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Die Partei der Freiheit

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Einfuhrung<br />

IX<br />

aus pflanzten sich liberale Vorstellungen in vielen Auspragungen fOlt. Del'<br />

klassisch-liberale Zweig findet sich wie<strong>der</strong> in den wirtschaftspolitischen<br />

Schriften <strong>der</strong> asterreichischen Schule <strong>der</strong> zwanziger Jahre unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

die, von <strong>der</strong> Wiener Universitat ausgehend, als Austrian Economics mittlerweile<br />

in den USA und in GroBbritannien, aber auch in Kontinentaleuropa, eine<br />

beachtliche Verbreitung gefunden haben. Der deutsche Ordoliberalismus laBt<br />

sich in weiterem Sinne dieser Richtung zurechnen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeit von Professor Raico ist es, die Verwerfungen und<br />

Fehlinterpretationen, die <strong>der</strong> deutsche Liberalismus des 19. Jahrhundelis erfahren<br />

hat, einer Revision zu unterziehen. DaB er dieses aus <strong>der</strong> Perspektive eines<br />

klassischen Liberalen tut, schickt er seiner Schrift voraus. Fur ihn ist<br />

Liberalismus nicht die Programmatik o<strong>der</strong> Ideologie einer politischen Paliei,<br />

sondeln ein Versuch, Antworten auf die ordnungspolitischen Fragen modemer<br />

Gesellschaften zu geben. Leitende Ideen sind die individueBe <strong>Freiheit</strong> unter dem<br />

Gesetz und die Begrenzung <strong>der</strong> Macht des Staates - den demokratischen Staat<br />

eingeschlossen.<br />

Der klassische Liberalismus ist scharf von jenem Anarchismus zu<br />

unterscheiden, <strong>der</strong> neuerdings unter Berufung auf den Liberalismus vertreten<br />

wird. Denn <strong>Freiheit</strong> unter dem Gesetz bedeutet notwendigerweise, daB die<br />

<strong>Freiheit</strong>sspielraume des einzelnen im Interesse <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> aBer durch<br />

allgemeine Regeln beschrankt werden mussen. Solche Regeln bedurfen des<br />

Rechtsstaates, <strong>der</strong> im anarchistischen Modell keinen Platz hat. Der klassische<br />

Liberalismus unterscheidet sich femer vom Sozialliberalismus und<br />

Kommunitarismus, <strong>der</strong> den Anspruch erhebt, ein "Liberalismus mit Herz" und<br />

eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> Ansatze des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu sein, <strong>der</strong> jedoch<br />

keine Lasung fUr das Eingrenzen uberwuchem<strong>der</strong> wohlfahrtsstaatlicher<br />

Anspruche enthalt. Erst recht aber ist <strong>der</strong> klassische Liberalismus gegen<br />

Amalgame von Sozialismus und Liberalismus - wie Syndikalismus und<br />

Marktsozialismus - abzugrenzen.<br />

Ausgehend von einer Olisbestimmung des deutschen Liberalismus und seinen<br />

geistigen Ursprtingen im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t sowie den Stein-Hardenbergschen<br />

Wiltschaftsreformen nach dem Ende <strong>der</strong> napoleonischen Kriege schildeli Raico<br />

die heute fast vergessenen Akteure des 19. Jahrhundelts. An ihrer Spitze steht<br />

John Prince-Smith (1809-1874), del', von London kommend, als Joulnalist und<br />

Publizist die Ideen des Liberalismus (mit einem starken EinschuB Benthamschen<br />

Denkens) VOl' aHem in PreuBen verbreitete; gegen Ende seines Lebens verleugnete<br />

er allerdings seine liberalen Positionen und wurde zum Befulworter des<br />

Machtstaates.<br />

Derartige Vorwurfe sind nicht gegen Eugen Richter (1838-1906) zu erheben.<br />

Er war Zeit seines Lebens ein "entschiedener" Liberaler und - nach <strong>der</strong> Spaltung<br />

<strong>der</strong> liberalen <strong>Partei</strong> - Fuhrer <strong>der</strong> Linksliberalen im kaiserlichen Reichstag. Dort<br />

war er <strong>der</strong> groBe Gegenspieler Bismarcks und - in einer Zweifrontenstrategie ­<br />

<strong>der</strong> Sozialisten. Er velieidigte die liberale Marktwirtschaft in den damaligen

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