AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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Volker Bialas<br />
Demokratische Mindeststandards einer europäischen<br />
<strong>Friedensordnung</strong><br />
Demokratie und Frieden - ihr prinzipieller Zusammenhang<br />
Demokratie und Frieden sind auf einzigartige Weise miteinander verbunden.<br />
Zumindest prinzipiell ist in der politischen Form der Demokratie die Herrschaft<br />
des Menschen über den Menschen aufgehoben. Ihr oberstes Ziel ist es,<br />
ein freiheitliches Gemeinwesen zu etablieren und zu sichern als eine Assoziation,<br />
in der die Menschenrechte respektiert und durchgesetzt werden, in der<br />
zwar die Naturrechte des Einzelnen an das Gemeinwesen entäußert werden<br />
(Th. Hobbes), aber so, daß - in Umkehrung eines berühmten Marx-Wortes -<br />
die freie Entwicklung aller die Bedingung für die freie Entwicklung eines jeden<br />
ist.<br />
In einer solchen Assoziation oder Vereinigung freier Menschen gebietet die<br />
Gerechtigkeit, die Rechte aller zu schützen; sie ist also mit der Gleichheit aller vor<br />
dem Gesetz verwoben. Dagegen würde eine einseitige ökonomische Propagierung<br />
des Prinzips Nützlichkeit die Ungleichheit begünstigen (J. St. Mill) und<br />
die Menschen vorrangig nach Besitz und Leistung einteilen. In einer wahren<br />
Demokratie, die in prinzipieller Weise wohl noch nie in der Menschheitsgeschichte<br />
verwirklicht worden ist, sind die Ideale der Französischen Revolution<br />
von liberté (Freiheit des Einzelnen), von fraternité (Solidarität mit dem Anderen)<br />
und von egalité (Gleichheit vor dem Gesetz) als universelle Werte der<br />
menschlichen Gesellschaft eingelöst. Sie sind verallgemeinerungsfähig und<br />
gültig für alle Menschen.<br />
Strebt also eine freie Assoziation danach, das Wohl aller zu sichern, dann<br />
drückt sich der Allgemeinwille auch darin aus, den Frieden im Inneren wie im<br />
Äußeren, der ja allein ihre Existenz und weitere Entwicklung gewährleisten<br />
kann, zu bewahren. Jeder Androhung von Gewalt gegen andere geht eine militärische<br />
Aufrüstung voraus, die von vornherein auch den eigenen Interessen<br />
schaden muß, werden doch erhebliche finanzielle Mittel dem Auf- und Ausbau<br />
des Gemeinwesens entzogen.<br />
In einer partizipativen Demokratie, in der die Bürgerinnen und Bürger zur politischen<br />
Entscheidungsfindung und zur Gesetzgebung befähigt sind, artikuliert<br />
sich der Allgemeinwille dahingehend, einen drohenden Krieg auf jeden Fall<br />
zu verhindern, die Ursachen eines möglichen Konflikts aufzudecken und die<br />
vorhandenen Probleme auf friedliche Weise zu lösen. Das Selbstinteresse der