AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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Bündnis für das 21. Jahrhundert gerade im Zusammenhang mit dem heutigen<br />
Europa auch explizit und ohne jede Einschränkung zu den Traditionslinien<br />
des deutschen Imperialismus mit dem Satz bekannt: „Die Opfer zweier Generationen<br />
und die visionäre Führungsstärke unserer Vorfahren schufen die<br />
Voraussetzungen für ein geeintes, freies und friedliches Europa zu Beginn des<br />
21. Jahrhunderts.“ Im gleichen Dokument betonen Bush und Schröder ausdrücklich<br />
ihr gemeinsames geostrategisches Interesse an „wirtschaftlichen<br />
Chancen und Sicherheit im Nahen und Mittleren Osten“. 32<br />
Angesichts dieser als strategisch bedeutsam eingestuften Orientierung der visionären<br />
Führungsstärke der Vorfahren für die heutigen Machthaber ist es sicher kein<br />
Zufall, daß wir in Deutschland gegenwärtig eine regelrechte Kampagne der<br />
positiven Umwertung jener Personen erleben, die für die Verbrechen des Hitlerfaschismus<br />
in besonders hohem Maße persönlich verantwortlich waren.<br />
Bereits im Februar 1992 schrieb der Historiker E. Nolte: „Zeigt sich nicht,<br />
daß sogar Hitlers Vorstellung vom ‚Lebensraum‘ keine bloße Phantasie war,<br />
da doch ganz Osteuropa heute der Tätigkeit der deutschen Wirtschaft offenzustehen<br />
scheint?“ 33<br />
In diesem Jahr erschien eine von L. Gall verfaßte, über 500 Seiten umfassende<br />
Biographie des Bankiers H. J. Abs, die in den einflußreichsten deutschen<br />
Medien als ein „großer Wurf“, weil „bemerkenswert fair“ gefeiert wurde. Abs<br />
war nun wirklich keine Randfigur der Nazidiktatur. Noch kurz vor seinem<br />
Tode Anfang Februar 1994 bezeichnete ihn die US-amerikanische Zeitschrift<br />
Forbes als den „mit Abstand mächtigsten Mann in Deutschland“. Vor allem<br />
aber verkörperte er, wie V. Ullrich in einer Rezension der Abs-Biographie<br />
feststellte, „wie kein Zweiter die Kontinuität der wirtschaftlichen Eliten über<br />
die Zäsur von 1945 hinweg.“ 34<br />
Was hatte dieser Vorfahre der heutigen deutschen Machthaber im Zweiten<br />
Weltkrieg - dem nach K. Kinkel zweiten Versuch - für europäische Visionen?<br />
Am 17.07.1941 - also unmittelbar nach dem Überfall Deutschlands auf die<br />
Sowjetunion - erklärte H. J. Abs vor dem Handelspolitischen Ausschuß der<br />
Reichswirtschaftskammer: „Auch die Perspektiven, die sich für die deutsche<br />
Wirtschaft nach dem Krieg stellen und die auf einen engen Zusammenschluß<br />
aller kontinentaleuropäischen Volkswirtschaften hinauslaufen, rechtfertigen ja<br />
13<br />
32 Nach Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 04/2004, S. 502.<br />
33 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.02.1992. Nach O. Köhler, Die große Enteignung,<br />
München 1994, S. 88.<br />
34 V. Ullrich, Der Herr des Geldes, in: Die Zeit, Literatur, Oktober 2004, S. 61.