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Biblische Wandergeschichten - RPG

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Durch die Wüste (Erzählung)<br />

M14<br />

Hinter Mose und Aaron ziehen sie nun weiter durch die<br />

Wüste. Es ist heiss. Die ledernen Wassersäcke, die sie vor<br />

drei Tagen gefüllt haben, sind leer. «Ich habe Durst»,<br />

wimmern zuerst nur die kleinen Kinder. «Wir haben<br />

Durst», jammern auch Frauen und Männer. Sie seufzen<br />

laut.<br />

Mütter und Väter müssen die kleinsten Kinder tragen. Die<br />

Vorratssäcke, die die Esel getragen haben, sind fast alle<br />

leer. Die alten oder kranken Menschen dürfen auf den<br />

Eseln reiten.<br />

«Wir haben Durst», schreien die Menschen immer heftiger.<br />

Manchmal möchte sich Mose die Ohren zuhalten.<br />

Er bleibt stehen und schaut um sich. Er schaut hinaus in<br />

die Wüste. Doch dann geht er mit sicheren Schritten wieder<br />

weiter. «Es ist Gottes Weg, ich weiss es», sagt er zu<br />

Aaron. «Gott wird uns helfen.»<br />

Und da entdecken sie hinter einem Felsen die grünen<br />

Blätter eines Baumes. Mehr Bäume kommen zum Vorschein.<br />

«Das ist Mara, die Wasserstelle, freut euch», ruft<br />

Aaron nach hinten.<br />

Mirjam aber tanzt voraus zur Quelle. Sie hat den Mut<br />

nicht verloren. Sie singt wieder: «Gott hat uns gerettet in<br />

grosser Not.»<br />

Mirjam formt ihre Hände zu einer Schale. Sie gibt den<br />

Kindern, die hinter ihr hertanzen, zu trinken. Gierig knien<br />

auch die Erwachsenen nieder, um ihre ausgetrockneten<br />

Lippen zu befeuchten und um Wasser zu trinken. Doch<br />

sofort verziehen sie ihr Gesicht. Sie spucken das Wasser<br />

wieder aus. «Bitter, bitter!», stöhnen sie und werfen<br />

Mose böse Blicke zu. «Warum hilfst du uns nicht? Gib uns<br />

zu trinken!» Und wieder rufen viele Männer und Frauen<br />

mit schriller Stimme:<br />

Hör, Mose, hör, wo ist dein Gott<br />

in diesem Wüstensand?<br />

Du führst uns alle in den Tod.<br />

Wo ist das neue Land?<br />

Mose schliesst die Augen. Er weiss nicht, wie er helfen<br />

kann. Er hält sich die Ohren zu. Er will allein sein, nichts<br />

hören, nur Gottes Stimme lauschen.<br />

Kurz darauf öffnet Mose seine Augen wieder. Er öffnet<br />

auch seine rechte Hand. Er lacht. Er weiss plötzlich, was<br />

er tun muss. Er bricht ein kleines Holzstück von einem<br />

Strauch ab und wirft es ins Wasser. «Trinkt jetzt», ruft er.<br />

Wirklich: Das Wasser ist nicht mehr bitter.<br />

Während sich alle zur Quelle drängen und niemand mehr<br />

auf Mose hört, lehnt er sich an einen Felsen und schliesst<br />

wieder seine Augen. Mirjam steht neben ihm. Nach einer<br />

Weile fragt sie: «Mose, ist es Gottes Stimme, die du<br />

hörst?» Mose schaut auf. «Ja, Gott wird uns helfen. Auf<br />

dem gan zen Weg. Gott, der Herr, will uns auch vor Krankheiten<br />

bewahren. Er ist unser Arzt.»<br />

Die Tonkrüge und Wassersäcke sind wieder mit Wasser<br />

gefüllt. Der Menschenzug kommt nur langsam voran in<br />

der Wüste. Immer wieder weinen die Kinder. Die Frauen<br />

haben nicht einmal mehr die Kraft, Lieder zu singen oder<br />

Geschichten zu erzählen.<br />

Die Reisemäntel, die nachts zu Bettdecken werden, haben<br />

alle Löcher. Die Riemen der Sandalen sind zerrissen.<br />

Der heisse Wüstensand und die spitzen Steine schmerzen<br />

beim Wandern.<br />

Sechs Wochen sind sie schon unterwegs.<br />

Am schlimmsten aber ist der Hunger. «Hast du uns in die<br />

Wüste geführt, damit wir verhungern? He, Mose, hör<br />

doch! Gib uns zu essen!», ruft immer wieder eine neue<br />

Stimme aus dem Zug heraus. «In Ägypten hatten wir wenigstens<br />

genug zu essen. Was nützt uns die Freiheit,<br />

wenn unsere Kinder verhungern? Hör, Mose, hör! Du bist<br />

schuld!» Auch jetzt wird von manchen das harte Lied<br />

vom Wüstensand angestimmt.<br />

Wieder hält sich Mose die Ohren zu. Wieder hört er Gottes<br />

Stimme. Dann winkt er Aaron zu sich heran. «Du<br />

kannst besser reden als ich. Rufe du dem Volk zu, was<br />

Gott zu mir gesagt hat.»<br />

«Gott hat euer Murren gehört», beginnt Aaron. Es wird<br />

still. Alle Männer stehen in einem grossen Kreis um Mose<br />

und Aaron herum. Alle hören zu. «Jeden Abend werden<br />

sich Vogelschwärme bei unserem Lager niedersetzen. Ihr<br />

könnt die Wachteln fangen. Ihr könnt sie braten und essen.<br />

So habt ihr Fleisch. Jeden Morgen aber bekommt ihr<br />

Brot, so viel ihr wollt.»<br />

Im Lager duftet es an diesem Abend herrlich nach Fleisch.<br />

Mirjam schlägt leise auf ihrer Handtrommel. Andere<br />

Frauen antworten von ihren Zelten aus. Sie summen alte<br />

Lieder. Die Kinder sind schon eingeschlafen.<br />

Früh morgens aber blicken alle neugierig aus ihren Zelten.<br />

Wo ist das Brot, das Gott ihnen versprochen hat? Eine<br />

Decke von weissem Tau liegt auf dem Wüstensand. Die<br />

Frauen streichen mit der Hand über die weisse Masse. Es<br />

sind ganz feine weisse Körner. Sie duften nach Honig. Die<br />

Frauen füllen Schüsseln. «Es sind Samenkörner», sagen<br />

AH 2 / 4 <strong>Biblische</strong> <strong>Wandergeschichten</strong><br />

© Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich

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