Die Partei der Freiheit
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18 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
sung gegen den englischen Merkantilismus bzw., in seinen Worten, gegen die<br />
"kaufmannische Universalmonarchie <strong>der</strong> EngelHin<strong>der</strong>."23<br />
<strong>Die</strong> Verbindung zwischen individueller <strong>Freiheit</strong> und moralischer Entwicklung<br />
kiindigte sich in Themen an, die den deutschen Liberalismus im ganzen Verlauf<br />
seiner verdruBvollen Geschichte begleiteten. Johann Georg Schlosser, "einer <strong>der</strong><br />
radikalsten Verfechter des Vemunftsindividualismus," bezeichnete es als Inium,<br />
anzunehmen, "<strong>der</strong> Mensch sei zu dumm, urn sich selbst aufzukHiren, man musse<br />
ihn immer am Gangelband fuhren." In WOl1en, die Humboldts Ideen vOlWegnahmen,<br />
griff Schlosser das System einer vom Staat auferlegten Zielhierarchie<br />
an, selbst wenn diese das Gemeinwohl im Auge hat; er kritisiel1e "den obrigkeitlichen<br />
Verwaltungsstaat, <strong>der</strong> alles erfassen, alles bestimmen, alles kontrollieren<br />
wollte, wenn auch mit den besten Absichten." An seiner Start trat er fur eine pluralistische<br />
Gesellschaft ein, <strong>der</strong>en mannigfache Ziele von den Individuen bestimmt<br />
werden, aus denen sie sich zusammensetzt. "Der Staat ist am glucklichsten,<br />
in welchem die Menge und die Verschiedenheit [<strong>der</strong> individuellen] Ingredienzien<br />
am groBten ist." (Gerteis, 1983, S. 99, 171) Ein an<strong>der</strong>er Autor unterstrich,<br />
daB <strong>Freiheit</strong> eine Voraussetzung fur die Erziehung zur individuellen Verantwortlichkeit<br />
sei. Denn "die heilsame Entwicklung <strong>der</strong> moralischen Krafte [kann] nul'<br />
durch <strong>Freiheit</strong> und SelbsHindigkeit vor sich gehen [...] es folget von selbst, daB<br />
aller Zwang, del' dieselbe zUriickhalt, totendes Gift fur die allgemeine Gluckseligkeit<br />
sein musse." (Gerteis, 1983, S. 202)<br />
<strong>Die</strong>se Schriftsteller waren entschiedene Anwalte <strong>der</strong> geistigen <strong>Freiheit</strong>en. Sie<br />
sprachen sich femer fur eine unabhangige Rechtssprechung aus, beson<strong>der</strong>s urn<br />
das von Eingriffen des absolutistischen Verwaltungsstaates freie Recht auf<br />
Eigentum zu sichem. Zuweilen wurden alte und neue Rechtsvorstellungen kombiniert,<br />
urn Staatseingriffen in die Haushalts- und Familienangelegenheiten <strong>der</strong><br />
Burger entgegenzutreten.<br />
e) Justi, Mauvillon, Jacobi<br />
Uwe Wilhelm zufolge existierte seit den fruhen 1760er Jahren ein Gedankengebaude,<br />
das den politischen und den okonomischen Liberalismus miteinan<strong>der</strong><br />
verbindet, und zwar im Denken einer wichtigen Figur, die in diesem Zusammenhang<br />
gewohnlich nicht beachtet wird. Johann Heinrich Gottlob von Justi, Adminstrator<br />
and bekannter Kameralist, durchlief eine Entwicklung, die ihn am<br />
Ende zu einer an Montesquieu erinnemden Verfassungskonzeption fuhrte und zu<br />
einer Sichtweise des Wirtschaftslebens, die sich auf das liberale Gesellschaftsmodell<br />
stiitzte (Wilhelm, 1991, S. 415f£.). Der "spate" Justi "betrachtet den Burger<br />
nicht Hinger als Fursorgeobjekt absolutistischer Wohlfahrtspflege, sondem als<br />
sozial und wirtschaftlich selbstverantwortlich handelndes Subjekt." Offensicht-<br />
231m HOf(l967, S. 144). 1m Verlauf des Krieges gelangte die offentliche Meinung in Deutschland<br />
zunehmend zu <strong>der</strong> Ansicht, daB nicht England, son<strong>der</strong>n Amerika das Musterland <strong>der</strong><br />
<strong>Freiheit</strong> sei~ Dippel (1977, S. 151, 211).