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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 2: <strong>Die</strong> deutsche Freihandelspartei und <strong>der</strong> deutsche Liberalismus 53<br />

<strong>Die</strong> groBe liberale Verfassungsrefonnbewegung von 1848 ubte in del' Tat<br />

kaum einen EinfluB auf Prince~Smith aus. Er richtete seine Bemuhungen vielmehr<br />

weiterhin auf Wi11schaftliche Verbesserungen. Er und Faucher reisten nach<br />

Frankfurt in del' Hoffnung, die Beratungen del' Nationalversammlung zu beeinflussen.<br />

1m August 1848 richteten sie an die Versammlung eine Petition betreffs<br />

den "Schutz gegen Beschrankung des Verkehrs" und skizzie11en ihre Sicht des<br />

damaligen Stands del' Dinge (Wolff, 1880, S. 286). In Europa helTsche ein "bewaffneter<br />

Frieden". Bezeichnend darur sei die Haltung stehen<strong>der</strong> kmeen, del'<br />

iibelmaBige EinfluB des Staates, "monstrose" Steuem, die Verarmung del' Massen<br />

und die Bedrohungen del' sozialen Ordnung. <strong>Die</strong> Ursache liege in den Ambitionen<br />

del' politischen Gewalt, die zu einem Selbstzweck geworden sei. Abhilfe sei<br />

im Freihandel und in del' groBtmoglichen wirtschaftlichen <strong>Freiheit</strong> zu suchen.<br />

<strong>Die</strong> Petition erregte jedoch wenig Aufmerksamkeit bei den Mannem del'<br />

Paulskirche, die sich just auf die Fragen konzentrierten, die Prince-Smith als<br />

zweitrangig ansah. Viel ergiebiger waren hingegen neue personliche Kontakte.<br />

Max Wi11h wurde fur die gemeinsame Sache gewonnen und beschloB, sein Leben<br />

del' Verbreitung del' ldeen des Wirtschaftsliberalismus zu widmen. Faucher<br />

brachte Otto Wolff von seiner sozialistischen Gesinnung ab und machte ihn zum<br />

Mitglied des engeren Kreises. Faucher zufolge waren suddeutsche Liberale beeindruckt,<br />

als sie auf "nie zuvor gehorte Gedanken einer maBlosen <strong>Freiheit</strong> des<br />

Tuns und Lassens [...], als Etwas, das sich ganz von selbst verstande," konfrontiert<br />

wurden. Ihm zu glauben, fallt nicht schwer, wenn er berichtet, die Suddeutschen<br />

"standen verdutzt und eingeschuchtert VOl' dem, was, daB so viele so ganz<br />

ubereinstimmend es aussprachen, anfangs ihnen wie eine Art Freimauerei erschien."<br />

(Faucher, 1870, S. 161f.; Braun, 1893, S. 131ff.)<br />

Zu diesel' Zeit hatte Prince-Smith Auguste Sommerbrod, die Tochter eines<br />

wohlhabenden Berliner Bankiers, geheiratet und sich Unter den Linden nie<strong>der</strong>gelassen;<br />

nachdem die revolutionaren Umuhen verhallt waren, wandte er sich<br />

emeut seiner Sache zu. Eine an<strong>der</strong>e Organisation wurde gegrundet, del' Zentralbund<br />

rur Handelsfreiheit, welcher sich jedoch keine nennenswe11e Gefolgschaft<br />

sichem konnte, obwohl freihandlerische Kreise in Kustenstadten wie Hamburg<br />

und Stettin in ihm mitwirkten.<br />

Schnell erkannte Prince-Smith den unschatzbaren Wert, den die Schriften<br />

Fre<strong>der</strong>ic Bastiats fur seine Sache hatten. Er iibersetzte Bastiats Volkswirtschafiliche<br />

Harmonien und veroffentlichte sie im Jahre 1850. 5 Wenn in del' Tat irgend-<br />

5 <strong>Die</strong>ses Werk war <strong>der</strong> erste Band einer "Bibliothek Volkswirthschaftlicher Schriften'" die von<br />

Prince-Smith herausgegeben und in Berlin veroffentlicht wurde. <strong>Die</strong> Wirkungsgeschichte von<br />

Bastiats Werken bzw. die in den 1850er Jahren beginnende "Bastiat-Welle" ist ein bedeutendes,<br />

aber vemachUissigtes Kapitel in <strong>der</strong> Geschichte des Liberalismus des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Siehe das wichtige Werk von Rothbard (l995a, S. 448ff.)~ sowie Rothbard (l995b, S.<br />

327ff.). Beson<strong>der</strong>s in Deutschland war dieser Eindruck groB. Selbst eine grundsatzlich<br />

unsympathische Erscheinung wie Johannes Miquel war imstande, 1852 an August Lammers<br />

zu schreiben: "Ich seIber verdanke dem Studium Bastiat's die Errettung aus sozialistischen

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