Die Partei der Freiheit
Die Partei der Freiheit
Die Partei der Freiheit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kapitel 2: <strong>Die</strong> deutsche Freihandelspartei und <strong>der</strong> deutsche Liberalismus 59<br />
Dberzeugung: "Unter ,Arbeiterfrage' versteht man namlich die Frage: ,Wie laBt<br />
sich die wirtschaftliche Lage <strong>der</strong> Lohnarbeiter plotzlich verbessern, unabhangig<br />
von <strong>der</strong> allgemeinen Rebung des Volkshaushalts, auf die man nicht wal1en<br />
will?'" Prince-Smith war <strong>der</strong> Auffassung:<br />
"Gegen einen Mangel an Befriedigungsmittlen gibt es selbstverstandlich kein an<strong>der</strong>es<br />
Hulfsmittel, als eben vermehrtes Schatfen. Und otfenkundig laBt sich nur dadurch<br />
mehr schatfen, daB man die Kenntnisse, die Geschicklichkeit, den FleiB und<br />
vor aHem das Kapital vermehrt. Und erfahrungsma13ig ist die Erhebung ganzer<br />
Volksklassen auf eine hahere Wirtsehaftsstufe das Werk einer allmahliehen, bisher<br />
sehr langsamen Entwicklung des Volkshaushalts". (Prince-Smith, 1877, S. 29ff.)<br />
Dem von Lassalle verkiindeten "ehernen Lohngesetz" hielt Prince-Smith das<br />
wahre "goldene Gesetz" entgegen, "welches [die Arbeiter] zu einer immer behaglicheren<br />
Lebensweise zu erheben die Wirkung hat." (Prince-Smith, 1877, S. 21,<br />
32f.; siehe auch Habermann, 1997, S. 134ff.) (Irgendwie hat Leonard Krieger es<br />
geschafft, gerade diesen wesentlichen, wahrscheinlich von allen Lehren Prince<br />
Smiths am besten bekannten Punkt falsch darzustellen. 11 ) "Kapitalisierung," erkHirte<br />
Prince-Smith, "ist Lohnsteigerung." In einem fruheren Essay legte er dar,<br />
die Fabrikarbeiter litten keineswegs in dem Maile wie jene, die in vorkapitalistischen<br />
Produktionsweisen eingespannt waren: "<strong>Die</strong> wirklich Darbenden sind solche,<br />
<strong>der</strong>en Arbeitskraft fast gar nicht durch Kapital unterstiitzt wird und daher<br />
entsprechend wenig schafft, solche, die noch auf einer vorwirtschaftlichen Stufe<br />
stehen geblieben sind, und fiir <strong>der</strong>en Einreihung in den eigentlichen Wirtschaftsbetrieb<br />
das vorhandene Kapital noch nicht ausreicht." (Prince-Smith, 1877, S.<br />
21f.) Zudem verbessert die Vermehrung des Kapitals die Lage <strong>der</strong> Arbeiter nicht<br />
nur durch steigende Lohne, son<strong>der</strong>n auch "durch Verwohlfeilerung def Verbrauchsmittel:"<br />
die allgemeine Erfahrung zeige, daB viele Gegenstande, die fur<br />
die arbeitenden Menschen unerreichbar waren, ihnen nun zuganglich sind<br />
(Prince-Smith, 1877, S. 34,41).<br />
In seinen AuBerungen zum Lohnvel1rag brachte Prince-Smith elementare 6konomische<br />
Vernunft zum Ausdruck. Seine Ansichten gingen jedoch bald verloren,<br />
11 Leonard Krieger behauptet, daB Prince-Smith im Jahre 1864 "Rieardos ehernes Lohngesetz<br />
verkundete." <strong>Die</strong>s solI Teil des Ubergangs des Kongresses deutseher Volkswirte zu einem<br />
"waehsenden KlassenbewuBtsein" gewesen sein, die angeblieh auch in <strong>der</strong> Verwerfung <strong>der</strong><br />
Gewinnteilung deutlieh wird und im Leugnen <strong>der</strong> Auffassung, daB Gewerkschaften die Lahne<br />
<strong>der</strong> Arbeiterklasse als ganzer anheben kannen (Krieger, 1957, S. 412). Doch Prince-Smith<br />
erklarte so deutlich wie nur moglich: "Bei gesteigertem Gesamtprodukt kann selbst <strong>der</strong> auf<br />
die unterste Klasse fallende Bruchteil maBige Bedurfnisse behaglich erfullen. Ein Darben <strong>der</strong><br />
untersten Klassen ist durch kein wirtschaftliches Gesetz bedingt." Prince-Smith (1877, S. 8).<br />
Da Prince-Smith das Gegenteil des "eisernen Gesetzes" verkundete und weil es selbst vom<br />
Standpunkt <strong>der</strong> meisten Arbeiter und <strong>der</strong> Gesellschaft im allgemeinen aehtbare Argumente<br />
gegen die Erwlinschtheit von Gewinnteilung und Gewerkschafterei gibt, hat Krieger niemals<br />
die Existenz des von ihm behaupteten "wachsenden KlassenbewuBtseins" erwiesen. Es<br />
uberrascht nieht, daB er in dieser Frage auf Julius Beckers Polemik verwies~ vgl. Krieger<br />
(1957, S. 524, Anm. 40).