Biblische Wandergeschichten - RPG
Biblische Wandergeschichten - RPG
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Mose wird gerettet<br />
(Erzählung)<br />
(Die Mutter von Mirjam und Aaron bekommt ihr drittes<br />
Kind. Es ist ein Sohn. Sie können ihn so im Haus verstecken,<br />
dass ihn die Soldaten nicht finden.)<br />
Nach drei Monaten ist die Stimme des kleinen Kindes so<br />
stark, dass die Mutter es nicht länger ver stecken kann.<br />
Man hört das Schreien durch alle Wände. «Hier werden<br />
es die Soldaten finden und töten!»<br />
Da nimmt die Mutter ein Kästchen, das aus Schilfrohr<br />
geflochten ist. Sie bestreicht es unten mit einem Brei aus<br />
Pech, so wie die Schiffsbauer die Ritzen ihrer Holzschiffe<br />
verkleben, dass kein Wasser eindringen kann. Ins Kästchen<br />
aber legt Mirjams Mutter weiche Decken und bettet<br />
ihren kleinen Jungen darauf. Heimlich trägt sie das Kind<br />
zum Ufer des Nil und stellt das Kästchen ins Schilf, da, wo<br />
das Wasser nicht tief ist.<br />
Mirjam hat erstaunt zugeschaut. Aber sie hat die Mutter<br />
verstanden, als sie sagte: «Vielleicht findet jemand unser<br />
Kind und sorgt für es. Ich selbst kann es nicht behalten.<br />
Weil wir Israeliten sind, wer den die Soldaten kommen<br />
und es töten. Gott, unser Herr, wird es beschützen.»<br />
Die Mutter kehrt ins Haus zurück, während Mirjam in der<br />
Nähe des Kästchens wartet.<br />
( . . . )<br />
Plötzlich hört Mirjam Stimmen. Sie sieht aus ihrem Versteck<br />
eine ganze Gruppe junger Mädchen. Mit ten unter<br />
ihnen ist die Prinzessin, die Tochter des Pharao. Mirjam<br />
erkennt sie an ihrem kostbaren Kragen und den breiten<br />
Armreifen.<br />
(Die Prinzessin entdeckt das Kästchen. Eine Dienerin<br />
bringt es ihr.)<br />
Mirjam sieht das Lachen der Prinzessin und hört sie rufen:<br />
«Schaut, meine Freundinnen, es ist ein Büb lein! Ein wunderschönes<br />
Kind! Sicher ist es ein Junge der Israeliten. Es<br />
soll nicht sterben. Es soll mein Kind sein.»<br />
Dann wird die Prinzessin still. Sie denkt nach. «Wer soll<br />
das Kind ernähren?», hört Mirjam sie leise sagen. «Ich<br />
M8<br />
kann es ja nicht selbst stillen. Ich bin ja noch ein junges<br />
Mädchen.»<br />
Und jetzt nimmt Mirjam allen Mut zusammen. Sie verbeugt<br />
sich vor der Prinzessin und sagt: «Soll ich für dich<br />
eine Frau suchen, die dein Kind ernähren kann? Ich<br />
möchte dir helfen.» Die Prinzessin schaut in Mirjams Gesicht.<br />
«Ja, du hast es erraten. Kennst du denn eine Frau,<br />
die mein Kindlein stillen kann?» Mirjam nickt; sie nickt<br />
immer wieder. Und in grossen Sprüngen eilt sie nach<br />
Hause, um schnell die Mutter zu holen. «Diese Frau, verehrte<br />
Prinzessin, diese Frau kann für dein Büblein sorgen,<br />
solange es klein ist.»<br />
So kommt es, dass Mirjams Mutter ihr Büblein selbst wieder<br />
nach Hause trägt. Sie stillt es. Sie wickelt es. Sie muss<br />
es nicht mehr verstecken. Sie bekommt sogar Geld von<br />
der Prinzessin, weil sie den kleinen Jungen pflegt und<br />
ernährt. Sie ist überglücklich. Die Soldaten gehen immer<br />
an ihrem Haus vorbei und lassen sie in Ruhe. «Hier wohnt<br />
die Frau, die den kleinen Jungen der Prinzessin pflegt»,<br />
sagen sie.<br />
Aber auch die Tochter des Pharao ist glücklich. Sie hat<br />
dem kleinen Jungen einen Namen gegeben: Er heisst<br />
Mose. Das bedeutet: ‹aus dem Wasser gezogen›.<br />
Aber nur wenige Jahre darf Mose bei seiner Familie bleiben.<br />
Immer wieder betet die Mutter mit ihm. Sie erzählt<br />
ihm von Gott. Sie erzählt ihm schon früh von Jakob, der<br />
vor vielen Jahren nach Ägyp ten gekommen ist mit seiner<br />
ganzen Familie. «Wir sind keine Ägypter. Wir gehören<br />
zum Volk Israel. Vergiss es nicht, auch wenn du später bei<br />
der Tochter des Pharao leben wirst; ihr gehörst du.»<br />
Später bringt die Mutter ihren Jungen wirklich zur Tochter<br />
des Königs. Mose ist erst vier Jahre alt. Aus der israelitischen<br />
Hütte zieht er in den Palast. Er wird ein vornehmer<br />
kleiner Herr. Mirjam bewundert die Kleider ihres Bruders,<br />
wenn sie ihn von weitem sieht. Bald ist Mose grösser als<br />
seine ältere Schwester. Er sieht aus wie ein ägyptischer<br />
Prinz. «Aber du gehörst trotzdem noch zu uns?», flüstert<br />
ihm Mirjam zu, wenn sie ihn besucht. Und Mose nickt.<br />
Aus: Regine Schindler. 8 2007. Mit Gott unterwegs. Die Bibel für Kinder und Erwachsene neu erzählt. Illustriert von Stepán ˇ ˘ Zavrel. ˇ bohem press, Zürich.<br />
S. 52–54 © 1996 by bohem press, Zürich<br />
Weitere Erzähltexte finden sich in:<br />
• Irmgard Weth. 16 2008. Neukirchener Kinder-Bibel. Illustriert von Kees de Kort. Neukirchener Verlagsgesellschaft,<br />
Neukirchen-Vluyn. S. 65–67.<br />
AH 2 / 4 <strong>Biblische</strong> <strong>Wandergeschichten</strong><br />
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