Lokalbands stellen sich vor FB ~ 05 bei der Mafia - Draußen

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20.11.2013 Aufrufe

Bericht | Text: Carsten Hollenberg und Mike Schermann | Fotos: Muff Potter Hardrock am Hawerkamp Interview mit „Muff Potter“ 8 In diesem Jahr fand am Hawerkamp das Vainstream-Rockfestival wegen des großen Andrangs zum ersten Mal an zwei Tagen, dem 3. und 4. Juli, statt. Den etwa 10.000 musikbegeisterten Punk-, Metal- und Hardcore-Fans, die sich bei 30 Grad im Schatten am ersten Tag auf dem Festivalgelände eingefunden hatten, bescherte ein Gewittersturm im Laufe des Abends eine angenehme Abkühlung. Die Auswahl an internationalen Bands, die in diesem Jahr auftraten, war hervorragend und brachte die Stimmung bald zum Kochen. Unter den Akteuren befanden sich auch die Münsteraner Lokalmatadore der Formation „Muff Potter“. Carsten Hollenberg und Mike Schermann sprachen mit Nagel, dem Frontmann der Band, und wurden anschließend in die Lounge des Tryp- Hotels eingeladen. _~: Warum habt ihr den Namen „Muff Potter“ von Mark Twain gewählt? Muff Potter: Eigentlich habe ich keine Ahnung. Er klingt einfach gut. Außerdem drückt er einerseits der Band nicht gleich eine Bedeutung auf, so was nervt mich nämlich. Andererseits ist er aber auch nicht bedeutungslos. Es gibt halt eine Geschichte dazu, die viele aber auch erst kennen lernen, wenn sie unsere Musik schon lange hören, dann aber mal zufällig im Fernsehen Huckleberry Finn sehen. ~: Vor einigen Jahren seid ihr mal in Münster im „Bosporus“, dem Imbiss am Bahnhof, aufgetreten. Könnt ihr euch daran erinnern, wie das war? Muff Potter: Das klingt jetzt so legendär, was mir natürlich gefällt. Aber eigentlich war das eine Kneipentour, die in recht kleinen Läden stattfand. Wir waren vorher schon in kleinen Läden in Hamburg und Berlin, aber da konnte man wenigstens die Fenster noch aufmachen. In den Bosporus kamen wir rein, da hatten die Fenster nicht mal mehr Griffe. Aber im Nachhinein passiert es einem immer das man die Vergangenheit so verklärt. Damals dachten wir: „Was ist das ein alter Drecksschuppen, noch ein Lied dann kippe ich um“. Heute denkt man nur noch, wie cool das war. ~: Früher habt ihr eure Platten über die Plattenfirma Huck's rausgebracht, das Album „Fremdkörper“ aber bei Universal. Da musstet ihr euch doch bestimmt anstrengen, die Kontrolle nicht abgeben zu müssen. Muff Potter: Es ist ja ganz gut ein bisschen Kontrolle abzugeben. Dann kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Die künstlerischen Entscheidungen treffen aber immer wir. ~: Warum ausgerechnet Universal? Muff Potter: Weil es einfach ein guter Vertrieb ist und weil es Geld gab. Ich würde, wenn Bedingungen stimmen, auch jetzt immer noch zu einer anderen Plattenfirma gehen, weil es einfach auch Sachen gibt, die man selber gar nicht machen möchte. Als die erste Platte rauskam, hatte ich einfach überhaupt kein Privatleben mehr und so was muss nicht sein. ~: Für eine größere Band als euch ist es ja bestimmt auch einfacher bei einer Plattenfirma wie Universal unter Vertrag zu sein. Muff Potter: Ja, da sind wir ja jetzt nicht mehr. Wir sind da ja letztes Jahr rausgeflogen. Die neue Platte „Gute Aussichten“ haben wir wieder selbst gemacht. Aber für uns war das auf jeden Fall gut da gewesen zu sein. Das kann auch schwierig sein, wenn man nicht so erfahren ist, aber zu dem Zeitpunkt, als wir dort aufgenommen haben, gab es uns ja schon 12 Jahre. So eine Band, die kannst du nicht mehr einfach umkrempeln. Es ist ja auch nicht immer so, dass die Plattenfirmen die Bösen sind und das Publikum die Guten. Das ist einfach ein Klischee. Es gibt viele, die bei Universal arbeiten, mit denen ich auch heute noch befreundet bin. Man muss auch ganz klar sagen, bei einer Plattenfirma geht es auch immer um Geld. Wenn du dich nicht mehr rentierst, dann bist du halt weg, aber das ist ja auch völlig in Ordnung für uns. ~: Aber von außen sah es schon so aus, als wäret ihr mit der Zeit größer oder besser gesagt älter geworden. Bei anderen Alben gab es immer sehr viel Beiwerk. Das ist jetzt nicht mehr so. Muff Potter: Ich glaube, dass die Texte reichen. Jetzt auf der neuen Platte haben wir einen Downloadcode, damit man sich die Sachen runterladen kann. Man hat inzwischen schon zu so vielen Sachen seinen Senf abgegeben, dass wir das nicht mehr in Form einer Platte oder CD machen müssen. Was uns aber schon wichtig ist, ist Qualität. Es ist uns wichtig, dass die Platten gut aussehen. Wir haben oft Vinyl gemacht, ganz einfach, weil wir Vinylfans sind. Wir haben auch oft Klappcover gemacht. Wenn wir an unserem Artwork arbeiten, denken wir immer an Vinyl. Natürlich hinterher auch an die CD. Aber wenn man ein Cover macht, macht man es nicht in Briefmarkengröße und auch nicht in Postkartengröße, sondern man macht ein Cover, damit es LP-Größe hat.

~: Ihr seid ja inzwischen seit Jahren recht bekannt. Wie ist es für euch auf so einem Festival aufzutreten? Muff Potter: Wir sehen das ganz entspannt, auch so wie heute einfach mal nur 40 Minuten zwischendurch zu spielen und jetzt quasi Feierabend zu haben. (lachen) Draußen!: Aber ist das nicht komisch? Sonst tritt man 1 ½ Stunden auf mit der Reihenfolge wie auf der Platte mit erster und zweiter Seite. Muff Potter: Ja, das ist ja auch nichts, was man ausschließlich machen will, aber ich glaube, dass sich das gut ergänzt. Was ich sehr mag, weswegen ich auch meine Band so mag, ist, dass man nicht immer das selbe macht. Das langweilt mich. Deswegen find ich es gut, dass wir heute oder morgen einfach mal nur 40 Minuten spielen und in zwei Wochen dann wieder 1 ½ Stunden. ~: Wie ist euer Bezug zur eigenen Musik? Wenn ich mir eure Alben anhöre, klingen die unterschiedlich. „Fremdkörper“ klingt zum Beispiel etwas mehr nach Pop, die älteren Sachen waren definitiv punkiger. Warum? Muff Potter: Weil wir es mögen. Ich finde ja auch, dass es sich stilistisch gar nicht so sehr unterscheidet. Es klingt alles nach Muff Potter, mal etwas poppiger mal etwas weniger. So ist das neue Album etwas laffer als das davor. Man versucht halt immer die Musik für sich interessant zu halten. Ich bin ja auch keine 19 mehr. Ich glaube nicht mehr, alles machen zu müssen, was ich auch gut finde. Ich höre z. B. seit ein paar Jahren gerne Soul, würde aber deswegen nie auf die Idee kommen, jetzt selber Soul zu machen. ~: Da Impact haben zum Beispiel mit Dr. Ring Ding zusammengearbeitet. Könntet ihr euch vorstellen zusammen mit jemandem aus einer ganz anderen Musikrichtung etwas zu machen? Muff Potter: Prinzipiell schon, aber wir müssen da immer ganz genau abwägen. Wir haben schon viele Anfragen bekommen, aber wir tun es nicht, nur um es mal gemacht zu haben. Wir müssen schon davon überzeugt sein, dass es cool ist. Wenn man uns zum Beispiel fragen würde, ob wir was mit einer Ska-Band machen würden, würden wir klar nein sagen, weil es einfach nicht unser Ding ist. Das ist alles so hypothetisch. Ich habe gerade mit Kreator einen Slime-Coversong aufgenommen. Und da sag ich einfach, die machen zwar eine ganz andere Musik als wir, aber das ist cool. Das Wichtigste ist einfach die Qualität. ~: Was hat eure Musik geprägt? Muff Potter: Das waren schon amerikanischer und englischer Punk-Rock. Sachen wie Viper zum Beispiel und auch ganz wenige deutsche Bands. Zum Beispiel Boxhamster oder R80. Die waren wichtig, als wir die Band gegründet haben. Man hatte immer Respekt vor den Bands, weil die Sachen konnten, die man selbst nicht konnte. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht mehr als drei Akkorde, aber man guckt dann, wie weit man kommt. Aber wichtig ist, wie ich schon gesagt habe, dass man trotzdem nur das macht, was man gut findet. ~: Ihr kommt gebürtig aus dem Münsterland, seit Ihr euren Wurzeln treu geblieben? Muff Potter: Ich kann mich zwar damit identifizieren, wo ich geboren bin, und natürlich hat es mich auch geprägt, aber ich muss da nichts zelebrieren. Wir haben uns eher immer kritisch mit der so genannten Heimat auseinandergesetzt. Ich wohne jetzt seit zwei Jahren in Berlin, komme aber immer noch gerne nach Münster, wir haben gestern noch hier geprobt, aber für mich hat Heimat wenn überhaupt so einen ideellen Wert. Heimat ist z.B. meine Band, Heimat sind meine Freunde, Heimat sind Sachen, die ich selbst geschaffen habe, nicht irgendwas, wo ich zufällig hinein geboren wurde. Ich habe damals, wo ich als kleiner Punker geboren wurde, immer nur auf die Fresse gekriegt, wie soll ich mich also mit so einer Bundeswehr-Stadt wie Rheine identifizieren? # Anzeige 9

Bericht | Text: Carsten Hollenberg und Mike Schermann | Fotos: Muff Potter<br />

Hardrock am Hawerkamp<br />

Interview mit „Muff Potter“<br />

8<br />

In diesem Jahr fand am Hawerkamp das<br />

Vainstream-Rockfestival wegen des großen<br />

Andrangs zum ersten Mal an zwei<br />

Tagen, dem 3. und 4. Juli, statt. Den etwa<br />

10.000 musikbegeisterten Punk-,<br />

Metal- und Hardcore-Fans, die <strong>sich</strong> <strong>bei</strong><br />

30 Grad im Schatten am ersten Tag auf<br />

dem Festivalgelände eingefunden hatten,<br />

bescherte ein Gewittersturm im<br />

Laufe des Abends eine angenehme Abkühlung.<br />

Die Auswahl an internationalen<br />

Bands, die in diesem Jahr auftraten,<br />

war her<strong>vor</strong>ragend und brachte die Stimmung<br />

bald zum Kochen. Unter den Akteuren<br />

befanden <strong>sich</strong> auch die Münsteraner<br />

Lokalmatadore <strong>der</strong> Formation<br />

„Muff Potter“. Carsten Hollenberg und<br />

Mike Schermann sprachen mit Nagel,<br />

dem Frontmann <strong>der</strong> Band, und wurden<br />

anschließend in die Lounge des Tryp-<br />

Hotels eingeladen.<br />

_~: Warum habt ihr den Namen<br />

„Muff Potter“ von Mark Twain gewählt?<br />

Muff Potter: Eigentlich habe ich keine<br />

Ahnung. Er klingt einfach gut. Außerdem<br />

drückt er einerseits <strong>der</strong> Band nicht<br />

gleich eine Bedeutung auf, so was nervt<br />

mich nämlich. An<strong>der</strong>erseits ist er aber<br />

auch nicht bedeutungslos. Es gibt halt<br />

eine Geschichte dazu, die viele aber<br />

auch erst kennen lernen, wenn sie unsere<br />

Musik schon lange hören, dann<br />

aber mal zufällig im Fernsehen Huckleberry<br />

Finn sehen.<br />

~: Vor einigen Jahren seid ihr mal<br />

in Münster im „Bosporus“, dem Imbiss<br />

am Bahnhof, aufgetreten. Könnt ihr<br />

euch daran erinnern, wie das war?<br />

Muff Potter: Das klingt jetzt so legendär,<br />

was mir natürlich gefällt. Aber<br />

eigentlich war das eine Kneipentour,<br />

die in recht kleinen Läden stattfand.<br />

Wir waren <strong>vor</strong>her schon in kleinen Läden<br />

in Hamburg und Berlin, aber da<br />

konnte man wenigstens die Fenster<br />

noch aufmachen. In den Bosporus kamen<br />

wir rein, da hatten die Fenster<br />

nicht mal mehr Griffe. Aber im Nachhinein<br />

passiert es einem immer das<br />

man die Vergangenheit so verklärt. Damals<br />

dachten wir: „Was ist das ein alter<br />

Drecksschuppen, noch ein Lied dann<br />

kippe ich um“. Heute denkt man nur<br />

noch, wie cool das war.<br />

~: Früher habt ihr eure Platten<br />

über die Plattenfirma Huck's rausgebracht,<br />

das Album „Fremdkörper“ aber<br />

<strong>bei</strong> Universal. Da musstet ihr euch doch<br />

bestimmt anstrengen, die Kontrolle<br />

nicht abgeben zu müssen.<br />

Muff Potter: Es ist ja ganz gut ein bisschen<br />

Kontrolle abzugeben. Dann kann<br />

man <strong>sich</strong> auf das Wesentliche konzentrieren.<br />

Die künstlerischen Entscheidungen<br />

treffen aber immer wir.<br />

~: Warum ausgerechnet Universal?<br />

Muff Potter: Weil es einfach ein guter<br />

Vertrieb ist und weil es Geld gab. Ich<br />

würde, wenn Bedingungen stimmen,<br />

auch jetzt immer noch zu einer an<strong>der</strong>en<br />

Plattenfirma gehen, weil es einfach<br />

auch Sachen gibt, die man selber gar<br />

nicht machen möchte. Als die erste<br />

Platte rauskam, hatte ich einfach überhaupt<br />

kein Privatleben mehr und so<br />

was muss nicht sein.<br />

~: Für eine größere Band als euch<br />

ist es ja bestimmt auch einfacher <strong>bei</strong><br />

einer Plattenfirma wie Universal unter<br />

Vertrag zu sein.<br />

Muff Potter: Ja, da sind wir ja jetzt<br />

nicht mehr. Wir sind da ja letztes Jahr<br />

rausgeflogen. Die neue Platte „Gute<br />

Aus<strong>sich</strong>ten“ haben wir wie<strong>der</strong> selbst<br />

gemacht. Aber für uns war das auf jeden<br />

Fall gut da gewesen zu sein. Das<br />

kann auch schwierig sein, wenn man<br />

nicht so erfahren ist, aber zu dem Zeitpunkt,<br />

als wir dort aufgenommen haben,<br />

gab es uns ja schon 12 Jahre. So<br />

eine Band, die kannst du nicht mehr<br />

einfach umkrempeln. Es ist ja auch<br />

nicht immer so, dass die Plattenfirmen<br />

die Bösen sind und das Publikum die<br />

Guten. Das ist einfach ein Klischee. Es<br />

gibt viele, die <strong>bei</strong> Universal ar<strong>bei</strong>ten,<br />

mit denen ich auch heute noch befreundet<br />

bin. Man muss auch ganz klar<br />

sagen, <strong>bei</strong> einer Plattenfirma geht es<br />

auch immer um Geld. Wenn du dich<br />

nicht mehr rentierst, dann bist du halt<br />

weg, aber das ist ja auch völlig in Ordnung<br />

für uns.<br />

~: Aber von außen sah es schon<br />

so aus, als wäret ihr mit <strong>der</strong> Zeit größer<br />

o<strong>der</strong> besser gesagt älter geworden. Bei<br />

an<strong>der</strong>en Alben gab es immer sehr viel<br />

Beiwerk. Das ist jetzt nicht mehr so.<br />

Muff Potter: Ich glaube, dass die Texte<br />

reichen. Jetzt auf <strong>der</strong> neuen Platte haben<br />

wir einen Downloadcode, damit<br />

man <strong>sich</strong> die Sachen runterladen kann.<br />

Man hat inzwischen schon zu so vielen<br />

Sachen seinen Senf abgegeben, dass wir<br />

das nicht mehr in Form einer Platte<br />

o<strong>der</strong> CD machen müssen. Was uns aber<br />

schon wichtig ist, ist Qualität. Es ist uns<br />

wichtig, dass die Platten gut aussehen.<br />

Wir haben oft Vinyl gemacht, ganz einfach,<br />

weil wir Vinylfans sind. Wir haben<br />

auch oft Klappcover gemacht. Wenn wir<br />

an unserem Artwork ar<strong>bei</strong>ten, denken<br />

wir immer an Vinyl. Natürlich hinterher<br />

auch an die CD. Aber wenn man ein Cover<br />

macht, macht man es nicht in Briefmarkengröße<br />

und auch nicht in Postkartengröße,<br />

son<strong>der</strong>n man macht ein<br />

Cover, damit es LP-Größe hat.

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