12 14 «Herbstimpressionen»: Frauenpower auf ... - Mänziger Zytig

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Februar/März 08 mänziger zytig Nr. 52 22
Februar/März 08 mänziger zytig Nr. 52 23
THEMA
Wie aus einer Notlösung eine Traumstelle wurde
Erfahren Sie, warum Kinder das spannende, lehrreiche und gesellige Krippenleben lieben − und wieso wir Eltern
das zu schätzen wissen. Denn schliesslich profitieren sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder.
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Vor über 20 Jahren besuchte ich als Scheidungskind
eine Kinderkrippe. Meine Mutter war zu 100 Prozent
berufstätig und auf den Krippenplatz angewiesen. Inmitten
von 15 Kindern zwischen drei und fünf Jahren
wurde ich von zwei Betreuerinnen liebevoll, aber auf
engstem Raum betreut. Der Tag bestand aus den
Mahlzeiten, Mittagsschlaf und dem Freispiel. Sofern
das Wetter es zuliess, gingen wir einmal pro Tag nach
draussen. Mit fünf Jahren verliess ich die Krippe, besuchte
den Kindergarten und kam nach der ersten
Woche entsetzt nach Hause: «Mami, soo komisch, bei
meinen Kindergartengschpändli wohnen alle Papis bei
den Mamis zu Hause!» Obwohl ich damals als Krippenkind
viel Mitleid einstecken musste, begriff ich erst
dann meine Sondersituation.
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Bedürfnisse von Kindern und Eltern im Gleichgewicht
15 Jahre später, nach Abschluss des Kindergartenseminars,
trat ich meine erste Stelle in der Kinderkrippe
Rägeboge in Menzingen an – eine Notlösung für mich,
da ich nicht sofort eine Anstellung als Kindergärtnerin
fand. Aus der Notlösung wurde eine Traumstelle! Mir
gefiel die spannende Arbeit in der Krippe so sehr, dass
ich Zusatzausbildungen als Kleinkindpädagogin und
Lehrmeisterin absolvierte. Die Zeiten haben sich sehr
geändert. Längst besuchen nicht mehr nur Scheidungsoder
Einzelkinder die Krippe. Der Rägeboge deckt
nicht nur die Bedürfnisse von Eltern, sondern vor allem
jene der Kinder ab.
Kinder beflügeln uns
Als Gruppenleiterin betreue ich heute pro Tag zwölf
Kinder zwischen zwei und fünf Jahren und werde dabei
von drei Lernenden unterstützt. Das Gruppenleben
ist spannend, lehr- und erlebnisreich, gesellig und
lustig: im Bewegungszimmer, in der Puppenecke, Kinderbibliothek,
Musikecke, Bastelstube, im Schlafzimmer,
Gymnastikraum, ja sogar in der Küche. Mindestens
einmal pro Tag und bei jedem Wetter suchen wir
das Freie auf. Jeweils über acht bis zehn Wochen begleitet
uns ein Thema. Bei der Themenwahl lassen wir
uns durch die momentanen Interessen der Kinder inspirieren.
Innerhalb dieser Wochen besteht ein breites,
themenorientiertes Freispielangebot; täglich werden
spannende Kreissequenzen angeboten. Von Rhythmik,
Turnen und Musik über Bilderbücher, Geschichten,
Unser Waldbesuch im Herbst.
Rollenspiele, Sprachförderung, soziale Spielformen,
Sinneserfahrungen, Naturerlebnisse sowie Sachkundeund
Wissensvermittlung bis hin zu gestalterischen Arbeiten
können die Kinder ihre Sinne, Neugier, Spielfreude
und Kreativität entdecken.
Ich bin stolz zu sehen, was die Kinderkrippe Rägeboge
heute erreicht hat, stolz auf die Krippeneltern, die Kritikern
so gelassen gegenüberstehen. Auch bin ich
glücklich über all jene Kinder, welche die Kinderkrippe
besuchen dürfen. Dazu zählt auch meine fünfjährige
Tochter, die seit ihrem dritten Lebensmonat in diesen
Genuss kommt.
Mit einem tränenden Auge
Ab dem 1. Februar ruft mich nach fast sieben Jahren
eine neue Herausforderung: meine erste Stelle als Kindergärtnerin
in Menzingen. Ich freue mich sehr auf
diese Arbeit und blicke zufrieden auf die tollen Krippenjahre
zurück. Es gibt mir ein gutes Gefühl zu sehen,
wie sehr ich die Krippe mitprägen durfte. Schön zu
wissen, dass diesem Angebot auch weiterhin die Zukunft
gehört!
Mirjam Waldispühl