = l'art<br />
Laster, das = le vice<br />
leblos = inanimé, sans vie<br />
Lohn, der = le salaire<br />
Menschheit, die = l'humanité<br />
Priester, der = le prêtre<br />
Prüfung, die = l'épreuve<br />
Reisegefährte, der = le compagnon de voyage<br />
schwinden = disparaître<br />
silberartig = argenté, ressemblant à l'argent<br />
Strafe, die = la punition<br />
Tadel, der = le blâme<br />
Tugend, die = la vertu<br />
Versammlung, die = la réunion, l'assemblée,<br />
Verschwiegenheit, die = la discrétion<br />
Vorhof, der = l'avant-cour<br />
Vorurteil, das = le préjugé<br />
wohltätig = bienfaisant<br />
würdig = digne<br />
zerstören = détruire<br />
Zug, der = le cortège<br />
Zweifel, der = le doute<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 40
10. Arie mit Chor<br />
Sarastro:<br />
O Isis und Osiris, schenket<br />
Der Weisheit Geist dem neuen Paarl<br />
<strong>Die</strong> ihr der Wand'rer Schritte lenket.<br />
Stärkt mit Geduld sie in Gefahr.<br />
Chor:<br />
Stärkt mit Geduld sie in Gefahr!<br />
Sarastro:<br />
Laßt sie der Prüfung Früchte sehen;<br />
Doch sollten sie zu Grabe gehen,<br />
So lohnt der Tugend kühnen Lauf,<br />
Nehmt sie in euren Wohnsitz auf.<br />
Chor:<br />
Nehmt sie in euren Wohnsitz auf.<br />
(Sarastro geht voraus, dann alle ihm nach - ab.)<br />
Scene 2<br />
Tamino:<br />
Nacht. Der Donner rollt von weitem. Das Theater Was ist's?<br />
verwandelt sich in einen kurzen Vorhof des Tempels,<br />
wo man Reste von eingefallenen Säulen und Pyramiden Papageno:<br />
sieht, nebst einigen Dornbüschen. An beiden Seiten<br />
stehen praktikable hohe, altägyptische Türen,<br />
welche mehr Seitengebäude vorstellen.<br />
(Tamino und Papageno werden vom Sprecher und<br />
dem andern Priester hereingeführt. <strong>Die</strong><br />
Priester lösen ihnen die Säcke ab und<br />
entfernen sich damit.)<br />
Dialog<br />
Tamino:<br />
Eine schreckliche Nacht! - Papageno, bist du<br />
noch bei mir?<br />
Papageno:<br />
Ja, freilich!<br />
Tamino:<br />
Wo denkst du, dass wir uns nun befinden?<br />
Papageno:<br />
Wo? Ja, wenn's nicht so finster wär, wollt'<br />
ich dir das schon sagen, aber so... Oh!<br />
(Donnerschlag.) O weh!<br />
Mir wird nicht wohl bei der Sache! Ich glaube,<br />
ich bekomme ein kleines Fieber.<br />
Tamino:<br />
Pfui, Papageno! Sei ein Mann!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 41
Papageno:<br />
Aber ich wollt', ich wär ein Mädchen! (Ein sehr<br />
starker Donnerschlag.) O! o! o! Das ist mein<br />
letzter Augenblick!<br />
(Der Sprecher und der Zweite Priester erscheinen<br />
mit Fackeln.)<br />
Sprecher:<br />
Du unterziehst dich jeder Prüfung dich?<br />
Tamino:<br />
Jeder!<br />
Sprecher:<br />
Reiche deine Hand mir!<br />
Sprecher:<br />
Ihr Fremdlinge, was sucht oder fordert ihr von uns?<br />
Was treibt euch an, in unsere Mauern zu dringen?<br />
Tamino:<br />
Freundschaft und Liebe.<br />
Sprecher:<br />
Bist du bereit, sie mit deinem Leben zu erkämpfen?<br />
Tamino:<br />
Ja!<br />
(Sie reichen sich die Hände)<br />
Zweiter Priester (zu Papageno):<br />
Willst auch du dir Weisheitsliebe erkämpfen?<br />
Papageno:<br />
Kämpfen ist meine Sache nicht. Ich verlang ja<br />
im Grunde auch gar keine Weisheit. Ich bin so<br />
ein Naturmensch, der sich mit Schlaf, Speise<br />
und Trank zufriedengibt. Und wenn es einmal<br />
sein könnte, daß ich mir ein hübsches Weibchen<br />
fange...<br />
Sprecher:<br />
Prinz, noch ist's Zeit zu weichen - einen Schritt<br />
weiter, und es ist zu spät.<br />
Tamino:<br />
Weisheitslehre sei mein Sieg; Pamina, das holde<br />
Mädchen, mein Lohn!<br />
Zweiter Priester:<br />
<strong>Die</strong> wirst du nie erhalten, wenn du dich nicht<br />
unseren Prüfungen unterziehst.<br />
Papageno:<br />
Und worin bestehen diese Prüfungen?<br />
Zweiter Priester:<br />
Dich allen unseren Gesetzen zu unterwerfen,<br />
selbst den Tod nicht zu scheuen.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 42
Papageno:<br />
Ich bleibe ledig!<br />
Zweiter Priester:<br />
Aber wenn du dir ein tugenhaftes, schönes Mädchen<br />
erwerben könntest?<br />
Papageno:<br />
Ich bleibe ledig!<br />
Zweiter Priester:<br />
Wenn nun aber Sarastro dir ein Mädchen aufbewahrt<br />
hätte, das an Farbe und Kleidung dir ganz gleich<br />
wäre?<br />
Papageno:<br />
Mir ganz gleich? Ist sie jung?<br />
Zweiter Priester:<br />
Jung und schön!<br />
Papageno:<br />
Und heißt?<br />
Zweiter Priester:<br />
Papagena.<br />
Papageno:<br />
Wie? Papa-<br />
Papageno:<br />
Papagena? - Haha, die möcht ich aus bloßer<br />
Neugierde schon sehen.<br />
Zweiter Priester:<br />
Sehen kannst du sie!<br />
Papageno:<br />
Aber wenn ich sie gesehen habe, hernach muß<br />
ich sterben?<br />
Zweiter Priester:<br />
Hmmmmmm...<br />
(Macht eine zweideutige Pantomime.)<br />
Papageno:<br />
Ich bleibe ledig!<br />
Zweiter Priester:<br />
Sehen kannst du sie, aber bis zur verlaufenen<br />
Zeit kein Wort mit ihr sprechen; wird dein<br />
Geist so viel Standhaftigkeit besitzen, deine<br />
Zunge in Schranken zu halten?<br />
Papageno:<br />
O ja!<br />
Zweiter Priester:<br />
Deine Hand! Du sollst sie sehen.<br />
Zweiter Priester:<br />
Papagena.<br />
Sprecher (zu Tamino):<br />
Auch dir, Prinz, legen die Götter ein<br />
heilsames Stillschweigen auf; ohne dieses seid<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 43
ihr beide verloren. Du wirst Pamina sehen, aber nie<br />
sie sprechen dürfen; dies ist der Anfang eurer<br />
Prüfungszeit.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 44
Vokabular zu 10. Arie und Chor<br />
ablösen = détacher<br />
Anfang, der = le début<br />
antreiben = faire avancer, inciter<br />
aufbewahren = réserver, garder, conserver<br />
aufnehmen = accueillir<br />
Augenblick, der = l'instant, le moment<br />
befinden (sich) = (se) trouver<br />
bereit = prêt<br />
bestehen (in) = consister (en)<br />
bloß = simple, seule<br />
Chor, der = le choeur<br />
die Macht = le pouvoir<br />
Donnerschlag, der = le coup de tonnerre<br />
Dornbusch, der = l'arbuste à épines<br />
dringen = pénétrer<br />
dürfen = avoir le droit, avair la permission<br />
einfallen = effondrer<br />
erhalten = recevoir<br />
erkämpfen = conquérir<br />
erscheinen = apparaître<br />
erwerben = acquérir, gagner<br />
Fackel, die = la torche<br />
fangen = attraper<br />
Farbe, die = la couleur<br />
Fieber, das = le fièvre,<br />
finster = sombre<br />
fordern = exiger<br />
Freundschaft, die = l'amitié<br />
Geduld, die = la patience<br />
Gefahr, die = le danger<br />
Geist, der = l'esprit<br />
gleich = égal<br />
Grab, das = la tombe<br />
Grund, der (im Grund) = le fond (au fond)<br />
heilsam = salutaire<br />
kämpfen = combattre<br />
kühn = audacieux, hardi, téméraire<br />
Lauf, der = le cours, la course<br />
ledig = célibataire<br />
lenken = conduire, diriger<br />
Lohn, der = le salaire<br />
lohnen (belohnen) = récomenser<br />
Mauer, die = le mur<br />
Neugierde, die = la curiosité<br />
o weh! = aïe!<br />
pfui = beurk (tu n'as pas honte?)<br />
Prüfung, die = l'épreuve<br />
reichen = donner<br />
Sache, die = la chose, l'affaire<br />
Säule, die = la colonne<br />
scheuen = craindre<br />
Schlaf, der = le sommeil<br />
Schranke, die (in Schranken halten) = la<br />
barre, la barrièrre (contrôler, maîtriser)<br />
Sieg, der = la victoire<br />
Speise, die = la nourriture<br />
Standhaftigkeit, die = la fermeté<br />
sterben = mourir<br />
Tod, der = la mort<br />
Trank, der = la boisson<br />
Tugend, die = la vertu<br />
unterwerfen = assujettir<br />
unterziehen (sich) = (se) soumettre, subir<br />
verlangen = demander<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 45
verlaufen = abgelaufen = écoulé<br />
verlieren = perdre<br />
verwandeln = transformer<br />
Vorhof, der = l'avant-cour<br />
Wanderer, der = le migrant<br />
weichen = céder<br />
Weisheit, die = la sagesse<br />
Weisheitslehre, die = la doctrine de la sagesse<br />
wohl (sein) = (être) à l'aise<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
zufriedengeben (sich) = (se) contenter<br />
Zunge, die = la langue<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 46
11. Duett<br />
Vokabular zu 11. Duett<br />
Beide Priester:<br />
Bewahret euch vor Weibertücken:<br />
<strong>Die</strong>s ist des Bundes erste Pflicht.<br />
Manch weiser Mann ließ sich berücken,<br />
Er fehlte und versah sich's nicht.<br />
Verlassen sah er sich am Ende,<br />
Vergolten seine Treu' mit Hohn.<br />
Vergebens rang er seine Hände,<br />
Tod und Verzweiflung war sein Lohn.<br />
(Beide Priester ab. Plötzlich ist es dunkel.)<br />
Dialog<br />
Papageno:<br />
He, Lichter her! Lichter her! - Das ist doch<br />
wunderlich, so oft einen die Herrn verlassen, sieht<br />
man mit offenen Augen nichts.<br />
Tamino:<br />
Ertrag es mit Geduld, und denke, es ist der Götter<br />
Wille.<br />
(<strong>Die</strong> Drei Damen kommen aus der Versenkung.)<br />
berücken = ravir<br />
bewahren (vor) = préserver (de)<br />
Ende, das = la fin<br />
ertragen = supporter<br />
fehlen = manquer, faire une erreur<br />
Geduld, die = la patience<br />
Hohn, der = les railleries, les sarcasmes<br />
Licht, das = la lumière<br />
Lohn, der = le salaire<br />
Pflicht, die = le devoir<br />
ringen (die Hände ringen) = (essayer de se<br />
reprendre)<br />
Tod, der = la mort<br />
Treue, die = la fidélité, (la bonne foi)<br />
vergebens = en vain<br />
vergelten = recompenser, rendre<br />
verlassen = abandonner, quitter<br />
versehen (er versieht sich's nicht) = (il ne<br />
s'est pas rendu compte)<br />
Verzweiflung, die = le désarroi, le désespoir<br />
Weibertücke, die = la perfidie des femmes<br />
weise = sage<br />
Wille, der = la volonté<br />
wunderlich = bizarre<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 47
12. Quintett<br />
Drei Damen:<br />
Wie, wie, wie?<br />
Ihr an diesem Schreckensort?<br />
Nie, nie, nie<br />
Kommt ihr wieder glücklich fort!<br />
Tamino, dir ist Tod geschworen!<br />
Du, Papageno, bist verloren!<br />
Papageno:<br />
Nein, nein, das wär' zu viel.<br />
Tamino:<br />
Papageno, schweige still!<br />
Willst du dein Gelübde brechen,<br />
Nicht mit Weibern hier zu sprechen?<br />
Papageno:<br />
Du hörst ja, wir sind beide hin.<br />
Tamino:<br />
Stille, sag ich, schweige still!<br />
Papageno:<br />
Immer still, und immer still!<br />
Drei Damen:<br />
Ganz nah' ist euch die Königin!<br />
Sie drang im Tempel heimlich ein.<br />
Papageno:<br />
Wie? Was? Sie soll im Tempel sein?<br />
Tamino:<br />
Stille, sag' ich, schweige still!<br />
Wirst du immer so vermessen<br />
Deiner Eidespflicht vergessen?<br />
Drei Damen:<br />
Tamino, hör'! Du bist verloren!<br />
Gedenke an die Königin!<br />
Man zischelt viel sich in die Ohren<br />
Von dieser Priester falschem Sinn.<br />
Tamino (für sich):<br />
Ein Weiser prüft und achtet nicht,<br />
Was der gemeine Pöbel spricht.<br />
Drei Damen:<br />
Man zischelt viel sich in die Ohren<br />
Von dieser Priester falschem Sinn.<br />
Man sagt, wer ihrem Bunde schwört,<br />
Der fährt zur Höll' mit Haut und Haar.<br />
Papageno:<br />
Das wär', beim Teufel, unerhört!<br />
Sag' an, Tamino, ist das wahr?<br />
Tamino:<br />
Geschwätz, von Weibern nachgesagt,<br />
Von Heuchlern aber ausgedacht.<br />
Papageno:<br />
Doch sagt es auch die Königin.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 48
Tamino:<br />
Sie ist ein Weib, hat Weibersinn.<br />
Sei still, mein Wort sei dir genug:<br />
Denk' deiner Pflicht und handle klug.<br />
Drei Damen (zu Tamino):<br />
Warum bist du mit uns so spröde?<br />
(Tamino deutet bescheiden, daß er nicht sprechen<br />
darf.)<br />
Auch Papageno schweigt - so rede!<br />
Papageno:<br />
Ich möchte gerne - woll...<br />
Tamino:<br />
Still!<br />
Papageno:<br />
Ihr seht, daß ich nicht kann das Plaudern lassen,<br />
Ist wahrlich eine Schand' für mich!<br />
Tamino:<br />
Daß du nicht kannst das Plaudern lassen,<br />
Ist wahrlich eine Schand' für dich!<br />
innen.)<br />
Priester:<br />
Entweiht ist die heilige Schwelle!<br />
Hinab mit den Weibern zur Hölle!<br />
(Ein schrecklicher Akkord mit allen<br />
Instrumenten, Donner, Blitz und Schlag,<br />
zugleich zwei starke Donner.)<br />
Drei Damen:<br />
O weh! O weh! O weh!<br />
(Sie stürzen in die Versenkung.)<br />
Papageno (fällt vor Schrecken zu Boden):<br />
O weh, o weh, o weh!<br />
(Der Sprecher und Priester treten mit Fackelnb<br />
ein.)<br />
Dialog<br />
Alle fünf:<br />
Wir/Sie müßen sie/uns mit Scham verlassen,<br />
Es plaudert keiner sicherlich.<br />
Von festem Geiste ist ein Mann,<br />
Er denket, was er sprechen kann.<br />
(<strong>Die</strong> Drei Damen wollen gehen, die Eingeweihten<br />
rufen von<br />
Sprecher:<br />
Jüngling! Dein standhaft männliches Betragen<br />
hat gesiegt. Wir wollen also mit reinem Herzen<br />
unsere Wanderschaft weiter fortsetzen.<br />
(Er gibt ihm den Sack um.)<br />
So! Nun komm!<br />
(Er geht mit Tamino ab.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 49
Zweiter Priester:<br />
Was seh ich, Freund! Stehe auf! Wie ist dir?<br />
Papageno:<br />
Ich lieg' in einer Ohnmacht!<br />
Zweiter Priester:<br />
Auf! Sammle dich, und sei ein Mann!<br />
Papageno (steht auf):<br />
Aber sagt mir nur, meine lieben Herren, warum muß<br />
ich denn alle diese Qualen und Schrecken empfinden?<br />
Wenn mir ja die Götter eine Papagena bestimmten,<br />
warum denn mit so viel Gefahren sie erringen?<br />
Zweiter Priester:<br />
<strong>Die</strong>se neugierige Frage mag deine Vernunft dir<br />
beantworten. Komm! Meine Pflicht ist allein, dich<br />
weiterzuführen.<br />
(Er gibt ihm den Sack um.)<br />
Papageno:<br />
Bei so einer ewigen Wanderschaft, da möcht' einem<br />
wohl die Liebe auf immer vergehen.<br />
(Der Zweiter Priester geht mit ihm ab.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 50
Vokabular zu 12. Quintett<br />
achten = prêter attention, respecter<br />
andeuten = indiquer<br />
ausdenken = inventer, cogiter<br />
Betragen, das = le comportement<br />
Blitz, der = l'éclair<br />
brechen = rompre, casser<br />
Bund, der = la confédération<br />
die Ohnmacht = l'évanouissement, la défaillance<br />
Eidespflicht, die = le devoir qui découle du<br />
serment<br />
eindringen = pénétrer<br />
empfinden = éprouver, sentir<br />
entweihen = profaner<br />
erringen = remporter<br />
ewig = éternel<br />
fortgehen = partir<br />
fortsetzen = continuer<br />
Gefahr, die = le danger<br />
Gelübde, das = le voeu<br />
gemein = ordinaire, vulgaire<br />
Geschwätz, das = le bavardage<br />
Haar, das = le cheveux, la chevelure<br />
Haut, die = la peau<br />
heimlich = en secret, en cachette<br />
Heuchler, der = l'hypocrite, le menteur<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
Hölle, die = l'enfer<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
mit Haut und Haar = corps et âme<br />
nachsagen = répéter<br />
nahe = proche<br />
neugierig = curieux<br />
o weh! = aïe!<br />
Pflicht, die = le devoir<br />
plaudern = bavarder<br />
Pöbel, der = la populace<br />
prüfen = examiner<br />
Qual, die = la supplice<br />
sammeln (sich) = (se) recueillir<br />
Scham, die = la honte, la pudeur<br />
Schande, die = la honte<br />
Schreck, der = la peur, l'horreur<br />
Schreckensort, der = le lieu terrible<br />
schweigen = se taire<br />
Schwelle, die = le seuil<br />
schwören = vouer, jurer<br />
spröde = sec, revêche<br />
standhaft = ferme<br />
Stille, die = le silence<br />
Teufel, der = le diable<br />
Tod, der = la mort<br />
unerhört = effarant, inouï<br />
vergehen = passer, s'enfuir<br />
verlassen = abandonner<br />
verlieren = perdre<br />
vermessen = présomptueux, présomptueusement<br />
Vernunft, die = la raison<br />
wahr = vrai<br />
wahrlich = vraiment<br />
Wanderschaft, die = le tour<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
zischeln = chuchoter<br />
zugleich = à la fois<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 51
Scene 3<br />
Das Theater verwandelt sich in einen angenehmen<br />
Garten; Bäume, die nach Art eines Hufeisens gesetzt<br />
sind; in der Mitte steht eine Laube von Blumen und<br />
Rosen, worin Pamina schläft. Der Mond beleuchtet<br />
ihr Gesicht. Ganz vor steht eine Rasenbank.<br />
(Monostatos kommt, setzt sich nach einer Pause.)<br />
Monostatos:<br />
Ha, da find' ich ja die spröde Schöne! Welcher<br />
Mensch würde bei so einem Anblick kalt und<br />
unempfindlich bleiben? Das Feuer, das in mir<br />
glimmt, wird mich noch verzehren! Wenn ich wüßte -<br />
daß ich so ganz allein und unbelauscht wäre - ich<br />
wagte es noch einmal. (Er macht sich Wind mit<br />
beiden Händen.) Das Mädchen wird noch um meinen<br />
Verstand mich bringen. (Er sieht sich allenthalben<br />
um.) Es ist doch eine verdammte närrische Sache um<br />
die Liebe! Ein Küßchen, dächte ich, ließe sich<br />
entschuldigen.<br />
Immer ohne Weibchen leben,<br />
Wäre wahrlich Höllenglut!<br />
Drum so will ich, weil ich lebe,<br />
Schnäbeln, küssen, zärtlich sein!<br />
Lieber guter Mond, vergebe,<br />
Eine Weiße nahm mich ein.<br />
Weiß ist schön! Ich muß sie küssen;<br />
Mond, verstecke dich dazu!<br />
Sollt' es dich zu sehr verdrießen,<br />
O so mach' die Augen zu!<br />
(Er schleicht langsam und leise hin. <strong>Die</strong><br />
Königin der Nacht kommt unter Donner aus der<br />
mittleren Versenkung, und so, daß sie gerade<br />
vor Pamina zu stehen kommt.)<br />
Dialog<br />
Königin:<br />
Zurücke!<br />
13. Arie<br />
Monostatos:<br />
Alles fühlt der Liebe Freuden,<br />
Schnäbelt, tändelt, herzt und küßt;<br />
Und ich sollt' die Liebe meiden,<br />
Weil ein Schwarzer häßlich ist!<br />
Ist mir denn kein Herz gegeben?<br />
Bin ich nicht von Fleisch und Blut?<br />
Pamina (erwacht):<br />
Ihr Götter!<br />
Monostatos (prallt zurück):<br />
O weh! Das ist - die Göttin der Nacht! (steht<br />
ganz still)<br />
Pamina:<br />
Mutter! (Sie fällt ihr in die Arme)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 52
Monostatos:<br />
Mutter? Hm, das muß man von weitem belauschen. (Er<br />
schleicht ab.)<br />
Königin:<br />
Wo ist der Jüngling, den ich an dich sandte?<br />
Pamina:<br />
Er hat sich den Eingeweihten gewidmet.<br />
Königin:<br />
Unglückliche Tochter, nun bist du auf ewig mir<br />
entrissen.<br />
Pamina:<br />
Entrissen? O fliehen wir, liebe Mutter! Unter<br />
deinem Schutz trotz' ich jeder Gefahr.<br />
Königin:<br />
Schutz? Liebes Kind, deine Mutter kann dich nicht<br />
mehr schützen. Mit deines Vaters Tod ging meine<br />
Macht zu Grabe. Übergab freiwillig den siebenfachen<br />
Sonnenkreis den Eingeweihten; diesen mächtigen<br />
Sonnenkreis trägt Sarastro auf seiner Brust. (zieht<br />
einen Dolch hervor) Siehst du hier diesen Stahl? Er<br />
ist für Sarastro geschliffen. Du wirst ihn töten<br />
und den mächtigen Sonnenkreis mir überliefern. (Sie<br />
dringt ihr den Dolch auf.)<br />
Pamina:<br />
Aber, liebste Mutter! -<br />
Königin:<br />
Kein Wort!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 53
Vokabular zu 13. Arie<br />
Anblick, der = le spectacle, la vue<br />
angenehm = agréable<br />
Art, die = l'espèce, la manière<br />
aufdrängen = imposer<br />
belauschen = épier<br />
bleiben = rester<br />
Blume, die = la fleur<br />
Blut, das = le sang<br />
bringen (m den Verstand bringen) = (rendre fou)<br />
Brust, die = la poitrine<br />
denken = penser<br />
die Macht = le pouvoir<br />
Dolch, der = le poignard<br />
einnehmen = conquérir<br />
entreissen = arracher<br />
ewig = éternel, éternellement<br />
Feuer, das = le feu<br />
Fleisch, das = la chaire, la viande<br />
fliehen = enfuir<br />
Gefahr, die = le danger<br />
Gesicht, das = le visage<br />
Grab, das = la tombe<br />
häßlich = laid<br />
Herz, das = le coeur<br />
herzen = cajoler<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
Höllenglut, die = la braise de l'enfer<br />
Hufeisen, das = le fer à cheval<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
Laube, die = la tonnelle<br />
mächtig = puissant<br />
meiden = éviter<br />
mittlere = du milieu<br />
närrisch = fou<br />
o weh! = aïe!<br />
Sache, die = la chose, l'affaire<br />
schleifen = aiguiser<br />
schnäbeln = se frotter le bec<br />
Schutz, der = la protection<br />
schützen = protéger<br />
senden = envoyer<br />
siebenfach = septuple<br />
Sonnenkreis, der = le cercle solaire<br />
spröde = sec, revêche<br />
Stahl, der = l'acier<br />
tändeln = badiner<br />
Tod, der = la mort<br />
töten = tuer<br />
trotzen = affronter, défier, bouder<br />
unbelauscht = non-épié<br />
unempfindlich = insensible<br />
verdammt = fichu, foutu<br />
verdrießen = contrarier, fâcher<br />
vergeben = pardonner<br />
verstecken = cacher<br />
verwandeln = transformer<br />
verzehren = consumer, dévorer<br />
wagen = oser<br />
wahrlich = vraiment<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
zärtlich = tendre, tendrement<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 54
14. Arie<br />
Königin:<br />
Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen,<br />
Tod und Verzweiflung flammet um mich her!<br />
Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen,<br />
So bist du meine Tochter nimmermehr.<br />
Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig.<br />
Zertrümmert sei'n auf ewig alle Bande der Natur,<br />
Wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen!<br />
Hört, Rachegötter, hört der Mutter Schwur!<br />
(Sie versinkt mitten in Donner und Blitz.)<br />
Pamina:<br />
Der wäre?<br />
Monostatos:<br />
Mich zu lieben! Ja oder nein?<br />
Pamina (entschlossen):<br />
Nein!<br />
Monostatos (voll Zorn):<br />
Nein? Liebe oder Tod!<br />
Pamina (mit dem Dolch in der Hand):<br />
Morden soll ich? - Götter, das kann ich nicht!<br />
Götter, was soll ich tun?<br />
Monostatos (kommt schnell, heimlich und freudig):<br />
Dich mir anvertrauen.<br />
Pamina:<br />
Ha!<br />
Monostatos:<br />
Warum zitterst du? Vor meiner schwarzen Farbe, oder<br />
vor dem ausgedachten Mord?<br />
Pamina (schüchtern):<br />
Du weißt also? -<br />
Monostatos:<br />
Alles. - Du hast also nur einen Weg, dich und deine<br />
Mutter zu retten.<br />
Pamina (entschlossen):<br />
Nie!<br />
(Sarastro tritt auf.)<br />
Monostatos (erhebt den Dolch):<br />
So fahre denn hin!<br />
Sarastro (hält ihn schnell ab):<br />
Monostatos!<br />
Monostatos:<br />
Herr, man hat deinen Tod geschworen, darum<br />
wollt' ich dich rächen.<br />
Sarastro:<br />
Ich weiß nur allzuviel. Ich weiß, daß deine<br />
Seele ebenso schwarz als dein Gesicht ist.<br />
Geh!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 55
Monostatos (im Abgehen):<br />
Jetzt such' ich die Mutter auf, weil mir die<br />
Tochter nicht beschieden ist. (Geht ab.)<br />
Pamina:<br />
Herr, strafe meine Mutter nicht! Der Schmerz über<br />
meine<br />
Abwesenheit...<br />
Sarastro:<br />
Ich weiß alles. - Weiß, daß sie in unterirdischen<br />
Gemächern des Tempels herumirrt und Rache über mich<br />
und die Menschheit kocht; allein, du sollst sehen,<br />
wie ich mich an deiner Mutter räche.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 56
Vokabular zu 14. Arie<br />
abhalten = empêcher<br />
Abwesenheit, die = l'absence<br />
anvertrauen = confier, s'en remettre à la<br />
protection de quelqu'un<br />
aufsuchen = rendre visite<br />
ausdenken = cogiter, méditer<br />
Bande, die (der Natur) = le lien (naturel de<br />
parenté)<br />
bescheiden (sie ist mir beschieden) = (elle m'est<br />
donnée)<br />
Blitz, der = l'éclair<br />
Dolch, der = le poignard<br />
entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />
entschliessen = décider<br />
ewig = éternel, éternellement<br />
Farbe, die = la couleur<br />
flammen = produire des flammes<br />
Gemach, das = la pièce<br />
Gesicht, das = le visage<br />
heimlich = en secret, en cachette<br />
herumirren = errer<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
kochen = bouillir<br />
Menschheit, die = l'humanité<br />
morden = assassiner<br />
nimmermehr = nie mehr = ne plus jamais<br />
Rache, die = la vengeance<br />
retten = sauver<br />
Schmerz, der = la douleur<br />
schüchtern = timide<br />
Schwur, der = le serment<br />
strafen = punir<br />
Tod, der = la mort<br />
unterirdisch = souterrain<br />
verlassen = abandonner<br />
verstoßen (sein Kind) = répudier (son enfant)<br />
Verzweiflung, die = le désarroi, le désespoir<br />
Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />
zertrümmern = démolir, détruire<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 57
15. Arie<br />
Sarastro:<br />
In diesen heil'gen Hallen<br />
Kennt man die Rache nicht,<br />
Und ist ein Mensch gefallen,<br />
Führt Liebe ihn zur Pflicht.<br />
Dann wandelt er an Freundes Hand<br />
Vergnügt und froh in's bess're Land.<br />
In diesen heil'gen Mauern,<br />
Wo Mensch den Menschen liebt,<br />
Kann kein Verräter lauern,<br />
Weil man dem Feind vergibt.<br />
Wen solche Lehren nicht erfreun,<br />
Verdienet nicht ein Mensch zu sein.<br />
(Gehen beide ab.)<br />
Scene 4<br />
Sprecher:<br />
Hier seid ihr euch beide allein überlassen.<br />
Sobald die Posaune tönt, dann nehmt ihr euren<br />
Weg dahin. Prinz, lebt wohl! Noch einmal,<br />
vergeßt das Wort nicht: Schweigen.<br />
(Geht ab.)<br />
Zweiter Priester:<br />
Papageno, wer an diesem Ort sein<br />
Stillschweigen bricht, den strafen die Götter<br />
durch Donner und Blitz. Leb wohl!<br />
(Geht ab.)<br />
(Tamino setzt sich auf eine Rasenbank.)<br />
Papageno (nach einer Pause):<br />
Tamino!<br />
Tamino (verweisend):<br />
St!<br />
Das Theater verwandelt sich in eine Halle, wo das Papageno:<br />
Flugwerk gehen kann. Das Flugwerk ist mit Rosen und Das ist ein lustiges Leben! Wär' ich lieber in<br />
Blumen umgeben, wo sich sodann eine Türe öffnet. meiner Strohhütte, oder im Wald, da hör ich<br />
Ganz vorne sind zwei Rasenbänke.<br />
doch noch manchmal einen Vogel pfeifen.<br />
(Tamino und Papageno werden ohne Säcke von den zwei<br />
Priestern hereingeführt.)<br />
Tamino (verweisend):<br />
St!<br />
Dialog<br />
Papageno:<br />
Also, mit mir selber werd ich ja vielleicht<br />
noch reden dürfen; und auch wir zwei, wir<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 58
können miteinander sprechen, wir sind ja Männer. La<br />
la la-la la la!<br />
Tamino (verweisend):<br />
St!<br />
Papageno (pfeift):<br />
Nicht einmal einen Tropfen Wasser bekommt man bei<br />
diesen Leuten; viel weniger sonst was.<br />
(Ein altes häßliches Weib kommt aus der Versenkung,<br />
hält auf einer Tasse einen großen Becher Wasser.)<br />
Papageno:<br />
Das kann ich mir denken. Geh, komm, Alte,<br />
setze dich ein bisserl her zu mir, mir ist die<br />
Zeit verdammt lang. Sag du mir, wie alt bist<br />
denn du?<br />
Altes Weib:<br />
Wie alt?<br />
Papageno:<br />
Ja!<br />
Papageno (sieht sie lang an):<br />
Ist das für mich?<br />
Altes Weib:<br />
Ja, mein Engel!<br />
Altes Weib:<br />
Achtzehn Jahr und zwei Minuten.<br />
Papageno:<br />
Achtzig Jahr?<br />
Papageno (sieht sie wieder an, trinkt):<br />
Wasser! Nicht mehr und nicht weniger als Wasser. -<br />
Sag du mir, du unbekannte Schöne, werden alle<br />
fremden Gäste auf diese Art bewirtet?<br />
Altes Weib:<br />
Freilich, mein Engel!<br />
Papageno:<br />
So, so! - Auf diese Art werden die Fremden auch<br />
nicht gar zu häufig kommen.<br />
Altes Weib:<br />
Sehr wenig.<br />
Altes Weib:<br />
Achtzehn Jahr und zwei Minuten.<br />
Papageno:<br />
Achtzehn Jahr und zwei Minuten?<br />
Altes Weib:<br />
Ja!<br />
Papageno:<br />
Ha ha ha! - Ei, du junger Engel! Sag mal, hast<br />
du auch einen Geliebten?<br />
Altes Weib:<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 59
Ei, freilich, mein Engel!<br />
Papageno:<br />
Ist er auch so jung wie du?<br />
Altes Weib:<br />
Nicht gar, er ist um zehn Jahre älter.<br />
Papageno:<br />
Was, um zehn Jahre ist der noch älter als du? Das<br />
muß ja eine feurige Liebe sein! Und wie nennt sich<br />
denn dein Liebhaber?<br />
Altes Weib:<br />
Papageno!<br />
Papageno:<br />
Papageno? Wo ist er denn, dieser Papageno?<br />
Altes Weib:<br />
Da sitzt er, mein Engel!<br />
Papageno:<br />
Was, ich wär dein Geliebter?<br />
Altes Weib:<br />
Ja, mein Engel!<br />
Papageno (nimmt schnell das Wasser und spritzt sie<br />
ins<br />
Gesicht):<br />
Sag du mir, wie heißt du denn?<br />
Altes Weib:<br />
Ich heiße -<br />
(<strong>Die</strong> Alte schnell ab)<br />
Papageno:<br />
Oh!<br />
(Tamino steht auf, droht ihm mit dem Finger.)<br />
Nun sprech' ich aber kein Wort mehr!<br />
(<strong>Die</strong> Drei Knaben kommen in einem mit Rosen<br />
bedeckten Flugwerk. In der Mitte steht ein<br />
schön gedeckter Tisch. Der eine hat die Flöte,<br />
der andere das Kätschen mit Glöckchen.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 60
Vokabular zu 15. Arie<br />
Art, die = l'espèce, la manière<br />
Becher, der = le gobelet<br />
bewirten = régaler, servir<br />
Blitz, der = l'éclair<br />
Blume, die = la fleur<br />
drohen = menacer<br />
dürfen = avoir le droit, avair la permission<br />
ein bisserl = ein bisschen = ein wenig = un peu<br />
Engel, der = l'ange<br />
erfreuen = réjouir<br />
Feind, der = l'ennemi<br />
feurig = ardant<br />
Flöte, die = la flûte<br />
Flugwerk, das = l'engin volant<br />
freilich = bien sûr<br />
froh = content, heureux<br />
gedeckt (Tisch) = (table) mise<br />
gefallen = plaire<br />
Geliebte, der (die) = l'amant(e)<br />
Gesicht, das = le visage<br />
Glöckchen, das = la petite cloche<br />
häufig = féquent, fréquemment<br />
Kätschen, das = la petite boîte<br />
Land, das = le pays<br />
lauern = guetter<br />
Lehre, die = la doctrine<br />
Leute, die (tj. PL) = les gens<br />
lustig = amusant, drôle<br />
Mauer, die = le mur<br />
miteinander = l'un avec l'autre<br />
nennen (sich) = (s') appeler<br />
Pflicht, die = le devoir<br />
Posaune, die = la trombone<br />
Rache, die = la vengeance<br />
Rasenbank, der = Le bout de gazon<br />
reden = parler<br />
sitzen = être assis<br />
sonst was = etwas anderes = autre chose<br />
Strohhütte, die = la paillote<br />
Tropfen, der = la goutte<br />
überlassen (sich selbst überlassen sein) =<br />
(être livré à soi-même)<br />
vergnügt = joyeux<br />
Verräter, der = le traitre<br />
verwandeln = transformer<br />
verweisend = en blâmant<br />
Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 61
16. Terzett<br />
Drei Knaben:<br />
Seid uns zum zweitenmal willkommen,<br />
Ihr Männer, in Sarastros Reich,<br />
Er schickt, was man euch abgenommen,<br />
<strong>Die</strong> Flöte und die Glöckchen euch.<br />
Wollt ihr die Speisen nicht verschmähen,<br />
So esset, trinket froh davon.<br />
Wenn wir zum drittenmal uns sehen,<br />
Ist Freude eures Mutes Lohn.<br />
Tamino, Mut! Nah ist das Ziel.<br />
Du, Papageno, schweige still!<br />
(Unter dem Terzett setzen sie den Tisch in die<br />
Mitte und fliegen auf.)<br />
Pamina (freudig eintretend):<br />
Du hier? Gütige Götter! Dank euch! Ich hörte<br />
deine Flöte - und so lief ich pfeilschnell dem<br />
Tone nach. Aber du bist traurig? Sprichst<br />
nicht eine Silbe mit deiner<br />
Tamino (seufzt)<br />
Ah!<br />
(Winkt ihr fortzugehen.)<br />
Pamina:<br />
Ich soll dich meiden? Ich soll dich fliehen,<br />
ohne zu wissen, warum? Tamino, liebst du mich<br />
nicht mehr? - Papageno, sage du mir, sag, was<br />
ist meinem Freund?<br />
Dialog<br />
Papageno:<br />
Tamino, wollen wir nicht speisen?<br />
(Tamino bläst auf seiner Flöte)<br />
Blase du nur fort auf deiner Flöte, ich will meine<br />
Brocken blasen. Herr Sarastro führt eine gute<br />
Küche. Auf die Art, ja, da will ich schon<br />
schweigen, wenn ich immer solche gute Bissen<br />
bekomme. Nun, ich will sehen, ob auch der Keller so<br />
gut bestellt ist.<br />
(Er trinkt.)<br />
Ha! Das ist Götterwein!<br />
(<strong>Die</strong> Flöte schweigt.)<br />
(Papageno hat einen Brocken in dem Mund, hält<br />
mit<br />
beiden Händen die Speisen zu, winkt<br />
fortzugehen.)<br />
Pamina:<br />
Wie? Auch du schweigst? O, das ist mehr als<br />
Tod! Liebster, einziger Tamino!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 62
Vokabular zu 16. Terzett<br />
abnehmen = enlever<br />
Art, die = l'espèce, la manière<br />
bestellt sein = être équipé<br />
blasen (die Flöte blasen) = souffler (jouer la<br />
flûte)<br />
Brocken, der = le morceau<br />
fliehen = enfuir<br />
Flöte, die = la flûte<br />
fortgehen = partir<br />
Freude, die = la joie<br />
froh = content, heureux<br />
Glöckchen, das = la petite cloche<br />
Keller, der = la cave<br />
Küche, die = la cuisine<br />
Lohn, der = le salaire<br />
meiden = éviter<br />
Mund, der = la bouche<br />
Mut, der = le courage<br />
pfeilschnell = vite (comme une flèche)<br />
Reich, das = l'empire<br />
schweigen = se taire<br />
seufzen = soupirer<br />
Silbe, die = la syllabe<br />
speisen = essen = manger<br />
Tod, der = la mort<br />
Ton, der = le son, la note<br />
traurig = triste<br />
verschmähen = dédaigner<br />
willkommen = bienvenu<br />
winken = faire signe<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 63
17. Arie<br />
Pamina:<br />
Ach, ich fühl's, es ist verschwunden,<br />
Ewig hin der Liebe Glück!<br />
Nimmer kommt ihr Wonnestunden<br />
Meinem Herzen mehr zurück!<br />
Sieh', Tamino, diese Tränen,<br />
Fließen, Trauter, dir allein!<br />
Fühlst du nicht der Liebe Sehnen,<br />
So wird Ruh' im Tode sein!<br />
(Sie geht traurig ab.)<br />
Papageno (ißt hastig):<br />
Nicht wahr, Tamino, ich kann auch schweigen, wenn's<br />
sein muß. - Ja; bei so einem Unternehmen, da bin<br />
ich ein Mann. (Er trinkt.) Der Koch und der<br />
Kellermeister sollen leben. (Dreimaliger<br />
Posaunenton. Tamino winkt Papageno, daß<br />
er gehen soll.) Geh du nur voraus, ich komm dann<br />
schon nach.<br />
(Tamino will ihn mit Gewalt fortführen.) Nein! Der<br />
Stärkere bleibt da! (dreimaliger Posaunenton) Aha,<br />
das geht uns an. (ruft) Wir kommen schon! - Aber<br />
hör mal, Tamino, was wird denn noch alles mit uns<br />
werden?<br />
(Tamino deutet gen Himmel.)<br />
Ach, du meinst, die Götter soll ich fragen?<br />
(Tamino deutet ja.)<br />
Ja, die könnten uns freilich mehr sagen, als wir<br />
wissen!<br />
(Dreimaliger Posaunenton. Tamino reißt ihn mit<br />
Gewalt<br />
fort.) Eile nur nicht so, wir kommen noch<br />
immer zeitlich genug, um uns braten zu lassen.<br />
(Ab.)<br />
Vokabualar zu 17. Arie<br />
andeuten = indiquer<br />
braten = rôtir<br />
eilen = courir, hâter<br />
fließen = s'écouler<br />
fortgehen = partir<br />
fühlen = sentir<br />
hastig = hâtif<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
Kellermeister, der = le caviste<br />
Koch, der = le cuisinier<br />
rufen = appeler<br />
Sehnen, das = l'aspiration, la nostalgie<br />
Träne, die = la larme<br />
traurig = triste<br />
Unternehmen, das = l'entreprise<br />
wahr = vrai<br />
Wonnestunde, die = le moment délicieux<br />
zeitlich = à temps<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 64
Scene 5<br />
Das Theater verwandelt sich in das Gewölbe von<br />
Pyramiden.<br />
(Der Sprecher und einige Priester treten auf. Zwei<br />
Priester tragen eine erleuchtete Pyramide auf den<br />
Schultern; jeder Priester hat eine transparente<br />
Pyramide in der Größe einer Laterne in der Hand.<br />
Achtzehn Priester in Form eines Dreiecks zu je 6<br />
aufgestellt.)<br />
18. Chor<br />
zu regieren, so mögen die Götter dich ferner<br />
begleiten. - Deine Hand. - Man bringe Pamina!<br />
(Eine Stille herrscht bei allen Priestern;<br />
Pamina wird mit<br />
eben diesem Sack, welcher die Eingeweihten<br />
bedeckt,<br />
hereingeführt; Sarastro löst die Bande am<br />
Sacke<br />
auf.)<br />
Pamina:<br />
Wo bin ich? - Welch eine fürchterliche Stille!<br />
- Wo ist Tamino?<br />
Chor der Priester:<br />
O Isis und Osiris, welche Wonne!<br />
<strong>Die</strong> düst're Nacht verscheucht der Glanz der Sonne.<br />
Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben:<br />
Bald ist er unserm <strong>Die</strong>nste ganz ergeben.<br />
Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein,<br />
Bald wird er unser würdig sein.<br />
(Tamino wird hereingeführt.)<br />
Sarastro:<br />
Er wartet deiner, um dir das letzte Lebewohl<br />
zu sagen.<br />
Pamina:<br />
Das letzte Lebewohl? O wo ist er?<br />
Sarastro:<br />
Hier!<br />
Dialog<br />
Pamina:<br />
Tamino!<br />
Sarastro:<br />
Tamino:<br />
Prinz, dein Betragen war bis hierher männlich und Zurück!<br />
gelassen; nun hast du noch zwei gefährliche Wege zu<br />
wandern. Schlägt dein Herz noch ebenso warm für<br />
Pamina, und wünschest du einst als ein weiser Fürst<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 65
Vokabular zu 18. Chor<br />
aufstellen = aligner, disposer<br />
Betragen, das = le comportement<br />
Chor, der = le choeur<br />
<strong>Die</strong>nst, der = le service<br />
ergeben = adonner, se rendre<br />
erleuchtet = illuminé<br />
fürchterlich = effrayant, terrible<br />
Fürst, der = le prince<br />
Geist, der = l'esprit<br />
gelassen = décontracté<br />
Glanz, der = l'éclat, la luisance, la splendeur<br />
herrschen = régner<br />
Herz, das = le coeur<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
Lebewohl, das = l'adieu<br />
letzt = dernier<br />
männlich = de manière virile, courageusement<br />
regieren = gouverner, régner<br />
rein = pur<br />
schlagen = battre<br />
Schulter, die = l'épaule<br />
Stille, die = le silence<br />
verscheuchen = chasser, effaroucher<br />
verwandeln = transformer<br />
warm = chaud<br />
weise = sage<br />
Wonne, die = le délice<br />
wünschen = souhaiter<br />
würdig = digne<br />
zurück (bleiben) = rester en deça<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 66
19. Terzett<br />
Pamina:<br />
Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh'n?<br />
Sarastro:<br />
Ihr werdet froh euch wiedersehn!<br />
Pamina:<br />
Dein warten tödliche Gefahren!<br />
Tamino:<br />
<strong>Die</strong> Götter mögen mich bewahren!<br />
Pamina:<br />
Dein warten tödliche Gefahren!<br />
Tamino, Sarastro:<br />
<strong>Die</strong> Götter mögen mich/ihn bewahren!<br />
Pamina:<br />
Du wirst dem Tode nicht entgehen,<br />
Mir flüstert dieses Ahnung ein.<br />
Glaub mir, ich/er fühle/fühlet gleiche Triebe,<br />
Werd'/Wird ewig dein Getreuer sein.<br />
Sarastro:<br />
<strong>Die</strong> Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden!<br />
Pamina, Tamino:<br />
Wie bitter sind der Trennung Leiden!<br />
Sarastro:<br />
Tamino muß nun wieder fort.<br />
Tamino:<br />
Pamina, ich muß wirklich fort!<br />
Pamina:<br />
Tamino muß nun wirklich fort?<br />
Sarastro:<br />
Nun muß er fort!<br />
Tamino:<br />
Nun muß ich fort.<br />
Tamino, Sarastro:<br />
Der Götter Wille mag geschehen,<br />
Ihr Wink soll mir/ihm Gesetze sein!<br />
Pamina:<br />
O liebtest du, wie ich dich liebe,<br />
Du würdest nicht so ruhig sein.<br />
Tamino, Sarastro:<br />
Pamina:<br />
So mußt du fort!<br />
Tamino:<br />
Pamina, lebe wohl!<br />
Pamina:<br />
Tamino, lebe wohl!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 67
Sarastro:<br />
Nun eile fort. Dich ruft dein Wort.<br />
<strong>Die</strong> Stunde schlägt, wir sehn uns wieder!<br />
Tamino, Pamina:<br />
Ach, gold'ne Ruhe, kehre wieder!<br />
Lebe wohl! Lebe wohl!<br />
(Entfernen sich)<br />
Scene 6<br />
Das Theater verwandelt sich in einen Saal mit<br />
vielen Türen.<br />
Barmherzige Götter! Wo wend' ich mich hin!<br />
Wenn ich nur wüßte, wo ich hereinkam. Tamino!<br />
(Er kommt an die Türe, wo er hereinkam)<br />
<strong>Die</strong> Stimme:<br />
Zurück!<br />
Papageno:<br />
Nun kann ich weder vorwärts noch zurück!<br />
(weint) Und muß am Ende gar verhungern. -<br />
Geschieht mir schon recht! - Warum bin ich<br />
denn auch mitgereist?<br />
(Der Sprecher tritt ihm entgegen)<br />
Dialog<br />
Papageno (von aussen):<br />
Tamino! Tamino! Willst du mich denn gänzlich<br />
verlassen? (Er sucht herein.) Wenn ich nur<br />
wenigstens wüßte, wo ich wäre. - Tamino! Tamino,<br />
solang ich lebe, geh' ich nicht mehr von dir! Aber<br />
dies einmal verlaß mich armen Reisegefährten nicht!<br />
(Er kommt an die Türe, wo Tamino abgeführt worden<br />
ist.)<br />
Eine Stimme (ruft):<br />
Zurück!<br />
Papageno:<br />
Sprecher:<br />
Mensch! Du hättest verdient, auf immer in<br />
finsteren Klüften der Erde zu wandern; die<br />
gütigen Götter aber entlassen dich der Strafe<br />
dich. Dafür aber wirst du das himmlische<br />
Vergnügen der Eingeweihten nie fühlen.<br />
Papageno:<br />
Je nun, es gibt ja noch andere Leute<br />
meinesgleichen! - Mir wäre jetzt ein gutes<br />
Glas Wein das größte Vergnügen.<br />
Der Sprecher:<br />
Sonst hast du keinen Wunsch in dieser Welt?<br />
Papageno:<br />
Bis jetzt nicht.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 68
Der Sprecher:<br />
Man wird dich damit bedienen!<br />
(Ab. Sogleich kommt ein großer Becher, mit rotem<br />
Wein angefüllt, aus der Erde.)<br />
Papageno:<br />
Ach! Da ist er ja schon!<br />
(trinkt)<br />
Herrlich! Himmlisch! Göttlich! - Ha! Ich bin jetzt<br />
so vergnügt, daß ich bis zur Sonne fliegen könnte,<br />
wenn ich Flügel hätte! Ha! Mir wird so wunderlich<br />
ums Herz! Ich möchte - ich wünschte - ja, was denn?<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 69
Vokabular zu 19. Terzett<br />
abführen = conduire, éloigner<br />
Ahnung, die = le pressentiment<br />
anfüllen = füllen = remplir<br />
barmherzig = miséricordieux<br />
Becher, der = le gobelet<br />
bedienen = servir<br />
bewahren = conserver, garder, protéger<br />
einflüstern = souffler<br />
Ende, das = la fin<br />
entfernen (sich) = (s') éloigner<br />
entgegentreten = marcher en direction de qn.<br />
entgehen = échapper<br />
entlassen (Strafe) = décharger (d'une punition)<br />
ewig = éternel, éternellement<br />
Flügel, der = l'aile<br />
fortgehen = partir<br />
froh = content, heureux<br />
fühlen = sentir, ressentir<br />
gänzlich = ganz = entier, entièrement<br />
Gefahr, die = le danger<br />
geschehen = advenir, arriver, se passer<br />
geschieht mir (dir, etc.) schon recht = bien fait<br />
pour moi (toi, etc.)<br />
Gesetz, das = la loi<br />
golden = en or, doré, précieux<br />
göttlich = divin<br />
herrlich = magnifique<br />
Herz, das = le coeur<br />
himmlisch = céleste<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
hinwenden (sich) = (se) tourner vers qn.<br />
Kluft, die = l'abîme<br />
leiden = souffrir<br />
meinesgleichen (Leute) = (des gens qui sont<br />
comme moi)<br />
(mit)reisen = voyager, partir (avec)<br />
Reisegefährte, der = le compagnon de voyage<br />
rufen = appeler<br />
ruhig = calme<br />
scheiden (sich) = (se) quitter, séparer<br />
schlagen = battre<br />
Strafe, die = la punition<br />
Stunde, die = l'heure<br />
Trennung, die = la séparation<br />
Trieb, der = la pulsion<br />
Vergnügen, das = le plaisir<br />
verhungern = mourir de faim<br />
verlassen = abandonner<br />
verwandeln = transformer<br />
vorwärts = en avant<br />
wenigstens = du moins<br />
wiederkehren = wiederkommen = revenir<br />
wiedersehen (sich) = (se) revoir<br />
Wille, der = la volonté<br />
Wink, der = l'indication<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
wunderlich = bizarre<br />
Wunsch, der = le souhait<br />
zurück (bleiben) = rester en deça<br />
zurück = en arrière<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 70
20. Arie<br />
Papageno (schlägt sein Glockenspiel):<br />
Ein Mädchen oder Weibchen<br />
Wünscht Papageno sich!<br />
O so ein sanftes Täubchen<br />
Wär' Seligkeit für mich!<br />
Dann schmeckte mir Trinken und Essen,<br />
Dann könnt' ich mit Fürsten mich messen,<br />
Des Lebens als Weiser mich freun,<br />
Und wie im Elysium sein!<br />
(<strong>Die</strong> Alte, tanzend und auf ihren Stock dabei<br />
sich stützend, kommt herein.)<br />
Dialog<br />
Altes Weib:<br />
Da bin ich schon, mein Engel!<br />
Papageno:<br />
Was, du hast dich meiner erbarmt?<br />
Ein Mädchen oder Weibchen<br />
Wünscht Papageno sich!<br />
O so ein sanftes Täubchen<br />
Wär' Seligkeit für mich!<br />
Ach, kann ich denn keiner von allen<br />
Den reizenden Mädchen gefallen?<br />
Helf' eine mir nur aus der Not,<br />
Sonst gräm' ich mich wahrlich zu Tod!<br />
Ein Mädchen oder Weibchen<br />
Wünscht Papageno sich!<br />
O so ein sanftes Täubchen<br />
Wär' Seligkeit für mich!<br />
Wird keine mir Liebe gewähren,<br />
So muß mich die Flamme verzehren!<br />
Doch küßt mich ein weiblicher Mund,<br />
So bin ich schon wieder gesund!<br />
Altes Weib:<br />
Ja, mein Engel!<br />
Papageno:<br />
Na, das ist ein Glück!<br />
Altes Weib:<br />
Und wenn du mir versprichst, mir ewig treu zu<br />
bleiben, dann sollst du sehen, wie zärtlich<br />
dein Weibchen dich lieben wird.<br />
Papageno:<br />
Ei, du zärtliches Närrchen!<br />
Altes Weib:<br />
Oh, wie will ich dich umarmen, dich liebkosen,<br />
dich an mein Herz drücken!<br />
Papageno:<br />
Auch ans Herz drücken?<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 71
(Das Weib verwandelt sich in ein junges Weib,<br />
Altes Weib:<br />
welches ebenso gekleidet ist, wie Papageno).<br />
Komm, reich mir zum Pfand unsers Bundes deine Hand!<br />
Papagena:<br />
Papageno!<br />
Papageno:<br />
Nur nicht so hastig, mein lieber Engel! So ein<br />
Bündnis braucht doch auch seine Überlegung.<br />
Altes Weib:<br />
Papageno, ich rate dir, zaudre nicht! - Deine Hand,<br />
oder du bist auf immer hier eingekerkert.<br />
Papageno:<br />
Eingekerkert?<br />
Altes Weib:<br />
Wasser und Brot wird deine tägliche Kost sein. Ohne<br />
Freund, ohne Freundin mußt du leben, und der Welt<br />
auf immer entsagen.<br />
Papageno:<br />
Wasser trinken? Der Welt entsagen? Nein, da will<br />
ich doch lieber eine Alte nehmen, als gar keine. -<br />
Also gut, da hast du meine Hand mit der<br />
Versicherung, daß ich dir immer getreu bleibe. (für<br />
sich) solang ich keine Schönere sehe.<br />
Altes Weib:<br />
Das schwörst du?<br />
Papageno:<br />
Ja, das schwör' ich!<br />
Papageno:<br />
Papagena! -<br />
(Er will sie umarmen.)<br />
Sprecher (kommt und nimmt sie hastig bei der<br />
Hand):<br />
Fort mit dir, junges Weib! Er ist deiner noch<br />
nicht würdig! Zurück! sag ich.<br />
Papageno:<br />
Was heißt, bitte...<br />
Sprecher (Er schleppt sie hinein, Papageno<br />
will ihr nach)<br />
Zurück, sag ich! Oder zittre!<br />
Papageno:<br />
So ich mich zurückziehe, soll mich doch die<br />
Erde verschlingen. (Er sinkt hinab.) Oh!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 72
Vokabular zu 20. Arie<br />
bleiben = rester<br />
brauchen = avoir besoin<br />
drücken = presser<br />
einkerkern = incarcérer<br />
Elysium, das = la demeure des bienheureux (myth.<br />
antique), l'état d'un bonheur parfait<br />
Engel, der = l'ange<br />
entsagen = renoncer<br />
erbarmen = avoir pitié<br />
ewig = éternel, éternellement<br />
freuen (sich) = (se) réjouir<br />
gefallen = plaire<br />
getreu = treu = fidèle<br />
gewähren = accorder, consentir<br />
grämen (sich) = (s') affliger<br />
hastig = hâtif<br />
helfen = aider<br />
Herz, das = le coeur<br />
kleiden = vêtir, habiller<br />
Kost, die = la nourriture<br />
liebkosen = cajoler, câliner, caresser<br />
messen (sich) = (se) mesurer<br />
Mund, der = la bouche<br />
Närrchen, das = le petit fou (la petite folle)<br />
nehmen = prendre<br />
Not, die = la détresse, la misère<br />
Pfand, das = le gage<br />
raten = conseiller<br />
reizend = ravissant, charmant<br />
schlagen = battre<br />
schmecken = avoir bon goût, plaire culinairement<br />
schwören = jurer<br />
Seligkeit, die = la béatitude, le bonheur<br />
Stock, der = la canne, le bâton<br />
stützen (sich) = (s') appuyer<br />
Täubchen, das = le petit pigeon<br />
Tod, der = la mort<br />
Überlegung, die = la considération, la<br />
réflexion<br />
umarmen = se serrer dans les bras<br />
verschlingen = avaler, dévorer<br />
Versicherung, die = l'assurance<br />
versprechen = promettre<br />
verwandeln = transformer<br />
verzehren = consumer, dévorer<br />
wahrlich = vraiment<br />
würdig = digne<br />
zärtlich = tendre, tendrement<br />
zaudern = hésiter, tergiverser<br />
zittern = trembler<br />
zurück (bleiben) = rester en deça<br />
zurückziehen = retirer<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 73
Scene 7<br />
Sie kommt, laßt uns beiseite gehn,<br />
Damit wir, was sie mache, sehn.<br />
Das Theater verwandelt sich in einen kurzen Garten. (Sie gehen beiseite. Pamina kommt, halb<br />
wahnwitzig, mit einem Dolch in der Hand.)<br />
(<strong>Die</strong> Drei Knaben fahren herunter.)<br />
Pamina (zum Dolch):<br />
Du also bist mein Bräutigam?<br />
21. Finale<br />
Durch dich vollend' ich meinen Gram.<br />
Drei Knaben:<br />
Bald prangt, den Morgen zu verkünden,<br />
<strong>Die</strong> Sonn auf goldner Bahn.<br />
Bald soll der Aberglaube schwinden,<br />
Bald siegt der weise Mann.<br />
O holde Ruhe, steig' hernieder,<br />
Kehr' in der Menschen Herzen wieder;<br />
Dann ist die Erd' ein Himmelreich,<br />
Und Sterbliche den Göttern gleich.<br />
Erster Knabe:<br />
Doch seht, Verzweiflung quält Paminen!<br />
Zweiter Knabe, Dritter Knabe:<br />
Wo ist sie denn?<br />
Erster Knabe:<br />
Sie ist von Sinnen!<br />
Drei Knaben:<br />
Sie quält verschmähter Liebe Leiden.<br />
Laßt uns der Armen Trost bereiten!<br />
Fürwahr, ihr Schicksal geht uns nah!<br />
O wäre nur ihr Jüngling da!<br />
Drei Knaben (beiseite):<br />
Welch dunkle Worte sprach sie da?<br />
<strong>Die</strong> Arme ist dem Wahnsinn nah.<br />
Pamina:<br />
Geduld, mein Trauter, ich bin dein;<br />
Bald werden wir vermählet sein.<br />
Drei Knaben:<br />
Wahnsinn tobt ihr im Gehirne;<br />
Selbstmord steht auf ihrer Stirne.<br />
(zu Pamina)<br />
Holdes Mädchen, sieh uns an!<br />
Pamina:<br />
Sterben will ich, weil der Mann,<br />
Den ich nimmermehr kann hassen,<br />
Sein Traute kann verlassen.<br />
(auf den Dolch zeigend)<br />
<strong>Die</strong>s gab meine Mutter mir.<br />
Drei Knaben:<br />
Selbstmord strafet Gott an dir!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 74
Pamina:<br />
Lieber durch dies Eisen sterben,<br />
Als durch Liebesgram verderben!<br />
Mutter, durch dich leide ich,<br />
Und dein Fluch verfolget mich!<br />
Drei Knaben:<br />
Mädchen, willst du mit uns gehn?<br />
Pamina:<br />
Ha, des Jammers Maß ist voll!<br />
Falscher Jüngling, lebe wohl!<br />
Sieh, Pamina, ach! stirbt durch dich,<br />
<strong>Die</strong>ses Eisen töte mich!<br />
Daß er dir sein Herz geweiht,<br />
Und den Tod für dich nicht scheut.<br />
Komm, wir wollen zu ihm gehen.<br />
Pamina:<br />
Führt mich hin, ich möcht' ihn seh'n!<br />
Alle:<br />
Zwei Herzen, die von Liebe brennen,<br />
Kann Menschenohnmacht niemals trennen.<br />
Verloren ist der Feinde Müh',<br />
<strong>Die</strong> Götter selbst schützen sie.<br />
(Gehen alle ab.)<br />
(Sie holt mit der Hand aus, um sich zu erstechen.)<br />
Drei Knaben (halten ihr den Arm):<br />
Ha, Unglückliche, halt ein!<br />
Sollte dies dein Jüngling sehen,<br />
Würde er vor Gram vergehen;<br />
Denn er liebet dich allein.<br />
Pamina (erholt sich):<br />
Was? Er fühlte Gegenliebe,<br />
Und verbarg mir seine Triebe,<br />
Wandte sein Gesicht vor mir?<br />
Warum sprach er nicht mit mir?<br />
Drei Knaben:<br />
<strong>Die</strong>ses müßen wir verschweigen,<br />
Doch wir wollen dir ihn zeigen!<br />
Und du wirst mit Staunen sehn,<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 75
Vokabular zu 21. Finale<br />
Bahn, die = la voie<br />
beiseite (gehen) = s'écarter<br />
bereiten = préparer<br />
Bräutigam, der = le fiancé<br />
brennen = bruler<br />
Dolch, der = le poignard<br />
Eisen, das = le fer<br />
Erde, die = la terre<br />
Feind, der = l'ennemi<br />
Fluch, der = la malédiction<br />
Geduld, die = la patience<br />
Gehirn, das = le cerveau<br />
Gesicht, das = le visage<br />
gleich = égal<br />
Gram, der = le chagrin<br />
halb = à moitié<br />
Herz, das = le coeur<br />
Himmelreich, das Le royaume des cieux, le paradis<br />
hin (sein) = (être) perdu<br />
Jammer, der = la misère<br />
Jüngling, der = l'adolescent<br />
leiden = souffrir<br />
Liebesgram, der = der Liebeskummer = le chagrin<br />
d'amour<br />
Maß, das = la mesure<br />
Menschenohnmacht, die = l'impuissance des hommes<br />
Mühe, die = l'effort, la peine<br />
nimmermehr = nie mehr = ne plus jamais<br />
prangen = resplendir<br />
quälen = assaillir, tourmenter<br />
Schicksal, das = le sort, le destin<br />
schützen = protéger<br />
schwinden = disparaître<br />
Selbstmord, der = le suicide<br />
Staunen, das = l'étonnement<br />
sterben = mourir<br />
Sterbliche, der = le mortel<br />
Stirne, die = le front<br />
Tod, der = la mort<br />
Trieb, der = la pulsion<br />
Trost, der = la consolation<br />
verbergen = verstecken = cacher<br />
verderben = corrompre, abîmer, périr<br />
verfolgen = persécuter, poursuivre<br />
vergehen = passer, faillir mourir<br />
verkünden = annoncer<br />
verlassen = abandonner<br />
verlieren = perdre<br />
vermählen = marier<br />
verwandeln = transformer<br />
Verzweiflung, die = le désarroi, le désespoir<br />
vollenden = accomplir, achever<br />
von Sinnen (sein) = avoir perdu la tête<br />
Wahnsinn, der = la folie<br />
wahnwitzig = déraisonnable, fou<br />
weise = sage<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 76
Scene 8<br />
Das Theater verwandelt sich in zwei große Berge; in<br />
dem einen ein Wasserfall, worin man Sausen und<br />
Brausen hört; der andere speit Feuer aus; jeder<br />
Berg hat ein durchbrochenes Gegitter, worin man<br />
Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt,<br />
muß der Horizont hellrot sein, und wo das Wasser<br />
ist, liegt schwarzer Nebel. <strong>Die</strong> Szenen sind Felsen,<br />
jede Szene schließt sich mit einer eisernen Tür.<br />
(Tamino ist leicht angezogen, ohne Sandalen. Zwei<br />
schwarzgeharnischte Männer führen Tamino herein.<br />
Auf ihren Helmen brennt Feuer; sie lesen ihm die<br />
transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide<br />
geschrieben steht, diese Pyramide steht in der<br />
Mitte ganz in der Höhe, nahe dem Gitter.)<br />
[22. Duett]<br />
<strong>Die</strong> zwei Geharnischten:<br />
Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden,<br />
Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;<br />
Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,<br />
Schwingt er sich aus der Erde himmelan.<br />
Erleuchtet wird er dann im Stande sein,<br />
Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih'n.<br />
Tamino:<br />
Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln,<br />
Den Weg der Tugend fortzuwandeln.<br />
Schließt mir die Schreckenspforten auf,<br />
Ich wage froh den kühnen Lauf.<br />
Pamina (von innen):<br />
Tamino, halt! Ich muß dich sehn.<br />
Tamino:<br />
Was hör ich? Paminens Stimme?<br />
<strong>Die</strong> Geharnischten:<br />
Ja, ja, das ist Paminens Stimme.<br />
Alle:<br />
Wohl mir/dir, nun kann sie mit mir/dir geh'n,<br />
Nun trennet uns/euch kein Schicksal mehr,<br />
Wenn auch der Tod beschieden wär!<br />
Tamino:<br />
Ist mir erlaubt, mit ihr zu sprechen?<br />
<strong>Die</strong> Geharnischten:<br />
Dir ist erlaubt, mit ihr zu sprechen.<br />
Alle:<br />
Welch Glück, wenn wir uns/euch wiederseh'n.<br />
Froh Hand in Hand in Tempel geh'n!<br />
Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,<br />
Ist würdig und wird eingeweiht.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 77
(<strong>Die</strong> Tür wird aufgemacht; Tamino und Pamina umarmen<br />
sich.)<br />
Pamina:<br />
Tamino mein! O welch ein Glück!<br />
Tamino:<br />
Pamina mein! O welch ein Glück!<br />
Hier sind die Schreckenspforten,<br />
<strong>Die</strong> Not und Tod mir dräu'n.<br />
Pamina:<br />
Ich werde aller Orten<br />
An deiner Seite sein;<br />
Ich selbsten führe dich,<br />
<strong>Die</strong> Liebe leitet mich!<br />
(Sie nimmt ihn bei der Hand.)<br />
Sie mag den Weg mit Rosen streun,<br />
Weil Rosen stets bei Dornen sein.<br />
Spiel du die <strong>Zauberflöte</strong> an;<br />
Sie schütze uns auf uns'rer Bahn.<br />
Es schnitt in einer Zauberstunde<br />
Mein Vater sie aus tiefstem Grunde<br />
Der tausendjähr'gen Eiche aus,<br />
Bei Blitz und Donner, Sturm und Braus.<br />
Nun komm und spiel' die Flöte an,<br />
Sie leite uns auf grauser Bahn.<br />
Alle:<br />
Wir wandeln (Ihr wandelt) durch des Tones Macht<br />
Froh durch des Todes düstre Nacht.<br />
(<strong>Die</strong> Türen werden nach ihnen zugeschlagen; man<br />
sieht Tamino und Pamina wandern; man hört<br />
Feuergeprassel und Windgeheul, manchmal auch<br />
den Ton dumpfen Donners und Wassergeräusch.<br />
Tamino bläst seine Flöte; gedämpfte Pauken<br />
akkompagnieren manchmal darunter. Sobald sie<br />
vom Feuer herauskommen, umarmen sie sich und<br />
bleiben in der Mitte.)<br />
Pamina, Tamino:<br />
Wir wandelten durch Feuersgluten,<br />
Bekämpften mutig die Gefahr.<br />
Dein Ton sei Schutz in Wasserfluten,<br />
So wie er es im Feuer war.<br />
(Tamino bläst; man sieht sie hinuntersteigen<br />
und nach einiger Zeit wieder heraufkommen;<br />
sogleich öffnet sich eine Türe; man sieht<br />
einen Eingang in einen Tempel, welcher hell<br />
beleuchtet ist. Eine feierliche Stille. <strong>Die</strong>ser<br />
Anblick muß den vollkommensten Glanz<br />
darstellen. Sogleich fällt der Chor mit<br />
Pauken und Trompeten ein. Zuvor aber Tamino<br />
und Pamina.)<br />
Pamina, Tamino:<br />
Ihr Götter, welch ein Augenblick!<br />
Gewähret ist uns Isis' Glück!<br />
Chor (von innen):<br />
Triumph! Triumph! Du edles Paar!<br />
Besieget hast du die Gefahr!<br />
Der Isis Weihe ist nun dein!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 78
Kommt, tretet in den Tempel ein!<br />
(Alle ab.)<br />
Scene 9<br />
Das Theater verwandelt sich wieder in den vorigen<br />
Garten.<br />
(Papageno kommt, dann die drei Knaben, zuletzt<br />
Papagena.)<br />
Papageno:<br />
Papagena! Papagena! Papagena!<br />
Weibchen! Täubchen! meine Schöne!<br />
Vergebens! Ach, sie ist verloren!<br />
Ich bin zum Unglück schon geboren!<br />
Ich plauderte - und das war schlecht,<br />
Und drum geschieht es mir schon recht!<br />
Seit ich gekostet diesen Wein,<br />
Seit ich das schöne Weibchen sah,<br />
So brennt's im Herzenskämmerlein,<br />
So zwickt's hier, so zwickt's da.<br />
Papagena! Herzensweibchen!<br />
Papagena, liebes Täubchen!<br />
's ist umsonst, es ist vergebens!<br />
Müde bin ich meines Lebens!<br />
Sterben macht der Lieb' ein End',<br />
Wenn's im Herzen noch so brennt.<br />
(Er den Strick von seiner Mitte)<br />
<strong>Die</strong>sen Baum da will ich zieren,<br />
Mir an ihm den Hals zuschnüren,<br />
Weil das Leben mir mißfällt;<br />
Gute Nacht, du falsche Welt.<br />
Weil du böse an mir handelst,<br />
Mir kein schönes Kind zubandelst,<br />
So ist's aus, so sterbe ich;<br />
Schöne Mädchen, denkt an mich,<br />
- Will sich eine um mich Armen,<br />
Eh' ich hänge, noch erbarmen,<br />
Nun, so laß ich's diesmal sein!<br />
Rufet nur, ja oder nein. -<br />
(Sieht sich um.)<br />
Keine hört mich; alles stille!<br />
Also ist es euer Wille?<br />
Papageno, frisch hinauf!<br />
Ende deinen Lebenslauf!<br />
(Sieht sich um.)<br />
Nun, ich warte noch, es sei,<br />
Bis man zählet: eins, zwei, drei.<br />
(Pfeift.)<br />
Eins!<br />
(Sieht sich um, pfeift)<br />
Zwei!<br />
(Sieht sich um, pfeift)<br />
Drei!<br />
(Sieht sich um)<br />
Nun, wohlan, es bleibt dabei,<br />
Weil mich nichts zurücke hält,<br />
Gute Nacht, du falsche Welt!<br />
(Will sich hängen.)<br />
Drei Knaben (fahren herunter):<br />
Halt ein, o Papageno! und sei klug,<br />
Man lebt nur einmal, dies sei dir genug!<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 79
Papageno:<br />
Ihr habt gut reden, habt gut scherzen;<br />
Doch brennt' es euch, wie mich im Herzen,<br />
Ihr würdet auch nach Mädchen gehn.<br />
Drei Knaben:<br />
So lasse deine Glöckchen klingen,<br />
<strong>Die</strong>s wird dein Weibchen zu dir bringen.<br />
Papageno:<br />
Ich Narr vergaß der Zauberdinge!<br />
Erklinge, Glockenspiel, erklinge!<br />
Ich muß mein liebes Mädchen seh'n.<br />
Klinget, Glöckchen, klinget,<br />
Schafft mein Mädchen her!<br />
Klinget, Glöckchen, klinget!<br />
Bringt mein Weibchen her.<br />
(Unter diesem Schlagen laufen die Drei Knaben zu<br />
ihrem<br />
Flugwerk und bringen das Weib heraus.)<br />
Drei Knaben:<br />
Nun, Papageno, sieh dich um!<br />
(Papageno sieht sich um; beide haben unter dem<br />
Ritornell<br />
komisches Spiel.)<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 80
Vokabular zu 22. Duett<br />
Anblick, der = le spectacle, la vue<br />
Augenblick, der = l'instant, le moment<br />
Bahn, die = la voie<br />
beschieden (der Tod ist uns beschieden) = (la mort<br />
est notre destin<br />
Beschwerde, die = la douleur<br />
bleiben = rester<br />
Blitz, der = l'éclair<br />
brausen = mugir<br />
Chor, der = le choeur<br />
die Macht = le pouvoir<br />
Dorn, der = l'épine<br />
dräuen = drohen = menacer<br />
drum = darum = pour cela, pour cette raison<br />
eh' = ehe = bevor = avant que<br />
Eiche, die = le chêne<br />
Eingang, der = l'entrée<br />
einhalten = arrêter<br />
eisern = en fer<br />
Ende, das = la fin<br />
enden = finir<br />
erbarmen = avoir pitié<br />
erlauben = permettre<br />
Fels, der = le rocher<br />
Feuer, das = le feu<br />
Feuergeprassel, das = le crépitement du feu<br />
Feuersglut, die = la braise du feu<br />
Flöte, die = la flûte<br />
Flugwerk, das = l'engin volant<br />
froh = content, heureux<br />
gedämpft = retenu<br />
Gefahr, die = le danger<br />
Gegitter, das = das Gitter = le grillage<br />
geharnischt = portant des armures<br />
Glanz, der = l'éclat, la luisance, la<br />
splendeur<br />
Glöckchen, das = la petite cloche<br />
graus = grausig = cauchemardeux, horrible<br />
handeln = agir<br />
hängen = pendre<br />
Helm, der = le casque, le heaume<br />
Herzkämmerlein = la chambrette du coeur, la<br />
ventricule<br />
himmelan = en direction du ciel<br />
Horizont, der = l'horizon<br />
im Stande (sein) = (être) en mesure<br />
klingen = sonner<br />
kosten = goûter<br />
kühn = audacieux, hardi, téméraire<br />
Lauf, der = le cours, la course<br />
Lebenslauf, der = l'histoire de la vie (le<br />
curriculum vitae)<br />
mißfallen = déplaire<br />
mutig = courageusement<br />
Narr, der = le sot<br />
Nebel, der = le brouillard<br />
Not, die = la détresse, la misère<br />
Pauke, die = la timbale<br />
pfeifen = siffler<br />
reden = parler<br />
rein = pur<br />
Ritornell, das = le refrain<br />
rufen = appeler<br />
sausen = mugir<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 81
scherzen = plaisanter<br />
Schicksal, das = le sort, le destin<br />
schneiden = couper<br />
Schreck, der = la peur, l'horreur<br />
Schrift, die = l'écriture<br />
Schutz, der = la protection<br />
schwarzgeharnischt = portant des armures noires<br />
schwingen = lancer<br />
speien = spucken = cracher<br />
Spiel, das = le jeu<br />
Stille, die = le silence<br />
streuen = disséminer, répandre<br />
Sturm, der = la tempête<br />
Täubchen, das = le petit pigeon<br />
tief = profond<br />
Tod, der = la mort<br />
Tugend, die = la vertu<br />
überwinden = franchir, surmonter<br />
umarmen = se serrer dans les bras<br />
umsehen (sich) = regarder autour de soi<br />
Unglück, das = le malheur<br />
vergebens = en vain, inutile<br />
verlieren = perdre<br />
verwandeln = transformer<br />
Wasserfall, der = la cascade<br />
Wasserfluten, die (tj. PL) = les flots d'eau<br />
Weg, der = le chemin, la voie, l'issue<br />
Weihe, die = la consécration<br />
Wille, der = la volonté<br />
Windgeheul, das = le hurlement du vent<br />
würdig = digne<br />
Zauberding, das = la chose (ou l'outil) magique<br />
Zauberstunde, die = l'heure magique, miraculeurs<br />
zieren = décorer<br />
zubandeln = désigner, "attacher à qn."<br />
zuschnüren = ficeler<br />
zwicken = pincer<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 82
[23. Duett]<br />
Papageno:<br />
Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papagena!<br />
Papagena:<br />
Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papageno!<br />
Papageno:<br />
Bist du mir nun ganz gegeben?<br />
Papagena:<br />
Nun, bin ich dir ganz gegeben!<br />
Papageno:<br />
Nun, so sei mein liebes Weibchen!<br />
Papagena:<br />
Nun, so sei mein Herzenstäubchen!<br />
Beide:<br />
Welche Freude wird das sein,<br />
Wenn die Götter uns bedenken,<br />
Unsrer Liebe Kinder schenken,<br />
So liebe, kleine Kinderlein!<br />
Papageno:<br />
Erst einen kleinen Papageno-<br />
Papagena:<br />
Dann eine kleine Papagena-<br />
Papageno:<br />
Dann wieder einen Papageno-<br />
Papagena:<br />
Dann wieder eine Papagena-<br />
Papageno:<br />
Papageno!<br />
Papagena:<br />
Papagena!<br />
Papageno:<br />
Es ist das höchste der Gefühle,<br />
Wenn viele, viele Papageno,<br />
Der Eltern Segen werden sein.<br />
Papagena:<br />
Es ist das höchste der Gefühle,<br />
Wenn viele, viele Papagena,<br />
Der Eltern Segen werden sein.<br />
(Sie gehen ab.)<br />
Scene 10<br />
(Monostatos kommt. <strong>Die</strong> Königin und die Drei<br />
Damen kommen von beiden Versenkungen; sie<br />
tragen schwarze Fackeln in der Hand.)<br />
Monostatos:<br />
Nur stille, stille, stille,<br />
Bald dringen wir im Tempel ein.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 83
Alle:<br />
Nur stille, stille, stille,<br />
Bald dringen wir im Tempel ein.<br />
Monostatos:<br />
Doch, Fürstin, halte Wort!<br />
Erfülle - dein Kind muß meine Gattin sein.<br />
Königin:<br />
Ich halte Wort; es ist mein Wille,<br />
Mein Kind soll deine Gattin sein.<br />
Drei Damen:<br />
Ihr Kind soll deine Gattin sein.<br />
(Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser.)<br />
Monostatos:<br />
Doch still, ich höre schrecklich Rauschen,<br />
Wie Donnerton und Wasserfall.<br />
Königin, die Damen:<br />
Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen,<br />
Wie fernen Donners Widerhall!<br />
Monostatos:<br />
Nun sind sie in des Tempels Hallen.<br />
Alle:<br />
Dort wollen wir sie überfallen -<br />
die Frömmler tilgen von der Erd'<br />
Mit Feuersglut und mächt'gem Schwert.<br />
Drei Damen, Monostatos:<br />
Dir, große Königin der Nacht,<br />
sei uns'rer Rache Opfer gebracht.<br />
(Man hört der stärksten Akkord, Donner, Blitz,<br />
Sturm.)<br />
Alle:<br />
Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,<br />
Wir alle gestürzt in ewige Nacht!<br />
(Sie versinken. Sogleich verwandelt sich das<br />
ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht<br />
erhöht; Tamino, Pamina, beide in<br />
priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die<br />
ägyptischen Priester auf beiden Seiten. <strong>Die</strong><br />
Drei Knaben halten Blumen.)<br />
Sarastro:<br />
<strong>Die</strong> Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,<br />
Zernichten der Heuchler erschlichene Macht.<br />
Chor:<br />
Heil sei euch Geweihten!<br />
Ihr dränget durch Nacht.<br />
Dank sei dir, Osiris,<br />
Dank dir, Isis, gebracht!<br />
Es siegte die Stärke<br />
Und krönet zum Lohn<br />
<strong>Die</strong> Schönheit und Weisheit<br />
Mit ewiger Kron'.<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 84
Vokabular zu 23. Duett<br />
Blitz, der = l'éclair<br />
Blume, die = la fleur<br />
Chor, der = le choeur<br />
die Macht = le pouvoir<br />
dringen = pénétrer<br />
Ende, das = la fin<br />
Erde, die = la terre<br />
erfüllen = accomplir, exaucer, réaliser<br />
erschleichen = usurper<br />
Fackel, die = la torche<br />
Freude, die = la joie<br />
Frömmler, der = le bigot, le faux dévot<br />
fürchterlich = effrayant, terrible<br />
Fürstin, die = la princesse<br />
Gattin, die = l'épouse<br />
Krone, die = la couronne<br />
Lohn, der = le salaire<br />
mächtig = puissant<br />
Rache, die = la vengeance<br />
Rauschen, das = le bruissement, le bruit<br />
Schwert, das = l'épée<br />
Segen, der = la bénédiction, le boheur<br />
Strahl, der = le rayon<br />
Sturm, der = la tempête<br />
stürzen = tomber, renverser<br />
tilgen = éliminer<br />
überfallen = agresser<br />
vertreiben = chasser<br />
verwandeln = transformer<br />
Wasserfall, der = la cascade<br />
Weisheit, die = la sagesse<br />
Widerhall, der = l'écho, le retentissement<br />
Wille, der = la volonté<br />
Wort, das = le mot, la parole, la promesse<br />
zernichten = vernichten = anéantir<br />
zerschmettern = briser, écraser, fracasser<br />
Collège de Candolle – AL DF 4e 85