AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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Joachim <strong>Klopfer</strong><br />
<strong>Europäische</strong> <strong>Friedensordnung</strong> - nicht ohne Rußland! ♦<br />
„Nicht ohne oder gegen Rußland, nicht ohne oder gegen Amerika<br />
ist gesamteuropäische Stabilität zu erreichen.“<br />
(Egon Bahr)<br />
1<br />
Egon Bahrs imperative Mahnung von 1998 1 deutet auf ein konfliktträchtiges<br />
Feld wechselseitiger Abhängigkeiten und Spannungen: Alle drei genannten<br />
großen Mächte verfolgen eigene geopolitische Ambitionen, ausgehend<br />
von unterschiedlichen (Ausgangs-)Positionen und Potentialen, orientiert<br />
an verschiedenen, z.T. einander ausschließenden Zielhorizonten, bei Bevorzugung<br />
jeweils anderer Mittel und Methoden.<br />
Als „einzige Weltmacht“ sind die USA derzeit militärisch uneinholbar überlegen, wirtschaftlich<br />
allen weiteren Großmächten mindestens ebenbürtig, politisch im Sinne Carl Schmidts „souverän“<br />
bis hin zur fallweisen Brüskierung internationaler Rechtsnormen und Institutionen, die<br />
sie nur in dem Maße akzeptieren, wie sie den eigenen globalstrategischen Zielen dienlich<br />
sind. Ihr Hauptziel ist es, die dominierende Rolle zu behaupten und auszubauen. Um dies zu<br />
erreichen, bevorzugen sie neben wirtschaftlichen bzw. finanziellen im besonderen militärische<br />
Machtmittel.<br />
EUROPA sieht sich als nichthegemoniale Großmacht. Es ist, obwohl wirtschaftlich stark,<br />
noch auf der Suche nach einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik. Obwohl es sich<br />
bisher als „Zivilmacht“ definiert, betreibt es in jüngerer Zeit die Bildung von Interventionsstreitkräften,<br />
die sowohl eigenständige europäische wie auch NATO-Aufträge realisieren sollen.<br />
Gegenwärtig und für eine mittelfristige Übergangsperiode wird es machtpolitisch de facto<br />
vornehmlich durch Frankreich und Deutschland vertreten.<br />
Trotz wirtschaftlicher Schwäche und innenpolitischer Labilität bleibt RUSSLAND durch seine<br />
territoriale Größe und Lage, wegen seines erheblichen Kernwaffenpotentials und angesichts<br />
seiner reichen Naturressourcen „eine der drei strategischen Weltmächte“, wenn auch eine<br />
„Weltmacht in der Schwebe“. 2 Seine globalpolitische Orientierung zielt auf eine multipolare<br />
Welt, in der es selbst eines der Einflußzentren sein will. Es hat gegenwärtig keine Mittel und<br />
auch keine Absichten zu imperialen Erweiterungen. (Ausführlicher dazu siehe 2.)<br />
♦<br />
Dieser Beitrag wurde schriftlich nachgereicht. Eine ausführlichere Fassung ist im Internet zu<br />
finden: http://www.jokler.de/russ/russ0412.htm. Die vorliegende abweichende redaktionelle<br />
Bearbeitung wurde vom Autor selbst vorgenommen.<br />
1 E. Bahr, Deutsche Interessen. Streitschrift zu Macht, Sicherheit und Außenpolitik,<br />
München 1998, S. 29.<br />
2 H. Schmidt, Die Mächte der Zukunft. Gewinner und Verlierer in der Welt von morgen,<br />
München 2004, S. 183, 174.