AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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unter außenhandelsmäßigen Aspekten eine Betrachtung, die Kontinentaleuropa<br />
dem amerikanischen Kontinent gegenüberstellt.“ Weiter sagte er: „1. sei<br />
davon auszugehen, daß Deutschland nach dem Krieg Europa beherrscht,<br />
2. Auch Europa ist nach dem Krieg auf die USA nicht angewiesen, 3. der<br />
Ferne Osten und Südamerika stehen dem europäischen Export offen ...“ 35<br />
Nach O. von Habsburg kann man in der EU „Spuren eines Gesellschaftsverständnisses<br />
finden, wie es auch das Habsburgerreich ausgezeichnet hat. ...<br />
Meine ersten politischen Ideen, die ich als junger Mann entwickelte, zielten ja<br />
auf so etwas wie die Vereinigten Staaten des Donauraumes. Da sehe ich mich<br />
jetzt durchaus bestätigt.“ Und er folgert: „Natürlich gehört die Ukraine in die<br />
EU.“ 36<br />
J. Habermas, der den Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien noch gerechtfertigt<br />
hatte, verurteilt - insbesondere seit dem Angriff der USA auf den<br />
Irak im März 2003 - den „Unilateralismus der Bush-Regierung“ in Gestalt der<br />
auf einen militärischen ‚pre-emptive strike’ setzenden ‚Sicherheitsdoktrin’<br />
prinzipiell als Verstoß gegen das Gewaltverbot der UN-Charta und damit als<br />
„Ausdruck der Mißachtung einer der großartigsten zivilisatorischen Leistungen<br />
des Menschengeschlechts.“ 37 Als Alternative für Europa setzt J. Habermas<br />
auf das vom Kronjuristen des Hitlerfaschismus C. Schmitt in Anlehnung<br />
an die Monroe-Doktrin der USA entwickelte Konzept einer „völkerrechtlichen<br />
Großraumordnung“, denn diese übertrage „das Prinzip der Nichtintervention<br />
auf die Einflußsphären von Großmächten, die ihre Kultur und Lebensform<br />
gegeneinander souverän und erforderlichenfalls mit militärischer<br />
Gewalt behaupten.“ J. Habermas schreibt, er habe „diesem ursprünglich auf<br />
das ‚Dritte Reich‘ gemünzten Projekt der völkerrechtlichen Großraumordnung<br />
Platz eingeräumt, weil es einen fatalen Zeitgeist-appeal gewinnen könnte.“<br />
Damit „empfiehlt sich eine modernisierte Großraumtheorie als ein nicht<br />
ganz unwahrscheinlicher Gegenentwurf zur unipolaren Weltordnung des hegemonialen<br />
Liberalismus.“ 38<br />
Daß solche Anregungen von den durchaus in der Tradition eines C. Schmitt<br />
denkenden deutschen EU-Ideologen gerne aufgegriffen werden, demonstrierte<br />
eine konservative deutsche Zeitung, als sie kürzlich unter der Überschrift<br />
„Europa sollte ein Reich werden“ schrieb: „Carl Schmitts Großraumtheorie<br />
35 Nach R. Kühnl, Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten, Köln 1975, S. 327 f.<br />
36 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 03.10.2004, S. 8.<br />
37 J. Habermas, Der gespaltene Westen, Frankfurt a.M. 2004, S. 181.<br />
38 Ebenda, S. 192 f.