Dirk Grathoff
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28 DIRK GRATHOFF<br />
Ich will derartige Seelenküsse nicht weiter kommentieren, erlaube<br />
mir nur den verkehrswissenschaftlichen Hinweis, daß<br />
Ewald von Kleist Freimaurer war, aber das Thema haben wir ja<br />
schon ad acta gelegt.<br />
Heinrich von Kleist war vielleicht zu sehr Ironiker, als daß das<br />
Thema Freundschaft bei ihm hätte tragend werden können.<br />
Immerhin kommt bei ihm aber eine der in der Literatur sehr<br />
seltenen Frauenfreundschaften vor, die zwischen der Amazonenkönigin<br />
Penthesilea und ihrer Freundin Prothoe. Daß das<br />
lateinische «manus lavat manum» -Prinzip jedem pathetischen<br />
Freundschaftsverständnis der deutschen Aufklärung, der Empfindsamkeit<br />
wie des klassischen Idealismus entgegensteht,<br />
wußte der Ironiker Kleist nur zu gut, und so nimmt es nicht<br />
wunder, daß er seinem schlitzohrigen Dorfrichter Adam genau<br />
einen derartig ironischen Pathosbrecher in den Mund legt:<br />
«Gut, Gevatter! Jetzt gilts Freundschaft», sagt Adam zum<br />
Gerichtsschreiber Licht: «Ihr wißt, wie sich zwei Hände<br />
waschen können.»<br />
So unpathetisch sind wir nun am Ende des Ganges durch ein<br />
höchst pathetisches Thema der deutschen Literatur angelangt.<br />
Was lernen wir daraus? Liebe Trude, lieber Christopher Pleister,<br />
solange die Wegstrecken zwischen Oldenburg und Frankfurt<br />
nicht mit Schillerschen Hindernissen lebens- und vermögensgefährdender<br />
Art bestückt werden, wollen wir gute<br />
Freunde bleiben und Euch gern besuchen kommen.<br />
Vielen Dank. 1<br />
1 Außer der genannten Literatur wurde herangezogen: Igor S. Kon:<br />
Freundschaft. Reinbek 1979 (russ. Orig., Leningrad 1979).