Die Partei der Freiheit
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78 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
eines erheblichen Teiles <strong>der</strong> Mittel zum Unterhalt <strong>der</strong> Lohnarbeiter bestehen<br />
konnten, und schweres Leiden zumeist den unteren Volksschichten bereiten<br />
muBten."<br />
<strong>Die</strong> beabsichtigte Vereinigung kam nicht in Gang, doch die Freihandler waren<br />
zunehmend uber den Sozialismus beumuhigt. 1m Jahr zuvor war in Eisenach eine<br />
sozialdemokratische <strong>Partei</strong> mit Bebel und Liebknecht an del' Spitze gegrundet<br />
worden. Eine typische Reaktion aus dem Lager <strong>der</strong> Freihandler ist die von Julius<br />
Faucher, fur den del' Sozialismus nichts weniger als eine "Gefahr fur die ganze<br />
Zivilisation" (Faucher, 1870, S. 162) darstellt. Zur gleichen Zeit kritisielte<br />
Prince-Smith in mehreren Veroffentlichungen sowohl das Programm <strong>der</strong> Sozialdemokraten<br />
als auch Johann Jakobis Wie<strong>der</strong>belebung des Lassallschen Planes <strong>der</strong><br />
Produzentenkooperativen - eines <strong>der</strong> "Experimente mit dem Kapitale" (Prince<br />
Smith, 1877, S. 357ff., 400ff.), die bereits im Aufruf angegriffen wurden. In<br />
AntwOlt aufjene Kritik an <strong>der</strong> Marktwiltschaft, die sich auf das Pathos del' Arbeiterbewegung<br />
stiitzte, wird Prince-Smith nicht mude, die liberale Sichtweise zu<br />
wie<strong>der</strong>holen:<br />
"Der Lohn fur Handearbeit Hif3t sich nicht an<strong>der</strong>s erhohen, als durch sttirkeres Ansammeln<br />
von Kapital, neue Erfindungen zur Steigerung <strong>der</strong> technischen Wirksamkeit<br />
des Kapitals, geschicktere Betriebsleitung, kaufmannisch zweckma13igere<br />
Verlegung <strong>der</strong> Betriebszweige, und hahere geistige, sittliche und technische Ausbildung<br />
<strong>der</strong> Handarbeiter" (Prince-Smith, 1877, S. 422).<br />
Jakobi halt er entgegen, die Arbeiter hatten zwar einen berechtigten Glund zur<br />
Klage gegen den Staat, <strong>der</strong> ihre Verdienstmoglichkeiten in fruheren Zeiten auf<br />
mannigfache Alt geSChmalelt habe, doch nichts rechtfeltige eine Klage gegen<br />
ihre Arbeitgeber, die das Kapital bereitstellten, das ihnen ihren Lebensunterhalt<br />
zu verdienen erlaubt. Er spottete tiber Jakobis Behauptung, del' Arbeiter sei "nach<br />
und nach von seinen Al'beitsmitteln getrennt" worden - als ob die Millionen Menschen,<br />
die zur Bevolkelung hinzugekommen sind, einst Werkzeuge o<strong>der</strong> Land mit<br />
entsprechendem Kapital besessen hatten, das ihnen irgendwie entzogen worden<br />
sei. 1m Gegenteil, erkHiIte Prince-Smith mit WOlten, die bereits damals "politisch<br />
nicht kOlTekt" waren: "Nicht die Arbeiter haben das Kapital geschaffen, sondelTI<br />
umgekehtt, das Kapital hat die jetzige Anzahl <strong>der</strong> Arbeiter etIDoglicht."29<br />
29 Prince-Smith (1877, S. 399, 418). Ludwig Bamberger war wahrscheinlich <strong>der</strong> letzte deutsche<br />
Liberale, <strong>der</strong> es sich erlaubte, so geradeheraus von den Verdiensten <strong>der</strong>Kapitalisten zu<br />
sprechen. Er schrieb (1898), daB Krupps Jahreseinkonunen von sieben Millionen Mark wenig<br />
im Vergleich zu dem Reichtum ware, den sein Untemehmen schaffte, einschlieBlich <strong>der</strong> Lohne<br />
an seine Tausenden von Beschaftigten - "und die aIle vereinigt hatten nicht ins Leben gerufen,<br />
was <strong>der</strong> eine Kopf des Untemehmers geschaffen hat." Bambergers Bewun<strong>der</strong>er Hartwig<br />
(1900, S. 23) harte vennutlich recht, als er schrieb: "Niemand hat den Handelsstand gegen<br />
sozialistische Weltverbesserer, hoc1mlutige Aristokraten und die Weisheit <strong>der</strong> Gelehrten und<br />
Burokratel1 so zu vertreten gewuBt wie er. '"