20.11.2013 Aufrufe

Die Partei der Freiheit

Die Partei der Freiheit

Die Partei der Freiheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einfiihrung<br />

Klassischer Liberalismus im Deutschland des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Wirtschaftspolitische Diskurse sind immer auch angereichert mit Bildem <strong>der</strong><br />

Vergangenheit und Vorstellungen uber ordnungspolitische Konzeptionen, denen<br />

<strong>der</strong> jeweilige Autor entwe<strong>der</strong> zustimmend o<strong>der</strong> ablehnend gegenubersteht. Nicht<br />

selten kommt es dann selbst in Dialogen, die nicht den Charakter von Propagandaschlachten<br />

haben, zu kruden Darstellungen abgelehnter Positionen. Das<br />

jungste Beispiel hierfur - in einer mitunter von Schlag- und Stichwortem beherrschten<br />

offentlichen Diskussion - ist <strong>der</strong> Begriff "Neoliberalismus", <strong>der</strong> in<br />

manchen AuBerungen als Synonym fur Rechtlosigkeit, wirtschaftliches Raubrittertum<br />

und Ausbeutung, fur "Kapitalismus pur", verwendet wird. Dabei wird<br />

geflissentlich ubersehen, daB die nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Freiburger<br />

Kreisen hervorgegangenen Neo- o<strong>der</strong> Ordoliberalen das genaue Gegenteil eines<br />

sog. "Mafia-Kapitalismus" als politisches Programm vertraten. Denn sie strebten,<br />

im AnschluB an die groBen liberalen Stromungen des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts und vor<br />

dem Hintergrund <strong>der</strong> nationalsozialistischen und <strong>der</strong> kommunistischen<br />

Despotien, eine Renaissance <strong>der</strong> Ordnungsvorstellungen des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts an.<br />

Jhr Leitbild war nicht <strong>der</strong> "totale Staat" o<strong>der</strong> die unbeschrankte Herrschaft einer<br />

vermeintlichen "Avantgarde des Proletariats", sondem eine Gesellschaft, in <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Rechtsstaat die <strong>Freiheit</strong> des einzelnen schutzt. In einer Gesellschaft freier<br />

Menschen sollte nicht nur die politische, sondem auch - und dies ist das beson<strong>der</strong>e<br />

Anliegen des Neoliberalismus - die wirtschaftliche Macht in ein System von<br />

Regeln eingebunden werden, das willkurliche Zwangsausubung verhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong><br />

im Idealfall sogar ganz vermeidet. <strong>Die</strong> spontane Ordnung des Marktes sollte<br />

durch angemessene und fur alle in gleicher Weise geltende Regeln gezugelt werden.<br />

Das bedeutete, daB <strong>der</strong> einzelne nicht in eine bestimmte Richtung gelenkt<br />

o<strong>der</strong> gedrangt werden durfte, und daB die Markte nicht politisch manipuliert<br />

wurden. Start dessen sollten den Burgem im Rahmen von Gesetzen moglichst<br />

umfassende <strong>Freiheit</strong>sspielraume eingeraumt werden~ diese waren jedoch ihrerseits<br />

so zu begrenzen, daB nicht die <strong>Freiheit</strong> an<strong>der</strong>er Gesellschaftsmitglie<strong>der</strong> ge­<br />

Hihrdet wurde. So gesehen wurden <strong>Freiheit</strong> und Ordnung als die beiden Seiten<br />

<strong>der</strong> gleichen Medaille verstanden.<br />

Wenn die Verballho111ung des Neoliberalismus fot1dauet1, dann konnte sich in<br />

<strong>der</strong> Gegenwat1 ein ahnlicher ProzeB entfalten, wie er sich im Hinblick auf die<br />

offentliche Beurteilung des deutschen Liberalismus des 19. Jahrhundet1s im Ge-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!