Die Partei der Freiheit
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54 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
ein "frem<strong>der</strong>" Geist in <strong>der</strong> deutschen Freihandelsbewegung den Vorsitz fiihrte,<br />
dann war es kein englischer, sondem ein franzosischer in <strong>der</strong> Gestalt von Bastiats<br />
Denken. Es stimmt, daB Prince-Smith das naturrechtliche System Bastiats nicht<br />
hinnehmen konnte. An<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e Freihandler wie Karl Braun und Viktor<br />
Bohmert gab es nach seinem Dafurhalten keine "unzerstorbaren" Rechte, da<br />
keine Gesetze existierten, die unaban<strong>der</strong>liche Rechte festlegten (Prince-Smith,<br />
1877, S. 150f.). Doch in Bezug auf volkswirtschaftliche Lehren lag <strong>der</strong> Fall an<strong>der</strong>s.<br />
Prince-Smith hatte bereits zu einem fruhen Zeitpunkt gezeigt, daB er die<br />
pessimistischen Prognosen Malthus' und Ricardos hinsichtlich <strong>der</strong> Entwicklung<br />
des Lebensstandards <strong>der</strong> Arbeiterklasse und <strong>der</strong> Gesellschaft nicht teilte. 1m charakteristischen<br />
Optimismus Bastiats fand er eine Bestatigung und Bestarkung seiner<br />
eigenen Ansichten. 6 Es ist darauf hingewiesen worden, daB ein Hauptgrund<br />
fur den Erfolg <strong>der</strong> Freihandler darin zu suchen sei, daB sie ihr Programm nicht als<br />
eine Sammlung von ad hoc For<strong>der</strong>ungen darstellten, SOndelTI es aus einer umfassenden<br />
und verstandlichen Sozialphilosophie - <strong>der</strong> von Bastiat namlich - ableiteten<br />
(Gehrig, 1914, S. 96).<br />
Es liegt daher eine gewisse Ironie darin, daB Bastiat, dem eine erlauchte Tradition<br />
des franzosischen okonomischen Denkens so viel zu vefdanken hat, def<br />
aber ohne EinfluB auf die Gesetzgebung seines eigenen Landes blieb, seine<br />
groBten Triumphe in Deutschland feiern sollte ((Jehrig, 1914, S. 106).<br />
Prince-Smiths Vorrede zu den von ihm zusammengestellten Ausgewahlten<br />
Schriften Bastiats ist von einigem Interesse, da sie seine damaligen Prioritaten<br />
andeuten. Er beginnt mit <strong>der</strong> Feststellung, daB die Aufgabe <strong>der</strong> damaligen Politik<br />
"wesentlich sozial" sei. "Immer mehr in den Vor<strong>der</strong>grund drangt sich namlich die<br />
Frage: ,Wie produziert man Brot fur alle Arbeitskrafte? '" Darauf erfolgt die<br />
Warnung:<br />
"Bis zur Lasung dieser Frage duldet die fatale Stimme brotloser Millionen nicht,<br />
daB die Trager des mo<strong>der</strong>nen Staates sich in Ruhe einwiegen, als ware ihr Werk ein<br />
gelungenes, ein gesichertes. [... ] <strong>Die</strong>jenigen, welche Brot haben, glauben namlich,<br />
daB die Aufgabe an sich unlasbar sei. Unfahig sich ein Produzieren fur alle vorzustellen,<br />
denken sie zunachst an ein Festhalten fur sich - und begnugen sich damit,<br />
eine offentliche Gewalt zu stutzen, welche die Darbenden wenigstens ein stilles<br />
Verhalten gebietet".<br />
In ihrer blinden Verzweiflung hatten die Annen jedoch den Eindruck, daB die<br />
Abschaffung von Privateigentum und Erwerbsfreiheit die einzige Abhilfe sei.<br />
Doch die Wirtschaftswissenschaft, wie sie in den Schriften Bastiats vorliegt,<br />
zeige, wie man "muBige Hande" dazu bringt, "hungernde Magen" zu fullen,<br />
namlich durch Kapitalakkumulation. Ein Haupthin<strong>der</strong>nis fur solch eine Akkumulation<br />
sei, wie<strong>der</strong>um, <strong>der</strong> Militarhaushalt: Hatte PreuBen eine "ausreichende<br />
und Viertenstandes-Herrschafts-Schwannereien und bin deshalb schon aus Dankbarkeit sein<br />
Verehrer.'" Emminghaus (1907, S. 53).<br />
6 Siehe Gehrig (1914, S. 99, 104), <strong>der</strong> jedoch den Eindruck erweckt, daB Prince-Smith seine<br />
optimistischen SchluBfolgerungen von Bastiat entlehnte.