Lokalbands stellen sich vor FB ~ 05 bei der Mafia - Draußen
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Bericht | Text: Sabrina Kipp | Foto: Jenny Hüls<br />
14<br />
Fußballberber <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Mafia</strong><br />
Fußball, Kabarett und Punk<br />
Vor einigen Wochen wurden die <strong>bei</strong>den<br />
Torhüter von draußen! Münster<br />
<strong>05</strong>, Mike und Toby, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Promenadenmusik<br />
von Leuten einer Band aus<br />
dem Ruhrgebiet auf ihre Trikots angesprochen.<br />
Spontan luden die Musiker<br />
unsere Mannschaft, die ~- Fußballberber,<br />
zum 1. Kleinfeld Fußballturnier<br />
<strong>der</strong> Sankt Pauli <strong>Mafia</strong> NRW<br />
nach Oberhausen ein. Das war etwas<br />
ganz Beson<strong>der</strong>es für unser Team, das<br />
bislang fast ausschließlich auf Veranstaltungen<br />
verschiedener Straßenzeitungen<br />
und Wohnungsloseneinrichtungen<br />
ihr Talent unter Beweis gestellt<br />
hatte. Sabrina Kipp berichtet von<br />
einem sportlichen Ausflug, <strong>der</strong> noch<br />
viel mehr zu bieten hatte.<br />
_Geplagte Trainer einer Freizeit-Fußballmannschaft<br />
wissen: An einem Samstagmorgen<br />
um acht Uhr im strömenden<br />
Regen ein Team bereit zu <strong>stellen</strong>, gehört<br />
nicht zu den leichtesten Aufgaben. Umso<br />
erstaunlicher, dass <strong>sich</strong> am 11. Juli<br />
gleich elf Fußballberber und 10 Fans<br />
nebst zwei Hunden mit Sack und Pack<br />
am Bahnhof Münster zur Fahrt zum<br />
Sankt Pauli Fanclubturnier nach Oberhausen<br />
einfanden. Fast zwei Stunden<br />
Fahrt im Bummelzug vergingen <strong>bei</strong> guter<br />
Stimmung wie im Flug. Pünktlich um<br />
10:30 Uhr erreichten wir die Sportstätte<br />
von BSV 66 Oberhausen. Auf einem in<br />
<strong>der</strong> Mitte geteilten Ascheplatz mit Vereinsheim<br />
und mehreren kleinen Rasenstückchen,<br />
sollte das Turnier stattfinden.<br />
Schnell wurden noch Zeltplätze<br />
rund um den Platz zugewiesen, dann<br />
hieß es auch schon rein in die Trikots,<br />
denn um 11 Uhr sollten die Fußballberber<br />
ihr erstes Spiel bestreiten.<br />
_Die Spielleitung hatte es nicht leicht.<br />
Von 14 angemeldeten Teams erschienen<br />
nur 12 und auch die Schiedsrichter waren<br />
nicht aufzufinden. Schnell wurde<br />
<strong>der</strong> Spielplan umdisponiert und kurzfristig<br />
beschlossen, dass es auch mal ohne<br />
den Mann in Schwarz gehen muss. Unter<br />
den verschiedenen Fantrupps ist falscher<br />
Ehrgeiz sowieso nicht gefragt und Fairness<br />
oberste Devise. Und die Rechnung<br />
ging in <strong>der</strong> Tat auf: Obgleich <strong>der</strong> Platz<br />
durch den Regen aufgeweicht und sehr<br />
rutschig war, nahmen die Spiele friedlich<br />
und freundschaftlich ihren Lauf.<br />
Das erste Spiel <strong>der</strong> Fußballberber gegen<br />
den Mitveranstalter und späteren Finalteilnehmer<br />
„Druckluft United“ ging mit<br />
3:0 verloren. Der guten Stimmung im<br />
Team tat das keinen Abbruch. Wurde<br />
sonst <strong>bei</strong> solchen Gelegenheiten gerne<br />
mal rumgemeckert, um das eigene Unvermögen<br />
zu beschönigen, gab man<br />
dieses Mal neidlos zu, dass diese Mannschaft<br />
ganz einfach besser war. Im<br />
nächsten Spiel gegen die „St. Pauli Lümmels“<br />
gelang es trotz spürbarer Überlegenheit<br />
niemandem das Runde ins<br />
Eckige zu beför<strong>der</strong>n, die zehnminütige<br />
Spielzeit endete mit einem mageren<br />
Remis.<br />
_Inzwischen hatte auch <strong>der</strong> Dauerregen<br />
endlich aufgehört und die Sonne gab ihr<br />
Bestes, um die Anhänger des Hamburger<br />
Kiezclubs in ihrem Glanz erstrahlen zu<br />
lassen. Nach einer von den Preisen her<br />
angemessenen, reichhaltigen und gut<br />
gewürzten Verpflegung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> sogar<br />
Veganer auf ihre Kosten kamen, ging es<br />
frisch gestärkt ins nächste Spiel. Und<br />
siehe da, den Spielern schien <strong>der</strong> scharfe<br />
Imbiss Feuer unterm Hintern gemacht<br />
zu haben. Nach mehreren Pfosten- und<br />
Lattenschüssen gelang es Jörg endlich<br />
den ersten Ball im Tor zu versenken. Der<br />
Knoten war geplatzt und nur wenig<br />
später traf Flo zum 2:0 Endstand gegen<br />
den „FCT-Zelle“. Spieler und mitgereiste<br />
Fans tobten und lagen <strong>sich</strong> freudetaumelnd<br />
in den Armen. Die Ehre war<br />
gerettet, Letzter wurden wir jetzt schon<br />
mal nicht mehr. Auch in <strong>der</strong> nächsten<br />
Begegnung gegen die „Sankt Pauli <strong>Mafia</strong>“<br />
schossen Jörg und Flo ihr Team zum<br />
verdienten Sieg. Jetzt ging es im letzten<br />
Gruppenspiel gegen „Sankt Pauli und<br />
<strong>der</strong> böse Wolf“ tatsächlich um den Einzug<br />
ins Halbfinale. Das Spiel fand<br />
hauptsächlich im Strafraum des Gegners<br />
statt. Die Fußballberber gaben alles und<br />
kämpften. Doch wie sagte schon Bayern-“Kobra“<br />
Jürgen Wegmann: „Zuerst<br />
hatten wir kein Glück und dann kam<br />
auch noch Pech dazu.“ Latte, Pfosten,<br />
Latte - <strong>vor</strong><strong>bei</strong> und das gleich in Serie.<br />
Den Kontern <strong>der</strong> Wölfe konnte man<br />
nichts mehr entgegensetzten. Das Spiel<br />
war verloren. Am Ende schlägt ein sechster<br />
Platz zu Buche - damit kann man<br />
gut leben.<br />
_Noch ehe die Spieler geduscht und<br />
umgezogen waren, ging es nach den<br />
Spielen zum nächsten Highlight. Eine<br />
Versteigerung von Fanartikeln verschiedener<br />
Vereine stand auf dem Programm.<br />
Shirts, Tassen und Anstecker wechselten<br />
für kleines Geld den Besitzer, selbst<br />
Schals von Dortmund und Bayern fanden<br />
grinsende Abnehmer, einzig den<br />
Millionärsclub Real Madrid mochte niemand<br />
unterstützen. Der Aktionserlös<br />
ging an die Geschädigten, die in <strong>der</strong><br />
Nacht auf den <strong>05</strong>. Juli 2009 <strong>bei</strong> einem<br />
ungeklärten Angriff <strong>der</strong> Polizei auf die<br />
Sankt Pauli Fankneipe „Jolly Roger“ in<br />
Hamburg verletzt worden waren. Zum<br />
Schluss kamen 272,89 Euro u. a. für<br />
neue Schneidezähne eines Beteiligten<br />
zusammen.<br />
_Gegen Abend folgte dann das Kulturprogramm.<br />
Bei einer Lesung vereinte<br />
<strong>der</strong> 36-jährige Soziologe Gerd Dembrowski,<br />
<strong>der</strong> bereits in <strong>der</strong> TAZ, JUNGE<br />
WELT und ELF FREUNDE seine Texte veröffentlichte,<br />
gleich zwei Stimmen in seiner<br />
Brust: zum einen die des leidenschaftlichen<br />
St. Pauli Fans, <strong>der</strong> ausführlich<br />
die Entstehung seines ersten Tores<br />
in <strong>der</strong> Jugendmannschaft von Schwarz -<br />
Weiß Böllinghausen beschreibt, zum<br />
an<strong>der</strong>en die des akademischen Autors,<br />
<strong>der</strong> seine Doktorar<strong>bei</strong>t zum Thema Fußball<br />
und Diskriminierung schreibt und<br />
<strong>sich</strong> bis 2002 als Sprecher von BAFF<br />
(Bündnis Aktiver Fußballfans) engagierte.<br />
Bei selbst erlebten Geschichten mit<br />
Fifa Präsident Joseph Blatter, <strong>der</strong> ihn<br />
zum „Fanpräsidenten“ ernannte, Anekdoten<br />
über „Lodda“ Matthäus und Torwart-Titan<br />
Oliver Kahn blieb kein Auge<br />
trocken.<br />
_Zu guter Letzt rundete ein Punkkonzert<br />
im nahe gelegenen Jugend- und Kulturzentrum<br />
Druckluft den gelungenen<br />
Tag ab. Bis spät in die Nacht wurde rund<br />
um den Platz diskutiert, gesungen und<br />
gelacht. Viva St. Pauli! #