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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 2: <strong>Die</strong> deutsche Freihandelspartei und <strong>der</strong> deutsche Liberalismus 73<br />

so flachen Junker wie diesen Bismarck von dem ,Eisen und Blut' prahlen, womit<br />

er Deutschland unterjochen will, so scheint mir die Gemeinheit nur noch durch<br />

die Lacherlichkeit uberboten." (Gall, 1980, S. 258) <strong>Die</strong> Spannungen setzten sich<br />

ebenso fort wie <strong>der</strong> Vetfassungsstreit, begann aber mit dem Danischen Krieg<br />

allmahlich sich zu wandeln. Der glanzende Sieg von 1866 uber Osterreich<br />

machte schliefilich die Mehrheit <strong>der</strong> Liberalen zu Konvertiten. Sie bekehrten sich<br />

zu begeisterten Anhangern Bismarcks.<br />

<strong>Die</strong> Freihandlerpartei hingegen bedurfte einer solchen Bekehrung nicht. Ihre<br />

Mitglie<strong>der</strong> suchten eifrig nach Zeichen <strong>der</strong> Dbereinstimmung in okonomischen<br />

Fragen. Ihr Interesse daran war sehr viel grofier als ihr Interesse an Meinungsverschiedenheiten<br />

in Verfassungsfragen. Wie Viktor Bohmert es ausdriickte, haben<br />

sie sich "zu Bismarck nie in einem so prinzipiellen Gegensatze befunden,<br />

wie die abstrakte Politik und staatsrechtliche Doktrin." (Bohmert, 1866, S. 270)<br />

Vielmehr waren sie von Anfang an fur ihn, urn so das Freihandelsabkommen mit<br />

Frankreich gegen starken Wi<strong>der</strong>stand im Zollverein durchzusetzen (Lammers,<br />

1869, S. 45f.). Warum sollten sie einem Kabinett, das sich in Wirtschaftsfragen<br />

so kooperativ erwies, mit Feindschaft begegnen, vor allem, wenn Verfassungsfragen<br />

ihrem Verstandnis nach den alles tiberragenden okonomischen Meinungsverschiedenheiten<br />

untergeordnet waren?<br />

Es stiIDlnt, daB die Freihandler vor ubermaBigen Militarausgaben warnten:<br />

Nach <strong>der</strong> Auffassung Fauchers ist "die Webrverfassung eines Staates in ihrem<br />

weitesten Umfange verstanden [...] <strong>der</strong> Vorrat des Staats an Wehrkraft." Militarische<br />

Starke sei nicht an <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Soldaten in <strong>der</strong> stehenden Atmee, son<strong>der</strong>n<br />

am Nationalreichtum und <strong>der</strong> Qualitat und dem Zuwachs <strong>der</strong> Bevolkerung zu<br />

messen. Der Staat mtisse auBerste Vorsicht walten lassen, urn das richtige<br />

Gleichgewicht zu bewahren, und durfe keinesfalls die wahre Wehrhaftigkeit<br />

durch unnotige Wirtschaftslasten aufzehren. Faucher mahnte zu MaBigung und<br />

KompromiBbereitschaft im Umgang mit <strong>der</strong> Regierung und vermittelte den Anschein,<br />

daB die vorliegende Streitfrage eine rein technische sei - "es gibt keine<br />

beste Heeresverfassung, als diejenige, welche volkswirtschaftlich die beste ist".<br />

Er verkannte die tiefer liegenden Fragen, die <strong>der</strong> Einfuhrung einer dreijahrigen<br />

<strong>Die</strong>nstzeit und <strong>der</strong> Abschaffung <strong>der</strong> Landwehr zugrundelagen. 24 <strong>Die</strong>se Haltung<br />

zog ihm den Zorn des demokratisch-liberalen Fuhrers Waldeck zu:<br />

"<strong>Die</strong> Volkswirtschaft ist allerdings auch bei <strong>der</strong> MiliHirfrage an ihrer Stelle, aber es<br />

ist eine entfernte, es ist eine zweite, sie kann nicht den Anspruch machen, daB sie<br />

24 Faucher (1864a, S. IlIff.). In diesem und dem darauffolgenden Artikel (Faucher, 1864b, S.<br />

130ff.), offenbart Faucher eine nationalistisch-militaristische Haltung, die ihn auBerhalb <strong>der</strong><br />

normalen Grenzen des liberalen Denkens zu diesen Fragen im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t steHt: Kriege<br />

rechtfertigen sich seiner Ansicht nach nicht nur aus "verletzte[m] [nationalen] Recht" und <strong>der</strong><br />

Bewahrung nationaler Unabhangigkeit, sondem auch aus "gekrankte[r] National-Ehre" und,<br />

wie im Fall des Krieges mit Danemark, aus langfristigen militar-strategischen Grunden, sowie<br />

urn "die nationale MachtsteHung" zu behaupten.

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