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Morbus Basedow - Marianne Krug

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<strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong><br />

Naturarzt 11/2003<br />

www.naturarzt-access.de<br />

Autor: <strong>Marianne</strong> <strong>Krug</strong>, Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

Große Friedberger Str. 44-46<br />

60313 Frankfurt/Main<br />

Zusammenfassung:<br />

M. <strong>Basedow</strong> ist eine Erkrankung der Schilddrüse, benannt nach dem deutschen Arzt Karl<br />

Adolf von <strong>Basedow</strong>,1799-1854. Schätzungsweise 1-3% der Bevölkerung erkranken an dieser<br />

Krankheit, davon mehr Frauen als Männer. Sie hat eine erbliche Komponente.<br />

Hierbei ist ein Teil der körpereigenen Abwehr fehlgeleitet und richtet sich gegen eigene<br />

Körperanteile statt gegen Eindringlinge von außen ( Autoimmunologie).<br />

Sie führt zu einer Überfunktion der Schilddrüse und macht sich durch Körperzeichen<br />

bemerkbar wie z.B.:<br />

Herzrasen, Herzstolpern, Schwitzen, Unruhe, Reizbarkeit, Nachlassen der Leistungsfähigkeit.<br />

Die Zeichen der Überfunktion lassen sich durch unterschiedliche Maßnahmen behandeln,<br />

seien es naturheilkundliche Ansätze bei milden Verlaufsformen oder durch sogenannte<br />

Schilddrüsenblocker in der konventionellen Medizin. Die Autoimmunologie ist wesentlich<br />

schwerer zu beeinflussen und dies führt häufig letzten Endes zur Entfernung des<br />

überwiegenden Anteils der Schilddrüse durch Operation oder durch eine Behandlung mit<br />

radioaktivem Jod. Darüber hinaus bestehende Beschwerden werden durch naturheilkundliche<br />

Maßnahmen häufig zufriedenstellend behandelt.<br />

Die Schilddrüse und ihre Aufgaben YYYY AbbildungYYYY<br />

Das Organ Schilddrüse ( SD) liegt schmetterlingsförmig unterhalb des Kehlkopfes rechts und<br />

links der Luftröhre in der Mitte durch einen kleinen Steg ( Isthmus) miteinander verbunden.<br />

Im gesunden Zustand spürt man sie nicht – wenn man sie spürt, ist dies bereits ein erstes<br />

Anzeichen für mögliche entzündliche Vorgänge.<br />

Sie ist eine Drüse. Das heißt, ihre Hauptaufgabe besteht darin, Hormone – das sind<br />

Botenstoffe des Körpers – zu produzieren. Die wichtigsten Schilddrüsenhormone heißen<br />

abgekürzt: T3 (Trijodthyronin ) und T4 ( Thyroxin= Tetrajodthyronin).Diese übernehmen<br />

wichtige Steuerungsaufgaben im Gesamtorganismus in der Regulation von Wärme, Herz ,<br />

Kreislauf, Magen-Darm-Tätigkeit, Feuchtigkeit der Haut, Schweiß, Zellstoffwechsel,<br />

Energiestoffwechsel sowie Ausschüttung von vielen anderen Hormonen<br />

(Nebennierenrindenhormone, Sexualhormone, Wachstumshormon). Sogar Psyche und<br />

Persönlichkeit werden beeinflusst. Wollte man den Körper mit einem Computer vergleichen,<br />

dann wäre die Schilddrüse ein wichtiger Teil der Systemsteuerung.<br />

Und wie bei dem Computer gibt es<br />

Hardware (= Größe , Gestalt, Struktur, Entzündung )und<br />

Software(= Funktion)<br />

Überfunktion<br />

Bei der autoimmunologischen Entzündung vom Typ <strong>Basedow</strong> schüttet die SD zu viele


Hormone T3 und T4 aus; sie überschwemmt den Körper regelrecht damit. Dieser<br />

Vorgang – man könnte fast von einer Vergiftung sprechen – bewirkt, dass jede Körperzelle<br />

zuviel arbeitet, vielleicht bis zur Erschöpfung. Die Betroffenen berichten dann folgende<br />

Symptome:<br />

sieheTabelle Symptome der Überfunktion<br />

Schneller Puls<br />

Rhythmusstörung<br />

Durchfall<br />

Schwitzen, Temperaturerhöhung, Cholesterin erniedrigt<br />

Haut warm, feucht, gut durchblutet, warme Räume werden schlecht vertragen<br />

Nervosität, innere Unruhe, Reizbarkeit bis zu schweren psychischen Auffälligkeiten<br />

Schlafstörungen<br />

Rastlosigkeit, Unkonzentriertheit<br />

Vermehrter Durst, vermehrter Hunger<br />

Gewichtsabnahme<br />

Zittern,<br />

Menstruationsstörungen.<br />

Die oben genannten Zeichen treten in unterschiedlicher Ausprägung bei jeder Überversorgung<br />

mit Schilddrüsenhormonen auf, egal ,wodurch sie verursacht ist. Dies kann durch <strong>Morbus</strong><br />

<strong>Basedow</strong> oder andere Krankheiten oder auch durch zu hohe Dosierung von eingenommenen<br />

Schilddrüsenhormonen bedingt sein. Einige der Symptome sind auch verwechselbar mit<br />

Zuständen von psychischer Erregtheit oder einem Ungleichgewicht im vegetativen<br />

Nervensystem. Dies zeigt eine sehr enge Verknüpfung von Schilddrüse mit seelischen<br />

Zuständen, ohne, dass man immer sagen könnte, was zuerst da war – das Huhn oder das Ei.<br />

Der <strong>Basedow</strong>erkrankte leidet auch häufig unter Angstzuständen. Die zahlreichen Symptome<br />

erlebt er dann als hochgradig beängstigend.<br />

<strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> ist eine Autoimmunkrankheit<br />

<strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> oder die <strong>Basedow</strong>sche Krankheit ist definiert als eine Autoimmunkrankheit.<br />

Bei einer solchen Krankheit richten sich Teile des Abwehrsystems fehlerhaft gegen eigenes<br />

Körpergewebe anstatt gegen äußere Feinde und führen so zu Entzündungen. Beispiele für<br />

andere Autoimmunkrankheiten sind Asthma, echtes Rheuma, Neurodermitis, Lupus<br />

erythematodes.<br />

Beim M. <strong>Basedow</strong> richten sich Antikörper gegen Rezeptoren von Schilddrüsenzellen( TSH-<br />

Rezeptoren, TSH-Rezeptor-Antikörper, TRAK)und führen zu einer unkontrollierten<br />

Stimulation der SD-Zellen. Andere Antikörper richten sich gegen andere Gewebsteile, wie<br />

z.B. gegen Weichteile in der Augenhöhle..<br />

Typisch ( und, wenn vorhanden, beweisend für die Diagnose)sind die Augensymptome – in<br />

der Fachsprache endokrine Orbitopathie genannt: Tränenfluß, Fremdkörpergefühl,<br />

Lichtscheu, Hervortreten der Augen ( „Froschaugen“ oder Exophthalmus)Druckgefühl,<br />

Rötung der Bindehaut werden durch Entzündungsvorgänge an den Weichteilen der<br />

Augenhöhle verursacht. Dies ist mit einem starken Leidensdruck beim Patienten verbunden,<br />

der häufig nicht nachlässt, obwohl die SD-Krankheit erfolgreich behandelt wurde.<br />

Manche Antikörper sind noch nicht weit genug erforscht, um sie in der Praxis nachweisen zu<br />

können . Recht häufig kommt es zu Rhythmusstörungen am Herzen , die nicht mit der<br />

Überfunktion allein zu erklären sind ( Herzinnenschichtsyndrom, siehe unter<br />

naturheilkundlichen Behandlungen)<br />

Im Bewegungsapparat kann es zu Muskelschmerzen, schubweise auftretende<br />

Rückenschmerzen und Muskelschwächen, zu teigigen Schwellungen im Bereich des<br />

Schienbeins ( prätibiales Myxödem) oder zu leichten Knöchel-oder<br />

Unterschenkelschwellungen kommen. Nägel werden brüchig, Haare fallen aus oder sind so


weich , daß die Frisur nicht mehr sitzt. Magen-Darm-Störungen und Übelkeit scheinen<br />

gehäuft aufzutreten. Statistische Untersuchungen zur Symptomhäufigkeit fehlen zur Zeit.<br />

Abgegrenzt werden müssen eigenständige Autoimmunkrankheiten der Haut, wie die<br />

Weißfleckenkrankheit, die Vitiligo, eine blasenbildende Hautkrankheit, der Pemphigus oder<br />

der kreisrunde Haarausfall, die Alopecia arreata, die ebenfalls in Verbindung mit einem<br />

<strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> bestehen können.<br />

.<br />

Ursachen?<br />

Warum die Abwehr des Körpers anfängt , sich gegen eigenes Gewebe zu richten, ist nur in<br />

Teilen erforscht und ergibt in der konventionellen Medizin mehr Fragen als Antworten .<br />

Sicher ist, daß es einen erblichen Faktor gibt, der für diese Art von Erkrankung empfänglich<br />

macht.<br />

Sicher ist ferner, daß es einen Auslöser geben muß.<br />

Dies kann ein schwerer Virusinfekt sein,<br />

eine starke Hormonumstellung, wie es z. B. die Schwangerschaft darstellt,<br />

eine schwere psychische Krise oder aber<br />

eine überstarke Jodzufuhr z. B. durch Röntgenkontrastmittel anlässlich einer<br />

Computertomografie, einer Nieren-oder Gefäßuntersuchung.<br />

Diskutiert wird auch eine übermässige Jodzufuhr durch jodierte Nahrungsmittel (z.B.<br />

angereichtertes Jod in Fleisch durch jodiertes Viehfutter).Die einfache Benutzung von<br />

jodiertem Speisesalz ist hier allein nicht als Auslöser ausreichend.<br />

Rauchen ist ein wahrscheinlicher Auslöser des <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> und kann die<br />

Augenerkrankung beim <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> auslösen oder verschlimmern .<br />

Da die überwiegende Zahl der Betroffenen Frauen sind, lässt sich ein Zusammenhang mit<br />

Sexualhormonen vorstellen. Ein stimulierender Einfluss auf Immunantworten ist beim<br />

Östrogen bekannt. . Progesteron wirkt überwiegend immunsuppressiv. Daher kann ein<br />

Zusammenhang mit einem Mangel an Progesteron gesehen werden Auch den männlichen<br />

Hormonen (Androgene)werden immunbremsende Wirkungen nachgesagt, so dass ein Mangel<br />

an Testosteron auch ursächlich sein kann. . Diese Zusammenhänge sind noch nicht bewiesen<br />

und bedürfen weiterer Forschung.<br />

Diagnostik<br />

Wenn die erwähnten Körperzeichen zu dem Verdacht auf <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> führen,<br />

dann wird der Arzt eine Blutuntersuchung und Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse<br />

vornehmen. Findet man im Blut die Antikörper gegen TSH-Rezeptoren ( TRAK) erhöht, ist<br />

die Diagnose gesichert. In unter 10% der Fälle sind andere oder keine der üblichen Antikörper<br />

nachweisbar, obwohl die Symptome des Patienten allein die Krankheit beweisen. Zum<br />

Beispiel hat der Namensgeber der Erkrankung, der Merseburger Chirurg Karl Adolf von<br />

<strong>Basedow</strong><br />

schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Begriff der „ Merseburger Trias“ geprägt, als noch<br />

keine Antikörper bekannt waren:<br />

Struma (SD-Vergrößerung , Kropf),<br />

Exophthalmus ( Froschaugen),<br />

Tachykardie ( schneller Puls). Dies hat über 150 Jahre als medizinscher Prüfungsstoff die<br />

Erkrankung <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> definiert.<br />

Zusätzlich müssen die Schilddrüsenhormone und das Steuerungshormon TSH aus der<br />

Hirnanhangsdrüse( Hypophyse) im Blut bestimmt werden, um das Ausmaß der Überfunktion<br />

festzustellen. Eine genaue körperliche Untersuchung wird zeigen, wie groß die Schilddrüse


ist, wie sie beschaffen ist und welche der erwähnten Überfunktionszeichen und<br />

autoimmunologischen Störungen zusätzlich vorliegen. Die harmlose Ultraschalluntersuchung<br />

zeigt die exakte Größe und das Echomuster ( Echoarmut = Entzündungszeichen) und gibt an,<br />

ob zusätzliche Knoten bestehen oder nicht. Eine Szintigrafie ( Abbildung der SD durch<br />

radioaktivmarkiertes Jod) wird nur notwendig, wenn zusätzlich Knoten in der Schilddrüse<br />

bestehen , die einer Abklärung bedürfen.Ein weiterer Grund ist eine Hyperthyreose ohne<br />

sichere Zeichen des <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong>, weil man hier durch die Szintigrafie die Ursache (<br />

meistens eine sogenannte Autonomie beweisen kann. Im Normalfall ist sie nicht nur nicht<br />

notwendig sondern sollte eingespart werden , weil die Gabe von Kontrastmittel<br />

Nebenwirkungen haben kann. Sollte die Schilddrüse sehr groß sein( Struma) und Störungen<br />

beim Atmen oder Schlucken bestehen, dann wird noch eine Röntgenaufnahme der Luftröhre<br />

und/oder der Speiseröhre angefertigt, um zu sehen, ob diese von der Struma eingedrückt<br />

werden. Eine augenärztliche Untersuchung klärt bei entsprechenden Beschwerden ab, ob und<br />

in welchem Ausmaß eine<br />

endokrine Orbitopathie vorliegt (eine durch Antikörper bedingte Entzündung der Weichteile<br />

in der Augenhöhle, siehe unten).<br />

Behandlung und Verlauf ( siehe Tab Behandlungsmethoden konventioneller Medizin)<br />

Wenn die Erkrankung festgestellt ist, richtet sich die Behandlung vor allem anderen nach dem<br />

Ausmaß der Überfunktion. Es gibt Verläufe von milden Übererregungszeichen bis hin zum<br />

Koma ( Thyreotoxische Krise, mit massiver Herzbeschleunigung und Bluthochdruck u.a.).<br />

Letzteres ist zum Glück recht selten; genauso selten allerdings wie die ganz milden<br />

Verlaufsformen. Der typische Fall ist ein schweres Krankheitsbild bei der Erstfeststellung, das<br />

baldige ärztliche Abhilfe benötigt.<br />

Das erste Ziel der Behandlung ist die Drosselung der Hormonproduktion. Dies wird<br />

zuverlässig erreicht durch Schilddrüsenblocker ( Thyreostatika wie Thiamazol, Carbimazol<br />

und Propylthiouracil). Diese Mittel sind nicht nebenwirkungsfrei. Selten gibt es Juckreiz,<br />

Hautausschläge , leichte Veränderungen des Blutbildes und der Leberwerte, manchmal<br />

Übelkeit und Kopfschmerzen. Diese Nebenwirkungen sind harmlos , zumindest im Vergleich<br />

zu einem Weiterbestehen des akuten Schubes des M. <strong>Basedow</strong>. Sie sind dosisabhängig und<br />

verschwinden komplett mit Absetzen der Mittel. Die Behandlung wird im Regelfall ein Jahr<br />

lang beibehalten . Dabei wird die Stoffwechsellage so eingestellt, daß eine normale Höhe der<br />

Schilddrüsenhormone im Blut nachweisbar ist. Eine Unterdrückung der SD – erkennbar an<br />

einer Erniedrigung des TSH-Wertes im Blut - ist nicht anzustreben, Heute weiß man, dass<br />

eine solche Stoffwechsellage über viele Jahre zu einem beträchtlichen Risiko führt, an einer<br />

Osteoporose zu erkranken. Kurzzeitige Stoffwechsellagen dieser Art sind nach allem, was<br />

bisher bekannt ist unbedenklich. Dies wird regelmäßig durch den Hausarzt überwacht.<br />

Am Ende des ersten Jahres wird die Einnahme unter ärztlicher Kontrolle ausgesetzt. Es zeigt<br />

sich in immerhin 30-40 % der Fälle eine dauerhafte Heilung der <strong>Basedow</strong>schen Krankheit! In<br />

den übrigen 60-70% tritt die Erkrankung allerdings wieder auf ( Rezidiv). Wegen der<br />

Schwere und des Risikos weiterer Rezidive wird es dann Zeit, sich über eine dauerhafte<br />

Lösung Gedanken zu machen.<br />

Es bieten sich zwei Therapiemöglichkeiten an, die keiner leichtfertig oder gar gern an sich<br />

machen ließe.<br />

1. Die Operation, bei der die Schilddrüse bis auf einen minimalen Rest entfernt wird.<br />

Dies wird immer angestrebt, wenn die Schilddrüse sehr groß ist ( größer als 40 ml), oder<br />

wenn sie mechanische Einwirkungen auf andere Gewebe hat( z. B. Luftröhre) und/ oder bei<br />

zusätzlich vorhandenen Knoten.<br />

2. Die Radiojodtherapie gilt in allen anderen Fällen derzeit als die dauerhafte Lösung der<br />

Wahl. Hierbei wird radioaktives Jod als Kapsel dem Patienten verabreicht. Die Schilddrüse ist<br />

das einzige Organ des Körpers, das einen extremen Jodhunger hat. So wird das radioaktive


Jod von der kranken Drüse wie von einem Schwamm aufgesogen .Die radioaktive Wirkung<br />

kann sehr genau dosiert werden und führt zur selektiven Verschrumpfung der Schilddrüse .<br />

Eine eigenständige Behandlung der fehlgeleiteten Antikörperproduktion ist nicht bekannt.<br />

Die Behandlung der endokrinen Orbitopathie (siehe oben) wird als eigenständige<br />

autoimmunologische Begleitkrankheit weiterbehandelt; bei sehr schweren Verläufen durch<br />

Cortisongaben, Bestrahlung der Augenhöhlen oder sogar Notoperationen der Augenhöhle.<br />

Naturheilkundliche und alternative Ansätze<br />

Naturheilkundliche und alternative Therapie ist aus mehreren Gründen sinnvoll:<br />

1. Bei milden Verlaufsformen müssen nicht die nebenwirkungshaltigen Blocker eingesetzt<br />

werden. Hier reicht es, die Überfunktionszeichen ( s.o.)und die Beschwerden, die der<br />

Diagnose „vegetative Dystonie“ so ähnlich sind: Angst, Herzklopfen, Schlafstörungen,<br />

Kloßgefühl, Zyklusstörungen, Erschöpfungszustände<br />

zufriedenstellend zu behandeln und den Verlauf der Schilddrüsenhormone anhand des<br />

Steuerungshormons TSH alle 4- 6 Wochen zu kontrollieren wie bei der Therapie mit den<br />

Blockern. Es gibt ein weites Feld an Möglichkeiten ( Siehe Tabelle).Gut bewährt hat sich die<br />

regelmäßige Neuraltherapie der Schilddrüse. Hierbei werden 2ml eines örtlichen<br />

Betäubungsmittels an die Nervengeflechte aus vegetativen Nerven um die Drüse herum<br />

injeziert. Man kann sich die Wirkung dieser Therapie mit dem Bild des<br />

„Wiedereinschalteffektes“ verdeutlichen, den die meisten von uns<br />

erleben beim Drücken des Reset-Knopfes am Computer. Durch vorübergehendes Ausschalten<br />

aller Programme entsteht neue Ordnung beim Wiederhochfahren der<br />

Software. Ähnlich funktioniert dieser Effekt an der Schilddrüse: Nicht die örtliche Betäubung<br />

macht den Erfolg, sondern das anschließende ordnende „Wiederhochfahren“.<br />

Dies wird wirkungsvoll unterstützt durch pflanzliche Schilddrüsenblocker wie Lycopus<br />

(enthalten in z.B. Mutellon Fa.Klein, Thyreo-Pasc Fa. Pascoe, Lycothyron Jura Fa. Jura.)<br />

oder Adonis vernalis.<br />

Wenn dann noch pflanzliche Entspannungsmittel wie Melisse, Valeriana, Cactus, Avena,<br />

Lavandula hinzugenommen werden, lassen sich so manche Schilddrüsenüberfunktionszeichen<br />

lange Zeit unter Kontrolle halten.<br />

Selbstverständlich werden gute, ordnende Effekte erzielt durch die Homöopathie. Sowohl die<br />

klassische Homöopathie mit der Gabe des Konstitutionsmittels ( z.B. Jodum, Sulfur,<br />

Phosphor, Acid. Sulfuricum, Calc.carb., Nat.mur.) als auch die Komplexmittelhomööopathie<br />

mit den symptomatisch schilddrüsenblockierend wirkenden Homöopathika ( siehe oben)<br />

haben sich in der Praxis bewiesen.<br />

Auch, wenn sich die Symptomatik gut unter Kontrolle halten lässt, sollten gelegentliche<br />

Kontrollen des TSH-Wertes im Blut sicherstellen, dass die Schilddrüsenhormonproduktion<br />

nicht dauerhaft unterdrückt ist. Dies führt auf die Dauer zu erhöhtem Osteoporoserisiko.(<br />

Siehe „ Behandlung und Verlauf“)<br />

2. In der rezidivfreien Phase, nach Operation oder Bestrahlung brauchen andere betroffene<br />

Organe weitere Behandlung<br />

SieheTabelle : Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten<br />

Neben der Schilddrüse sind ja noch andere Organe betroffen. In einem guten Drittel der<br />

Erkrankungsfälle ist mit Behandlung der SD auch die Krankheit M. <strong>Basedow</strong> offensichtlich<br />

ausgeheilt. Bei weniger glücklichem Verlauf bleiben Beschwerden an Augen, Herz,<br />

Bewegungsapparat, Leber, Drüsen wie Hypophyse, Nebennieren, Sexualorgane und der<br />

Psyche bestehen oder stellen sich gelegentlich wieder ein.<br />

In der symptomatischen Behandlung ist die Naturheilkunde der konventionellen Medizin


schon wegen der fehlenden Nebenwirkungen überlegen.<br />

Einige Patienten leiden unter Herzklopfen und Herzrasen . Die Ursache kann ein sogenanntes<br />

Herzinnenschicht-Syndrom sein, das zu einer dauerhaften Aktivierung des Sympathikus führt<br />

(eines der beiden vegetativen Nervensysteme).Der genaue Mechanismus ist noch nicht<br />

bekannt, der Zusammenhang mit Schilddrüsenentzündungen und –Überfunktionen ist aber<br />

deutlich. Hier helfen regelmäßige kleine Aderlässe ( ca 40-60 ml )in Kombination mit milden<br />

pflanzlichen Entwässerungsmitteln ( Petersilie, Birke, Brennessel) . Zum Beispiel wird in den<br />

Neuen Wicker-Kliniken in Bad Nauheim mittels mehrerer Messverfahren die Menge Blut<br />

berechnet, die pro Aderlass entnommen werden muß..Die Forschung des Kardioplogen Dr.<br />

Hain ergaben in einer großen Zahl der Fälle ein „zu kleines Herz“. Das heißt, dass sich das<br />

Herz über Gebühr zusammenzieht und beim Blutansaugen<br />

( Diastole) nicht mehr entspannt . Das heißt, das Herz wird durch relativ zu viel Blutvolumen<br />

überlastet .Die Ergebnisse nach Volumenentlastung sind eine deutliche Abnahme von<br />

Unruhe, Angst und Herzsensationen.<br />

Auch die grundsätzlich regulierende Wirkung der Akupunktur kann effektvoll eingesetzt<br />

werden. So kann die Füllesymptomatik der Schilddrüse , des Herzens und der Angst aber<br />

auch der Augen bei der endokrinen Orbitopathie( siehe oben) gut reduziert werden.<br />

Eine teigige Anschwellung der Beine oder der Region vor den Schienbeinen( prätibiales<br />

Myxödem) kann durch homöopathische Komplexmittel wie Lymphdiaral ( Pascoe) ,<br />

Lymphomyosot (Heel)oder Phönix Antitox ( Phönix) behandelt werden. Zusätzliche örtliche<br />

Softlaserbehandlungen wirken ebenfalls sehr positiv.<br />

M.<strong>Basedow</strong> tritt auch in Kombination mit anderen, eigenständigen Autoimmunkrankheiten<br />

auf wie Diabetes mellitus, Perniziöse Anämie, Vitligo oder Glutensensibilität.<br />

In einer beachtlichen Zahl treten bestimmte Lebensmittelallergien mit<br />

autoimmunologischen Schilddrüsenkrankheiten kombiniert auf. Es gibt den Begriff der<br />

zentralen Lebensmittelintoleranzen. Dies sind Unverträglichkeiten von Lebensmitteln, die in<br />

der üblichen mitteleuropäischen Ernährung täglich bis mehrmals täglich verzehrt werden.In<br />

meiner Praxis fand ich eine überdurchschnittlich hohe Gleichzeitigkeit von <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong><br />

oder der anderen Schilddrüsenimmunopathie - Autoimmunthyreoiditis Hashimoto – mit einer<br />

Unverträglichkeit von Gluten, dem Klebereiweiß des Getreides und/oder von Milcheiweiß.<br />

Bei diesen Patienten kommen Begleiterscheinungen der Schilddrüsenerkrankung zum<br />

Stillstand, wenn das entsprechende Lebensmittel gemieden wird. In diesem Fall besteht der<br />

Unterschied zwischen der konventionellen Medizin und der naturheilkundlichen Behandlung<br />

nicht in einem noch so guten „natürlichen“ Medikament, sondern in der Art des Denkansatzes<br />

über die Krankheitsentstehung. Hier hilft nicht das Arzneimittel, sondern das unterschiedliche<br />

therapeutische Denken – insbesondere das „Daran-Denken“.<br />

Grundsätzlich wird die Gesundung gefördert durch Maßnahmen, die die allgemeine<br />

Entgiftung Organismus fördern. Ausleitungsmittel sind z.B. Taraxacum, Curcuma, Boldo für<br />

die Leber und Solidago, Uva ursi, Betula Fol., Berberis für die Nieren<br />

.Fastenprozesse als Basismaßnahme runden das Bild ab.<br />

3.Auch nach Operation und Radiojodtherapie bleibt die Tatsache bestehen, daß dieser Patient<br />

eine autoimmunologische Erkrankung hat.<br />

Die konventionelle Medizin geht davon aus, dass die Erkrankung geheilt ist, wenn das Organ,<br />

in dem die hauptsächliche Antikörperbildung stattfindet, entfernt ist.<br />

In der klassischen Homöopathie wird das Gesamtbild aller Erscheinungen( Symptome)<br />

verglichen mit einem Arzneimittelbild. Dort, wo größtmögliche Ähnlichkeit erkannt wird,<br />

besteht die Möglichkeit der Genesung ( „Es heilt die Wunde nur ein Splitter des Speeres, der<br />

sie schlug“ - Amfortas-Sage). Wenn Patient und Therapeut herausfinden, an welcher Stelle


die Krankheit entstand, dann besteht in genügend Fällen die Möglichkeit, die Ursache zu<br />

beseitigen oder den Organismus mit dieser Verursachung zu versöhnen.<br />

Die umfassende Frage heißt hier also: „Was gibt es an Erklärungsmöglichkeiten für die<br />

Entstehung der Krankheit?“<br />

In der Naturheilkunde existieren verschiedene Vorstellungen (Hypothesen) über die<br />

Entstehung von Autoimmunkrankheiten/ Autoaggressionskrankheiten. Viele<br />

naturheilkundlich arbeitende Therapeuten arbeiten seit vielen Jahren und Jahrzehnten mit und<br />

an der Hypothese, dass die frühe Impfung unserer Neugeborenen, insbesondere die<br />

Mehrfachimpfung zu einer Drosselung der Fähigkeit des Immunsystems führt, Freund und<br />

Feind zu unterscheiden. Recht neu ist diese Arbeitshypothese der konventionellen Medizin:<br />

eine überstarke Hygiene in der Kindheit (Desinfektionsmittel, häufige Antibiotikagaben) u n t<br />

e r f o r d e r t e n das Abwehrsystem. So habe das Abwehrsystem unseres Körper kein<br />

Übungsfeld mehr gehabt zur Erkennung zwischen Freund oder Feind. Deshalb gibt es in<br />

jüngster Zeit die Empfehlung von Allergologen, Kinder frühzeitig zum Beispiel mit den<br />

Keimen eines Bauernhofes zu konfrontieren. Dies hilft zwar einem <strong>Basedow</strong>kranken nicht<br />

mehr, zeigt aber vielleicht auf, wie man Prävention betreiben kann.<br />

Zur Ursache der Autoimmunologie sind die Arbeiten von Prof. Enderlein ein sehr<br />

umfassendes und in der Praxis immer wieder bewährtes Beispiel.<br />

Er geht von einer Vererbung einer „tuberkulinischen Tendenz“ aus, die in der Erbfolge zu<br />

Autoimmunologie führt. Diese Tendenz ist mit der Dunkelfeldmikroskopie nachweisbar,<br />

auch , wenn man ich nicht mehr erinnert, ob der Großvater väterlicher- oder mütterlicherseits<br />

ein Tuberkulose hatte. Interessanterweise bestätigt sich die Theorie Enderleins in der Praxis –<br />

Es sind häufiger die Angehörigen der großelterlichen Generation als der elterlichen<br />

Generation, die in der Krankengeschichte des Erkrankten eine Tuberkulose durchgemacht<br />

haben. Wenn dies mittels oben erwähnter Dunkelfeldmikroskopie bestätigt wird, gibt es die<br />

Möglichkeit mit den eigens von Prof. Enderlein entwickelten Medikamenten , z.B. Utilin,<br />

Utilin S, Mucokehl, Nigersan (Fa. Sanum Kehlbeck) oder mit Spenglersanen R,T,G oder K (<br />

Firma Spengler) für eine bestmögliche Ausscheidung ererbter Blockierungen zu sorgen. Ich<br />

Vergleiche diese Therapie gerne mit einem Virusschutzprogramm in der EDV. Nur, dass in<br />

diesem Fall nicht Viren, sondern Erinnerungen an eine Tuberkulose „gelöscht“ werden.<br />

Auch das homöopathische Einzelmittel Tuberkulinum bringt hier sichtbare Verbesserungen.<br />

Natürlich gilt alles in Abschnitt 1 und 2 Erwähnte auch hier.( Homöopathie, Phytotherapie,<br />

Neuraltherapie) Das gesamte Arsenal naturheilkundlicher Maßnahmen zur Ordnung, zur<br />

Regulation eines Organismus kann sich hier zum Wohle des Patienten entfalten.<br />

ANHANG<br />

1. Tabelle Zeichen der Überfunktion der Schilddrüse<br />

Schneller Puls<br />

Rhythmusstörung<br />

Bluthochdruck<br />

Durchfall<br />

Schwitzen, Temperaturerhöhung, Cholesterin erniedrigt<br />

Haut warm, feucht, gut durchblutet, warme Räume werden schlecht vertragen<br />

Nervosität, innere Unruhe, Reizbarkeit bis zu schweren psychischen Auffälligkeiten<br />

Rastlosigkeit, Unkonzentriertheit<br />

Schlafstörung<br />

Vermehrter Durst, vermehrter Hunger<br />

Gewichtsabnahme


Zittern,<br />

Menstruationsstörungen<br />

2. Tabelle typische Zeichen für <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> und korrellierte Erkrankungen<br />

SD-Vergrößerung (Kropf, Struma),<br />

alle Zeichen der SD-Überfunktion,<br />

hervortretende Augen (endokrine Orbitopathie, Exophthalmus),<br />

Unterschenkel- und Knöchelödeme,<br />

Schwellung an den Schienbeinen ( prätibiales Myxödem),<br />

Pigmentstörung der Haut (Vitiligo),<br />

unterschiedliche Hautveränderungen, Haarausfall (z.B. kreisrunder H.)<br />

Muskelschmerzen, Muskelschwäche,<br />

Gelenkschmerzen und Schwellungsgefühl in den Gelenken (eventuell auch hormonell<br />

ausgelöst)<br />

Rückenschmerzen ohne sicheren organischen Befund<br />

Knochenneubildung an den Fingerendgliedern (Akropachie)<br />

Herzinnenschichtsyndrom,<br />

Nahrungsmittelintoleranzen<br />

unklare Bauchspeicheldrüsenschwächen<br />

unklare Leberwerterhöhungen<br />

Stimmungslabilität (sowohl durch Immunkrankheit ausgelöst, als auch durch hormonelle<br />

Veränderungen)<br />

Übelkeit und Magen-Darmprobleme (eventuell auch hormonell ausgelöst)<br />

allgemeine Schwäche<br />

grippeähnliche Symptome<br />

Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen<br />

(Trigeminusneuralgie?)<br />

3. Beschwerden bei endokriner Orbitopathie<br />

Hervortretende Augen (Exophthalmus),<br />

Tränende Augen,<br />

Augenbrennen,<br />

Lichtempfindlichkeit,<br />

verschwommenes Sehen<br />

Fremdkörpergefühl in den Augen,<br />

Druckgefühl hinter dem Auge<br />

geschwollene Augenlider,<br />

hochgezogenes Augenlid,<br />

seltener Lidschlag<br />

trockene Augen,<br />

Hornhautentzündungen,<br />

Bindehautentzündungen<br />

mangelnder Lidschluss<br />

Kopfschmerzen<br />

Doppelbilder, Augenmuskelprobleme, Sehstörungen<br />

selten: schwere Beeinträchtigung des Sehvermögens durch Schädigung des Sehnerven<br />

4. Tabelle Behandlungsmöglichkeiten des <strong>Morbus</strong> <strong>Basedow</strong> der konventionellen Medizin


Schilddrüsenblocker ( Thyreostatika)<br />

Operation<br />

Radiojod-Behandlung<br />

symptomatische Behandlung der Hyperthyreosezeichen<br />

( z.B. Betablocker gegen Tachycardie)<br />

Symptomatische Bestrahlung der Augenhöhle bei endokriner Orbitopathie<br />

operative Vergrößerung der Augenhöhle<br />

5.<br />

Tabelle<br />

Naturheilkundliche Behandlungsstrategien bei milden Hyperthyreosen<br />

und <strong>Basedow</strong>schwer Erkrankung<br />

Pflanzliche Schilddrüsenblocker Lycopus, Adonis vernalis<br />

u.a. enthalten in: Lycoaktin( Steigerwald) Mutellon( Klein), Thyreo-LogesN( Loges)<br />

KlassischeHomöopathie Calcium jodatum, Calcium fluoratum,Bromum,<br />

Spongia, Badiaga<br />

Konstitutionsmittel : Jodum, Calc. Carb.,<br />

Sulfur, Phosphor, Nat.mur<br />

Homöopathische Komplexmittel: z.B. Hewethyreon ( Hewert),<br />

Thyreo-Pasc( Pascoe)<br />

Spagyrik Strumatik I+II, Strumatik-Salbe, Hepatik, Renalin<br />

Anthroposoph. Medizin Thyreoidea comp, Thyreoidea/ Ferrum (Wala)<br />

Neuraltherapie Neuraltherapie der Schilddrüse<br />

Akupunktur<br />

Ordnungstherapien und Ausleitungstherapien Fasten, Nahrungsmittelallergien beachten,<br />

Ausleitung über Leber, Niere und Lymphe<br />

Enderleintherapie Mucedokehl, Utilin S , Nigersan<br />

Symptomatische Behandlung der endokrinen Orbitopathie<br />

Aderlässe bei Herzinnenschichtsyndrom<br />

Behandlung mitbeteiligter Drüsen durch natürliche Hormonersatztherapie<br />

z.B. Progesteron bei entsprechendem Mangel<br />

z.B. Cortisol bei Nebenniereninsuffizienz<br />

© <strong>Marianne</strong> <strong>Krug</strong> 2003<br />

M<strong>Krug</strong>@ihre-privataerztin.de www.akana-frankfurt.de

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