21.11.2013 Aufrufe

Von der wortlosen Sprache des Körpersymptoms zum Narrativ im ...

Von der wortlosen Sprache des Körpersymptoms zum Narrativ im ...

Von der wortlosen Sprache des Körpersymptoms zum Narrativ im ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vortrag am 28.1.2012 am Institut für<br />

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> ÄK SH<br />

„<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>wortlosen</strong><br />

<strong>Sprache</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Körpersymptoms</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Narrativ</strong> <strong>im</strong><br />

intersubjektiven Dialog“<br />

Dipl. Psych. Dr. Annegret Boll-Klatt<br />

„<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Senecio, Paul Klee 1922


„Es ist Aufgabe einer mo<strong>der</strong>nen<br />

Psychosomatik, aus klinischpsychotherapeutischer<br />

Erfahrung generierte<br />

Hypothesen unter Berücksichtigung<br />

biographischer und aktueller Einflussfaktoren<br />

sowie somatischer einschl. neurobiologisch<br />

fassbarer Parameter empirisch zu<br />

überprüfen“. (Gündel et al. 2002)<br />

Institut für Psychotherapie


Vorbemerkung<br />

Für eine erfolgreiche Therapie braucht <strong>der</strong><br />

Therapeut ein Arbeitsmodell.<br />

Dieses Arbeitsmodell muss zu dem vom Pat.<br />

auf unterschiedlichen Ebenen (verbal,<br />

nonverbal, Übertragung) eingebrachten<br />

Material sowie zur Dynamik von Ü und GÜ<br />

passen.<br />

Das Arbeitsmodell sollte explizierbar und<br />

reflektierbar sein.<br />

Je nach Material sollte es <strong>im</strong> Verlauf erweitert<br />

o<strong>der</strong> ggf. verän<strong>der</strong>t werden. (Hohage 2011)<br />

Institut für Psychotherapie


4 basale Konzepte / Arbeitsmodelle <strong>des</strong><br />

psychosomatischen Krankheitsverständnisses<br />

Basale<br />

Konzepte<br />

Diagnose<br />

nach ICD-10<br />

Konversionsstörung<br />

F44<br />

Somatisierungsstörung<br />

F 45<br />

(Somato-)Psychosomatose<br />

F 54<br />

incl. somatische Diagnose<br />

Somatopsychische Erkrankung<br />

Institut für Psychotherapie


4 basale Konzepte <strong>des</strong> biopsychosozialen Krankheitsverständnisses<br />

am Beispiel <strong>des</strong> kardiovaskulären Systems<br />

Basale<br />

Konzepte<br />

Symptomatik /<br />

Erkrankung<br />

Konversionsstörung<br />

Somatisierungsstörung<br />

Herzschmerz<br />

Herzneurose / Herzangstneurose /<br />

Somatoforme autonome Störung <strong>im</strong><br />

kardiovaskulären System<br />

Somato-Psychosomatose Akutes Koronarsyndrom /<br />

Herzinfarkt<br />

Somatopsychische Erkrankung<br />

Angststörung bei angeborener<br />

Herzerkrankung / Fehlbildung<br />

Institut für Psychotherapie


Bedeutsame historische Wurzeln <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Psychosomatischen Medizin<br />

Im Anschluss an die griechische Philosophie und Medizin<br />

traditionell ganzheitliche Betrachtung von Körper und Seele In<br />

<strong>der</strong> abendländischen Kultur<br />

Descartes (1596 – 1650): Trennung in<br />

Ł res cogitans (das denkende Ich als ausschließlich denkende<br />

Substanz strikt getrennt vom körperlichen Dasein)<br />

Ł res extensa (das rein körperliche Dasein)<br />

Psychogenetische Traditionslinie (Freud )<br />

Traditionslinie <strong>der</strong> funktionellen Störungen mit fließendem<br />

Übergang von organisch begründeten und nicht begründeten<br />

Störungen; statt „Entwe<strong>der</strong> -o<strong>der</strong>“ „Sowohl als auch“<br />

(Victor von Weizsäcker und Kurt Goldstein)<br />

Institut für Psychotherapie


4 Phasen (Stufen bzw. Schichten Anm.d.Verf.)<br />

<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychosomatik<br />

1900<br />

Psychoanalytisch-anthropologische<br />

Phase (1900 – 1930)<br />

Phase <strong>des</strong> Nebeneinan<strong>der</strong>s von<br />

Spezifitätstheorie und physiologischem<br />

Stresskonzept (1930 – 1960)<br />

Bis heute<br />

(Buddeberg 2004)<br />

Institut für Psychotherapie


Veraltete psychoanalytische Sicht:<br />

„Die Heiligen Chicago Sieben“<br />

Konzept <strong>der</strong> Konfliktspezifität <strong>der</strong> Psychosomatosen:Verknüpfung<br />

emotionaler Spannungen mit best<strong>im</strong>mten körperlichen Korrelaten<br />

Best<strong>im</strong>mte körperliche Erkrankungen <strong>im</strong>mer basierend auf <strong>der</strong>gleichen<br />

Konfliktkonstellation (Alexan<strong>der</strong> 1966)<br />

Asthma bronchiale<br />

Essentielle<br />

Hypertonie<br />

Chronische<br />

Polyarthritis<br />

Ulcus duodeni<br />

Hyperthyreose<br />

Colitis ulcerosa<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

Institut für Psychotherapie


1900<br />

4 Phasen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Psychosomatik<br />

Psychoanalytisch-anthropologische<br />

Phase (1900 – 1930)<br />

(Buddeberg2004)<br />

Phase <strong>des</strong> Nebeneinan<strong>der</strong>s von<br />

Spezifitätstheorie und physiologischem<br />

Stresskonzept (1930 – 1960)<br />

Biopsychosoziale Phase (1960 – 1990<br />

bzw. bis heute);<br />

Psychosomatik als Haltung<br />

Bis heute<br />

Psychobiologische Phase (1990 – heute);<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Neuro-Imaging<br />

Institut für Psychotherapie


Herzerkrankungen zwischen dem psychogenen und<br />

dem somatogenen Pol (in Anl. an Hahn 1979)<br />

Psychogener Pol<br />

Konversionsneurotischer Herzschmerz<br />

Somatisierungsstörung<br />

„Herzneurose“<br />

Somato-<br />

Psychosomatose<br />

„Herzinfarkt“<br />

Angeborene Herzfehler<br />

Somatogener Pol<br />

Institut für Psychotherapie


Anschlussfähigkeit mo<strong>der</strong>ner psychodynamischer Psychosomatik<br />

an wichtige Grundlagenwissenschaften<br />

Psychoneuro<strong>im</strong>munologie<br />

Psycho-Neurophysiologie<br />

incl.<br />

biochemischer Prozesse<br />

Neuroanatomie<br />

incl. Plastizität<br />

<strong>des</strong> Gehirns<br />

Psychosomatik<br />

Genetik<br />

incl. Epigenetik ,<br />

Genregulation/<br />

-expression<br />

Somatische<br />

Prozesse<br />

Psychoneuroendokrinologie<br />

Institut für Psychotherapie


Systematisierung <strong>der</strong> psychodynamischen<br />

Konzeptualisierung psychosomatischer Erkrankungen<br />

Psychische<br />

Ätiologie g<br />

„<strong>der</strong> gehe<strong>im</strong>nisvolle<br />

Sprung“ g<br />

Psycho-Somatische<br />

Bindeglie<strong>der</strong> g<br />

Störungsbil<strong>der</strong><br />

Konflikt –<br />

Pathologie<br />

Reaktive Pathologie<br />

(Stressmodell)<br />

Konversion<br />

Neuroanatomische<br />

Voraussetzungen<br />

Neurophysiologie<br />

Psychophysiologie<br />

Dissoziative Störungen<br />

(„Konversions-<br />

neurosen“)<br />

( Somatoforme<br />

Störungen<br />

Entwicklungs-<br />

pathologie<br />

Strukturpathologie<br />

Bindungspathologie<br />

Vulnerabilitätskonzept<br />

Traumapathologie<br />

Somatisierung<br />

Alexithymie<br />

Psychoneuro-<br />

endokrinologie<br />

Psychoneuro-<br />

<strong>im</strong>munologie<br />

Genetische<br />

Faktoren<br />

Somato –Psycho –<br />

somatosen<br />

Posttraumatische<br />

Belastungs –<br />

Körperliche Prozesse<br />

störungen<br />

Bio –psycho – sozio – dynamische Krankheitsmodelle<br />

Institut für Psychotherapie


(Subjektiv) bedeutsame psychodynamische Konzepte und Modelle<br />

Psychodynamische<br />

Konzepte<br />

<strong>der</strong> Angstverarbeitung<br />

Ausdrucks-und<br />

Bereitstellungserkrankungen<br />

Konversion<br />

Psychosomatik<br />

Psychosomatische<br />

Grundstörung<br />

Alexithymie<br />

Somatisierung<br />

Institut für Psychotherapie


Bedeutsame psychodynamische Konzepte und Modelle<br />

„Der gehe<strong>im</strong>nisvolle Sprung vom Seelischen <strong>zum</strong> Körperlichen“<br />

(Freud 1917)<br />

Psychodynamische<br />

Konzepte<br />

<strong>der</strong> Angstverarbeitung<br />

Ausdrucks-und<br />

Bereitstellungserkrankungen<br />

Konversion<br />

Psychosomatik<br />

Psychosomatische<br />

Grundstörung<br />

Alexithymie<br />

Somatisierung<br />

Institut für Psychotherapie


„Ausdruckserkrankungen“: die Konversionsstörungen<br />

(von Uexküll 1963)<br />

v Prinzip <strong>der</strong> Umsetzung seelischer Konflikte in körperliche<br />

Phänomene (Freud 1895)<br />

v Umsetzung <strong>der</strong> Erregungssumme eines seelischen Konfliktes<br />

bzw. eines unerträglichen Affektes in körperliche, insbeson<strong>der</strong>e<br />

sensorische und motorische Innervationen; Symbolisierung in<br />

Körpersprache<br />

v Psychischer Konflikt sekundär ins Körperliche konvertiert<br />

v Organwahl als Hinweis auf Konflikt<br />

Ł anthropomorphe Sprachmetaphern<br />

v „Damit handelt es sich bei <strong>der</strong> Konversion um einen motivierten<br />

aktiven psychodynamischen Vorgang, <strong>der</strong> eine Abwehr darstellt ,<br />

und nicht um ein passives unmotiviertes Versagen best<strong>im</strong>mter<br />

Funktionen.“ (Henningsen 2006, S.6 ).<br />

v Heutige Auffassung: Keine Beschränkung auf ödipale Konflikte,<br />

keine Beschränkung auf hysterische<br />

Persönlichkeitsstrukturen<br />

Institut für Psychotherapie


Nachweis von psychischen Konflikten und Belastungen<br />

v ein <strong>der</strong> Erkrankung vorausgehen<strong>der</strong> fassbarer<br />

seelischer Konflikt<br />

(Hoffmann 1996)<br />

v eine auslösende soziale Situation, die durch<br />

emotionale Belastung zur Konfliktst<strong>im</strong>ulation beiträgt<br />

v<br />

Symptomwahl / -lokalisation ableitbar über eine<br />

konkrete, oft nicht bewusste Vorstellung o<strong>der</strong><br />

Erfahrung o<strong>der</strong> über ein Identifizierungsmodell<br />

belegbar<br />

v Dissoziative Vorgänge, vor allem Amnesien, die<br />

aktuell o<strong>der</strong> anamnestisch nachweisbar sind; je mehr<br />

Dissoziation, umso eher Traumapathologie (Hoffmann 2011)<br />

v Nachweis einer ausgeprägten intrapsychischen<br />

Entlastung durch das Symptom<br />

Institut für Psychotherapie


Vortrag am 28.1.2012 am Institut für<br />

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> ÄK SH<br />

„<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>wortlosen</strong><br />

<strong>Sprache</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Körpersymptoms</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Narrativ</strong> <strong>im</strong><br />

intersubjektiven Dialog“<br />

Dipl. Psych. Dr. Annegret Boll-Klatt<br />

„<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Senecio, Paul Klee 1922


Mechanismus<br />

Schicksal <strong>der</strong> grundlegenden<br />

Konflikte<br />

Vermitteln<strong>des</strong><br />

Nervensystem<br />

Betroffene Funktonen<br />

Bevorzugte Lokalisation<br />

Konversion<br />

Körpersprachlicher Ausdruck <strong>der</strong><br />

psychischen Inhalte<br />

Verdrängung mit <strong>der</strong> Symptombildung<br />

Zerebro-spinal (ZNS und periphere<br />

Nerven)<br />

-Sensorium und Sensibilität<br />

-Willkürinnervation<br />

-Zentrale Schmerzwahrnehmung<br />

(- Vegetative Funktionen)<br />

-Sinnesorgane, periphere Nerven<br />

-Quergestreifte Muskulatur<br />

-Sexualorgane<br />

-Vorgeschädigte o<strong>der</strong> chronisch<br />

belastete Organe<br />

-Allgemeinbefinden<br />

Somatisierung<br />

(Re-)Somatisierung von affektiven<br />

Zuständen<br />

Verleugnung<br />

Autonomes (vegetatives) Nervensystem<br />

-Viszerale Organfunktionen<br />

-Vegetative Funktionen<br />

-„Innere“ Organe<br />

-Spezielle vegetative Funktionen<br />

(Schlaf, Schwitzen, Appetit)<br />

-Allgemeinbefinden<br />

Krankheitsbild -meistens monosymptomatisch -Allgemeinstörung: multiform<br />

-Spezifische Somatisierungsstörungen:<br />

funktionsbezogen<br />

Symptombegleitende<br />

Affekte<br />

-Pr<strong>im</strong>är keine<br />

-Sekundär: Beunruhigung, Angst,<br />

Verzweiflung<br />

-Vor<strong>der</strong>gründig : keine<br />

-Bei genauerem Nachfragen: Angst und<br />

Depression<br />

Geschlechterverteilung Frauen >> Männer Frauen > Männer<br />

Verlauf<br />

Teils Spontanheilung, teils<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Chronifizierung<br />

Chronifizierend (Ermann 2007, S. 244)


„Bereitstellungsreaktionen“: die Somatisierungsstörungen<br />

(Alexan<strong>der</strong> 1950)<br />

v Körperliche Symptomatik nicht <strong>der</strong> ersatzweise Ausdruck einer<br />

verdrängten Emotion, wie bei <strong>der</strong> Konversion, son<strong>der</strong>n die Folge<br />

<strong>der</strong> physiologischen Begleitreaktion emotionaler Erlebenszustände<br />

(Ł „unmotiviert“)<br />

v Unzureichende Ausbildung einer psychischen <strong>des</strong>omatisierten<br />

Repräsentanz von Affekten<br />

v Reduzierung <strong>des</strong> Affekterlebens und <strong>des</strong> Affektausdrucks auf die<br />

affektbegleitenden körperlichen Reaktionen<br />

v Affekt <strong>im</strong> Erleben nur als somatisches Affektäquivalent (Fenichel<br />

1945) repräsentiert.<br />

Ł direktere, da nicht konvertierte Überführung <strong>der</strong> Affekte in<br />

Körperbeschwerden<br />

v Somatisierung als regressive Form <strong>der</strong> Affekt- und<br />

Konfliktverarbeitung,<br />

Institut für Psychotherapie


Institut für Psychotherapie


Institut für Psychotherapie


Schema <strong>der</strong> neuro-endokrinen Kopplung durch Sympathikus<br />

und das hypothalamico-hypophysäre System bei Stress<br />

Konflikte<br />

„Stress“<br />

Amygdala<br />

Hypothalamus<br />

Hypophyse<br />

Nebennierenrinde<br />

Nebennierenmark<br />

Effektorsysteme<br />

Striatum<br />

zentrales Höhlengrau<br />

Hirnstamm<br />

Rückenmark<br />

präganglionäre<br />

Sympathikusneurone<br />

Effektorsysteme<br />

(Ruegg, 2001)<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Stressreaktion Ł<br />

psychosomatische<br />

Störungen/<br />

Erkrankungen


„Bereitstellungsreaktionen“:Somatisierungsstörungen<br />

(Ermann 2007)<br />

Auslöser<br />

Pathogener<br />

Affekt<br />

Resomatisierung<strong>des</strong><br />

Erlebens<br />

Aktivierung vegetativer<br />

Affektkorrelate<br />

Körperorientierung <strong>der</strong><br />

Kommunikation<br />

(Symptomklage)<br />

Enterozeptive<br />

Wahrnehmungsorientierung<br />

Somatisierungssymptom<br />

Institut für Psychotherapie


1900<br />

4 Phasen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Psychosomatik<br />

Psychoanalytisch-anthropologische<br />

Phase (1900 – 1930)<br />

(Buddeberg2004)<br />

Phase <strong>des</strong> Nebeneinan<strong>der</strong>s von<br />

Spezifitätstheorie und physiologischem<br />

Stresskonzept (1930 – 1960)<br />

Biopsychosoziale Phase (1960 – 1990<br />

bzw. bis heute);<br />

Psychosomatik als Haltung<br />

Bis heute<br />

Psychobiologische Phase (1990 – heute);<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Neuro-Imaging;<br />

Musterbeispiel: Alexithymie<br />

Institut für Psychotherapie


Alexithymie: Vom hässlichen Entlein <strong>zum</strong> Model<br />

mo<strong>der</strong>ner Psychosomatik<br />

„Das zwischenzeitlich <strong>zum</strong> psychosomatischen<br />

Stiefkind degradierte Alexiethymiekonzept<br />

(Strukturspezifität , Anm. d. Verf.) ist<br />

avanciert zu einem wichtigen Beispiel für<br />

zeitgemäßes psychosomatisches Denken.“ (v.Rad 2002)<br />

Alexithymie als zeitgemäßes Modell für einen<br />

interdisziplinären Zugang <strong>zum</strong> Verständnis <strong>der</strong><br />

Emotionsregulation bei psychischen und<br />

psychosomatischen Störungen;<br />

entwicklungspsychologische und neurobiologische<br />

Modellvorstellungen sind bedeutsam (Freyberger 2009)<br />

Institut für Psychotherapie


Alexithymie Ł die ganz „normale“<br />

Kommunikation eines alten Paares …??<br />

Nein, das war<br />

gestern.<br />

Hast Du was<br />

gesagt ?<br />

Titscher 2010<br />

Institut für Psychotherapie


Grundlegen<strong>des</strong> zur Alexithymie<br />

Alexithymie (Sifneos 1973):<br />

„Es fehlen die Worte für Gefühle.“<br />

„Seelenblindheit“ (v.Rad 1983)<br />

4 Kernmerkmale alexithymer Phänomenologie:<br />

Ł unzureichende Verbalisierungsfähigkeit affektiver<br />

Inhalte<br />

Ł Phantasiearmut<br />

Ł Abhängigkeit von zentralen Beziehungsobjekten<br />

Ł ausgeprägte Tendenz zur Normalität (Freyberger 2009)<br />

Institut für Psychotherapie


Vortrag am 28.1.2012 am Institut für<br />

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> ÄK SH<br />

„<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>wortlosen</strong><br />

<strong>Sprache</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Körpersymptoms</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Narrativ</strong> <strong>im</strong><br />

intersubjektiven Dialog“<br />

Dipl. Psych. Dr. Annegret Boll-Klatt<br />

„<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Senecio, Paul Klee 1922


Aktuelle Definition <strong>der</strong> Alexithymie<br />

(Grabe & Scheidt 2009, S. 19 ff)<br />

Kognitiv-affektive Störung, die <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Affektivität<br />

mit Schwierigkeiten in <strong>der</strong> Wahrnehmung und<br />

Kommunikation von Gefühlen und <strong>im</strong> kognitiven Bereich<br />

mit einem stereotypen, an äußeren Ereignissen<br />

orientierten Denkstil verbunden ist (Bagby & Taylor 1997)<br />

Störung <strong>im</strong> somato-psychischen Verarbeiten o<strong>der</strong><br />

Regulieren von Emotionen; Defizit in <strong>der</strong> kognitiven<br />

Verarbeitung von Affekten<br />

Konkrete, flache und vereinfachte <strong>Sprache</strong>;<br />

ausschließlicher Bezug auf Ereignisse in <strong>der</strong> Gegenwart,<br />

externale, auf äußere Sachverhalte bezogene Sicht <strong>der</strong><br />

Realität mit chronologischer Darstellung von Fakten<br />

Ł operationales Denken (Marty & de M`Uzan 1963)<br />

Institut für Psychotherapie


Stufen <strong>der</strong> individuellen Differenzierung emotionaler<br />

Wahrnehmungsfähigkeit<br />

Level V: Fähigkeit, auch be<strong>im</strong> Gegenüber eine differenzierte von<br />

eigenen Empfinden verschiedene Gefühlslage zu erschließen<br />

↑<br />

Level IV: Mischung eigener unterschiedlicher Gefühle<br />

(„Gefühlsambivalenz“)<br />

↑<br />

Level III: Prinzipielle Fähigkeit zur psychischen Erfahrung i.e.S.<br />

(einzelne Gefühle können global wahrgenommen werden, aber nicht<br />

gleichzeitige differenzierte Wahrnehmung unterschiedlicher eigener<br />

Gefühle)<br />

↑<br />

Level II: „Tendenz zur Aktion“ wird wahrgenommen (keine bewusste<br />

Wahrnehmung von Gefühlen)<br />

↑<br />

Level I: Mehr o<strong>der</strong> weniger reine Reflexantwort (Affektive St<strong>im</strong>uli<br />

lösen lediglich autonom-vegetative bzw. endokrine Reaktionen aus)<br />

( Lane & Schwartz 1987)<br />

Institut für Psychotherapie


Empirische Forschung zur Alexithymie<br />

Alexithyme Merkmale<br />

Ł bei 10 % <strong>der</strong> Bevölkerung in Deutschland<br />

Ł bei 25 % <strong>der</strong> Pat. in psychiatrischen, psychosomatischen<br />

und psychotherapeutischen Einrichtungen<br />

Umfassende Untersuchungen über langen Zeitraum:<br />

Ł Alexithymie mit hoher prädiktiver Bedeutung für<br />

psychosomatische Erkrankungen<br />

Aktuelle Verbreiterung <strong>des</strong> Kenntnisstan<strong>des</strong> durch<br />

verbesserte Operationalisierung mit psychometrischen<br />

Methoden (TAS-20; LEAS) sowie<br />

grundlagenwissenschaftliche neurobiologische und<br />

psychophysiologische Methoden<br />

Institut für Psychotherapie


Wichtige Unterschiede von alexithymen und<br />

nicht-alexithymen Patienten<br />

Signifikant niedrigere Werte in <strong>der</strong> LEAS von Pat. mit<br />

somatoformen Störungen, verglichen mit Pat. mit<br />

affektiven, Zwangs-, Angst-, Ess- und<br />

Anpassungsstörungen<br />

Entkopplung von emotionalen und physiologischen<br />

Reaktionen (Blutdruck, Herzfrequenz etc.) bei<br />

alexithymen Pat.<br />

„Blindheit“ für soziale Situationen <strong>der</strong> alexithymen<br />

Pat. (Decodierungsschwäche), dadurch geringere<br />

Zugänglichkeit zu sozialer Unterstützung<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> regionalen Durchblutung in den<br />

Affekt steuernden Hirnstrukturen, vor allem <strong>im</strong><br />

anterioren Gyrus cinguli<br />

Institut für Psychotherapie<br />

ABK,08/06


Halbschematische Darstellung <strong>der</strong> Lage wichtiger<br />

affektsteuern<strong>der</strong> ZNS-Strukturen<br />

Präfrontaler<br />

Cortex (PFC)<br />

Gyrus<br />

cinguli<br />

Orbitofrontaler<br />

Cortex<br />

Hypothalamus<br />

Amygdala<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Hippocampus


Halbschematische Darstellung <strong>der</strong> Lage wichtiger<br />

affektsteuern<strong>der</strong> ZNS-Strukturen<br />

Präfrontaler<br />

Cortex (PFC)<br />

Gyrus<br />

cinguli<br />

Orbitofrontaler<br />

Cortex<br />

Hypothalamus<br />

Amygdala<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Hippocampus


Zusammenspiel <strong>der</strong> neuronalen Strukturen bei <strong>der</strong><br />

Generierierung und Regulation bewusster Emotionalität (1)<br />

v Die Fähigkeit <strong>der</strong> Mentalisierung, die sog. reflective<br />

emotional awareness, beruht auf neuronalen<br />

Prozessen in ventromedialen Anteilen <strong>des</strong> präfrontale<br />

Cortex (PFC) und paracingulären Arealen<br />

v Der anteriore Gyrus cinguli (ACC) wurde schon früh<br />

erkannt in seiner Funktion, die er für die<br />

zentralnervöse Affektverarbeitung, insbeson<strong>der</strong>e für<br />

die bewusste Affektwahrnehmung innehat.<br />

v Die Steuerung <strong>der</strong> bewussten Aufmerksamkeit<br />

bezüglich kognitiver und emotionaler Vorgänge, die<br />

Schmerzwahrnehmung, aber auch die Prozessierung<br />

von vegetativ-autonomen und motorischen<br />

Prozessen gehen von diesem Hirnareal aus.<br />

Institut für Psychotherapie


Zusammenspiel <strong>der</strong> neuronalen Strukturen bei <strong>der</strong><br />

Generierierung und Regulation bewusster Emotionalität (2)<br />

Während <strong>der</strong> dorsale Anteil <strong>des</strong> ACC das direkte, unmittelbare<br />

Gefühlserleben ermöglicht, scheint <strong>der</strong> rostral-ventrale Anteil<br />

<strong>des</strong> ACC zusammen mit dem medialen Teil <strong>des</strong> PFC eine<br />

herausgehobene Rolle bei <strong>der</strong> reflektierten bewussten<br />

Wahrnehmung emotionaler Inhalte zu spielen.<br />

Studien unterstützen Fonagys Postulat, dass <strong>der</strong><br />

Mentalisierungsfähigkeit eine Mo<strong>der</strong>atorenfunktion in Bezug auf<br />

die Auswirkungen emotionaler Erregung auf somatische Abläufe<br />

einn<strong>im</strong>mt. Die Fähigkeit , eine negative affektive Erfahrung<br />

differenziert wahrzunehmen und zu durchleben, führt über die<br />

Aktivierung <strong>des</strong> ventromedialen PFC und <strong>des</strong> ACC zu einer<br />

<strong>zum</strong>eist protektiven Erhöhung parasympathischer und zu einer<br />

Inhibition <strong>der</strong> stressenden sympathischen Aktivität.<br />

Als neuronales Substrat für diese Zusammenhange kommt nach<br />

heutigem Wissenstand vor allem eine Interaktion zwischen den<br />

Mandelkernen einerseits und dem rechtsseitigen PFC sowie<br />

dem ACC an<strong>der</strong>erseits infrage.<br />

Institut für Psychotherapie


Somato-Psychosomatosen als bio-psycho-soziodynamische<br />

Erkrankungen<br />

…..<br />

Männer haben`s schwer, nehmen`s leicht<br />

außen hart und innen ganz weich<br />

werden als Kind schon auf Mann geeicht<br />

wann ist man ein Mann<br />

Männer haben Muskeln<br />

Männer sind furchtbar stark<br />

Männer können alles<br />

Männer kriegen Herzinfarkt<br />

…..<br />

Herbert Grönemeyer 2005<br />

Institut für Psychotherapie


Bio-psycho-sozio-dynamisches Modell zur Genese <strong>der</strong> koronaren<br />

Herzerkrankung<br />

Bio<br />

Genetik<br />

Somatische<br />

Risikofaktoren<br />

Plaquebildung<br />

Destabilisierung<br />

Entzündung<br />

Somatische<br />

Auslöser<br />

(z.B. körperliche<br />

Belastung)<br />

Angina pectoris<br />

Autonome Imbalance<br />

Proinflammatorische<br />

Effekte<br />

RR-Anstieg<br />

Thrombozytenaggregation<br />

Arrhythmie<br />

Psycho<br />

kindliche Entwicklung<br />

Selbstwertproblematik<br />

Kompensationsversuche,<br />

Risikoverhalten<br />

Typ D<br />

vitale Erschöpfung,<br />

Depression<br />

Psychische<br />

Auslöser<br />

( Hoffnungslosigkeit,<br />

Ärger)<br />

Plaqueruptur<br />

Thrombus<br />

Plötzlicher Herztod<br />

Instabile Angina<br />

pectoris<br />

Sozial<br />

frühe<br />

Beziehungen<br />

Gruppennormen<br />

(Rauchen,<br />

Ernährung,<br />

Bewegung)<br />

soziale<br />

Unterstützung,<br />

job strain<br />

Gratifikationskrise,<br />

Konflikte<br />

Infarkt<br />

„ego infarction“<br />

Depression<br />

Soz. Rollenkrise<br />

(z.B. Rente)<br />

Sozioökonomischer Status<br />

Institut für Psychotherapie<br />

( mod.n.Herrmann –Lingen 2000)


Somato-Psychosomatose Herzinfarkt:<br />

(K)Eine „Gretchenfrage“<br />

Wie kommt die<br />

Depression in die<br />

Koronarien ?<br />

Institut für Psychotherapie


Anschlussfähigkeit mo<strong>der</strong>ner psychodynamischer Psychosomatik<br />

an wichtige Grundlagenwissenschaften<br />

Psychoneuro<strong>im</strong>munologie<br />

Psycho-Neurophysiologie<br />

incl.<br />

biochemischer Prozesse<br />

Neuroanatomie<br />

incl. Plastizität<br />

<strong>des</strong> Gehirns<br />

Psychosomatik<br />

Genetik<br />

incl. Epigenetik ,<br />

Genregulation/<br />

-expression<br />

Somatische<br />

Prozesse<br />

Psychoneuroendokrinologie<br />

Institut für Psychotherapie


„Depression als chronische Stresserkrankung“ (Deuschle 2010)<br />

Verhaltensebene<br />

DEPRESSION<br />

Pathophysiologische<br />

Ebene<br />

Rauchen<br />

Alkohol<br />

Fehlernährung<br />

Sozialer Rückzug<br />

Bewegungsverhalten<br />

Nonadherence<br />

Diabetes<br />

Adipositas<br />

Hypertonus<br />

HLP<br />

Thrombozytenaktivierung<br />

Zytokinfreisetzung<br />

Endotheldysfunktion<br />

HHNS-Dysregulation<br />

ANS-Dysregulation<br />

HRV; Baroreflex-Sensitivität<br />

Kardiovaskuläre Reaktivität<br />

KHK<br />

Buss U, Psychoneuro 2006<br />

Institut für Psychotherapie


Somato-Psychosomatosen aus<br />

aktueller psychoanalytischer Sicht<br />

Entstehung unter dem Einfluss unbewusster emotionaler<br />

Zustände; somatische Bewältigung<br />

Symptom = Repräsentation <strong>der</strong> somatischen Erinnerung<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit Erfahrungen <strong>der</strong> präverbalen<br />

Entwicklung<br />

Fehlen <strong>der</strong> seelischen Repräsentanz<br />

Auslöser: Regression als Folge von Spannungszuständen<br />

Spannungszustände als Folgen einer neurotischen<br />

Entwicklung und/o<strong>der</strong> von frühen (Bindungs- und<br />

Beziehungs-) Traumatisierungen<br />

Manifestierung einer reaktivierten Psychosomatischen<br />

Grundstörung <strong>im</strong> Krankheitsstadium<br />

(Ermann 2007, S.328)<br />

Institut für Psychotherapie


Psychosomatosen als somatische Erinnerung<br />

(Ermann 2007, S. 329ff)<br />

v Körpersymptome als Spuren von affektiv-somatischen Zuständen<br />

und frühen vorsprachlichen Beziehungserfahrungen (Stern 2010)<br />

Ł Metapher „somatische Erinnerung“<br />

v Somatische Erinnerung als Aktivierung solcher senso-affektivmotorischen<br />

Zustände gespeichert <strong>im</strong> <strong>im</strong>plizit-prozeduralen<br />

Gedächtnis<br />

v Somatische Erinnerungen als Inseln für potentielle Regression bei<br />

Aktivierung durch best<strong>im</strong>mte Auslöser<br />

v Fehlende Mentalisierung best<strong>im</strong>mter emotionaler Zustände<br />

Ł anhaltende körperliche Aktivierungszustände<br />

(„Bereitstellungserkrankungen“ , v.Uexküll, 1963), die über<br />

zentralnervöse Steuerungen durch Einflussnahme auf hormonelle,<br />

humorale o<strong>der</strong> nervöse Regulationsmechanismen die organische<br />

Struktur verän<strong>der</strong>n<br />

Institut für Psychotherapie


Die Psychosomatische Grundstörung als basale<br />

Strukturpathologie (Ermann 2007)<br />

v Unklare Selbst-Objekt Abgrenzung<br />

-unzureichende Ich-Grenzen<br />

-Identitätsdiffusion (BPO) und Selbst-Selbstobjekt-Beziehungen (N)<br />

v Unsichere Nähe-Distanz-Regulation<br />

-begleitende Affekte: Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit<br />

-schizoide Kontaktstörung<br />

-Aggression als Mittel <strong>der</strong> Nähe-Distanz-Regulation<br />

v Objektangewiesenheit<br />

-keine angemessene Verarbeitung aggressiver Affekte<br />

v Ich-Struktur-Störung<br />

-Schwierigkeit, Gefühlszustände differenziert wahrzunehmen und<br />

begrifflich <strong>zum</strong> Ausdruck zu bringen Ł Alexithymie<br />

v Variante <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>line-Persönlichkeitsorganisation, die vor<br />

allem eine schizoide Tönung enthält und durch die Alexithymie<br />

eine beson<strong>der</strong>e Färbung erfährt Ł Therapie !<br />

Institut für Psychotherapie


Entstehung von Psychosomatosen aus<br />

psychoanalytischer Sicht (Ermann 2005, S. 68)<br />

Wie<strong>der</strong>belebung<br />

<strong>der</strong> Grundstörung<br />

Konflikt,<br />

Verletzung<br />

Hilflosigkeit,<br />

Hoffnungslosigkeit<br />

Körperliche<br />

Faktoren<br />

Somato-<br />

Psychosomatose<br />

Ich-Regression<br />

Ersatz <strong>des</strong> Ich-<br />

Erlebens durch<br />

körperliches<br />

Zeichen<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Psychischer<br />

Faktorsomatische<br />

Erinnerung


Die Psychosomatische Grundstörung<br />

1) Persönlichkeit auf niedrigem Strukturniveau: Fixierung<br />

<strong>der</strong> Grundstörung<br />

2) Persönlichkeit auf mittlerem und höherem Strukturniveau:<br />

-Grundstörung wird in <strong>der</strong> späteren Entwicklung<br />

durch narzisstische o<strong>der</strong> neurotische Konflikt-Pathologie<br />

überbaut<br />

-gelungene Bewältigung <strong>der</strong> Grundstörung durch nachfolgende<br />

Weiterentwicklung; weitgehend gelingende Anpassung an<br />

spätere Entwicklungsaufgaben<br />

-durch persönlichkeitsspezifische Auslösekonflikte – <strong>zum</strong>eist<br />

Verlusterlebnisse – setzt massive Regression ein und die<br />

tieferliegende Störung wird sichtbar<br />

Institut für Psychotherapie


Die zweischichtige Struktur bei Psychosomatosen<br />

auf höherem und mittlerem Strukturniveau<br />

Die Psychosomatische<br />

Grundstörung<br />

(Basale Struktur-Pathologie)<br />

-Labile Ich-Grenzen<br />

-Objektangewiesenheit<br />

-Nähe-Distanz-Konflikt<br />

-Umgrenzte Ich-Struktur-Störung<br />

-Körperliches Erinnern<br />

Die neurotische<br />

Weiterentwicklung<br />

(Sekundäre Konflikt-Pathologie)<br />

Zumeist:<br />

- Narzisstische Persönlichkeit<br />

-Depressive Persönlichkeit<br />

- ZwanghaftePersönlichkeit<br />

(Ermann 2007. S. 333)<br />

Institut für Psychotherapie


Symptombildung bei Somato-Psychosomatosen<br />

(s. Fallbeispiel )<br />

Sensomotorischeu.<br />

Individuationsentwicklung<br />

Neurotische Weiterentwicklung<br />

Fixierung <strong>der</strong><br />

Grundstörung<br />

Niedriges<br />

Niveau<br />

Psychosom.<br />

Grundstörung<br />

Mittleres /<br />

höheres<br />

Niveau<br />

Somatische Erinnerung<br />

Auslösesituation<br />

Somatische<br />

Faktoren<br />

(Somato)<br />

Psychosomatose<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Auslösesituation<br />

Somatische<br />

Faktoren


Vortrag am 28.1.2012 am Institut für<br />

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> ÄK SH<br />

„<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>wortlosen</strong><br />

<strong>Sprache</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Körpersymptoms</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Narrativ</strong> <strong>im</strong><br />

intersubjektiven Dialog“<br />

Dipl. Psych. Dr. Annegret Boll-Klatt<br />

„<br />

Institut für Psychotherapie<br />

Senecio, Paul Klee 1922


Zum Abschluss: 3 provokante Fragen <strong>zum</strong><br />

Zusammenspiel von Körperlichen und Seelischem<br />

v<br />

Welche Bedeutung haben psychologische Erklärungen für Erleben und<br />

Verhalten überhaupt noch in den Zeiten <strong>der</strong> Neurowissenschaften?<br />

v<br />

Darf ich überhaupt noch sagen, dass z.B. eine konversionsneurotische<br />

Lähmungssymptomatik durch einen an<strong>der</strong>weitig nicht lösbaren<br />

unbewussten intrapsychischen Konflikt in einer best<strong>im</strong>mten<br />

Lebenssituation verursacht wurde, wenn ich (früher o<strong>der</strong> später) angeben<br />

kann, welche Dysfunktionen frontal-l<strong>im</strong>bischer neuronaler Strukturen<br />

damit einhergehen?<br />

v<br />

Welche Aussagekraft hat die empirische Erkenntnis, dass eine<br />

Depression z.B. als Folge einer narzisstischen Krise als eigenständiger<br />

Risikofaktor die Entstehung und den Verlauf kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen negativ beeinflusst, wenn ich weiß, dass<br />

depressionsinduzierte Pathomechanismen wie die Verän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

Serotoninstoffwechsels, die proinflammatorischen Effekte o<strong>der</strong> die<br />

verstärkte Thrombozytenaggregation eine erhöhte kardiale Morbidität und<br />

Mortalität verursachen? (Ł Henningsen 2006, S. ….)<br />

Institut für Psychotherapie


Vielen Dank<br />

für<br />

Ihre Aufmerksamkeit !<br />

Institut für Psychotherapie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!