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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 1: Deutscher Liberalismus - ein Oberblick 31<br />

welten Arbeit die Behandlung del' deutschen Freihandelsschule (Hentschel,<br />

1975). Erstens sei die groBe Bedeutung dieser Schule fur die modeme wirtschaftliche<br />

und soziale Entwicklung Deutschlands selten richtig gewichtet worden.<br />

Nach Hentschel hat die von den Freihandlem von 1865 bis 1875 befiirwortete<br />

Wirtschaftsgesetzgebung<br />

"die rechtlichen und institutionellen Grundlagen geschaffen, auf denen unsere Wirtschaftsordnung<br />

auch heute noch ruht [...] es kann nicht geleugnet werden, daB die<br />

Freihandler auf die deutsche Wirtschaftsgeschichte nachhaltig gestaltenden EinfluB<br />

ausgeubt haben. Das scheint bislang selten gesehen zu sein." (Hentschel, 1975, S.<br />

283)<br />

Zweitens sei das Bild del' Freihandelsschule, das sich in den Geschichtsbuchern<br />

wi<strong>der</strong>spiegele, von ihren Feinden gezeichnet worden, die von den Liberalen<br />

als "Kathe<strong>der</strong>-Sozialisten" angegriffen wurden:<br />

"Das von Schmoller, Schonberg o<strong>der</strong> Wagner verbreitete Bild des deutschen Wirtschaftsliberalismus<br />

[wirkte] zunachst auf die Meinung <strong>der</strong> interessierten Offentlichkeit<br />

und spater auch auf das ..£Jrteil <strong>der</strong> Historiker sehr viel nachhaltiger ein als aIle<br />

originalen freihandlerischen AuBerungen. Es hat den Anschein, als sei ganz in Vergessenheit<br />

geraten, daB man es mit einer polemischen Skizze aus <strong>der</strong> gegnerischen<br />

Position zu tun hat." (Hentschel, 1975, S. 11)<br />

VI. Der Kulturkampf<br />

GroBe Teile Europas waren in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

das Feld, auf dem sich eine Kampagne abspielte, <strong>der</strong>en Ziel es war, die <strong>Freiheit</strong><br />

del' katholischen Kirche im Interesse einer sich ausbreitenden Staatsmacht einzuengen<br />

und ihren EinfluB zu verringern (Becker, 1981, S. 422ff.). Ab 1871 fuhrte<br />

Bismarck eine Serie anti-katholischer MaBnahmen in PreuBen und im Reich<br />

durch, die als Kulturkampf bekannt wurden. Mit wenigen Ausnahmen fand er<br />

sowohl bei den National-, als auch bei den Linksliberalen im Reichstag und im<br />

preuBischen Abgeordnetenhaus eine gluhende Anhangerschaft, und aIle Liberalen<br />

unterstiitzten einige Elemente seines Programms. 39 Selbst Eugen Richter pflichtete<br />

del' Sakularisierung <strong>der</strong> Schulen enthusiastisch bei, obwohl er an<strong>der</strong>e Facetten<br />

<strong>der</strong> anti-kirchlichen Politik scharf attackierte. Alles in allem war <strong>der</strong> Kultur-<br />

39 Vgl. Klein-Hattingen (1912, S. 4ff). Typisch fur die Nationalliberalen war die Haltung<br />

Rudolf Hayms: Er hoffte, daB Bismarck gegen die katholische Kirche den gleichen Erfolg erzielen<br />

wurde wie gegen Frankreich. "Hayms Liberalismus warein klassischer Fall des moralischen<br />

Imperialismus - die Duldung kultureller Verschiedenheit war niemals Teil seines Programms."<br />

(Kahan, 1989, S. 84)

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