AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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(„expand liberty“), den Krisenfall („Notstand“) bestimmen sowie die Unterscheidung<br />
zwischen Freund und Feind wie die damit verknüpfte Entscheidung<br />
über den Einsatz von Gewalt treffen und sich damit das exklusive Recht<br />
auf präventive militärische Intervention überall auf der Welt vorbehalten<br />
können.“ 15<br />
Diese amerikanische Weltordnungspolitik wird von einer neuartigen Machtgruppierung<br />
in den USA durchgesetzt. R. Rilling charakterisiert sie so: „Unmittelbar<br />
präsentiert wird diese neuimperiale grand strategy von einer über drei<br />
Jahrzehnte hinweg sich verdichtenden Allianz aus Think-Tanks, Stiftungen,<br />
Medien, Konzernen, Staatsapparaten und politischen Organisationen. Ihre<br />
Avantgarde: eine Gruppe neokonservativer konzeptiver Ideologen aus US-<br />
Think-Tanks und strategischen Planungseinrichtungen. Zusammen mit radikalreaganistisch<br />
geprägten Militärs und der evangelikal-fundamentalistisch<br />
christlichen Rechten bilden sie den dynamischen politischen Kern der konzeptionell,<br />
strategisch und politisch dominanten nationalistisch-neuimperialen<br />
Gruppe in der zweiten Bush-Administration.“ 16<br />
Von dieser nationalistischen, imperialistischen Machtgruppierung, die dabei<br />
ist, mit Hilfe militärischer Dominanz ein unangreifbares amerikanisches Empire<br />
zu errichten, geht heute die größte Bedrohung für den Frieden aus. Sie ist<br />
der Urheber der Kriege zur Neuordnung der Welt, die schon geführt wurden<br />
und die noch in Aussicht stehen. Diese Machtgruppierung will für die USA<br />
die allgemeine Dominanz im internationalen System und sie will die besondere<br />
Dominanz in der Konkurrenzbeziehung zwischen den zentralen kapitalistischen<br />
Staaten. Beides erzeugt Gefahren für den Frieden. Die nationalistische<br />
imperiale Machtgruppierung in den Vereinigten Staaten ist derzeit vor allem<br />
der Hort des Krieges und Feind des Friedens. Auf den Widerstand aller Kräfte<br />
gegen sie muß sich die Friedensstrategie konzentrieren, ohne Scheu davor,<br />
des Antiamerikanismus bezichtigt zu werden.<br />
Mit einer konservativen Revolution im Innern hat die einzige Weltmacht sich<br />
imperialistische Handlungsfreiheit verschafft, insbesondere mit dem religiösfundamentalistischen<br />
Wertekanon von Glaube, Familie und Tradition, mit der<br />
Abkehr von einer rechtlichen Legitimation ihres Handelns und der Hinwendung<br />
zur moralisierenden Rechtfertigung auf der Basis eines euphorischen<br />
amerikanischen Patriotismus und Chauvinismus. Das ist ein für alle Welt verhängnisvoller<br />
Rückfall der ältesten Demokratie hinter die Aufklärung, die<br />
einst ihre Inspiration und Kraftquelle gewesen ist.<br />
15 Ebenda.<br />
16 Ebenda, S. 978.