Bericht - Evangelischer Kirchenkreis Mühlhausen

Bericht - Evangelischer Kirchenkreis Mühlhausen Bericht - Evangelischer Kirchenkreis Mühlhausen

21.11.2013 Aufrufe

Bericht des Superintendenten auf der Herbstsynode am 17.11.2012 im Sozialdiakonischen Zentrum Mühlhausen Sehr geehrter Herr Präses, liebe Synodale, sehr geehrte Gäste, liebe Schwestern und Brüder, in diesen Wochen klingt das Themenjahr „Reformation und Musik“ aus. Es wurde noch einmal ganz deutlich: Von Anfang an hat das Singen für die reformatorische Bewegung eine gewichtige Rolle gespielt. Auf dem Plakat zum Themenjahr ist ein ziemlich altertümlicher Martin Luther mit einem ziemlich modernen Kopfhörer zu sehen. Er selbst schrieb: „Ich liebe die Musik … Sie macht fröhliche Herzen; sie verjagt den Teufel; sie bereitet unschuldige Freude. Darüber vergehen Zorn, Begierden, Hochmut. Den ersten Platz nach der Theologie gebe ich der Musik.“ Ja, wie gut ist es, dass es die Musik gibt. Wie oft im Leben, wenn uns nichts mehr zu sagen bleibt, helfen uns Worte anderer, biblische Verse vielleicht, ein Gedicht. Und wie so oft klingt plötzlich eine Melodie in uns, taucht ein Lied aus der Tiefe der Erinnerung auf, wenn wir unsere Gefühle nicht ausdrücken können. Das kann ein Choral sein, wie „Befiehl du deine Wege“ oder ein Gospelsong oder ein Spiritual, wie „ Oh, Freedom … Oh, Jesus is coming …“ Es sind Texte und Melodien anderer, die unserem Leben Halt geben können, wenn wir keine Ausdrucksformen für Glücksgefühle oder erlittenes Leid finden. Da kann ein Lied zum Gebet werden: „Wer singt, betet zweifach“, so hat Martin Luther einen Satz des Kirchenvaters Augustinus aufgenommen. Die Lieder brachten die Botschaft in die Lande, die Reformation war auch eine Art Singe-Bewegung. 36 Lieder schuf Luther, sieben davon sind heute sogar im römisch-katholischen Gotteslob vertreten. Es sind Ermutigungslieder und Trostlieder, aber auch liturgische Gesänge, ein Durchbruch der Reformation: Die Gemeinde wurde im Gottesdienst beteiligt! Wort und Musik wurden eins, die Botschaft eine gehörte, gelebte, gesungene. Im Berichtszeitraum war dies an vielen Stellen im Kirchenkreis erfahrbar. Auf zwei Konventstagungen beschäftigten sich die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Thema „Reformation und Musik“. So fand am 14. März ein gemeinsamer Konvent mit unserem Partnerkirchenkreis Eschwege zum Thema Luther und die Musik mit Professor Johannes Schilling aus Kiel statt. Am 6. Juni war Dr. Jochen Arnold aus Hildesheim in Mühlhausen. Sein Thema lautete: „Gottes verborgenes und offenbares Handeln – Spuren und Strukturen lutherischer Theologie in Bachs geistlichen Kantaten“. Mit vielen Musikbeispielen machte Arnold Bachs Komponierhaltung deutlich: Sie ist eine des Gebets, der Erbauung und der Verkündigung. Schließlich verwies er auf eine „nota bene“, eine gute Notiz Bachs am Rande: „bei einer andächtigen Musik ist Gott seiner Gnade Gegenwart.“ Zum Ausdruck kam das dann auch im mit dem Kirchenkreis Eschwege gemeinsam gefeierten Kantatengottesdienst am 28. Mai, dem Pfingstmontag. Ein besonderer Höhepunkt für viele Sängerinnen und Sänger war das Propstei-Chortreffen am 8. Juni in Gotha. Über 100 aus allen Chören des Kirchenkreises machten sich auf den Weg. Der Kirchenkreis Mühlhausen war nach dem Kirchenkreis Erfurt mit der zweitgrößten Gruppe vertreten. Die Chorsätze, die dafür gemeinsam geprobt wurden, habe ich bei vielen Gottesdiensten wieder gehört. So am 2. September beim gemeinsamen Fest des Gutast-Adolfund des Bonifatius-Werkes in Heiligenstadt, wo ich beeindruckt war von den vereinigten Chören des Eichsfelds. Aber auch zur Einführung der ordinierten Gemeindepädagogin Sabine Münchow am 14. Oktober in Dingelstädt, wo es gelungen ist, Bachs „Nun danket alle Gott …“ mit Verstärkung des Männerchores aus Helmsdorf zu singen. 2

Bericht des Superintendenten auf der Herbstsynode am 17.11.2012 im Sozialdiakonischen Zentrum Mühlhausen Für viele Kirchengemeinden war der Reformationstag nochmal ein Anlass, das Themenjahr zu betonen – im wahrsten Sinne des Wortes. So gestaltete der Gospelchor – die Gospelfriends – Thamsbrück die ChurchNight mit Liedern aus dem Luther-Musical „Mönch Martin“. Der Bläserkreis Oberdorla begeisterte mit einer festlichen Musik unter dem Motto: „Ein klangfeste Burg“. Bundesweit hatte der Evangelische Posaunendienst zeitgleich unter diesem Motto zu festlichen Posaunen- und natürlich auch Trompetenmusiken aufgerufen. In Niederorschel stand in diesem Jahr am 31. Oktober nicht das 61. Kirchweihjubiläum im Mittelpunkt, sondern ein Gottesdienst, der vom Kirchenchor Rüdigershagen und dem Eichsfelder Posaunenchor gestaltet wurde. Pfarrer Rymatzki sagte in seiner Predigt: „Die Melodien der Lieder sollten volkstümlich sein, so dass jeder sie verstehen konnte. Denn die Reformation begann mit dem Verstehen.“ Neben den vielen Gottesdiensten und geistlichen Musiken in den Kirchengemeinden, die ich an dieser Stelle gar nicht alle aufzählen kann, war eines der Höhepunkte in diesem Themenjahr die großartige Aufführung des „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy durch den Bachchor in der Divi Blasii Kirche in Mühlhausen am 3. Oktober. Zehn Jahre hat Mendelssohn daran gearbeitet. Es ist unglaublich – bis auf wenige Einfügungen ist der gesamte Text zusammengestellt aus Zitaten aus dem Alten und Neuen Testament. Eine beeindruckende Aufführung unter der Leitung unseres Kreiskantors Oliver Stechbart. Er hat auch am 13. November, also am vergangenen Dienstag die sogenannte bundesweite Konzert- Staffette 366 + 1 mit einer Orgelmusik zu „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ gestaltet. Mühlhausen kam also vor bei der von der EKD und dem Kulturstaatsminister Neumann initiierten Reihe anlässlich des Themenjahres „Reformation und Musik“. Liebe Synodale, Sie merken, welch breiten Raum in meinem Bericht die Kirchenmusik einnimmt. Ich denke, durch das Themenjahr sind viele neue Impulse gegeben worden und hat manche kirchenferne Menschen zu neuen Glaubens-Erfahrungen eingeladen. So ist mir das ausgklingende Themenjahr Anlass, den vielen haupt- und ehrenamtlich Mitwirkenden in unserer Kirche ganz herzlich zu danken für ihr Engagement und dafür, dass sie bis dahin ungeahnte Begabungen geweckt haben. Nicht unmittelbar zum Themenjahr gehörig, aber mit der Dekade im Zusammenhang zu bringen ist der Lutherweg. Viele von Ihnen haben vielleicht die Debatte darüber in der Presse mitverfolgt, die unter der Überschrift „Landrat verhindert Lutherweg durch das Eichsfeld“ aufgeworfen wurde. Ich war zunächst äußerst irritiert über das, was in diesem TA- Mantelteilartikel stand, erlebe ich doch unseren Landrat Dr. Henning in ausgesprochen ökumenischer Offenheit. Dankbar bin ich ihm, dass er jetzt zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung eingeladen hat. Diesen Ball nehmen wir gerne auf, gibt es doch ganz sicher Anknüpfungspunkte zu Luther und der reformatorischen Bewegung auch im Eichsfeld. Am 21. November wird es dazu einen ersten Termin mit Dr. Henning geben. Liebe Synodale, das Themenjahr mit viel Sinnlichkeit ist verklungen, das neue mit dem Motto „Reformation und Toleranz“ hat begonnen. Auf den ersten Blick passen wohl diese beiden Worte definitiv nicht zusammen. Ein zweiter Blick wird nötig sein, um das Zusammenspiel dieser beiden Worte zu ergründen. Dabei kann das Magazin der EKD zum Themenjahr Hilfe sein. Neben der Ökumene geht es in diesem Jahr unter anderem auch um Luthers Einflussnahmen zu politischen Entwicklungen. Das gibt mir Anlass, zu zwei Themen an dieser Stelle etwas zu 3

<strong>Bericht</strong> des Superintendenten auf der Herbstsynode am 17.11.2012 im Sozialdiakonischen Zentrum <strong>Mühlhausen</strong><br />

Sehr geehrter Herr Präses, liebe Synodale,<br />

sehr geehrte Gäste, liebe Schwestern und Brüder,<br />

in diesen Wochen klingt das Themenjahr „Reformation und Musik“ aus. Es wurde noch<br />

einmal ganz deutlich: Von Anfang an hat das Singen für die reformatorische Bewegung eine<br />

gewichtige Rolle gespielt.<br />

Auf dem Plakat zum Themenjahr ist ein ziemlich altertümlicher Martin Luther mit einem<br />

ziemlich modernen Kopfhörer zu sehen. Er selbst schrieb: „Ich liebe die Musik … Sie macht<br />

fröhliche Herzen; sie verjagt den Teufel; sie bereitet unschuldige Freude. Darüber vergehen<br />

Zorn, Begierden, Hochmut. Den ersten Platz nach der Theologie gebe ich der Musik.“<br />

Ja, wie gut ist es, dass es die Musik gibt. Wie oft im Leben, wenn uns nichts mehr zu sagen<br />

bleibt, helfen uns Worte anderer, biblische Verse vielleicht, ein Gedicht. Und wie so oft klingt<br />

plötzlich eine Melodie in uns, taucht ein Lied aus der Tiefe der Erinnerung auf, wenn wir<br />

unsere Gefühle nicht ausdrücken können. Das kann ein Choral sein, wie „Befiehl du deine<br />

Wege“ oder ein Gospelsong oder ein Spiritual, wie „ Oh, Freedom … Oh, Jesus is coming …“<br />

Es sind Texte und Melodien anderer, die unserem Leben Halt geben können, wenn wir keine<br />

Ausdrucksformen für Glücksgefühle oder erlittenes Leid finden. Da kann ein Lied zum Gebet<br />

werden: „Wer singt, betet zweifach“, so hat Martin Luther einen Satz des Kirchenvaters<br />

Augustinus aufgenommen. Die Lieder brachten die Botschaft in die Lande, die Reformation<br />

war auch eine Art Singe-Bewegung. 36 Lieder schuf Luther, sieben davon sind heute sogar im<br />

römisch-katholischen Gotteslob vertreten. Es sind Ermutigungslieder und Trostlieder, aber<br />

auch liturgische Gesänge, ein Durchbruch der Reformation: Die Gemeinde wurde im<br />

Gottesdienst beteiligt! Wort und Musik wurden eins, die Botschaft eine gehörte, gelebte,<br />

gesungene.<br />

Im <strong>Bericht</strong>szeitraum war dies an vielen Stellen im <strong>Kirchenkreis</strong> erfahrbar. Auf zwei<br />

Konventstagungen beschäftigten sich die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit dem Thema „Reformation und Musik“. So fand am 14. März ein gemeinsamer Konvent<br />

mit unserem Partnerkirchenkreis Eschwege zum Thema Luther und die Musik mit Professor<br />

Johannes Schilling aus Kiel statt. Am 6. Juni war Dr. Jochen Arnold aus Hildesheim in<br />

<strong>Mühlhausen</strong>. Sein Thema lautete: „Gottes verborgenes und offenbares Handeln – Spuren und<br />

Strukturen lutherischer Theologie in Bachs geistlichen Kantaten“. Mit vielen Musikbeispielen<br />

machte Arnold Bachs Komponierhaltung deutlich: Sie ist eine des Gebets, der Erbauung und<br />

der Verkündigung. Schließlich verwies er auf eine „nota bene“, eine gute Notiz Bachs am<br />

Rande: „bei einer andächtigen Musik ist Gott seiner Gnade Gegenwart.“ Zum Ausdruck kam<br />

das dann auch im mit dem <strong>Kirchenkreis</strong> Eschwege gemeinsam gefeierten<br />

Kantatengottesdienst am 28. Mai, dem Pfingstmontag.<br />

Ein besonderer Höhepunkt für viele Sängerinnen und Sänger war das Propstei-Chortreffen am<br />

8. Juni in Gotha. Über 100 aus allen Chören des <strong>Kirchenkreis</strong>es machten sich auf den Weg.<br />

Der <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Mühlhausen</strong> war nach dem <strong>Kirchenkreis</strong> Erfurt mit der zweitgrößten<br />

Gruppe vertreten. Die Chorsätze, die dafür gemeinsam geprobt wurden, habe ich bei vielen<br />

Gottesdiensten wieder gehört. So am 2. September beim gemeinsamen Fest des Gutast-Adolfund<br />

des Bonifatius-Werkes in Heiligenstadt, wo ich beeindruckt war von den vereinigten<br />

Chören des Eichsfelds. Aber auch zur Einführung der ordinierten Gemeindepädagogin Sabine<br />

Münchow am 14. Oktober in Dingelstädt, wo es gelungen ist, Bachs „Nun danket alle Gott<br />

…“ mit Verstärkung des Männerchores aus Helmsdorf zu singen.<br />

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