AP073(2005) J. Klopfer: Europäische Friedensordnung - DSS
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Was Massenvernichtungswaffen betrifft, wirft S. Amin den USA und ihren<br />
Verbündeten vor, der Weltöffentlichkeit einen „heuchlerischen Diskurs“ aufzuzwingen,<br />
„der hinnehmen lassen soll, daß der Westen die Mittel behält, die<br />
anderen Völker mit dem Genozid zu bedrohen, ohne selbst in Gefahr zu geraten.“<br />
24 Er sieht die Völker der Dritten Welt von den G 7- bzw. G 8-Staaten<br />
als einer imperialen Triade bedroht: „Sie besteht aus den Ländern Europas,<br />
aus den USA und Japan.“ 25<br />
Ähnlich sieht es die indische Schriftstellerin A. Roy, die kürzlich anläßlich der<br />
Entgegennahme des Sydney-Friedenspreises erklärte: „Während der Kampf<br />
um die Kontrolle der Weltressourcen sich intensiviert, erfährt der ökonomische<br />
Kolonialismus durch militärische Aggression ein Comeback. ... Die ‚zivilisierte,<br />
moderne‘ Welt - gewissenhaft auf einem Erbe von Genozid, Sklaverei<br />
und Kolonialismus errichtet - kontrolliert jetzt das meiste Öl der Welt. Und<br />
die meisten Waffen der Welt, das meiste Geld der Welt. Und die meisten Medien<br />
der Welt ...“ 26<br />
In welchem Maße der geostrategische imperialistische Grundkonsens mit den<br />
USA bestimmend für die Außen- und Militärpolitik der EU ist, verdeutlichte<br />
J. Solana, als er in einem Spiegel-Interview auf die Frage, wird eine stärkere,<br />
geschlossen auftretende <strong>Europäische</strong> Union nicht in jedem Fall von den USA<br />
als Rivale empfunden?, erklärte: „Im Gegenteil: Eine stärkere <strong>Europäische</strong><br />
Union wird ein besserer Partner für die Vereinigten Staaten sein,“ denn - so<br />
die Begründung - „bei den wirklich wichtigen Problemen haben wir die gleichen<br />
Ziele. Wir haben allenfalls Handelsprobleme zum Beispiel mit Boeing<br />
und Airbus. Aber das betrifft nicht den strategischen Bereich.“ 27<br />
Dabei bildet die Anerkennung der Hegemonie der USA durch die EU einen<br />
festen Bestandteil der gemeinsamen Geostrategie. Das schließt die Duldung<br />
eines immer größer werdenden Außenhandelsdefizits der USA ebenso ein wie<br />
die Erfüllung US-amerikanischer Forderungen nach militärischer Aufrüstung.<br />
So hielt K. O. Hondrich der Auffassung, die USA leben wirtschaftlich bereits<br />
auf Kosten der anderen, entgegen: „Das kann man anders deuten: Die Welt<br />
gibt Amerika in Waren zurück, was sie an militärischen Diensten von ihm bekommt.“<br />
28<br />
11<br />
24 Derselbe, Das Reich des Chaos, Hamburg 1992, S. 108.<br />
25 Derselbe, Der kapitalistische Genozid, in: Blätter für deutsche und internationale Politik,<br />
Nr. 07/2004, S. 823.<br />
26 A. Roy, Die neue korporative Befreiungstheologie, in: junge Welt vom 11.11.2004, S. 11.<br />
27 Der Spiegel, Nr. 44/2004, S. 135.<br />
28 K. O. Hondrich, Die ordnende Gewalt, in: Der Spiegel, Nr. 25/2003, S. 58.