AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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Und selbstverständlich entspricht das aktuelle militärische Um- und Hochrüstungsprogramm<br />
der EU sowohl den imperialen Ambitionen der führenden<br />
EU-Staaten als auch entsprechenden Forderungen der USA. Die Ambitionen<br />
der EU hat H. Münkler so definiert: „Die eigentliche Frage heißt doch: In<br />
welcher Weise sind die Europäer handlungsfähig? Das ist die klassische Frage<br />
nach der militärischen Interventionsfähigkeit, die bedeutet, daß ein politischer<br />
Wille der Europäer mit militärischen Mitteln, mag er nun legitim oder illegitim<br />
sein, gegebenenfalls geltend gemacht werden kann.“ 29<br />
Das aber deckt sich weitgehend mit dem, was die USA von der Aufrüstung<br />
der EU erwarten und fordern: „Was Rumsfeld von den Europäern will, ist<br />
klar: Sie sollen ihre veralteten Riesenarmeen des Kalten Krieges schleunigst<br />
modernisieren, notfalls auf Kosten ihres Wohlstands und des sozialen Friedens.<br />
Anstatt die USA ständig moralisch zu kritisieren, sollen sie einen größeren<br />
Teil der Kriegs- und Friedenseinsätze übernehmen, um Washington zu<br />
entlasten.“ 30<br />
Ideologische Aspekte der EU-Integration<br />
Die ideologische Grundposition des deutschen Imperialismus zur Expansion<br />
seines Einflußbereiches markierte der damalige BRD-Außenminister K. Kinkel<br />
bereits 1993, indem er in einem außenpolitischen Grundsatzartikel feststellte,<br />
„nach außen gilt es etwas zu vollbringen, woran wir zweimal zuvor gescheitert<br />
sind: im Einklang mit unseren Nachbarn zu einer Rolle zu finden,<br />
die unseren Wünschen und unserem Potential entspricht. ... Wir sind aufgrund<br />
unserer Mittellage, unserer Größe und unserer „traditionellen Beziehungen<br />
zu Mittel- und Osteuropa“ dazu prädestiniert, den Hauptvorteil aus<br />
der Rückkehr dieser Staaten nach Europa zu ziehen.“ 31 Aufschlußreich ist dabei,<br />
mit welcher Selbstverständlichkeit K. Kinkel hier die aktuellen Ambitionen<br />
der BRD, den Hauptvorteil aus der EU-Integration zu ziehen, angesichts<br />
zweier vom Deutschen Reich verschuldeter Weltkriege als quasi dritten Versuch<br />
hinstellt, die traditionellen Beziehungen zu Mittel- und Osteuropa zu<br />
pflegen.<br />
Inzwischen haben sich US-Präsident Bush und BRD-Kanzler Schröder in ihrer<br />
Gemeinsamen Erklärung vom 27.02.2004 über Das deutsch-amerikanische<br />
29 Alte Hegemonie und Neue Kriege. H. Münkler und D. Senghaas im Streitgespräch, in: Blätter<br />
für deutsche und internationale Politik, Nr. 05/2004, S. 547.<br />
30 S. Koelbl, Wo die Drachen wohnen, in: Der Spiegel, Nr. 35/2004, S. 56.<br />
31 K. Kinkel, Verantwortung, Realismus, Zukunftssicherung. Deutsche Außenpolitik in einer sich<br />
neu ordnenden Welt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19.03.1993.