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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 2: <strong>Die</strong> deutsche Freihandelspartei und <strong>der</strong> deutsche Liberalismus 79<br />

Prince-Smiths letztes Werk war ein groBerer Essay mit dem Titel "Der Staat<br />

und <strong>der</strong> Volkshaushalt," den Karl Braun als sein "politisches und volkswirtschaftliches<br />

Testament"30 bezeichnet. Obwohl er immer wie<strong>der</strong> betont hatte, daB<br />

seine Absicht darin bestehe, Wege zur Erhohung des Lebensstandards <strong>der</strong> arbeitenden<br />

Bevolkerung zu weisen, trug Prince-Smith doch niemals jene "sentimental-humanitare"<br />

Miene zur Schau, wie Viktor Bohmert. Aber selbst hieran gemessen<br />

ist sein letzter Essay bemerkenswert hart in Ton und Ansatz. Er prasentiert<br />

sich als ausgesprochener Darwinist, nach dessen Meinung die Okonomen bereits<br />

seit langem die Hauptbotschaft des Darwinismus rezipiert haben, nach <strong>der</strong> die<br />

"Entstehung <strong>der</strong> Arten durch natiirliche Auslese o<strong>der</strong> das Erhaltenbleiben <strong>der</strong><br />

begunstigten Rassen im Ringen urn die Existenz" - so <strong>der</strong> Darwinsche Buchtitel<br />

- bestimmt ist.<br />

Urn jeglicher Berufung auf "soziale Gerechtigkeit" o<strong>der</strong> auch auf ein liberalindividualistisches<br />

Naturrecht vorzubeugen, bezieht Prince-Smith als strikter Gesetzespositivist<br />

Stellung: "Rechte stehen einem nur insofem zu, als sie durch Gesetz<br />

einem zugesprochen sind [...] W0 kein Gesetz und keine zu dessen Durchfuhrung<br />

eintretende Staatsmacht vorhanden ist, da gibt es kein Recht." (Prince­<br />

Smith, 1877, S. 150) 1m Ergebnis bedeutet das ein Hobbes'sches Gesellschaftsbild,<br />

in dem ein allmachtiger Herrscher das, was Recht ist, bestimmt und die zum<br />

Gluck aller Untertanen erfor<strong>der</strong>liche Ordnung aufrechterhalt. Gleichheit auf dem<br />

Marktplatz - im Sinne einer Abschaffung von Privilegien und die Gffnung des<br />

Berufszugangs fur je<strong>der</strong>mann - sei gerechtfertigt, weil sie zum groBten wirtschaftlichen<br />

Fortschritt ftihrt. Doch Gleichheit im Reich <strong>der</strong> Politik kann so nicht<br />

gerechtfertigt werden; hier sei uns die Aufgabe gestelIt, "nicht Gleichheit herzustellen,<br />

sondem eine herrschende Obermacht zu errichten und zu unterhalten."<br />

(Prince-Smith, 1877, S. 155)<br />

1m Hinblick auf eine zentrale Frage gibt Prince-Smith hier seine frtiheren<br />

Oberzeugungen auf. Woes sich urn Militarismus und Krieg handelt, geht er sogar<br />

so weit, daB er genau die Einstellungen verspottet, die er als junger radikaler<br />

Freihandler vertreten hatte. Er verurteilt Vorschlage, "wie sie auf gewissen Programmen<br />

figuriert haben" zur Einfuhrung eines Milizheeres und die drastische<br />

Verringerung des Militarhaushalts. Er verhohnt jene, die glauben, daB ,jedes<br />

Yolk nur wi<strong>der</strong>strebend in die von den Regierungen angezettelten Kriege getrieben<br />

werde."31 Stillschweigend wendet er sich von Cobdens Vorschlag ab, Kriege<br />

mit Hilfe von Schiedsgerichten abzuschaffen. Das sei gut gemeint, aber zweck-<br />

30 Prince-Smith (1877, S. 133ff.)~ Vorrede, Friedrich Bastiat, Eine Auswahl aus seinen<br />

Werken, S.vi-vii. Braun vennerkt hier die scharfe Kehre in Prince-Smiths Ansichten tiber<br />

Militarismus, die "nach Aufrichtung des deutschen Nationalstaats'" erfolgt ist.<br />

31 Prince Smith (1877, S. 161f., 184f.). 1m Jahre 1850 driickt Prince-Smith etwa seinen tiefen<br />

Verdacht gegen die politischen Obrigkeiten, <strong>der</strong>en Gewohnheit es war, "Schutz- und Kriegssteuem<br />

den gegeneinan<strong>der</strong> gehetzten Volkem aus <strong>der</strong> Tasche'" zu ziehen~ zitiert in Wolff<br />

(1880, S. 315).

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