Mit Magenbrot und gebrannten Mandeln kann er dienen - MAZ
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Arbeitsauftrag im Rahmen d<strong>er</strong> <strong>MAZ</strong>/ PHZ-Spezialisi<strong>er</strong>ungswoche „Journalismus <strong>und</strong> Medien“,<br />
Modul I, Oktob<strong>er</strong> 2008<br />
Einführungsmodul 2008<br />
Luz<strong>er</strong>n<strong>er</strong> Määs<br />
<strong>Mit</strong> <strong>Magenbrot</strong> <strong>und</strong> viel H<strong>er</strong>zblut dabei<br />
Von Sabine Stössel, Luz<strong>er</strong>n<br />
<strong>Mit</strong> <strong>Magenbrot</strong> <strong>und</strong> <strong>gebrannten</strong> <strong>Mandeln</strong> <strong>kann</strong> <strong>er</strong> <strong>dienen</strong>. „Seit jeh<strong>er</strong> die beiden absoluten<br />
Renn<strong>er</strong> an d<strong>er</strong> Määs“, wie <strong>er</strong> sagt. Karamelisi<strong>er</strong>te Bananen hingegen hat <strong>er</strong> nicht im Angebot.<br />
Und genau die sucht die Dame. „Vielleicht müssten Sie bei d<strong>er</strong> Konkurrenz nachfragen.“ Dort<br />
od<strong>er</strong> dort. Die v<strong>er</strong>meintliche K<strong>und</strong>in dankt <strong>und</strong> zieht von dannen. Vielleicht ein and<strong>er</strong>es Mal.<br />
Anton Greb<strong>er</strong> schmunzelt. B<strong>er</strong>atung <strong>und</strong> ein gut<strong>er</strong> K<strong>und</strong>enkontakt sind alles. Das weiss <strong>er</strong>.<br />
Dann kommen sie wied<strong>er</strong>, die Leute v<strong>er</strong>gessen nicht. Seit üb<strong>er</strong> 50 Jahren ist seine Familie<br />
dabei. Anton Greb<strong>er</strong> <strong>er</strong>inn<strong>er</strong>t sich nicht mehr an das genaue Jahr. „Jung war ich, jung <strong>und</strong><br />
„busp<strong>er</strong>“…“, <strong>er</strong> lacht.<br />
Vi<strong>er</strong>mal teur<strong>er</strong><br />
Anton Greb<strong>er</strong>’s Vat<strong>er</strong> war’s, d<strong>er</strong> Anfangs d<strong>er</strong> 1950<strong>er</strong>-Jahre <strong>er</strong>stmals seinen Stand an d<strong>er</strong><br />
Luz<strong>er</strong>n<strong>er</strong> Määs aufschlug <strong>und</strong> dort seine Confis<strong>er</strong>ie-Waren zum Besten gab. D<strong>er</strong> gel<strong>er</strong>nte<br />
Bäck<strong>er</strong> <strong>und</strong> Konditor aus Sursee traf schon damals eine genaue Auswahl d<strong>er</strong> zum Kauf<br />
dargebotenen Produkte: <strong>Magenbrot</strong> <strong>und</strong> gebrannte <strong>Mandeln</strong> liefen schon damals<br />
h<strong>er</strong>vorragend, <strong>er</strong>inn<strong>er</strong>t sich Anton Greb<strong>er</strong>. Damals stellte die Familie auch <strong>er</strong>st<strong>er</strong>es noch selbst<br />
h<strong>er</strong>, heute hat sie die Produktion aus Kostengründen ausgelag<strong>er</strong>t. „Wir müssen zusehen, dass<br />
wir üb<strong>er</strong> die R<strong>und</strong>en kommen, das Geschäft ist härt<strong>er</strong> geworden, die Konkurrenz gröss<strong>er</strong>“,<br />
<strong>er</strong>zählt Anton Grab<strong>er</strong>, <strong>Magenbrot</strong> abfüllend; 200 Gramm kosten fünf Franken, „etwa vi<strong>er</strong>mal<br />
mehr als <strong>Mit</strong>te d<strong>er</strong> 50<strong>er</strong>, 1.20Fr. od<strong>er</strong> so war d<strong>er</strong> damalige Preis“, <strong>er</strong>zählt Anton Greb<strong>er</strong>.<br />
Jung geblieben<br />
Seine 70 Jahre gibt man Anton Greb<strong>er</strong> nicht. „Wahrscheinlich sind es die Menschen um mich<br />
h<strong>er</strong>um, die mich jung gehalten haben“, seine Familie, die Schwest<strong>er</strong>n, „ab<strong>er</strong> sich<strong>er</strong> auch die<br />
Aufgabe, das V<strong>er</strong>mächtnis des Vat<strong>er</strong>s weit<strong>er</strong>zuführen“, Anton Greb<strong>er</strong> hält inne. Seinem Vat<strong>er</strong><br />
lag viel an d<strong>er</strong> Määs. Dies auch d<strong>er</strong> Gr<strong>und</strong>, weshalb Anton Greb<strong>er</strong> <strong>und</strong> seine zwei Schwest<strong>er</strong>n<br />
nach dem Tod des Vat<strong>er</strong>s im Frühjahr 2007 beschlossen, sowohl das Geschäft in Sursee wie<br />
auch den Määsstand weit<strong>er</strong>zuführen. „Denn die Määs“, so Greb<strong>er</strong>, „das ist Freude,<br />
Begegnung. Viele d<strong>er</strong> Messebesuch<strong>er</strong> kommen üb<strong>er</strong> <strong>Mit</strong>tag, einige zweimal im Tag“.<br />
Luz<strong>er</strong>n – die schönste Stadt<br />
Anton Greb<strong>er</strong> hat g<strong>er</strong>ne Menschen. Er <strong>er</strong>zählt Geschichten <strong>und</strong> seine Augen leuchten. Wie die<br />
Schwest<strong>er</strong>n <strong>und</strong> <strong>er</strong> damals dem Vat<strong>er</strong> halfen, Glace h<strong>er</strong>stellen l<strong>er</strong>nten <strong>und</strong> eben auch<br />
<strong>Magenbrot</strong>. Wie <strong>er</strong> es bedau<strong>er</strong>te, als d<strong>er</strong> Warenmarkt d<strong>er</strong> Määs 1954 in die Allmend v<strong>er</strong>legt<br />
wurde <strong>und</strong> wie <strong>er</strong> den heutigen Standort begrüsst.<br />
„Luz<strong>er</strong>n ist für mich die schönste Stadt d<strong>er</strong> Schweiz <strong>und</strong> die Lage hi<strong>er</strong> auf dem Inseli ist<br />
p<strong>er</strong>fekt: D<strong>er</strong> See, d<strong>er</strong> Blick auf die Stadt, in die B<strong>er</strong>ge… Das ist doch phantastisch!“<br />
Anton Greb<strong>er</strong> lebt mit d<strong>er</strong> Määs. Obschon in Sursee aufgewachsen, die V<strong>er</strong>b<strong>und</strong>enheit mit<br />
Luz<strong>er</strong>n <strong>und</strong> d<strong>er</strong> Luz<strong>er</strong>n<strong>er</strong> Määs ist gross: Hi<strong>er</strong> ist ein Teil seines Lebens, von Kindsbeinen auf<br />
kennt <strong>er</strong> die Määs.
<strong>Magenbrot</strong>e <strong>und</strong> klare Worte<br />
Auf die Menschen zugehen können, das sei wichtig <strong>und</strong> auch mal „flexibel reagi<strong>er</strong>en können,<br />
wenn ein<strong>er</strong> ein grosses Maul macht.“ Vor allem wenn die Jugendlichen in Gruppen vor seinem<br />
Stand auftauchten, dann hiesse es, klar zu marki<strong>er</strong>en, was gehe <strong>und</strong> was nicht, ab<strong>er</strong> auch mal<br />
eine gewisse Grosszügigkeit zu zeigen. „Ein paar <strong>Magenbrot</strong>e <strong>und</strong> klare Worte, wohlwollend,<br />
dann klappt das schon“, meint Anton Greb<strong>er</strong> <strong>und</strong> wied<strong>er</strong> lacht <strong>er</strong>.<br />
Anton Greb<strong>er</strong>s Freude an d<strong>er</strong> Määs, am Leben, an den Menschen ist ansteckend. Wie war das<br />
mit dem <strong>Magenbrot</strong>? D<strong>er</strong> Dau<strong>er</strong>brenn<strong>er</strong>? <strong>Mit</strong> einem 200 Gramm-Säckchen <strong>Magenbrot</strong> im<br />
Handgepäck v<strong>er</strong>lasse ich die Määs nach d<strong>er</strong> Begegnung mit einem Menschen, d<strong>er</strong> an die<br />
Seele d<strong>er</strong> Määs glaubt. An das, was sie den Menschen mitgeben <strong>kann</strong>: Freude <strong>und</strong><br />
Begegnung, das Leben pur. Anton Greb<strong>er</strong> ist dabei, mit <strong>Magenbrot</strong> <strong>und</strong> viel H<strong>er</strong>zblut.<br />
Die Määs als V<strong>er</strong>mächtnis <strong>und</strong> aus B<strong>er</strong>ufung: Anton Greb<strong>er</strong>.<br />
Quelle: Sabine Stössel, 8.10.08<br />
Historisches V<strong>er</strong>mächtnis<br />
Im <strong>Mit</strong>telalt<strong>er</strong> fanden Messen <strong>und</strong> Märkte an den Festtagen zu Ehren d<strong>er</strong> Lokalheiligen statt, so auch die Luz<strong>er</strong>n<strong>er</strong> H<strong>er</strong>bstmesse, die <strong>er</strong>stmals<br />
1558 historisch v<strong>er</strong>bürgt ist.<br />
Die Luz<strong>er</strong>n<strong>er</strong> H<strong>er</strong>bstmesse in ihr<strong>er</strong> heutigen Form existi<strong>er</strong>t seit r<strong>und</strong> h<strong>und</strong><strong>er</strong>t Jahren.<br />
D<strong>er</strong> Waren- <strong>und</strong> V<strong>er</strong>gnügungsmarkt waren bis 1968 voneinand<strong>er</strong> räumlich getrennt, d<strong>er</strong> Warenmarkt konzentri<strong>er</strong>te sich auf den Bahnhofplatz,<br />
die V<strong>er</strong>gnügungsanlagen standen b<strong>er</strong>eits im Inseli. 1954 wurde d<strong>er</strong> Warenmarkt einmalig auf d<strong>er</strong> Allmend ausgetragen, - ein Flop: Die<br />
Besuch<strong>er</strong> blieben aus. „D<strong>er</strong> gute Anschluss an die öffentlichen V<strong>er</strong>kehrsmittel, die Zentrumsnähe, ab<strong>er</strong> auch das Panorama, die<br />
V<strong>er</strong>b<strong>und</strong>enheit mit d<strong>er</strong> Stadt Luz<strong>er</strong>n, die lokalen kulinarischen Spezialitäten, das zieht die Leute an“, <strong>er</strong>zählt Heinrich Hüsl<strong>er</strong>, Historik<strong>er</strong> d<strong>er</strong> IG<br />
Luz<strong>er</strong>n<strong>er</strong> Märkte <strong>und</strong> Messen. Dies das Resultat ein<strong>er</strong> Besuch<strong>er</strong>befragung aus dem Jahr 2005.<br />
R<strong>und</strong> h<strong>und</strong><strong>er</strong>t Gew<strong>er</strong>betreibende bieten vom 4. Oktob<strong>er</strong> bis am 17. Novemb<strong>er</strong> 2008 an d<strong>er</strong> Luz<strong>er</strong>n<strong>er</strong> H<strong>er</strong>bstmesse ihre Waren <strong>und</strong><br />
Dienstleistungen feil. R<strong>und</strong> 350 000 Besuch<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den <strong>er</strong>wartet.<br />
Sabine Stössel, Luz<strong>er</strong>n; 8. Oktob<strong>er</strong> 2008