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Die Partei der Freiheit

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46 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

zusHindig ftir alles und jedes, die gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Probleme<br />

und Gegensatze in sich aufnehmend und ausgleichend."56 Der erste Weltkrieg<br />

fiihrte zu einer machtigen Verstarkung <strong>der</strong> interventionistischen Tendenz<br />

auf institutioneller und ideologischer Ebene. Unter an<strong>der</strong>em wurde zur Abwehr<br />

<strong>der</strong> revolutionar-marxistischen Bedrohung die neue Republik'als Sozialstaat gegriindet<br />

und auf die Grundlage <strong>der</strong> Programme <strong>der</strong> "staatstragenden <strong>Partei</strong>en",<br />

<strong>der</strong> Sozialdemokraten und das Zentrum, gestellt. 57 <strong>Die</strong>s war die sicherste Gewahr<br />

ftir die "zunehmende Verflechtung von Staat und Wirtschaft" (Schulze, 1982, S.<br />

43) - del' Fluch des kurzlebigen Staates.<br />

Selbst nach <strong>der</strong> groBen Inflation (1922/23) und beson<strong>der</strong>s wahrend ihrer sogenannten<br />

"goldenen Jahre" (1924-29) wurde die Republik von ihren chronischen<br />

okonomischen Leiden geplagt. Durch verschwen<strong>der</strong>ische GroBztigigkeit <strong>der</strong>- offentlichen<br />

Hand versuchte <strong>der</strong> Staat, eine groBe Anzahl von Son<strong>der</strong>interessen zu<br />

befriedigen. Trotz <strong>der</strong> groBen VelTingerung <strong>der</strong> Rtistungsausgaben erlebten die<br />

offentlichen Ausgaben einen Hohenflug. Private Investitionen und die Arbeitsproduktivitat<br />

stagnierten. Dennoch stiegen die Reallohne weiterhin an, und die<br />

"Sozialbeitdige" nahmen sogar noch schneller zu. Da diese letztlich von den<br />

Lohnen in Abzug gebracht wurden, waren selbst die Arbeiter nicht zufrieden.<br />

Es kam zur Einftihrung dessen, was <strong>der</strong> sozialistische Theoretiker Rudolf<br />

Hilferding "den politischen Lohn" nannte. Staatliche Schlichtung bestimmte das<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Tarifkonflikte - mit einer starken Bevorzugung <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

angesichts <strong>der</strong>en enger Verflechtung mit dem Reichsarbeitsministerium (Abelshauser,<br />

1987, S. 26 und Petzina, 1987, S. 255). Nicht nur die Reallohne stiegen,<br />

sondem es dominierten gleichzeitig strukturelle Rigiditaten auf den Arbeitsmarkten.<br />

<strong>Die</strong> Arbeitslosigkeit blieb im Vergleich zur Vorkriegszeit auBerordentlich<br />

hach. 58<br />

In groBem Umfang war <strong>der</strong> Staat zum Zentlum <strong>der</strong> Umvetteilung des Sozialproduktes<br />

geworden. Knut Borchardt beschreibt den politisch entscheidenden<br />

Unterschied zwischen einer Allokation tiber den Staat und tiber den Markt wie<br />

folgt:<br />

"<strong>Die</strong> weitgehend anonyme Marktmechanik ltiBt zwar auch wirtschaftliche Konflikte<br />

entstehen, aber sie entscheidet zugleich tiber den Ausgang so1cher Konflikte, ohne<br />

56 Schulze (1982, S. 33). Vgl. Borchardt (1982, S. 190): "Der Staat war schon vor dem Krieg<br />

in erheblichem MaBe an <strong>der</strong> Zuteilung und dem Entzug von wirtschaftlichen Chancen und Befriedigungsmitteln<br />

beteiligt. Es gab also eine Tradition <strong>der</strong> Politisierung von Verteilungskonflikten<br />

o<strong>der</strong> des Einsatzes von politischen Instrumenten zur Mil<strong>der</strong>ung solcher Konflikte."<br />

57 Von Kruedener (1990 "Introduction,'" S. xxviii) behauptet, die Weinlarer Republik sei aus<br />

diesen Grunden "von Anfang an aus objektiven Grunden heraus unHihig gewesen, die in sie<br />

gesetzten Erwartungen zu erfullen.'"<br />

58 Petzina (1987, S. 240f.) zufolge lag von 1907 bis 1913 die hochste jahrliche Arbeitslosenquote<br />

bei 2,9% und <strong>der</strong> Jahresdurchschnitt bei 2,3%. In <strong>der</strong> Zeit von 1924 bis 1928 hingegen<br />

betrug die niedrigste Quote 6,9% und <strong>der</strong> Durchschnitt 11,20/0.

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