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Der BärenWald gründet auf den Regeln des ... - Stadtbauten Bern

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1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

4.1<br />

4.1<br />

4.1<br />

4.1<br />

5.1<br />

5.1<br />

5.1<br />

5.1<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

8<br />

8<br />

8<br />

8<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

10.1<br />

10.1<br />

10.1<br />

10.1<br />

12<br />

12<br />

12<br />

12<br />

14<br />

14<br />

14<br />

14<br />

1 5<br />

16<br />

16<br />

16<br />

16<br />

Dokumentation über die Veränderung <strong>des</strong> Landschaftsbil<strong>des</strong><br />

L<br />

A B C D E F G H J K L<br />

J<br />

G<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

Vordach<br />

Vordach<br />

69 58 3.87 30 9.89 2.61<br />

Treppe Aufgang Dachraum (Wärter) (Pos. 231.001)<br />

69 58<br />

13.86<br />

20<br />

2.61<br />

9 54 6 58 13.70 36 2.61<br />

Sitzbank 2<br />

27.30<br />

Vordach<br />

Vordach<br />

Verglasung Teil B (Pos. 212.001)<br />

25 1.34<br />

D3<br />

Mauer M6<br />

PC / Steuerung<br />

Zoopädagogik<br />

Mauer M5<br />

Nische 1<br />

6.24 16 1.38 20 1.36 20 1.36 20 1.22 36 1.36 24<br />

Stufe - 0.24<br />

Gittertüre<br />

10.2<br />

16 6.08 16<br />

Mauer M4<br />

11<br />

16 1.40<br />

4.84<br />

Rampe 6%<br />

Mauer M3<br />

Bohrung Ø 40 mm<br />

durch Sturzbalken<br />

für Elektrokabel<br />

13<br />

Rampe 6%<br />

Mauer M2<br />

D5 D5<br />

Sitzbank 3<br />

2.63 3.14 1.72 DW<br />

6.08 1.72 9.20 1.72<br />

D1<br />

Putzstutzen<br />

9 54 2.00 20 2.94 1.72 6.08 1.29 43 9.20 1.72 1.09<br />

E.2 E.2<br />

1.20 52<br />

1.56<br />

1.40<br />

3.12<br />

1.72<br />

9.20<br />

Schriftbalken h = 24 cm<br />

52 1.20<br />

V 1 - 0.10<br />

Länge = 145 m<br />

DW<br />

Nische 2<br />

DW Rinne<br />

E.1 E.1<br />

16 1.40 16 4.52 16 1.40 16 1.40 16 1.40 16 1.40 16 1.40 16 1.40 16 62 16 78 3.12 46 54 9<br />

D.2<br />

- 0.10<br />

Schrift- und Läuferbalken<br />

durchgehend<br />

(Dach<strong>auf</strong>lager)<br />

Meteorit<br />

Massivholzbelag<br />

D4<br />

D4<br />

d = 5 cm, lose<br />

D.1 D.1<br />

1.50 20<br />

verlegt<br />

Oberster<br />

Läuferbalken<br />

Nische 4<br />

(Dach<strong>auf</strong>lager)<br />

C<br />

B<br />

A.2<br />

1.20<br />

4.2<br />

Oberster<br />

Läuferbalken<br />

(Dach<strong>auf</strong>lager)<br />

- 0.10<br />

5.2<br />

Mauer M7<br />

5 25 6.55 1.40 16 1.40 16 1.40 16 1.40 1.38 15 36 1.98 54 9<br />

L<strong>auf</strong>schiene für Fensterersatz Verglasung Teil A (Pos. 211.001)<br />

D1<br />

D2<br />

- 0.10<br />

- 0.10<br />

D2<br />

! Öffnungsbereich Gittertüre !<br />

-> OK Wasserbecken max. - 1.55<br />

Nische 3<br />

- 0.10 - 0.10<br />

- 0.10<br />

20<br />

9 54 46 1.72 1.40 16 1.40 16 86 54 16 5.905<br />

20<br />

5 1.09 6.24 16 1.40 16 1.40 16 1.40 1.38 15 36 4.17<br />

Mauer M1<br />

F. Borner AG<br />

Sitzbank 1<br />

Rahmen cm 144 x 136<br />

Abdeckung Riffelblech<br />

Staketengeländer (Pos. 232.001)<br />

Schwelle Eiche massiv 16 x 12 cm<br />

Vordach<br />

Vordach<br />

90<br />

17.94<br />

Schalter<br />

2.63 20 2.94 16 1.40 16 4.52 1.72 1.40 1.72 1.40 1.72 1.40 1.72 3.12 1.09<br />

4.3<br />

1.40<br />

25 15 16 4.52 16 1.40 16 7.46 5 15 20 20<br />

Schwelle Eiche massiv 16 x 12 cm<br />

A.1<br />

Vordach<br />

Vordach<br />

Vordach<br />

A.1<br />

Iseli-Bär 85x60<br />

25<br />

OK Platte = OK Terrain<br />

Fundament<br />

Mutation<br />

Revisionsöffnung<br />

Vordach<br />

15<br />

- 0.10<br />

- 0.16<br />

17<br />

L<br />

A B C D E F G H J K L<br />

J<br />

G<br />

D.2<br />

C<br />

B<br />

A.2<br />

Biotop<br />

- 0.35<br />

Adronit-Zaun h = 4.00 m<br />

Zaun h= 1.20 m<br />

3x Drahtseil horizontal<br />

Grundriss<br />

Erdgeschoss<br />

Bauherrschaft<br />

Stadt <strong>Bern</strong><br />

Projektleitung<br />

Tierpark Dählhölzli<br />

<strong>Stadtbauten</strong> <strong>Bern</strong><br />

Planungsteam<br />

Architektur und Gesamtleitung<br />

Statik<br />

Statik Fundamente<br />

Geologie<br />

Zoopädagogik<br />

Kunst am Bau<br />

Tierpark Dählhölzli und <strong>Stadtbauten</strong> <strong>Bern</strong><br />

Jürg Hadorn, Gesamtprojektleitung<br />

Christian Lindau<br />

Architekturbüro Patrick Thurston.Architekt BSA, <strong>Bern</strong><br />

Patrick Thurston, Cyrill Pfenninger, Michael Wehrli<br />

Indermühle Bauingenieure, Thun, Daniel Indermühle<br />

Diggelmann + Partner AG, <strong>Bern</strong><br />

Martin Diggelmann, Olivier Bolliger<br />

GEOBER GmbH, Frutigen, Stefan Vögeli<br />

Tierpark Dählhölzli, <strong>Bern</strong>, Cornelia Mainini<br />

Beat Sterchi und Karina Akopian, Schriftsteller/in<br />

<strong>BärenWald</strong> im Tierpark Dählhölzli<br />

März 2012<br />

<strong>Der</strong> <strong>BärenWald</strong> <strong>gründet</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Regeln</strong> <strong>des</strong> grossen Wal<strong>des</strong>. Alles entspringt einer Haltung, die steten Wechsel,<br />

authentischen Charakter und starke Gefühle ausdrückt.<br />

8. Juni 2011<br />

+ 6.23<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

4.2<br />

5.2<br />

Durchgang Wärter<br />

bxh 72 x 144 cm<br />

Revisionsöffnung<br />

bxh 72 x 126 cm<br />

Revisionsöffnung<br />

bxh 72 x 126 cm<br />

Revisionsöffnung<br />

bxh 72 x 126 cm<br />

Loch für DW<br />

S 1<br />

S 2 S 4 S 4 S 4 S 4<br />

+3.39<br />

S 7<br />

Stütze RRW<br />

100x100x4mm<br />

10.2<br />

11<br />

13<br />

15<br />

17<br />

1x d cm 60<br />

+ 6.23<br />

Adronit-Zaun h = 4.0 m<br />

Objekt<br />

Grundstück<br />

Burgergemeinde <strong>Bern</strong><br />

Adresse<br />

Tierpark Dählhölzli, Tierparkweg 3, 3005 <strong>Bern</strong><br />

Parzellennummern 975<br />

Baujahr 2011/2012<br />

12. September 2011<br />

+2.03<br />

Fuchszaun best.<br />

Wärterbereich<br />

±0.00<br />

-0.20<br />

Durchgang<br />

Bär<br />

-0.15<br />

-0.10<br />

+0.46<br />

-0.10<br />

-0.10<br />

-0.24<br />

-0.35<br />

-0.90 -0.55<br />

-0.55<br />

-0.55<br />

-0.60<br />

-0.85<br />

-1.04<br />

-0.38<br />

-0.10<br />

+/- 0.00<br />

-0.35<br />

+0.54<br />

Längsschnitt<br />

vor dem Ausblick<br />

in <strong>den</strong> <strong>BärenWald</strong><br />

Kennwerte<br />

Aussenanlage Nord 3 535 m 2 Besuchergebäude GF 370 m 2<br />

Aussenanlage Süd 2 565 m 2 Besuchergebäude GV 2 125 m 3<br />

Stall Nord 25 m 2 Besuchergebäude HNF 280 m 2<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

4.2<br />

5.2<br />

10.2<br />

11<br />

13<br />

DW Abl<strong>auf</strong> LW 150<br />

15<br />

17<br />

Anlagekosten<br />

Baukosten BKP 1 – 9 CHF 2 845 000<br />

Baupreisindex 101.9 Hochbau Espace Mittelland Oktober 2011<br />

S 1 +3.33<br />

Fuchszaun best.<br />

Wärterbereich<br />

Durchgang<br />

Bär<br />

4.2<br />

5.2<br />

13 2.00 24 41 12 41 12 6<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

-0.10<br />

1 12 41 12 41 12 41 12 41 24 41 12 41 12 6<br />

+3.21<br />

+2.68<br />

+2.03<br />

+1.50<br />

+0.97<br />

+0.44<br />

10.2<br />

-0.75<br />

11<br />

13<br />

15<br />

1 12 41 12 41 12 41 12 41 24 41 12 41 12 6<br />

-0.10<br />

Staketengeländer<br />

(Pos. 232.001)<br />

17<br />

-0.30<br />

Längsschnitt<br />

durch die Gänge<br />

Bautermine<br />

Auftragserteilung 28. April 2010<br />

Baueingabe 21. Juni 2010/16. Dezember 2010<br />

Spatenstich Nord 12. September 2010<br />

Spatenstich Süd 30. Juni 2011<br />

Übergabe an Betrieb/Bezug Bären<br />

30. Juni 2011 (Nord), 18. März 2012 (Süd)<br />

Eröffnung 29. März 2012<br />

8. Dezember 2011<br />

Impressum<br />

Fuchszaun best.<br />

Best. Rückwand:<br />

Abbruch / Neu betonieren<br />

für Baustellenzufahrt<br />

Elektrodraht Kreis A<br />

+3.33 +3.37 5<br />

Elektrodraht Kreis B<br />

Nut für Abdeckblech (30x40mm)<br />

Schieber<br />

Durchgang<br />

Bär<br />

+4.04<br />

Nut für Blechanschluss (30x40mm)<br />

Bärenburg<br />

+3.33<br />

+3.05 5<br />

Wiedermontage<br />

best. Gitterelemente aus Stahl<br />

Masche 120x120mm<br />

-0.05<br />

-0.85<br />

-0.05 5 -0.18<br />

1 12 41 12 41 12 41 12 41 24 41 12 41 12 6<br />

12 41 12 41 12 41 12 41 24 41 12 41 12 6<br />

+3.21<br />

+2.68<br />

+2.03<br />

+1.50<br />

+0.97<br />

+/- 0.00 = 517.56 = OK Brüstung Wasserbecken<br />

+0.44<br />

-0.10<br />

-0.05 5 -0.35<br />

112 41 12 41 12 41 12 41 24 41 12 41 12 6<br />

Südansicht mit Schnitt<br />

durch die Bärenburg<br />

Herausgeberin/Bezugsquelle:<br />

Redaktion und Satz:<br />

Fotos:<br />

Druck:<br />

Auflage:<br />

Tierpark Dählhölzli/<strong>Stadtbauten</strong> <strong>Bern</strong><br />

Schwanengasse 10, CH-3000 <strong>Bern</strong> 14<br />

<strong>Stadtbauten</strong> <strong>Bern</strong>/Barbara Wyss-Iseli, Thun<br />

Hans Kobi, Münchenbuchsee; Ralph Hut, Zürich<br />

RITZ AG Print und Media, <strong>Bern</strong><br />

1500 Ex.<br />

Tierpark<br />

Dählhölzli<br />

<strong>Bern</strong><br />

6. Februar 2012


Eingang <strong>BärenWald</strong>haus Gänge Trockenstein – Holzverbund Mauerwerk Besucherräume Wasserbecken für die Bären Einblick in die Waldanlage Nord<br />

<strong>BärenWald</strong> – Würdigung eines russischen<br />

Staatsgeschenks<br />

Bald nach Übergabe der Bärenwaisen Misha und Masha<br />

am 22. September 2009 durch die russische Präsi<strong>den</strong>tengattin<br />

Svetlana Medwedewa an <strong>den</strong> Stadtpräsi<strong>den</strong>ten<br />

Alexander Tschäppät wurde klar, dass die in die Jahre<br />

gekommene Bärenanlage im Tierpark Dählhölzli ersetzt<br />

wer<strong>den</strong> muss. Nur so kann der Tierpark die Bären in<br />

einer zeitgemässen, attraktiven, naturnahen und sicheren<br />

Umgebung zeigen und die Stadt <strong>Bern</strong> damit das<br />

russische Staatsgeschenk angemessen würdigen.<br />

Situierung<br />

<strong>Der</strong> <strong>BärenWald</strong> liegt am Rand <strong>des</strong> Dählhölzliwal<strong>des</strong>, wo<br />

der urbane Teil <strong>des</strong> Tierparks seinen Abschluss findet.<br />

Da noch intakt und zukunftstauglich, wurde das Stallgebäude<br />

mit der «Burg», der ursprünglichen Bärenanlage,<br />

in das Projekt integriert. Die Anlage ist verbun<strong>den</strong><br />

mit der ehemaligen, heute zum Biofilter umgenutzten<br />

Pinguin anlage und schliesst mit einer grosszügigen<br />

Wasser fläche und dem sich anschliessen<strong>den</strong> Erlenbruchwald<br />

die entstan<strong>den</strong>e Lücke im Waldsaum.<br />

Artgerechte Bärenanlage<br />

Die zwei russischen Braunbären (Ursus arctos lasiotus)<br />

sollen ganzjährig in einer Freilandhaltung eine möglichst<br />

naturnahe Umgebung im Dählhölzliwald vorfin<strong>den</strong>.Um<br />

die Sicherheit zu gewährleisten, wurde ein 4 Meter hoher<br />

Zaun mit 1,5 Meter tiefem Untergrabschutz erstellt. So<br />

können sich die Tiere während 24 Stun<strong>den</strong> in der Anlage<br />

bewegen. Im nördlichen Teil, welcher aus betrieblichen<br />

Grün<strong>den</strong> (zum Beispiel während der Jungtier<strong>auf</strong>zucht)<br />

abgetrennt wer<strong>den</strong> kann, wurde ein zusätzlicher Stall<br />

erstellt. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen ausserdem<br />

Wölfe die Waldanlage mitbenutzen können.<br />

Für die Besuchen<strong>den</strong> <strong>des</strong> Tierparks<br />

Die Besucherinnen und Besucher sollen die Bären mit<br />

möglichst vielen Sinnen erleben können. Im <strong>BärenWald</strong><br />

wer<strong>den</strong> die Besuchen<strong>den</strong> direkt an eine Glasscheibe<br />

herangeführt, wo der «hautnahe» Kontakt mit <strong>den</strong> Bären<br />

möglich ist. Das Kernstück bildet das <strong>BärenWald</strong>haus,<br />

welches mit seiner archaischen Architektur grosszügige<br />

Ausblicke <strong>auf</strong> die Bären gewährt. Die Tiere können beim<br />

Ba<strong>den</strong> und Fischejagen unter Wasser beobachtet wer<strong>den</strong>.<br />

Das Bauwerk mit seinen verschlungenen Räumen und<br />

der kraftvollen Ausstrahlung entführt die Besuchen<strong>den</strong> in<br />

eine Welt, in der auch die russische Aura Platz findet.<br />

Architektur entwickeln<br />

Wenn wir abseits von Strassen und Wegen durch grosse<br />

Wälder streifen, kein Horizont und keine Strasse sichtbar<br />

ist, sondern nur das Spiel von Licht und Schatten, das<br />

durch die Baumkronen in die Tiefe <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> fällt, dann<br />

nimmt die Wichtigkeit unseres Sehsinnes ab. Unser Gehör<br />

und die Nase gewinnen an Bedeutung. Gerüche und<br />

Geräusche berühren uns unmittelbar. Je<strong>des</strong> Knacken im<br />

Unterholz, das Summen von Fliegen und der Geruch von<br />

Pilzen und Moosen wird von starken Gefühlen begleitet.<br />

Sie helfen uns, eine Orientierung <strong>auf</strong>recht zu erhalten<br />

und allfällige Gefahren einzuschätzen.<br />

Wir tauchen ein in die faszinierende Welt <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>.<br />

Hier gelten andere <strong>Regeln</strong>. Geräusche und Düfte sowie<br />

das Licht- und Schattenspiel bestimmen die Ordnung.<br />

Die Bären sind mit ihrem tausendfach besseren Geruchssinn<br />

bestens für dieses Leben im Wald ausgerüstet. Sie<br />

sind wie «suchende Nasen im Wald». Diese Erfahrung<br />

macht klar, dass der grosse Wald uns heute nicht mehr<br />

vertraut ist. Wir sind Augenmenschen, die dem schnellen<br />

visuellen Genuss nachleben. Doch was brauchen die<br />

Gäste <strong>des</strong> Zoos, wenn Misha und Masha gerade nicht<br />

vor der Scheibe sitzen? Einen Ort, der Halt und Schutz<br />

bietet, wo man gerne verweilt und <strong>den</strong> Moment geniesst.<br />

Das <strong>BärenWald</strong>haus <strong>gründet</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Regeln</strong> <strong>des</strong> grossen<br />

Wal<strong>des</strong>. Seine Essenz erschliesst sich aus dem Wechsel<br />

der Richtungen, dem Licht- und Schattenspiel, dem<br />

Duft <strong>des</strong> Holzes und der Steine und <strong>den</strong> stets wechseln<strong>den</strong><br />

Höhen und Räumen, welche sich unter dem Dach<br />

<strong>auf</strong>tun. Alles entspringt dieser Haltung, steter Wechsel,<br />

authentischer Charakter, starke Gefühle.<br />

Gesamtanlage und Landschaft<br />

<strong>Der</strong> <strong>BärenWald</strong> im Tierpark Dählhölzli ist damit aber<br />

nicht umfassend beschrieben. In erster Linie ging es<br />

da rum, für Misha und Masha einen abwechslungs- und<br />

betätigungsreichen Lebensraum zu schaffen. Dafür<br />

wurde ein reich gestaltetes Waldareal von mehr als<br />

6000 m 2 eingezäunt, mit einem Stall, einem Abtrennzaun<br />

und verschie<strong>den</strong>en Bademöglichkeiten ausgestattet.<br />

Auch im Nordteil der Anlage erhalten die Besuchen<strong>den</strong><br />

<strong>des</strong> Tierparks die Möglichkeit, die Bären durch<br />

eine grosse Glasscheibe von ganz nah zu be obachten.<br />

<strong>Der</strong> guten Einordnung ins Waldareal wurde grosse<br />

Beachtung geschenkt.<br />

Bauen am Waldrand<br />

Wir befin<strong>den</strong> uns am Rand <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>. Hier fin<strong>den</strong> die<br />

Zoobauten für die Wildkatzen, Leopar<strong>den</strong> und Haselhühner<br />

einen Abschluss bei <strong>den</strong> Bären. Am Übergang<br />

steht das <strong>BärenWald</strong>haus. Davor liegt ein quadratischer,<br />

chaussierter Platz mit grossen Waldbäumen. Links die<br />

alte Bärenburg, daneben das neue Haus aus Stein und<br />

Holz. Zwei enge Gänge führen hinein ins Bauwerk. Die<br />

Wände haben <strong>den</strong> Charakter archaischer Schutzwälle<br />

oder stämmiger Holzbauten. Die Gänge sind verschlungen.<br />

Man tritt von einer Schicht zur nächsten, findet<br />

Nischen und Höhlen mit Informationen zu <strong>den</strong> Bären<br />

oder folgt dem Ton und findet das kleine Kino, wo Filme<br />

<strong>den</strong> Herkunftsort von Misha und Masha im fernen Osten<br />

Russlands vorstellen.<br />

Diese Eingangs-Raumschicht <strong>des</strong> <strong>BärenWald</strong>hauses birgt<br />

die Geheimnisse der Bären und <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>. Sie animiert<br />

zum Suchen. Sie verbirgt das Eigentliche und thematisiert<br />

das Unsagbare, <strong>den</strong> Geist <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>, der Bären,<br />

Russlands.<br />

In endlos scheinender Folge zieht sich ein Schriftband<br />

entlang <strong>den</strong> Sturzbalken um die Wände. <strong>Der</strong> <strong>Bern</strong>er<br />

Schriftsteller Beat Sterchi und eine russische Literaturstu<strong>den</strong>tin<br />

fabulieren über Bären, Russland und die<br />

Schweiz. Die Schrift ist fremd, manchmal kyrillisch, dann<br />

deutsch, auch französisch. Manche Wort sind verständlich<br />

– «Bärbeissigersichelmond» oder «Bärenforellenträume»<br />

–, andere erschliessen sich uns nicht, doch sie<br />

machen klar, dass es hier um Russland geht. Folgt man<br />

diesen Wortfä<strong>den</strong> ins Innere, so gelangt man in zwei<br />

grosse Räume, unmittelbar vor <strong>den</strong> <strong>BärenWald</strong>.<br />

Handwerkskunst<br />

Das Haus ist aus Stein und Holz gebaut. Es wurde von<br />

Hand <strong>auf</strong>geschichtet, Balken für Balken, Stein um Stein.<br />

Manchmal wird ein Knacken in <strong>den</strong> Blockbauwän<strong>den</strong> zu<br />

hören sein, oder der Wind pfeift durch die Lichtluken<br />

im Dach. Die Räume im <strong>BärenWald</strong>haus verbreiten eine<br />

Stimmung, die Ruhe und eine selbstverständliche Würde<br />

ausstrahlen. Hier wurde nach <strong>den</strong> <strong>Regeln</strong> <strong>des</strong> Handwerks<br />

gebaut, in beharrlicher Kleinarbeit. Die Konstruktion<br />

besteht aus einem Verbund von Trockensteinmauerwerk,<br />

welches mit Läufer- und Binderbalken stabilisiert ist.<br />

Darüber liegt ein Dachraum aus Blockwän<strong>den</strong>, der dem<br />

Haus seine Würde und geheimnisvolle Grösse verleiht.<br />

Mensch Bär!<br />

<strong>Der</strong> Bär spielt in Russland seit jeher eine bedeutende<br />

Rolle. Er steht für Stärke und Macht, aber auch für die<br />

Verbindung zu <strong>den</strong> Göttern und wurde <strong>des</strong>halb lange<br />

Zeit verehrt. Bereits kleine Kinder lernen <strong>den</strong> Bären als<br />

gutmütiges Geschöpf kennen: In der russischen Folklore<br />

wird der dortige «Samichlaus» – Väterchen Frost – von<br />

einem Bären begleitet, der ihm hilft, <strong>den</strong> Sack mit <strong>den</strong><br />

Geschenken zu tragen. Ausserdem spielt der Bär in zahlreichen<br />

Märchen eine wichtige Figur.<br />

In Anbetracht dieser grossen Bedeutung <strong>des</strong> Bären in<br />

Russland wurde eine zoopädagogische Konzeption<br />

gewählt, welche diesen Umstand in Form einer Ausstellung<br />

ausgiebig würdigt. Diese steht thematisch unter<br />

dem Motto «Mensch Bär!» Die Zweideutigkeit dieses<br />

Titels liegt <strong>auf</strong> der Hand: einerseits steht der Vergleich<br />

von Mensch und Bär und die mythologische Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Bären im Zentrum. Andererseits weist das Ausrufezeichen<br />

dar<strong>auf</strong> hin, dass der Bär uns als Tier immer<br />

wieder fasziniert.<br />

Neugierig machen<br />

Die Ausstellung basiert <strong>auf</strong> der für Bären typischen<br />

Neugier. Die Besucherinnen und Besucher entdecken<br />

Spannen<strong>des</strong> und Überraschen<strong>des</strong>. Folgende Aspekte<br />

wer<strong>den</strong> herausgegriffen:<br />

Sinne: Die Sinneseindrücke durch Riechen, Sehen und<br />

Hören wer<strong>den</strong> <strong>auf</strong> eine etwas futuristisch anmutende Art<br />

und Weise vorgestellt und verglichen.<br />

Bärenirrtümer: In Form von Klapptafeln wer<strong>den</strong> neun<br />

populäre Bärenirrtümer richtig gestellt.<br />

Entwicklung/Jahreszeiten: Einzelne Aspekte der Entwicklung<br />

(sowohl im Leben als auch in <strong>den</strong> Jahreszeiten)<br />

wer<strong>den</strong> in zwei drehbaren Säulen (Bär und Mensch)<br />

dargestellt.<br />

Bärenmärchen: In einer zauberhaften Bären-Winterhöhle<br />

können sich Kinder das russische Märchen von Leo<br />

Tolstoj «Die drei Bären» (auch in Russisch) anhören.<br />

Das Herzstück der Ausstellung wird im «Dom» gezeigt.<br />

Mit Filmen und digitalen Bildern wird der Herkunftsort<br />

von Misha und Masha im fernen Osten vorgestellt. In<br />

der grossen Halle, in der die Besuchen<strong>den</strong> die Bären<br />

beobachten können, findet die direkte Begegnung zwischen<br />

Bär und Mensch statt. Hier wird bewusst <strong>auf</strong> jegliche<br />

Information verzichtet, damit der Ausruf «Mensch<br />

Bär!» seine volle Bedeutung erlangen kann.

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