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Die Partei der Freiheit

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70 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Seite des Freihandels. An<strong>der</strong>e Blatter, in denen freihandlerische Ideen vertreten<br />

wurden, waren die Nationalzeitung, die Kolnische Zeitung, und die Frankfurter<br />

Zeitung von Leopold Sonnemann. Bereits 1863 konnte Otto Michaelis resumieren:<br />

"<strong>Die</strong> Wahrheit, daB die Einmischung del' bevonnundenden Staatsverwaltung<br />

in das wirtschaftliche Leben des Volkes von Obel sei, ist in ziemlich allgemeiner<br />

Anerkennung." (Gehrig, 1914, S. 119) <strong>Die</strong> Lage war so, daB del' Geschaftsfuhrer<br />

des Centralverbandes deutscher Industrieller, einer protektionistischen Lobby del'<br />

Schwerindustrie, sich bei spaterer Gelegenheit damber beklagte, daB "die gesammte<br />

Presse entschieden freihandlerisch" sei, mit dem Mercur in Frankfurt<br />

a.M. als del' einzigen wesentlichen Ausnahme. <strong>Die</strong> offentliche Meinung sei von<br />

del' Idee des Freihandels erobert worden: "Del' Volkswirtschaftliche KongreB, in<br />

dem sich die Lehren des Manchestertums verkorpert hatten, war mit seinen Anschauungen<br />

maBgebend fur alle Kreise geworden." (Bueck, 1902, S. 127£., 130)<br />

Adolph Wagner, einer del' wichtigsten Kathe<strong>der</strong>sozialisten, auBerte bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />

Unwillen damber, daB sich die Berliner Presse angeblich in del' Hand<br />

freihandlerischer Juden befande (Kirchgassner, 1991, S. 86).<br />

<strong>Die</strong> damals von Bismarck betriebene Einigung Deutschlands wurde von den<br />

Teilnehmem des Kongresses leidenschaftlich begriiBt. Von Anfang an wurden<br />

ihre Bemuhungen von <strong>der</strong> Oberzeugung geleitet, daB - wie Bohmert es ausdriickte<br />

- "man den Aufbau eines heiB ersehnten deutschen Staates auf <strong>der</strong> realen<br />

Grundlage wohlbefestigter materieller Verhaltnisse beginnen [...] und PreuBen<br />

politisch an die Spitze Deutschlands bringen musse." (Bohmert, 1900, S. 21) <strong>Die</strong><br />

wichtigsten wirtschaftlichen Probleme Deutschlands wurden eines nach dem an<strong>der</strong>en<br />

eingehend besprochen und Losungen ausgearbeitet. Mit del' Schaffung des<br />

Norddeutschen Bundes im Jahre 1867 setzten die Fuhrer des Kongresses, die sich<br />

mittlerweile mehrheitlich in del' regiemngsnahen Nationalliberalen <strong>Partei</strong> versammelt<br />

hatten, ihre Fachkenntnisse zum Wohle ihres Landes ein.<br />

<strong>Die</strong>se Vereinigungsphase war del' Hohepunkt del' praktischen Wirksamkeit del'<br />

Freihandelsbewegung. Otto Michaelis arbeitete als Vortragen<strong>der</strong> Rat fUr Angelegenheiten<br />

von Handel und Industrie mit Rudolf Delbmck im Finanzministerium.<br />

KongreBmitglie<strong>der</strong> im Reichstag fuhrten den Kampf urn die Freizugigkeit und urn<br />

die Abschaffung del' traditionellen Hochstzinssatze. 1m April 1868 wurden die<br />

gesetzlichen wirtschaftlichen Beschrankungen del' EheschlieBung aufgehoben,<br />

und im nachsten Monat die Schuldhaft (Hentschel, 1975, S. 154ff.).<br />

<strong>Die</strong> Gewerheordnung vom Juni 1869 erfullte die vom KongreB gestellten Fordemngen<br />

und stellt den Gipfel del' freihandlerischen politischen Bemuhungen<br />

dar. Sie hob "den Innungszwang, die Priifungspflicht, die Beschrankung gewisser<br />

Gewerbe auf die Stadte und das Verbot, mehr als ein Gewerbe gleichzeitig zu<br />

treiben," auf (Hentschel, 1975, S. 157). Verstandlicherweise waren die Fuhrer<br />

des Kongresses stolz auf das, was sie elTeicht hatten. Bohmel1 stellt fest: "Seine<br />

Berichte und Arbeiten, Vorschlage und Beschlusse haben in del' neueren deutschen<br />

Gesetzgebung die umfassendeste Bemcksichtigung gefunden und sind in<br />

den Motiven vieler neuer Gesetze oft wot1lich enthalten." (Bohmert, 1884, S.<br />

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