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Zeitungsartikel der Günzburger Zeitung - Rettungshundestaffel BRK ...

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15.04.2013<br />

<strong>BRK</strong><br />

Der erste Schritt zum Rettungshund<br />

Beim Schwarzfel<strong>der</strong> Hof in Leipheim fand ein Eignungstest für angehende Rettungshunde<br />

statt. 23 Tiere aus ganz Bayern nahmen daran teil. Von Andreas Baumer<br />

Die Hunde müssen auf einer Bohle balancieren können. Natürlich unter den wachsamen Augen <strong>der</strong><br />

Bewerterinnen.<br />

Grüne Wiesen mit blauem See – und mittendrin Personen in roten Sanitätsjacken und eine Meute<br />

von Hunden. Es ist schon ein son<strong>der</strong>barer Anblick, den die sonst so verschlafene Umgebung rund<br />

um den Schwarzfel<strong>der</strong> Hof nahe Leipheim am Samstagvormittag bietet. Nein, ein Ernstfall liegt<br />

nicht vor. Ganz im Gegenteil. Denn an diesem Tag steht nicht <strong>der</strong> Mensch im Mittelpunkt, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Hund, genauer gesagt 23 Rüden und Hündinnen aus ganz Bayern. Ihr Ziel: Rettungshunde zu<br />

werden. Der erste Schritt dazu: Den Eignungstest am Schwarzfel<strong>der</strong> Hof zu bestehen. Im saftigen<br />

Grün unter den strengen Augen des Bayerischen Roten Kreuzes (<strong>BRK</strong>).<br />

Kai Fuhrmann ist Leiter <strong>der</strong> <strong>Rettungshundestaffel</strong> vom <strong>BRK</strong> Günzburg und damit<br />

hauptverantwortlich für die Organisation des Eignungstestes in Günzburg. Angehende<br />

Rettungshunde aus dem Landkreis sucht man hingegen vergebens. „Es hätte schon ein<br />

Geschmäckle, wenn wir unsere Hunde selbst testen würden“, erklärt Fuhrmann. Die Auslese<br />

erfolgt nämlich nach strengen, einheitlichen Regeln. Mittels verschiedener Übungen werden die<br />

Haustiere auf Verhaltensweisen unter beson<strong>der</strong>en Umständen getestet. Das Hauptaugenmerk<br />

wird darauf gelegt, dass die Tiere nicht ängstlich o<strong>der</strong> aggressiv agieren. Welcher Rasse die<br />

Hunde angehören, ist dabei nicht von primärer Bedeutung. Fuhrmann: „Im Grunde sollten sie nur<br />

nicht zu groß o<strong>der</strong> zu klein sein, was beispielsweise bei Bernhardinern o<strong>der</strong> Dackeln ein<br />

Ausschlusskriterium darstellt.“ Immerhin müssten Hunde <strong>der</strong> <strong>Rettungshundestaffel</strong> kritische


Situationen bewältigen, vermisste Personen in unwegsamem Gelände aufspüren. „Bei 30<br />

Zentimetern Schnee tut sich ein Dackel eben sehr schwer“, erläutert <strong>der</strong> 41-Jährige. Auch am<br />

Schwarzfel<strong>der</strong> Hof tummelt sich ein bunter Haufen verschiedenster Rassenarten, vom braun-weiß<br />

gescheckten Münsterlän<strong>der</strong> über den süßen Laufhund Beagle bis hin zum Altdeutschen<br />

Schäferhund.<br />

Wastl ist einer davon. Der goldbraune Jagdhund-Mischling, Haustier <strong>der</strong> Pfaffenhoferin Sandra<br />

Glück, hat die erste Station bereits erfolgreich durchlaufen. Er hatte sich dabei we<strong>der</strong> von einer<br />

auf ihn zurollenden roten Tonne noch von einem seltsam hinkenden Mann im Poncho-Gewand<br />

irritieren lassen. Von einer fremden Person lässt er sich dagegen offenbar weniger gern durch die<br />

Gegend tragen. „Beim ersten Mal hat er sich befreit und ist zu mir zurückgekommen. Beim<br />

zweiten Mal hat es dann aber geklappt“, schil<strong>der</strong>t Glück. Nun steht <strong>der</strong> zweite Teil <strong>der</strong> Prüfung an.<br />

Zuerst muss <strong>der</strong> fast zwei Jahre alte Mischling über eine vier Meter lange erhöhte Bohle<br />

balancieren. Dann darf er sich vom Geräusch einer laufenden Motorsäge und dem scheppernden<br />

Schlag gegen einer Metalltonne nicht weiter beeindruckt zeigen. Schließlich muss er durch eine<br />

Stoffröhre mit einem halben Meter Höhe und vier Metern Länge kriechen.<br />

Unter den wachsamen Augen <strong>der</strong> <strong>BRK</strong>-Bewerterin gibt sich Wastl jedoch keinerlei Blöße.<br />

Behände balanciert er über das Schwebegebälk, während er den heraufziehenden Geräuschen<br />

mit erstaunlicher Gleichgültigkeit begegnet. Und schon ist er durch die blaue Röhre geflitzt und<br />

zurück zu seiner Führerin Sandra Glück geeilt.<br />

Wenige hun<strong>der</strong>t Meter entfernt hat ein schwarz glänzen<strong>der</strong> Labrador <strong>der</strong>weil offenkundig die<br />

Orientierung verloren. Trotz mehrmaligem Zurufen flitzt <strong>der</strong> junge Hund noch immer kreuz und<br />

quer über die Wiese und will sich nicht einfangen lassen. Ob ihn die Menge, die sich von allen<br />

Himmelsrichtungen kommend schnell auf ihn zubewegt hat, den Vierbeiner <strong>der</strong>art verschreckt<br />

hat? Peter Huber aus Landsberg, <strong>der</strong> selbst einen Labrador besitzt, plädiert für Nachsicht: „Der<br />

Hund ist erst etwa zehn Monate alt. Da ist klar, dass er aufgeregt ist.“ Tatsächlich erhält <strong>der</strong><br />

nervöse Jüngling am Ende des Parcours für seinen Irrlauf Abzüge, darf aber auch aufgrund<br />

exzellenter Bewertungen im Spielen und Füttern weitermachen.<br />

Über vier Stunden lang dauern die Tests, ehe die Besitzer das Endresultat erfahren. Ein<br />

bestandener Eignungstest ist dabei lediglich Auftakt zu einer zwei- bis zweieinhalbjährigen<br />

Ausbildung zum Rettungshund. „Erst bei erfolgreicher Rettungshundeprüfung dürfen die Hunde in<br />

ihren jeweiligen Staffeln zu Einsätzen mitgenommen“, stellt Fuhrmann klar. Doch selbst dann<br />

dürfte sich das Leben <strong>der</strong> Vierbeiner nur geringfügig än<strong>der</strong>n. Es sei denn, dass ihre Spürnase<br />

beim Auffinden von vermissten Menschen benötigt wird – nahe Leipheim o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>swo.

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