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Wettbewerbspolitik SS 2010

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<strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong><br />

Übung<br />

Vorlesung (Dr. Stephan Heblich) 2 SWS:<br />

Freitags, 8:15 – 9:45 h, HS 6<br />

Beginn: 1. Vorlesungswoche (ab 9. April <strong>2010</strong> )<br />

1<br />

Beispiel für Vorteilhaftigkeit von Pakethandel<br />

Aktueller<br />

‚Reisser‘<br />

Draculas<br />

Tochter<br />

Förster vom<br />

Silberwald<br />

City-Kino 10 T€ 5 T€ 5 T€<br />

Vorstadtkino 5 T€ 9 T€ 6 T€<br />

Erlös bei ungebundenem Vertrieb<br />

= 2 x 15T € = 30T € (da niedrigster Reservationspreis für jeden Film<br />

= Marktpreis).<br />

Möglicher Erlös bei Angebot aller drei Filme zusammen<br />

= 2 x 20T € = 40T € (da Reservationspreis für Paket insgesamt<br />

jeweils = 20T €).<br />

2<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


Workable Competition (Harvard School)<br />

Keine grundsätzliche Forderung eines vollständigen Wettbewerbs.<br />

Untersuchung von Marktstruktur, Marktverhalten und Marktergebnis (S V<br />

E).<br />

Identifikation der Marktstruktur mit dem besten Ergebnis<br />

Zahlreiche Indikatoren für Marktergebnis (Multigoal-Approach).<br />

Gegengiftthese: Unvollkommener Wettbewerb kann durch weitere<br />

bestimmte Unvollkommenheiten in seiner Funktionsfähigkeit gesteigert<br />

werden.<br />

Theorie des Zweitbesten: Beim Vorliegen von<br />

Marktunvollkommenheiten kann das Hinzutreten weiterer<br />

Unvollkommenheiten eine bessere Annäherung an das<br />

Wohlfahrtsmaximum bedeuten.<br />

Weiterentwicklung argumentiert, dass Unvollkommenheiten für<br />

Innovationen unabdingbar seien Abkehr vom second best.<br />

3<br />

Grundlegender Aufbau des Marktstrukturansatzes<br />

Wirtschaftliche, soziale und rechtliche Rahmenbedingungen, z.B.<br />

Technologischer Entwicklungsstand<br />

Rohstoffversorgung<br />

Entwicklung der Nachfrage<br />

Arbeitsrecht<br />

Wettbewerbsgesetzgebung<br />

Marktstruktur<br />

Zahl der Anbieter und Nachfrager<br />

bzw. deren Marktanteile<br />

Grad der Produkthomogenität und<br />

Markttransparenz sowie Anpassungsgeschwindigkeit<br />

Höhe der Marktschranken<br />

Produktions- und Absatzflexibilität<br />

Konjunkturelle Lage und<br />

Kapazitätsauslastung<br />

Marktphase und<br />

Unternehmenstypus<br />

Innere Unternehmensstruktur<br />

Diversifikationsgrad<br />

Personelle und finanzielle<br />

Verflechtung<br />

Marktverhalten<br />

Art u. Häufigkeit des Einsatzes der<br />

Aktionsparameter<br />

Preis<br />

Rabatte<br />

Konditionen<br />

Menge<br />

Qualität (Innovationsaktivitäten)<br />

Service<br />

Werbung<br />

Neigung zu Wettbewerbsbeschränkung<br />

bzw. Wettbewerbsgesinnung<br />

(spirit of competition)<br />

Marktergebnis<br />

Preishöhe<br />

Gewinnniveau<br />

Qualität<br />

Output<br />

Produktions- und<br />

Verkaufskosten<br />

Technischer Fortschritt<br />

(Güter, Produktionsverfahren)<br />

Güterverfügbarkeit<br />

(räumlich, zeitlich)<br />

4<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


Konzept der optimalen Wettbewerbsintensität<br />

(Kantzenbach)<br />

Wettbewerbsintensität<br />

Maß für die Geschwindigkeit mit der Vorsprünge eines<br />

Konkurrenten aufgeholt werden können.<br />

Kantzenbach:<br />

Marktunvollkommenheiten unabdingbar (vollständige<br />

Konkurrenz in der Realität kaum anzutreffen).<br />

Innovationsanreiz nur unter Abweichung von P=GK möglich.<br />

Marktmacht die durch Innovation erzielt wird nicht prinzipiell zu<br />

verurteilen.<br />

Entwicklung von Normen zur Beurteilung der Funktionsfähigkeit<br />

von Wettbewerb (vgl. positive / normative Aussagen).<br />

Aufbauend auf dem workable competition-Ansatz.<br />

5<br />

Konzept der optimalen Wettbewerbsintensität<br />

Zentrales Element:<br />

Unterscheidung von potentieller und effektiver Wettbewerbsintensität.<br />

Potentielle Wettbewerbsintensität:<br />

Ansteigend bei abnehmender Anbieterzahl: geringere Anbieteranzahl<br />

erlaubt eine schnellere Marktpenetration bei Innovationsvorsprüngen.<br />

Potentielle Wettbewerbsintensität im Duopol am höchsten.<br />

Effektive Wettbewerbsintensität:<br />

Zunächst steigend bei zunehmender Anbieterzahl bis zu einer<br />

bestimmten Anzahl der Anbieter – danach fallend.<br />

Begründung: Fehlende Anbietergröße für Innovationen<br />

(Innovationsmöglichkeit größer bei geringerer Anzahl der Anbieter);<br />

Beschränkungen in der Möglichkeit der Ausweitung von<br />

Produktionskapazitäten erschwerte Marktpenetration.<br />

Effektive Wettbewerbsintensität im weiten Oligopol am höchsten.<br />

6<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


Konzept der optimalen Wettbewerbsintensität –<br />

Potenzielle und effektive Wettbewerbsintensität<br />

effektive<br />

Wettbewerbsintensität<br />

Wettbewerbsintensität<br />

potenzielle<br />

Wettbewerbsintensität<br />

Anbieterzahl<br />

Homogenes<br />

Dyopol bei<br />

vollkommener<br />

Markttransparenz<br />

„weites Oligopol“ mit<br />

funktionsfähiger Wettbewerbsintensität<br />

Polypol<br />

7<br />

Chicago School –<br />

Grundlegende Kennzeichen und Annahmen<br />

Sozialdarwinistisches Verständnis von Marktprozessen im Sinne<br />

eines „survival of the fittest“.<br />

Alleiniges Beurteilungskriterium ist die gesamtwirtschaftliche<br />

Effizienz bzw. der soziale Überschuss ⇒ Verteilungswirkungen<br />

bleiben vernachlässigt.<br />

Vertrauen in die langfristige Wirksamkeit und statisch wie<br />

dynamische Effizienz des Marktmechanismus.<br />

Marktkonzentration wird als Ausdruck von Erfolg angesehen, der auf<br />

entsprechende Leistungsfähigkeit zurückzuführen ist.<br />

Jede Form von Marktmacht ist langfristig erosionsgefährdet<br />

(insbesondere durch innovativen Marktzutritt).<br />

Marktzutrittsbeschränkungen sind dann ohne Bedeutung, wenn<br />

inländische Anbieter durch ausländische Konkurrenz diszipliniert<br />

werden.<br />

8<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


Optimale Betriebsgröße und Marktstruktur<br />

Was lässt sich über die resultierende Marktstruktur sagen?<br />

Marktnachfrage<br />

DK<br />

P=DKmin<br />

MOS<br />

(minimum optimal scale)<br />

mindestoptimale Betriebsgröße<br />

q<br />

9<br />

Transaktionskosten und vertikale Integration<br />

Transaktionskosten können einen Anreiz zur vertikalen Integration<br />

bewirken:<br />

Annahme: - vorgelagerte Faktormärkte<br />

- nachgelagerte Absatzmärkte<br />

Koordination: (a) über den Markt<br />

(b) innerhalb einer Unternehmung<br />

(c) durch Kooperation<br />

− Alle drei Arten der Koordination verursachen (Transaktions-)<br />

Kosten.<br />

Vertikale Integration kann begünstigt werden, sofern die<br />

Koordinationskosten innerhalb einer Unternehmung geringer<br />

sind als die Koordinationskosten über den Markt (vgl. Schmidt,<br />

S. 101ff)<br />

10<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


Transaktionskosten<br />

11<br />

Zusammenschlussformen - Übersicht<br />

Zusammenschlussform<br />

horizontal vertikal Konglomerat<br />

Economies of scale<br />

Zusammenschlussmotive<br />

Transaction-costeconomies<br />

Economies of scope;<br />

Risikostreuung<br />

Auswirkung auf den<br />

Wettbewerb<br />

Dominierende<br />

Marktposition;<br />

Erleichterung von<br />

Absprachen (überhöhte<br />

Preise, Gewinne und<br />

Kosten<br />

Behinderung von nichtintegrierten<br />

Konkurrenten;<br />

Ausdehnung von<br />

Marktmacht auf andere<br />

Wirtschaftsstufen<br />

Überwälzung von<br />

Marktrisiken und<br />

Kosten;<br />

Kopplungsgeschäfte;<br />

Mischkalkulation;<br />

Konzentration von<br />

Verfügungsbefugnissen<br />

Auswirkungen auf die<br />

Kosten<br />

Economies of scale vs.<br />

diseconomies of scale<br />

Transaction-cost<br />

economies vs.<br />

steigende<br />

Organisationskosten<br />

Economies of scope vs.<br />

diseconomies of scope<br />

Zusätzlich X-inefficiencies<br />

Quelle: angelehnt an Schmidt, S. 148<br />

12<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


First best und second best Regulierung<br />

First best (Einproduktfall)<br />

Preis entspricht GK<br />

Markträumung<br />

Effiziente Produktion<br />

Aber: Verlust für den Anbieter sofern DK oberhalb der GK liegen.<br />

− Staatliche Defizitabdeckung (direkte Subvention) Theater,<br />

Jenah, Ernst-Abbe Sportfeld<br />

Second best<br />

Preis entspricht DK<br />

Wohlfahrtsverlust<br />

Zentraler Kritikpunkt: fehlenden statische und dynamische Effizienz<br />

Noseleit: Ü <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> 2009 13 13<br />

Messung von Konzentration I<br />

Monopolgrad (Lerner-Koeffizient):<br />

Je größer die Nachfrageelastizität desto kleiner ist der<br />

Monopolgrad.<br />

Herfindahl-Index:<br />

Gewichtet große Unternehmen stärker als kleine Unternehmen.<br />

Eignet sich bei der Annahme das kleine Unternehmen aufgrund<br />

ihrer relativen Einflusslosigkeit geringen Einfluss auf das<br />

Konzentrationsmaß ausüben sollen.<br />

„kritischer Konzentrationsgrad“ liegt bei 10% (Oligopol mit 10<br />

gleichgroßen Anbietern)<br />

14<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


Messung von Konzentration II<br />

Konzentrationsgrad:<br />

CR1 Einzelmachtkonzept, z.B. Anteil des größten<br />

Unternehmens; kritischer K-grad 35%<br />

CR3 z.B. kumulierter Anteil der 3 größten Unternehmen<br />

Kumulierter<br />

Anteil am<br />

Gesamtumsatz (%)<br />

100<br />

75<br />

50<br />

1 2 3<br />

Zahl der Anbieter<br />

15<br />

Regulierung natürlicher Monopole - Verpflichtung zu DK<br />

DK<br />

GK<br />

N<br />

N‘<br />

Second-best<br />

P‘DK<br />

PDK<br />

PGK<br />

E<br />

D Durchschnittskosten<br />

Verlust des Monopolisten bei First-Best Lösung<br />

A‘<br />

B‘<br />

C Grenzkosten<br />

A B<br />

First-best<br />

Q‘DK<br />

QDK<br />

QGK<br />

16<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>


First best und second best Regulierung<br />

First best (Einproduktfall)<br />

Preis entspricht GK<br />

Markträumung<br />

Effiziente Produktion<br />

Aber: Verlust für den Anbieter sofern DK oberhalb der GK liegen.<br />

− Staatliche Defizitabdeckung (direkte Subvention) Theater,<br />

Jenah, Ernst-Abbe Sportfeld<br />

Second best<br />

Preis entspricht DK<br />

Wohlfahrtsverlust<br />

Zentraler Kritikpunkt: fehlenden statische und dynamische Effizienz<br />

17<br />

Heblich: <strong>Wettbewerbspolitik</strong> <strong>SS</strong> <strong>2010</strong>

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