AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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behauptet. Die Kreuzzüge der Vergangenheit sind von Europa ausgegangen,<br />
darum ist es dafür nicht mehr zu haben.“ 17<br />
Schließlich ist noch eine dritte notwendige Bedingung zu nennen, die leicht<br />
übersehen wird: Die Bürger müssen das Heft zum Handeln selbst in der<br />
Hand haben, sie müssen sich einmischen, wo es nur irgend geht, wenn es um<br />
das eigene Wohl und um das der Gemeinschaft geht. Sie müssen unmittelbar<br />
teilhaben am politischen Leben - das ist der Grundgedanke der partizipativen<br />
Demokratie, wie er formal auch im Verfassungsentwurf festgelegt ist<br />
(Art. 46). Dort ist allerdings nur von einem Austausch von Ansichten<br />
(Art. 46,1), von einem offenen Dialog zwischen den Organen der EU und der<br />
Zivilgesellschaft (Art. 46,2) sowie von Anhörungen der Betroffenen durch die<br />
<strong>Europäische</strong> Kommission (Art. 46,3) die Rede.<br />
Jedoch erstarrt die lebendige Demokratie im Formal-Demokratischen. Die<br />
Bürger sehen sich von lebenswichtigen Entscheidungen ausgeschlossen und<br />
stehen dem Institutionen-Gewirr der EU mißtrauisch gegenüber. Dieses demokratische<br />
Manko ist selbst von dem designierten Kommissionspräsidenten<br />
X. Barroso wahrgenommen worden, der eine Kommissarin für Transparenz<br />
und Bürgerkontakte benannt hat, um den Bürgern Europa zu erklären. Große<br />
Worte sollen künftig die unzulänglichen demokratischen Prozesse schönreden.<br />
Die Zivilgesellschaft verfügt aber selbst über eine mächtige Stimme, die<br />
von den Herrschenden in Wirtschaft und Politik gefürchtet ist.<br />
Eine lebendige Demokratie, in der der oberste Souverän den allgemeinen Willen<br />
verwirklicht, ist eine wesentliche Voraussetzung für den Weg zu Frieden<br />
und sozialer Gerechtigkeit. Die mangelnden demokratischen Strukturen und<br />
Entscheidungsprozesse zeigen an, wie weit die <strong>Europäische</strong> Union davon entfernt<br />
ist, den Aufbau einer internationalen <strong>Friedensordnung</strong> zu verwirklichen.<br />
Autor: Prof. Dr. Volker Bialas,<br />
Wissenschafts- und Philosophiehistoriker, München.<br />
17 A. Muschg, Kerneuropa. Gedanken zur europäischen Identität, in: Neue Zürcher Zeitung<br />
vom 31.05.2003. Wieder abgedruckt in: Friedensforum (Österreich), Heft 05/06/2003,<br />
S. 7 f. (Zitat auf S. 8).