AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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den Schutz der öffentlichen Güter wie Gesundheit, Wasser und Verkehr, Bildung<br />
und Kultur, um die weitere Bereitstellung von qualitativ hochwertigen<br />
öffentlichen Dienstleistungen. Deren drohende Privatisierung ist eine schwerwiegende<br />
Beeinträchtigung der grundlegenden Persönlichkeitsrechte und der<br />
sozialen und kulturellen Menschenrechte. Die errungenen sozialen Rechte<br />
sind in demokratischen Mitbestimmungs- und Entscheidungsprozessen gegen<br />
die Umsetzung der neoliberalen Grundsätze des europäischen Binnenmarktes<br />
zu verteidigen. 15<br />
Eine zweite Grundbedingung für ein friedensbereites Europa hängt eng mit<br />
der ersten zusammen und entspricht dem Kantschen Postulat, als Vorbedingung<br />
eines dauerhaften Friedens die stehenden Heere abzuschaffen, die andere<br />
Staaten mit Krieg bedrohen und das Wettrüsten vorantreiben. 16 Es liegt - wie<br />
schon ausgeführt - im Selbstinteresse einer Assoziation, daß allgemein abgerüstet<br />
wird und so Angriffskriege und militärische Interventionen von den<br />
Voraussetzungen her unterbunden werden.<br />
Eine strategische Umorientierung der Politik, weg von der Angriffsarmee,<br />
weg von der Option einer weltweiten militärischen Einmischung, hin zu einer<br />
Politik weltweiter Kooperation und Ursachenbekämpfung von Verelendung,<br />
Hunger und Gewaltbereitschaft, setzt erhebliche finanzielle Mittel frei. Diese<br />
Gelder werden dringend für den inneren Aufbau eines friedensfähigen Europa,<br />
für Bildung und Ausbildung, für alternative Energien und Klimaschutz<br />
und für die Lösung der anstehenden sozialen Probleme benötigt. Mit dem<br />
Terrorismus, den es zu bekämpfen gilt (Art. III-210,1), wird selbst in dem europäischen<br />
Verfassungsentwurf ein Feindbild festgeschrieben, wohl absichtlich<br />
in vager Formulierung. Bei Bedarf kann dann für Terrorismus vom <strong>Europäische</strong>n<br />
Rat ein Schurkenstaat, eine mißliebige politisch-religiöse Gruppe<br />
oder ein Diktator eingesetzt werden, um den beabsichtigten militärischen Angriff<br />
in Übereinstimmung mit der Verfassung zu bringen und so formal zu<br />
rechtfertigen.<br />
Hierzu erhebt A. Muschg, Schweizer Schriftsteller und Präsident der Berliner<br />
Akademie der Künste, seine warnende Stimme: „Europa hat lernen müssen,<br />
den Preis von Siegen zu bedenken. Die Erfahrung sagt den Europäern, daß<br />
der Krieg gegen den Terrorismus heute mehr Feinde erzeugt, als er überwinden<br />
kann, und damit selbst zu den Übeln gezählt werden muß, die er auszurotten<br />
37<br />
15 Siehe attac Deutschland, Mehr Demokratie und weniger Maastricht. Eine Kritik des<br />
Verfassungsentwurfs von der Euromemorandumgruppe, in: Friedensforum, Bonn,<br />
Heft 02/2004, S. 41 f.<br />
16 Siehe I. Kant, Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, 3. Präliminarartikel,<br />
in: I. Kant, Werkausgabe, Frankfurt a.M. 1981, S. 197.