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Weizenverzwergungsvirus (Wheat Dwarf Virus)

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<strong>Weizenverzwergungsvirus</strong> an Wintergerste<br />

In diesem Frühjahr wurden an der Landesanstalt für Pflanzenschutz in Stuttgart (LfP)<br />

bereits viele Wintergersten-Proben mit zum Teil sehr starker Wuchshemmung sowie<br />

Vergilbungen und streifigen Aufhellungen zur Diagnose eingereicht. In nahezu allen<br />

Fällen wurde bei den Laboruntersuchungen ein Befall mit dem<br />

<strong>Weizenverzwergungsvirus</strong> (wheat dwarf virus, WDV) festgestellt.<br />

Verbreitung<br />

Aufgrund der Probenherkünfte zeigt sich, dass das <strong>Virus</strong> in Baden-Württemberg weit<br />

verbreitet vorkommt. Seit dem Jahr 1998 werden Getreidepflanzen an der LfP auch<br />

regelmäßig auf WDV untersucht, seitdem war aber insgesamt nur eine leichte<br />

Zunahme von Infektionen zu verzeichnen.<br />

Symptome und Schäden<br />

Wintergerste reagiert nach einer frühen Infektion mit einer starken Verzwergung und<br />

einer stärkeren Bestockung. Schossen und Ährenbildung unterbleiben meist. Diese<br />

Pflanzen fallen deshalb für die Ertragsbildung aus. Bei stärkerem Befallsumfang ist<br />

deshalb auch an einen Umbruch zu denken. Die Blätter zeigen streifige bis fleckige<br />

Aufhellungen, später auch Vergilbungen. Das Wurzelwerk bleibt schwach entwickelt.<br />

Infektionen treten oft entlang einer Drillreihe auf und fallen dann sofort auf.<br />

Nur vereinzelt infizierte Pflanzen werden dagegen schnell vom umgebenden Bestand<br />

überwachsen.<br />

Die Abgrenzung zum Gerstengelbverzwergungsvirus als andere mögliche Ursache<br />

mit ähnlichen Symptomen ist im Bestand kaum möglich. Hier kann nur eine<br />

Laboruntersuchung weiterhelfen.<br />

Übertragung/Wirtspflanzen<br />

Das <strong>Virus</strong> wird, soweit bisher bekannt, ausschließlich durch die Zwergzikade<br />

Psammotettix alienus in persistenter Weise übertragen. Persistent bedeutet, dass<br />

nach der Aufnahme des <strong>Virus</strong> ein gewisser Zeitraum (in diesem Fall einige Tage)<br />

verstreicht, bis das <strong>Virus</strong> wieder abgegeben werden kann, die Zikade dafür aber<br />

zeitlebens infektiös bleibt. Nach dem Einstich der Zikade in die Pflanze dauert es<br />

jedoch nur wenige Minuten, bis das <strong>Virus</strong> übertragen ist. Die Larven sind dabei<br />

effektivere Vektoren als die erwachsenen Tiere. Im Jahr werden zwei Generationen<br />

gebildet. Eine trockene und warme Witterung fördert die Vermehrung. Nach<br />

bisherigen Beobachtungen können diese Zikaden etwa von Mai bis Mitte November<br />

aktiv sein.<br />

Dauerhafte Infektionsquellen sind einige Gräserarten (u.a. Weidelgras, Trespe,<br />

Einjährige Rispe), daneben spielen aber auch Ausfallgetreide und bereits infizierte<br />

Getreidepflanzen eine Rolle. Da die erwachsenen Zikaden sehr mobil sind, können<br />

sie schnell eine größere Anzahl Pflanzen infizieren.<br />

Alle Getreidearten einschließlich Dinkel sind für eine Infektion empfänglich, auch<br />

Sommergetreide kann infiziert werden. In Versuchen mit Mais (Prof. Fuchs u.a. ,<br />

Halle) wurde nur eine bestimmte Zuchtlinie infiziert, aus der Anbaupraxis ist bisher<br />

noch kein Befall an einer Maissorte bekannt.<br />

Bekämpfung<br />

Als Schwerpunkt der Bekämpfungsmöglichkeiten bleiben derzeit nur ackerbauliche<br />

Maßnahmen. Dabei sind vor allem eine Spätsaat bei Wintergetreide und eine


Frühsaat bei Sommergetreide zu nennen. Eine große Bedeutung hat auch die<br />

frühzeitige und konsequente Entfernung von Ausfallgetreide, da dieses oft eine<br />

wichtige Infektionsquelle darstellt. Resistente Sorten sind bisher nicht bekannt.<br />

Über den Einsatz von Insektiziden als Beize oder Spritzmittel zur Vektorbekämpfung<br />

liegen bisher keine ausreichenden Versuchsergebnisse zum Bekämpfungserfolg vor.<br />

Dr. Schröder

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